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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 16. Dezember 2017

 

Simbang Gabi… – …(~ Nacht-Messe) begann heute halb Vier in der Frueh, als der Alarm piepste, und meine Frau gefuehlte fuenf Minuten brauchte, bis sie gefunden hatte, wie sie den Alarm ausschaltet. Wir nutzen die Weck-Funktion nie. Wir stehen sonst halt auf, wenn wir  wach werden. Diese neun-taegige Serie von Messen in aller Herrgottsfrueh ehrt Mama Mary und endet mit der Misa de Gallo, Messe zum Hahnenschrei, der traditionellen Mitternachts-Messe zu Weihnachten, obwohl einige, zum Beispiel meine Frau, die ganze Messen-Serie Misa de Gallo nennen. Doch will ich nicht katholischer sein als der Papst. Wer mit einer katholischen Filipina verheiratet ist, ist gefuehlt halb-katholisch, und daher fuer Anders- oder Un-Glaeubige im Klartext: in neun Tagen ist Weihnachten.



Im Auge des Sturmes… – …soll es ganz ruhig sein, heiszt es. Ich kann das nicht bestaetigen, ich war da noch nie. Und die Leute, die in den Visayas und Luzon wohnen, haben bei all dem Regen, der im Moment auf sie niederprasselt, bestimmt keine Ruhe. Hier unten in der suedlichsten Stadt der Philippinen, GenSan, soll heute die Sonne scheinen. Mal sehen, wenigstens hat es nicht geregnet, als meine Frau eben zur Misa de Gallo gegangen ist.

Der Sturm, um den es mir geht, rauscht durch den Blaetter-Wald und wurde ausgeloest von einem Bericht, den AMTI (Asia Maritime Transparency Initiative) in Washington am Donnerstag mit dem Titel “Ein konstruktives Jahr fuer chinesische Basen-Erstellung” veroeffentlicht hat. Waehrend es um das Suedchinesische Meer, alias Westphilippinische See, diplomatisch ruhiger wurde in 2017, im Rahmen diverser ASEAN-Treffen ging es um einen Verhaltens-Kodex, COC ~ Code of Conduct, wurde auf sieben Inseln oder aufgefuellten Riffen, die China beansprucht, eifrig gearbeitet, daraus vollwertige Militaer-Stuetzpunkte mit entsprechender Infra-Struktur zu machen. Also nicht nur eine Landebahn oder eine Mole, sondern Hangars, Bunker, Baracken und was weisz ich, was noch dazu gehoert. Der Bericht enthaelt Bilder, die die Fortschritte zeigen auf Fiery Cross Reef, Subi Reef, Mischief Reef, Tree Island, North Island, Triton Island und Woody Island.

Praesident Rodrigo Roa Duterte hatte sich letzten Monat optimistisch gezeigt, dass China keine Neu-Besetzungen mehr vornimmt, nachdem man nun ja miteinander redet. Das kann man so oder so sehen. Neue Baustellen sind nicht hinzugekommen, da hat er Recht. Aber mit sieben komplett ausgeruesteten Kampf-Stationen im strittigen Gebiet steht China ganz anders da als noch vor einem Jahr. “China rule the waves!” koennte man das patriotische Lied “Rule, Britannia!” abwandeln – wenigstens was das Suedchinesische Meer angeht. Denn damit ist ja nicht Schluss. Chinas Flugzeugtraeger sollen dort patroullieren, China will regelmaeszige See-Manoever abhalten, und wie die Agentur “Xinhua” gestern meldete, wird nun ein Satelliten-Programm aufgelegt, das zunaechst 3 geo-stationaere optische Satelliten in Position bringt, dem SAR-Satelliten folgen sollen, also Bild-Radar-Satelliten. Mit diesen ist eine Rund-um-die-Uhr-Ueberwachung des See-Gebietes von 30 Grad noerdlich bis 30 Grad suedlich des Aequators moeglich.

Noch Fragen?

Der Einzige, der da ruhig bleibt – im Auge des Sturmes – ist der philippinische Auszen-Minister Alan Peter Cayetano. Er sagt bezueglich China: “Wir haben nie gesagt, dass alles beendet ist und dass niemand irgendetwas baut. Was wir sagen ist, sie beanspruchen keine Gebiete, die nicht bewohnt sind, was heiszt, sie besetzen keine neuen Gebiete.” Und ueberhaupt taete ja jeder was: “In Pag-Asa reparieren wir zur Zeit. Malaysia, Vietnam, China, alle reparieren sie, aber jeder sagt, es ist nur zur Verteidigung.” Und Cayetano erlaeutert Dutertes Strategie: “Die Absicht des Praesidenten ist, die Temperatur zu senken und zum COC (Code of Conduct) zurueck zu gehen.

