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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Dienstag, den 26. Juni 2018 

 

 

Das Kreuz mit der Kirche – Wenn es um Kritik an der Katholischen Kirche geht, muss man in den Philippinen nicht lange suchen. Ihr Nationalheld Jose Rizal gab da bereits eine Steilvorlage, wie schon in der “Wikipedia” nachzulesen ist: ”Rizals Buecher, vor allem sein beruehmtestes Werk ‘Noli me tangere (Ruehre mich nicht an)’, das 1887 in Berlin auf Spanisch herausgegeben wurde, uebten Kritik am herrschenden gesellschaftspolitischen System und vor allem am Machtmissbrauch der roemisch-katholischen Kirche und der spanischen Priester und Moenche. In ‘Noli me tangere’ werden Korruption, Landraub und sogar sexueller Missbrauch einheimischer Frauen durch spanische Moenche dargestellt oder angedeutet.” Das Buch “Noli me tangere” kann in Englisch unter dem Titel “The Social Cancer”, die Fortsetzung “El Filibusterismo” unter dem Titel “The Reign of Greed” kostenlos aus der Gutenberg-Library im Internet heruntergeladen werden. Sie sind lesenswert und fuer Liebhaber der Philippinen unumgaenglich.

Praesident Rodrigo Roa Duterte befindet sich mit seiner Kritik an der Kirche in bester Gesellschaft, und als er im Mai 2016 gewaehlt wird, kommt auch einer seiner Kritiker im Wahlkampf in’s Gruebeln. Rigoberto Tiglao schrieb damals in “The Manila Times”: “Es ist Zeit, dass jemand von nationalem Format den Mumm hat die Katholische Kirche zu kritisieren, so wie der gewaehlte Praesident Rodrigo Duterte es getan hat. Ich habe Duterte heftig kritisiert in meinen Kolumnen vor der Wahl, weil ich nicht nur nicht einverstanden war, sondern ich verabscheute seine Missachtung menschlichen Lebens, auch wenn es das eines verdaechtigen Kriminellen war. Doch ich unterstuetze ihn total in seiner Kritik der Katholischen Kirche, die eine der scheinheiligsten Institutionen des Landes war.

Da die Kirche Dutertes Kampf gegen Drogen von Anfang an kritisiert, keilt der zurueck. Im Januar 2017 empfiehlt er in seinen Reden zur Lektuere den “Altar of Secrets”, ein Buch von Aries Rufo, das Missstaende in der Katholischen Kirche in den Philippinen aufzeigt. Es geht um Liebschaften und Kinder von Priestern, sexuellen Missbrauch, Geldverschwendung und Bereicherung, politische Spielchen, usw. Tiglao zitiert in seiner Kolumne Duterte damals mit den Worten: “Ich fordere die Katholische Kirche heraus. Ihr seid voll Scheisze. Ihr riecht schlecht, nach Korruption und was noch.

Natuerlich muss die Kirche nun auch etwas an ihm finden, “tit for tat ~ wie du mir, so ich dir”. Dabei tut sich der damalige Vorsitzende der Bischofs-Konferenz der Philippinen Erzbischof Socrates Villegas hervor. Er sucht sich im Maerz 2017 die Figuren der selbst ernannten Moerder Edgar Matobato und Arturo Lascañas aus unter dem Titel “Edgar und Art und die Gnade Gottes”, um ihre sogenannten Gestaendnisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und “…ihre Anschuldigungen gegen Duterte glauben zu machen, die bereits abgewiesen und vergessen waren, mit der ueberwiegenden Auffassung, dass sie blosz Trillanes’ bezahlte Handlanger sind”, wie Rigoberto Tiglao in seiner Kolumne im “The Manila Times” schreibt.

Wie du mir, so ich dir. Also kramt Duterte wieder den “Altar of Secrets” aus, empfiehlt und verschenkt ihn im Juni 2018 gegen einen Kuss an eine Filipina in Korea. Da das aber wohl nicht den gewuenschten Effekt hat – man regt sich mehr ueber den Kuss als ueber das Buch auf – legte er letzte Woche nach in Reden in Iloilo und Davao. Nun griff er eine der heikleren Aussagen der Kirche an, die Lehre von der Erbsuende, die der Kirchenvater Augustinus ausformuliert hat. Der Mensch kommt, seit Adam den verbotenen Apfel von Eva nahm, mit Suende beladen zur Welt und bedarf zur Erloesung der Gnade Gottes, die er durch die Taufe erhaelt. Das hat den praktischen Nebeneffekt, will der arme Mensch nicht suendig bleiben und unweigerlich in der Hoelle landen, sich halt taufen lassen und so Mitglied der Kirche werden muss. Ein Mechanismus zur kirchlichen Selbsterhaltung, mit dem man die Schaefchen bei der Herde haelt und mehrt, denn Augustinus empfahl ganz besonders die Taufe von Kindern – natuerlich nur zu deren Bestem: sie vor der Hoelle zu bewahren.

