Willkommen bei PHILIPPINEN MAGAZIN   Click to listen highlighted text! Willkommen bei PHILIPPINEN MAGAZIN
AuslandNACHRICHTENPolitikPRESSESCHAU

…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Sonntag, den 21. Juni 2020

Zum Bild: Ist China eine Demokratie?

 

China most democratic – Ganz und ungekuerzt bringe ich nur Artikel, die mich aufgrund des Gehalts beeindrucken, oder auch, wenn sie dem Weltbild widersprechen, das ich mir im Laufe des Lebens zurechtgelegt habe. Meist genuegt das Zitat einiger Kern-Saetze, denn es ist wirklich Straf-Arbeit das Gestammel des Google-Translators in lesbares Deutsch zu bringen. So ging es mir heute mit der Kolumne von Mauro Gia Samonte in der “Times”, wozu ich fast zwei Stunden gebraucht habe.

Ich habe Samonte nicht oft zitiert, doch wenn, dann waren es entscheidende Einsichten um die Position der Philippinen angesichts der Rivalitaet von den USA und China, wie zum Beispiel die Bedeutung des Manila-Grabens fuer die USA, um dort U-Boote zu verstecken als Vorhut gegen Chinas Machtstreben.

Da mir aber seine heutige Kolumne ueber das Ziel hinauszugehen schien, habe ich etwas recherchiert. Die Dalia Research ist ein in Berlin angesiedeltes und weltweit anerkanntes Institut, und die Zahlen, die Samonte zitiert, werden auch zitiert in Artikeln von “Reuters ~ China’s response to Covid-19 better than U.S.’s, global poll finds”, des “Guardian ~ Only three out of 53 countries say US handled coronavirus better than China”, der “Global Times ~ US political elites can fool Americans, but not the world” oder auch in “The Economist ~ Much of the world thinks the response to the pandemic has been poor” oder in der “BILD ~ Mega-Umfrage in 53 Laendern – So denkt die Welt ueber ihre Corona-Regeln”. Zwar konnte ich den “Economist” und “BILD” nicht einsehen, da Bezahl-Artikel, doch auch denen war die Umfrage einen Artikel wert.

Nach diesem Vorspann hier Samontes Kolumne mit der gewagten Ueberschrift “Survey says: China most democratic” in der heutigen “Times” in behutsam korrigiertem Google-Deutsch:

Grundlegend fuer das marxistische Konzept der politischen Oekonomie ist dieses Diktum: Wirtschaftliche Macht erzeugt politische Macht, und politische Macht dient wirtschaftlicher Macht.

“Dieser Grundsatz faellt mir unweigerlich ein, wenn ich auf diese scheinbar uebliche Nachricht stosze, die jedoch tief in den exquisit heiklen Begriff der Demokratie eingreift.

“In der Nachricht heiszt es: 

“‘ Der Democracy Perception Index (DPI) ist die weltweit groeszte jaehrliche Studie zur Demokratie, die von Dalia Research in Zusammenarbeit mit der Alliance of Democracies durchgefuehrt wurde, um die Einstellungen zur Demokratie aus der ganzen Welt zu ueberwachen. Die Ausgabe 2020 bietet einen einzigartigen Vergleich der globalen oeffentlichen Meinung waehrend der Covid-19-Krise. Die Ergebnisse basieren auf national repraesentativen Interviews mit 124.000 Befragten aus 53 Laendern, die zwischen dem 20. April und dem 3. Juni 2020 durchgefuehrt wurden.

“’ Die Ergebnisse des diesjaehrigen DPI bieten einen beispiellosen Vergleich der Einstellungen auf der ganzen Welt waehrend der Covid-19-Pandemie. Diese Studie stellt die dritte jaehrliche Rate des DPI seit seiner Einfuehrung im Jahre 2018 dar und soll Aufschluss ueber die Trennung zwischen den Erwartungen der Buerger und ihren Regierungen geben.

