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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Sonntag, den 07. Juli 2019

(zum Bild: Duterte setzt den Falken die Haube auf)

 

Die Scheinheiligen und ihre Kohorten – Am Freitag hielt Praesident Rodrigo Roa Duterte eine Rede zur Eroeffnung des Chen Yi Agventures Rice Processing Complex in Alangalang, Leyte. Neben den ueblichen Hoeflichkeiten gab es die ueblichen Abschweifungen, die ich nicht verfolgen will. Von den zehn Seiten des Wort-Protokolls interessiert mich knapp eine Seite, die von den Worten “geopolitics” eingerahmt wird.

Genervt von Anwuerfen in Sachen SCS (South China Sea), die derzeit kommen von Richter Antonio Carpio, Ex-Auszen-Minister Albert del Rosario und Ex-Ombudsfrau Conchita Carpio-Morales, liesz Duterte sich auf das Thema ein. Ich kann das nicht lesbar uebersetzen, und hier also die Fetzen, die ich verstanden habe.

Was die Militarisierung der SCS durch China angeht, “Amerika haette da frueher etwas tun koennen, doch es hat nicht. Ich wundere mich warum. Nun wollen sie, dass wir China triezen.” Darauf laesst er sich nicht ein, “ich stehe nicht an meinen Soldaten zu befehlen, in den Hoellenschlund zu gehen und ohne Gegenwehr zu sterben.” Doch da gibt es ein aktuelles Problem, China soll Raketen auf den Spratly Inseln getestet haben, und “ich hoffe, dass China da nicht ueberzieht, weil Amerika uns ja staendig draengt, uns anstachelt.” Als seien die Philippinen der Wurm an der Angel, denn da gibt es ja den wechselseitigen Verteidigungs-Pakt, “In Ordnung. Soll Amerika den Krieg erklaeren. Lass sie all ihre Waffen in der South China Sea versammeln. Feuert den ersten Schuss ab, und ich werde gluecklich folgen.” Die Frage ist natuerlich, wie es danach aussieht, “was wird dann mit Amerika geschehen? Und was geschieht mit den Philippinen und Asien? Ich weiz es wirklich nicht. So ist das mit der Geo-Politik.

Hinter dieser Rede steht eine Skepsis gegenueber Amerika, und die ist nicht unbegruendet. Es gab vor einem Jahr einen Streit, als Verteidigungs-Minister Delfin Lorenzana schrieb, dass Praesident Benigno Aquino den Disput mit China bezueglich der South China Sea vermasselt habe. Erbost schrieb del Rosario damals: “Waehrend der verfahrenen Lage am Scarborough Shoal mit China, gingen uns die USA an, ein ehrlicher Vermittler fuer beide, China und die Philippinen, einem gleichzeitigen Abzug der Schiffe aus der Untiefe zuzustimmen. Wir stimmten daher zu. Zu der gegebenen Zeit zogen wir ab, was China jedoch nicht tat – in Verletzung unseres Abkommens.

Das stimmt so nicht, meint Rigoberto Tiglao in diversen Kolumnen in der “Times”, weder die USA noch China haben je behauptet, dass es ein solches Abkommen gab. Dazu passt nicht, dass die USA China nicht einmal geruegt haben, und dazu passt nicht, dass in den Medien zwei Tage spaeter dann schlechtes Wetter als Grund fuer den Abzug der Schiffe angegeben wurde.

 

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Tatsache sei, fand Tiglao, dass del Rosario sich von den Amerikanern hat an der Nase herumfuehren lassen. So diskutierten in Washington Fu Ying fuer China und Kurt Campbell fuer die USA, ob die USA Aquinos und del Rosarios Bitte folgen und eingreifen wuerden. Campbell vermittelte Praesident Obamas Position, dass die USA da nicht eingreifen koennten. Fu Ying sagte, sie muesse das erst mit Peking abstimmen. Der US-Botschafter in Manila, Harry Thomas, sagte del Rosario jedoch, dass China dem gleichzeitigen Abzug zugestimmt haette – wobei man nun streiten darf, ob das ein Missverstaendnis war, oder ob da in boeser Absicht Missverstaendliches gesagt wurde, weil die USA geopolitisch wollten, dass China vor den Augen der Welt als jemand dasteht, der sich nicht an getroffene Vereinbarungen haelt. Derart gelinkt gab del Rosario, mitten in der Nacht und ohne sich mit Aquino abzustimmen, Befehl alle Schiffe abzuziehen und ueberliesz den Chinesen die Kontrolle ueber Scarborough Shoal.

Am naechsten Morgen fand Aquino sich mit seinem Sonder-Gesandten Antonio Trillanes, der in China ueber einen gleichzeitigen Abzug der Schiffe noch verhandelte, vor vollendeten Tatsachen. Weder die USA noch China oder Aquino behaupteten, dass es ein Abkommen zum Abzug der Schiffe gab – nur del Rosario. Und der betreibt den feindlichen Kurs gegen China in den Medien weiter, weil er nicht sehen will, dass er in der Sache von seinen Freunden – Amerika – gelinkt wurde.

