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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 16. Juni 2018 

 

 

Die Lachnummer – Wer mal so richtig herzlich lachen moechte, sollte die zweiteilige Kolumne von Jojo Robles in “The Manila Times” lesen, die er unter dem Titel “Meilou does Hardtalk” gestern und heute veroeffentlicht hat, und die sich mit dem Interview der Fake-Richterin Maria Lourdes Sereno durch Stephen Sackur bei “Hardtalk” in der “BBC” nicht nur befasst, sondern das Interview im Skript wiedergibt. Es ist zu lang, es hier zu uebersetzen, und ich will auch keine nichts-sagenden Auszuege erstellen. Doch Stephen Sackur ist nicht das Damen-Kraenzchen von “CNNPhil”, das den Damen der Opposition jeden Raum gewaehrt und mit ihnen Softball spielt. Bei Sackur knirschen die Knochen, wenn er an’s Eingemachte geht und auf einer Antwort besteht – bis auch er einsieht, dass da nichts mehr zu erwarten ist.

 

 

So urteilt denn Al S. Vitangcol in seinem Beitrag in “The Manila Times” schon in der Ueberschrift “Sereno beendet juristische Karriere mit BBC-Interview”. Er geht dabei aus von einem Zitat unbekannter Herkunft, das besagt: “Es ist besser die Schnauze zu halten und den Eindruck zu erwecken, dass man dumm sei, als etwas zu sagen und darueber auch den letzten Zweifel zu beseitigen.” Wissenschaftlich stuetzt er sich auf Serenos Lidflattern/Augenzwinkern, zu dem “The Telegraph” 2008 in einer Untersuchung herausgefunden hat: “Luegner zwinkern weniger als normal waehrend einer Luege, und dann beschleunigen sie danach auf ein achtmal schnelleres Tempo.” Es scheint so, als ob die Konzentration auf die Luege normales Zwinkern unterdrueckt, um danach umso heftiger den so aufgebauten Druck abzufuehren. Und dann zaehlt Vitangcol ein paar Stellen auf, an denen Sereno besonders stark “nach-gezwinkert” hat. Um nur eine anzufuehren: “Nach lurzer Einleitung stellte Sackur die erste Frage: ‘Genieszen Sie es im politischen Rampenlicht zu stehen?’ Sereno antwortete ‘Ah, im Gegenteil Stephen, da ist nichts, aeh, was erfreulich dabei waere…’ und dem folgte ein Zwinker-Gestoeber.

Eher belesen gibt sich Yen Makabenta in seiner Kolumne in “The Manila Times”, in der er sich – man glaubt es kaum – mit der Zukunft der Fake-Richterin Sereno befasst. Er geht sehr detailliert der Frage nach, welche historische Aussage besser auf Sereno anzuwenden sei. So hat Leo Trotzki den Menschewiki nachgerufen, als die 1917 den Sowjet-Kongress verlieszen: “Geht dorthin, wohin ihr von jetzt an gehoert – in den Muelleimer der Geschichte!” Alternativ vermutete Jahrzehnte spaeter Ronald Reagan in einer Rede in London “…der Marsch von Freiheit und Demokratie … wird den Marxismus-Leninismus auf dem Aschehaufen der Geschichte zuruecklassen.” Und Makabenta fragt sich nun, ob Sereno auf den Muell oder zur Asche gehoert.

Hoffentlich ruft bald jemand die Muellabfuhr!

Duterte und Gott – Wenn also, wie angedeutet, die Zeitungen kein nennenswertes Thema haben, bleibt mir Zeit mich um Liegengebliebenes zu kuemmern. Ich hab zwar schon auf die Tiraden des Erzbischofs Socrates Villegas gegen Praesident Rodrigo Roa Duterte hingewiesen, worueber Jojo Robles sich neulich in seiner Kolumne in “The Manila Times” aufgeregt hat, und es gab da einen Artikel von Adam Garrie in “Eurasia Future”, der die Stationen von Dutertes Gerangel mit der Kirche ueber seine Amtszeit hinweg verfolgt, doch das war mir zu oberflaechlich. Daher, wo ja grad Zeit ist, ein paar eigene Gedanken zu dem Thema.

Ich war erst ein paar Monate in den Philippinen, als mir bei einer Feier ein Filipino, der erfuhr, dass ich Deutscher bin, die Frage stellte: “Hat Hitler an Gott geglaubt?” Ich weisz nicht, wieso das fuer ihn wichtig war, und ich weisz heute nicht mehr, wie ich mich da rausgeredet habe, denn ich hatte darauf wirklich keine Antwort.

Gesetzt den Fall, dass ein Filipino nach Deutschland kommt, zu einer Feier eingeladen wird, und dass ein aehnlich wissbegieriger Deutscher ihn nun fragt: “Glaubt Duterte an Gott?” Was koennte er antworten, oder stuende er genauso bloed da wie ich damals?

Praesident Duterte hat im September 2016 gesagt, dass er an Gott glaubt: “Ich glaube an Gott, aber das ist meine immerwaehrende Frage an ihn. Wo warst du, als wir dich brauchten? Es reicht nicht zu sagen, dass er am Juengsten Tag die Lebenden und die Toten richten wird. Welchen Sinn haben dann all die Herzschmerzen, Sorgen und Todesaengste, die dieser Welt bereits angetan wurden?” In dem zitierten Zusammenhang hatte er die Toten im Drogenkrieg im Blick: “Kann sein, dass Gott all diese Morde gar nicht will. Was soll’s, Gott ist nicht mein Feind. Ich werd mit ihm reden, wenn ich dahin komme… [das gab Gelaechter im Publikum] …Ich werde ihn fragen: ‘Wenn du wirklich Gott bist – du hast nichts getan und die Filipinos werden zu Millionen verrueckt [von den Drogen].’”