“’ Der DPI wurde vor dem Kopenhagener Demokratie-Gipfel veroeffentlicht, der am Donnerstag, 18. Juni, und Freitag, 19. Juni 2020, stattfindet, wo Dalia-CEO Nico Jaspers die Studie vollstaendig vorstellen wird.

“’ Wichtigste Ergebnisse

“’ Demokratie ist wichtig

“’ 78 Prozent der Menschen auf der ganzen Welt sagen, dass Demokratie wichtig ist fuer ihr Land. Aehnlich wie 2019 ist dies in jedem untersuchten Land eine Mehrheitsmeinung, die von 92 Prozent in Griechenland bis zu 50 Prozent im Iran reicht.

“’ Mein Land ist nicht demokratisch

“’ 40 Prozent aller in Demokratien lebenden Menschen glauben, dass ihr Land nicht wirklich demokratisch ist.

“’ 43 Prozent der Weltbevoelkerung gibt an, dass ihre Regierung nur einer kleinen Gruppe von Menschen in ihrem Land dient. Dieses Gefuehl ist in Demokratien ebenso hoch wie in Nichtdemokratien.

“’ China ist wirtschaftlich am demokratischsten

“’ 50 von 53 Laendern sehen in China eine effektivere Bekaempfung des Coronavirus und nur 3 sehen die Vereinigten Staaten als wirksamer als China.’

“Da ich vor zwei Kolumnen auf Abraham Lincolns Gettysburg-Address zurueckkam, beeil ich mich, dies in dieser Diskussion noch einmal zu tun, naemlich:

“’ Vor 87 Jahren haben unsere Vaeter auf diesem Kontinent eine neue Nation hervorgebracht, die in Freiheit konzipiert wurde und sich dem Grundsatz verschrieben hat, dass alle Menschen gleich geschaffen sind.’

“Waehrend eines groszen Teils meiner sozialen Existenz hatte ich mich an diese Idee geklammert, aehnlich wie ein Blutegel an meinem Fleisch, um unersaettlich mein Blut zu genieszen. In der Tat hatte ich geglaubt, Gleichheit unter Menschen sei etwas, das von ihrem sozialen Wesen unabhaengig ist. Stalin wuerde dieses Phaenomen so verstehen: ‘Die Theorie selbst wird eine materielle Kraft, ist sie erst von den Massen angenommen.’

“Mit anderen Worten, man muss nur staendig auf jemandes Schaedel einhaemmern, dass Demokratie fuer ihn das Wahre ist, um ihn glauben zu machen, das sei auch so. Da das Bewusstsein eines Menschen jedoch von seinem sozialen Wesen bestimmt wird, beginnt er zu begreifen, dass die Idee, egal wie hart die Idee der Demokratie in seinen Kopf gehaemmert wurde, vor lauter Leere zerbricht, wenn er unter der Armut der Vielen leiden muss.

“In dem Moment, in dem ich anfing, mich in dem taeglichen Kampf mit dem Proletariat zu integrieren, glaubte ich, dass nichts in einer Situation fair ist, in der eine grosze Zahl von Menschen arm und nur sehr wenige reich sind. Wo ist in diesem Fall Demokratie?

“Wahre Demokratie kann also nur existieren, wenn die grosze Ungleichheit zwischen Arm und Reich beseitigt ist. Wo auf der Welt ist dies der Fall?

“Auf keinen Fall auf den Philippinen, wo freimuetig zugegeben wird, dass 60 Prozent des Vermoegens im Besitz von 1 Prozent der Bevoelkerung sind.

“Nicht anders in den meisten Gegenden der Welt.

“Wie der oben zitierte DPI bestaetigen wuerde, glauben 40 Prozent aller in Demokratien lebenden Menschen, dass ihr Land nicht wirklich demokratisch ist.

“Was an dieser Feststellung jedoch entscheidend ist, ist, dass 43 Prozent der Weltbevoelkerung sagt, dass ihre Regierung nur einer kleinen Gruppe von Menschen dient. Dieses Gefuehl ist in Demokratien gleich hoch wie in Nicht-Demokratien.