Mit ihm die Ruhe selbst ist Tan Qingsheng, der politische Ratgeber bei der Chinesischen Botschaft im Manila. Er meint, dass unter der “strategischen Vision” und den “gemeinsamen Bemuehungen” von Xi Jinping und Duterte die Beziehungen beider Laender “gegruendet sind auf einem historischen Schwenk der uns in eine neue Aera geleitet, oder besser bekannt als eine andere ‘Goldene Aera’.” Und Tan meint, China haette “jeden Grund unsere Entwicklungs-Strategien zu verstaerken” mit den Philippinen, und “die Win-win-Kooperation voran zu treiben, um so eine erweiterte und hellere Aussicht” fuer die Partnerschaft zu eroeffnen.



Halleluja!

Bei diesen Worten wundert mich nicht, dass Duterte von misstrauischen Menschen hinter vorgehaltener Hand das “Sprachrohr Chinas” genannt wird, denn jenseits des Auges im Sturm wird die Sache doch etwas anders betrachtet.

In chinesischen und australischen Blaettern gibt es einigen Aufruhr, dass ein chinesischer Admiral sich offiziell ueber die Passage von 6 Schiffen der australischen Marine beschwert hat. Australien besteht mit den USA und anderen auf dem Recht freier Seefahrt, was in China wieder Aengste um eine moegliche “Quad”, eine Zusammenarbeit von USA, Japan, Indien und Australien zu einer Art Asien-Nato, weckt. Nach chinesischem Verstaendnis treiben die sich da in ihrem Hinterhof herum. Da ist dann auch immer noch das Gerede von “Indo-Pacific” im Hinterkopf, mit der US-Praesident Donald Trump und US-Auszenminister Rex Tillerson die Chinesen verschreckt haben. Fuer sie ist das Asien, und ein ganz wichtiger Teil ihres Planes Neue Seidenstrasze ist der Seeweg eben durch das Suedchinesiche Meer, die Straits, Indien und weiter Richtung Europa. Das ist Chinas Hinterhof, und da tun sie selbstredend “nur etwas zur Verteidigung”.

Um das zu verstehen sollte man das Vorurteil ablegen, dass China ein kommunistisches Land sei. China ist der Muster-Kapitalismus, wie kein Ideologe ihn besser beschreiben koennte. Und Kapitalismus hat nur ein Konzept: Wachsen – Stillstand ist Tod.

Abgesehen von der welt-politischen, sollte die umwelt-politische Seite nicht uebersehen werden. In “Modern Diplomacy” war am Donnerstag ein Artikel von James Borton, ein Wissenschaftler am Stimson-Center, in dem er die oekologischen Folgen der Bau-Masznahmen insbesondere an den Riffen beschreibt. Die Riffe sind die Kindergaerten der Fische. Werden die kaputt gemacht, dann gibt es weniger Fische, und dann leiden die Fischer. Man sollte nicht aus dem Auge verlieren, dass es ein Streit um ein paar Fischer-Boote bei Scarborough Shoal war, mit dem das Thema fuer die Philippinen brand-aktuell wurde.

Ja, Duterte hatte einen Erfolg, als er dafuer sorgte, dass philippinische Fischer wieder am Scarborough Shoal ihre Fangleinen ins Wasser lassen koennen. Aber, er und seine chinesischen Freunde sollten darauf achten, dass diese Fischer und ihre Familien und die Doerfer, in denen sie leben, nicht die Basis ihres Gewerbes hinten rum dadurch verlieren, dass die Brutstaetten der Fische zubetoniert werden.

Borton fordert, dass ASEAN einen gemeinsamen Wissenschafts-Rat bildet, der sich der Sache annimmt und die betroffenen Staaten in dieser Hinsicht beraet. Es gibt ja nicht nur philippinische Fischer. Bei all diesen Tausend-Insel-Staaten ist ein groszer Anteil der Bevoelkerung vom Fischfang abhaengig, und das sind nicht die Reichsten im Lande, im Gegenteil. Wer die Aermsten vergisst, darf sich nicht wundern, wenn es dann doch irgendwann ein Kalifat Suedost-Asien gibt, statt der “Goldenen Aera”, von der Herr Tan traeumt. Da hilft nicht nur das Kriegsrecht in Mindanao und die Beobachtung der IS-Rekrutierer um Marawi. Im Auge des Sturms sollte man sich nie sicher fuehlen. Meistens kommt es dicker nach.

Aber, was soll’s. Meine Frau ist von ihrer Misa de Gallo zurueck. Jetzt gibt’s Fruehstueck.

Gemaesz “Wikipedia”, “ManilaBulletin”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “PhilStar”, “AMTI”, “GMANews”, “Xinhua”, “SouthChinaMorningPost”, “TheAustralian”, “ModernDiplomacy” u.a.

 

Diskutiert wird darüber im DER PHILIPPINISCHE EXPAT KLUB, in der Gruppe POLITIK!

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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