Genauso wie er mit Gott hadert, hat er aber auch seinen Spasz mit ihm. Nach seiner Rueckkehr aus Japan im Oktober 2016 erzaehlte Duterte vor der Presse: “Ich schaute zum Himmel als ich hierher kam. Und ich … alle schliefen und schnarchten. Da sprach eine Stimme, wisst ihr, ‘Wenn du nicht aufhoerst (unhoerbar), lass ich dieses Flugzeug jetzt abstuerzen.’ Und ich sagte, wer ist das? Klar, es ist Gott. Oh, in Ordnung. Tja, ich versprach Gott keinen Slang mehr zu reden oder zu fluchen.” Es hat Duterte amuesiert, als ihm das abgekauft wurde. Er gab spaeter zu, dass das natuerlich ein Scherz war.



Spricht so ein glaeubiger oder ein unglaeubiger Mensch? Was bedeutet es, wenn ein Atheist in Muenchen zufaellig einen Bekannten im Englischen Garten trifft und “Gruesz Gott!” sagt – ist das ein Glaubensbekenntnis? Das bedeutet genausoviel oder wenig wie Dutertes Worte in seiner SONA (State of the Nation Address) im Juli 2016 als er die Kommunisten zum Frieden aufrief: “Wenn wir, wie im Moment, uns nicht lieben koennen, dann lasst in Gottes Namen uns nicht allzu sehr hassen.

Ich sehe mich da in aehnlicher Zwickmuehle wie der Praesident. Christlich erzogen und konfirmiert, ist mir bei meinem Philosophie-Studium der Glaube abhanden gekommen. Ich hatte damals fuer mich den Spruch parat: “Wer ernsthaft Philosophie studiert, ist hinterher Jesuit oder Atheist – ich bin kein Jesuit.” Wer es denn lieber klassisch mag, findet bei Arthur Schopenhauer diese Formulierung: “Keiner der religioes ist gelangt zur Philosophie; er braucht sie nicht. Keiner der wirklich philosophiert ist religioes: er geht ohne Gaengelband, gefaehrlich aber frei.

Nun bin ich mit einer glaeubigen Frau verheiratet, Filipina, katholisch. Sie glaubt an Gott, und ich nehm ihr das ab, ich kenne sie dreiszig Jahre. Mein Atheismus hat sich gelegt, da sie in der Gemeinde als “liturgist of arts” engagiert ist, die beim Schmuck des Altars ihre Liebe zu Blumen und dem Schoenen mit ihrem Glauben verbindet. Ich helfe und schreibe am PC den Bibelspruch in Visayan fuer den jeweiligen Sonntag und drucke ihn in 200-Punkt-Schriftgroesze aus, den sie fuer alle lesbar an die Wand der Kapelle heftet. Ich hab da kein Problem. Ich stelle ihren Glauben in Rechnung und handle danach, und damit “existiert” dieser Gott auf einem Umweg auch fuer mich, solange meine Frau an ihn glaubt. Ich gehe noch weiter und behaupte, solange es auch nur einen Glaeubigen gibt, gibt es auch einen Gott, mit dem man rechnen muss. Man kann da nicht so tun, als sei da nichts, und ueber Atheismus rede ich nicht mehr. Diese Begriffe sind Schachteln, in die man Leute packt, um nicht ueber sie nachdenken zu muessen, so wie Preisschilder im Supermarkt. Ist die Ware erst einmal ausgezeichnet, verbietet sich das marktuebliche Feilschen ganz von selbst.

Ich sehe Duterte in einer aehnlichen Lage, wobei es nicht um die Inhalte seines Glaubens geht. Die scheinen eher aus dem Alten Testament zu kommen, doch das geht nur ihn etwas an. Es liegt Duterte jedoch fern, sich ueber Glaeubige und ihren Glauben lustig zu machen. Er selbst geht nicht in die Kirche, ihn ficht es aber nicht an, wenn die Glaeubigen dort ihrem Glauben nachgehen und dessen Rituale ausueben. Doch wenn die Kirchen-Fuersten von der Kanzel herab dem Praesidenten in seine Politik reinreden oder sich ueber dessen auszer-kirchlichen, nicht-ritualiserten Glauben erheben wollen, dann wird Duterte grob.

Es ist das Problem von Kirchen-Fuersten, dass sie nicht einsehen, dass der Glaube nur fuer den Glaeubigen so etwas wie ein weltgueltiges Gebot ist. Fuer alle anderen ist das irgendeine Meinung, die sie in der Kirche belassen sollten. Es wird naemlich gern uebersehen, dass die philippinische Verfassung von 1987 nicht nur die Glaubensfreiheit garantiert. Sie besagt auch, dass keine religioese Pruefung fuer die Ausuebung der buergerlichen oder politischen Rechte erforderlich ist (Article III, Bill of Rights, Section 5). Die Autoritaet der Kirche endet damit an der Kirchentuer, von innen her gesehen.

Es gibt da auch einen passenden Bibel-Spruch: “Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!” (Matthaeus 22, 21) Aber welcher Kirchen-Fuerst liest schon die Bibel?



Gemaesz “ManilaTimes”, “EurasiaFuture” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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