“Ist das nicht genau das, was das marxistische Diktum sagt, das zu Beginn dieses Stueckes zitiert wurde? Wirtschaftliche Macht erzeugt politische Macht, und politische Macht dient wirtschaftlicher Macht. Die philippinische Oligarchie hat dafuer gesorgt, dass sie die Kontrolle ueber die Regierung erlangt, egal wer da als Praesident sitzt, wodurch die Kontrolle ueber die philippinische Wirtschaft erhalten bleibt.

“Die von Manny V. Pangilinan kontrollierte Manila Electric Co. (Meralco) denkt daran, ihre Stromverbraucher mit einer voellig willkuerlichen und aeuszerst unfairen Kreation von Abrechnungen zu schlagen, die sie jedoch entschlossen umsetzen will, um an die Verbraucher die Last ihrer Verluste durch Covid-19 weiterzugeben. Koennen sich die Verbraucher beschweren? Nein, Meralco zitiert ein Gesetz, das ihnen gestattet, diese himmelhohen Saetze zu erheben. Ich werde wegen dieses Themas auf Sie zurueckkommen, Meralco, doch zunaechst will ich das Thema bezueglich der Demokratie abhaken.

“Es ist hoechste Zeit, dass die Menschen ueber die Tatsache aufgeklaert werden, dass Demokratie ein politisches Erfordernis ist, das von den wirtschaftlich ermaechtigten Klassen der Gesellschaft gedacht ist, ihre wirtschaftliche Macht zu erhalten. Um die Vorstellung von Demokratie als Schlachtruf in seinem Kampf mit den Reichen zu waehlen, nimmt der Arme tatsaechlich einen Stein und haut ihn sich selbst auf den Kopf.

“Sicher, wie die DPI-Studie zeigt, sind sich die Menschen auf der ganzen Welt einig, dass Demokratie wichtig ist. Doch zuerst sollten sie klaeren, welche Art Demokratie sie brauchen. Sie brauchen Demokratie auf wirtschaftlicher Basis. Nur dann kann es Gleichheit der Menschen auf politischer Basis geben.

“Vor der Uebernahme Chinas durch die Chinese Communist Party (CCP) im Jahre 1949 gehoerten die chinesischen Massen zu den aermsten der Welt. Aber mit der faehigen Fuehrung der CCP blieb China auf dem Weg zum Sozialismus chinesischer Praegung. Heute ist China stolz darauf, 800 Millionen seiner Bevoelkrung aus der Armut befreit zu haben – eine Leistung, die heute von keiner anderen Nation der Welt erreicht werden kann. Auf dem achtzehnten Parteitag hat Praesident Xi Jinping die Entschlossenheit der Partei verkuendet, den Rest ihrer Bevoelkerung von der Verarmung zu befreien.

“Ich war vor drei Jahren in Shanghai und habe mit eigenen Augen gesehen, dass man in der Stadt kein einziges Squatter-Shanty sieht, und dass Arbeiter in Wohnungen untergebracht sind, die man in Metro Manila Eigentumswohnung nennen wuerde.

“Dies ist das Phaenomen China. Von den Vereinigten Staaten und ihren Kohorten auf der ganzen Welt als repressiver Staat propagiert, zeigt es tatsaechlich das Leben als das demokratischste in einem sozialistischen Staat. Wahrlich, die DPI-Studie bewertet China als das demokratischste Land der Welt.

Ich will die Kolumne hier nicht diskutieren, ich muss sie erstmal auf mich wirken lassen.

Spontan faellt mir ein Artikel der “Sueddeutschen Zeitung” vor ein paar Tagen ein, der von der Vergabe des Friedenspreises des Deutsche Buchhandels an Amartya Sen berichtet, und der einen Satz von ihm zur Ueberschrift hat: “Man stirbt nicht an Hunger, sondern an Armut”.

Zur Bekaempfung der Huengersnoete in der Dritten Welt mangelt es nicht an Nahrungsmitteln, sondern es mangelt dort an Geld diese zu kaufen.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Reuters”, “Guardian”, “Global Times”, “Sueddeutsche Zeitung” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

Click to listen highlighted text!