Die Erbsuende findet Duterte bloed, und – er sagt das auch. Das religioese Drumherum hab ich die letzten Tage diskutiert, doch in den Medien schaukelt sich das auf, so dass Praesident Duterte nun ein Kommitee eingesetzt hat, um einen Dialog mit der Katholischen Kirche zu fuehren. Diesem Kommitee gehoeren an der Sprecher des Praesidenten Harry Roque, Ernesto Abella, der dem Rat der Evangelischen Kirchen angehoerte, Prediger und Sprecher des Praesidenten war, und Pastor “Boy” Saycon, der trotz seines Vornamens wohl nichts mit der Kirche am Hut hat.



Zur Bildung dieses Kommitees sagte Roque: “Der Praesident will den Dialog, weil Regierung wie Kirche beide Teil derselben philippinischen Gesellschaft sind. Da ist nichts zu verlieren, wenn Kirche und Regierung ein besseres Verhaeltnis haben.” Das klingt ein bisschen, als haette er Pascals Wette im Hinterkopf, doch in dem Gespraech kann es kaum um Theologie und auch nicht um Dutertes Gottes-Verstaendnis gehen, sondern nur um das bereits erwaehnte Zitat des Matthaeus 22, 21: “Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

Positiv sieht der Vorsitzende der Katholischen Bischofs-Konferenz, Erzbischof Romulo Valles, dem Gespraech entgegen: “Miteinander reden heiszt einander zuhoeren, und das ist immer gut.” Zu dieser Bischofs-Konferenz gehoert aber leider auch Bischof Brodrick Pabillo, der meint: “Das ist blosz eine Ausrede um die Kritik an ihm zu verwirren.” Ich weisz nicht, ob Bischof Pabillo ein guter Zuhoerer ist, wenn er vorab schon zu wissen meint, was er zu hoeren bekommen wird. Meist hoert man dann auch nur das heraus, was man hoeren wollte.

Wie auch immer.

Das Thema verdraengt heute alle anderen. So macht die “Manila Times” mit “Duterte will Riss mit der Kirche kitten” auf, der Leitartikel beschaeftigt sich mit “Dutertes ‘bloedem Gott’” und Rigoberto Tiglao fragt in seiner Kolumne “Dutertes Vermaechtnis: Befreiung von der Religion?” und wiederholt dazu seine Kolumne aus dem Januar 2017, in der er der Frage bereits nachging. Das Fragezeichen hinter dieser Behauptung halte ich fuer sehr angebracht, soweit sind die Philippinen nicht. Als Beispiel moege die “gottlose” UdSSR dienen: nach ihrem Zerfall war Russland mit einem Schlag wieder orthodox. “Manila Bulletin” erlaeutert “Duterte bildet ein Kommitee fuer einen Dialog mit katholischen Kirchen-Fuehrern”. Der “Manila Standard” zeigt ein Bild des in’s Gebet vertieften, in einer Kirchenbank knieenden Duterte, und titelt “Ich schuettele Baeume um anzuregen”. Der Artikel zitiert dazu aus einer Rede des Praesidenten gestern in Zamboanga del Sur: “Ich mach das absichtlich. Wisst ihr warum? Dieses Land ist in einer Flaute. Ich schuettele den Baum um zu sehen, ob sie lebendig sind. Ich schuettele den Baum, auch wenn meine Worte unverschaemt sind, und ich moechte die Grenzen [der freien Meinungsaeuszerung] erkennen.” Und das Thema hat es sogar in die “South China Morning Post” geschafft mit einem Artikel von “Associated Press”, der den Inhalt klar vorgibt, “Rodrigo Duterte gebrandmarkt als ein ‘uebler Psychopath’ nachdem er Gott einen ‘bloeden Hurensohn’ nannte”.

Lassen wir die (typisch amerikanische) Heuchelei der “Associated Press” auszer Acht, so bleibt die Frage, ob bei diesem Gespraech etwas herauskommen kann. Ich sehe da zwei Probleme.

Den guten Willen zuzuhoeren geb ich dem Erzbischof Valles gern vor, wie auch Roque betont, dass es da eine freundschaftliche Verbundenheit von Duterte und Valles gibt, die beide aus Davao stammen. Doch “zuhoeren” heiszt, die eigenen Gedanken von dem anderen fuehren zu lassen, um zu seinem Gesichtspunkt zu kommen. Einem Bischof sind da aber von der Glaubenskongregation Grenzen gesetzt, und grad um die geht es.

Das andere Problem ist Duterte, der ein Gottsucher ist, wenn man sein Fragen ernst nimmt, und es nicht wie Bischof Pabillo als bloszes Ablenkungs-Manoever betrachtet. Gottsucher wollen Wahrheiten, und die gibt es nicht. Wahrheiten sind Saetze, bei denen man aufgehoert hat weiter zu fragen. “Genau hier” aber aufzuhoeren, ist eine Entscheidung, die der eine so und der andere anders sieht. “Den Satz”, der all sein Fragen beantwortet, wird Duterte nicht bekommen.

Und was dann?



Gemaesz “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “ManilaStandard”, “SCMP”, “Wikipedia” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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