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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Dienstag, den 31. Juli 2018

 

 

Tsismis”… – …kommt aus dem Spanischen (chisme ~ Geschwaetz, Geruecht), und hat sich in Tagalog wie Visayan sprachlich als “tismis” durchgesetzt, mit “tsismosa” und “tsismoso” fuer sie oder ihn, wer es halt verbreitet, was ich mit “Schwatztante” oder “Schwatzonkel” uebersetze. “Tsismis” sollte in Nachrichten eigentlich nicht vorkommen, das Problem ist nur, dass “tsismis” eine soziale Funktion hat. Man kann nicht mit einem bohrenden Nicht-Wissen herumlaufen. Das waere der “horror vacui” im Hirn, den haelt kein Mensch aus. Man braucht ein Fuellsel, sodass man sich darueber verstaendigen kann. Die Sprache des Menschen hat allererst nicht den Zweck Information auszutauschen – ein Geruecht des Informations-Zeitalters – sondern sie dient dazu, sich ueber etwas zu verstaendigen. Das ist nichts anderes, als sich auf eine Geschichte zu einigen, mit der man sich ueber den Erreger der Unruhe, dieses momentane Nicht-Wissen einigt und es sozial-vertraeglich in sein verstandenes Leben einfuegt. “Tsismis” ist so ein Platzhalter der Wahrheit, die man nicht oder noch nicht weisz, und die man moeglicherweise auch niemals wissen wird, aber – man kann jetzt damit umgehen und darueber reden. Man sollte nicht darauf herabblicken. Wissenschaftler sagen dazu “Arbeitshypothese”, Juristen “Anfangsverdacht”, aber das ist alles dasselbe, klingt nur distinguierter.

Also, “Gloria meets Sara” ist die Schlagzeile der “Manila Times” heute, was eigentlich auch schon alles ist, was man weisz. Doch das reicht nicht fuer einen ganzen Artikel, und so muss darueberhinaus “tsismis” herhalten.

Die Sprecherin des Hauses Gloria Macapagal-Arroyo nahm mit der Tochter des Praesidenten und Buergermeisterin von Davao Sara Duterte-Carpio und der Gouverneurin von Ilocos Norte Imee Marcos an einem Lunch im Seda Hotel in Quezon City teil. Von Reportern im Voruebergehen gefragt, worum es ginge, antwortete Arroyo: “Es war nur ein Danke-schoen-Essen, ein privates Gesellschafts-Essen.

Der Dank gilt der Unterstuetzung von Duterte-Carpio und Marcos bei der Stimmen-Beschaffung fuer die Parkett-Revolution im Haus, welche Arroyo dort zur Sprecherin machte. Aber das kann doch nicht alles gewesen sein. Man laedt nicht ueber 100 Abgeordnete ein, nur um mal gut zu essen und “Danke” zu sagen – oder?

Und so geht es in den Nachrichten heute mehr darum, was wohl dahinter steckt, wenn die nun als “Koenigsmacherin” gehandelte Sara Duterte-Carpio mit der auferstandenen Gloria Macapagal Arroyo die Koepfe zusammensteckt. Ich weisz es auch nicht, ich war nicht eingeladen, und so moechte ich aus dem “tsismis” drei Punkte herausgreifen.

Erstens. Der Abgeordnete Fredenil Castro sagte, dass Arroyo gedraengt habe, mit den anhaengigen Sachen im Haus weiterzumachen. Ich erinnere, dass sie selbst nach ihrer Wahl gesagt hatte, dass sie Dutertes Agenda durchbringen will, wozu neben TRAIN 2, der zweiten Stufe der Steuer-Reform, auch die Verfassungs-Aenderung gehoert. Beides sieht aber im Moment nicht gut aus. Im Senat will keiner TRAIN 2 sponsorn, denn die erste Stufe von TRAIN (Tax Reform for Acceleration and Inclusion Program) hat inzwischen eine derart schlechte Presse, dass man sich da nur die Finger verbrennen kann, und dazu kann man keinen Politiker ueberreden, der seine Wiederwahl im naechsten Jahr im Auge hat. Und die Verfassungs-Aenderung, derzeit Lieblings-Projekt von Praesident Rodrigo Roa Duterte, fuer die der ehemalige Sprecher des Hauses Pantaleon Alvarez die Wahl 2019 ausfallen lassen wollte, was ihn sein Amt kostete, ist eine Angelegenheit, zu der jeder eine eigene Meinung und einen eigenen Entwurf hat. Ich habe aber nicht bemerkt, dass sich jemand dafuer so richtig stark gemacht hat. Die Bedenkentraeger ueberwiegen bei weitem.

Zweitens. In dem Zusammenhang ist die Kolumne von Yen Makabenta in “The Manila Times” heute interessant, der meint, dass Praesident Duterte die Hindernisse im Senat und die Verwerfungen im Haus mit einem Schlag beseitigen koennte, wenn er ankuendigt, dass er eine eigene Partei aufmacht. Dies haette zur Folge, dass Senatoren mit Blick auf die Wiederwahl im naechsten Jahr sich hinter Duterte stelllen, und – hast-du-nicht-gesehen – haette TRAIN 2 einen Sponsor. Und auch fuer die Verfassungs-Reform saehe es im Senat besser aus. Dieser politische Schachzug koennte beginnen, wenn die drei Damen, die zusammen gut gespeist haben, Duterte-Carpios Regional-Partei zu einer nationalen Partei ausbauen, und das bringt mich zum naechsten Punkt.

Drittens. Da ich neben Duterte derzeit keine maennliche politische Figur sehe, die ihm das Wasser reichen koennte, stellt sich mir die Frage, ob nun das Filiarchat ausbricht, die Herrschaft der Toechter. Gloria, Imee und Sara sind halt die Toechter der Praesidenten Diosdado Macapagal, Ferdinand Marcos und Rodrigo Duterte, und sie haben alle drei das Format, auf hoechster Ebene aufzutreten. Gloria war da schon mal und hat mit dem Amt des Sprechers gezeigt, dass man auch zurueckkommen kann. Imee und Sara sind gestandene Amtsinhaberinnen und haben gezeigt, dass sie sich von einem Macho wie Pantaleon Alvarez nicht einschuechtern lassen, sondern sich durchsetzen koennen. Und dazu faellt mir dann der alte Witz ein, dass in den Macho-Philippinen stets der Mann das letzte Wort hat, und das lautet: “Ja, Liebling!

Warten wir’s ab.



Gemaesz “CNNPhil”, “GMANews”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “PhilStar” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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