Dies ist die Sicht von Rigoberto Tiglao, die er seither in seinen Kolumnen oefter dargestellt hat, und – das scheint mir auch die Sicht von Praesident Duterte zu sein, wenn er darauf hinweist, dass die Amerikaner draengeln. Als Scheinheilige wollen sie einen Krieg nicht anfangen, sie wuerden aber auf der “gerechten Seite” eingreifen, und dafuer dienen die Philippinen als Koeder, als “Wurm an der Angel”. Darauf lasst Duterte sich nicht ein, und deshalb fordert er die USA direkt heraus, “Fire the first shot ~ Feuert den ersten Schuss ab” – und das ist die Nachricht, die dann in die Presse kommt. Bei “ABS-CBN”, “Inquirer” und “GMA” findet sich das als woertliches Zitat.

Dass dieser Schuss tatsaechlich faellt, waere jedoch das Allerletzte, was Duterte sich wuenschen wuerde: “Und was geschieht mit den Philippinen und Asien? Ich weiz es wirklich nicht.

Wenn ich diesen Abschnitt “Die Scheinheiligen und ihre Kohorten” ueberschrieben habe, so ist klar, wer die Scheinheiligen sind. Der “Deep State” der USA wird da vertreten von US-Sicherheitsberater John Bolton, ueber den man sich in Washington den Witz erzaehlt, er habe noch nie ein Land gesehen, das er nicht bombardieren wolle. Und da ist Mike Pompeo, den der US-Botschafters Sung Kim zitierte, als er kuerzlich sagte, “jeder bewaffnete Angriff auf philippinische Schiffe, philippinische Flugzeuge setzt unsere Verpflichtungen aus dem Mutual Defense Treaty [MDT] in Kraft.

 



 

Deren Ansichten werden hierzulande unterstuetzt von etlichen “Amboys” und “Amgirls”, unter ihnen Antonio Carpio, Albert del Rosario und Conchita Carpio-Morales und all jene, die nach dem MDT rufen. Doch da ist auch die Kolumne von Mauro Gia Samonte, in der er gestern in der “Times” die Frage untersuchte: “Fuer wen ist Lorenzana?

Samonte fragt sich, warum Verteidigungs-Minister Delfin Lorenzana den MDT mit den Amerikanern ploetzlich nachverhandeln wollte, weil darin nicht abgedeckt schien, wie er fuer Konflikte in der SCS zu interpretieren sei. Kurz danach, faellt Samonte auf, dass Lorenzana chinesische Kriegsschiffe im South Harbor besucht und vom chinesichen Botschafter Zhao Jianhua und Admiralen und Kommandanten empfangen wird. Aha, denkt sich Samonte, da eifert jemand Ramon Magsaysay und Fidel V. Ramos nach, die beide den Sprung vom Verteidigungs-Minister zum Praesidenten machten. Bereitet sich Lorenzana auch auf eine moegliche Kandidatur als Praesident vor, indem er sich international zeigt und dabei – wie sein Dienstherr Duterte – ins chinesische Horn stoeszt?

Doch dann wundert sich Samonte, als nach dem Zwischenfall auf der Recto (Reed) Bank Lorenzana als erster davon spricht, dass das chinesische Schiff die philippinischen Seeleute der “Gnade der Elemente” ueberliesz. Das waren dessen Worte, die nach einem Bild von Mao Tse-tung der Funke waren, der ein Praeriefeuer ausloeste. Mit seiner Rede vom “Rammen und Versenken” des philippinischen Fischerbootes war es Lorenzana, der Wolf schrie und damit die USA auf den Plan rief. Und wenig spaeter, als von amerikanischer Seite behauptet wurde, dass China in der SCS Raketen getestet haette, war es wiederum Lorenzana, der mit der Ankuendigung, sein Ministerium werde diese Tests untersuchen, fuer Unruhen und Proteste gegen China auf den Straszen sorgte. Haette er nicht ohne an die Presse zu gehen die Untersuchung einleiten koennen?

Und jetzt zaehlt Samonte eins und eins zusammen: Lorenzana will den MDT nachverhandeln, Lorenzana schreit Wolf, als es um einen Unfall geht, bei dem niemand ums Leben kam, und anstatt diplomatische Kanaele zu bemuehen, wenn es um Raketen-Test geht, sucht Lorenzana lauthals die Oeffentlichkeit. “Willst du Frieden, dann ist das das Letzte, was du tust. Da du anderes tust, willst du Krieg” – meint Samonte und schlieszt seine Untersuchung so: “Bei den koechelnden Spannungen zwischen den USA und China in der South China Sea, sind die USA diejenigen, die die Kriegs-Option den Philippinen zuschieben. Fuer wen also ist Lorenzana? Frage beantwortet.

Ist Lorenzana der “scheinheilige Falke” im Kabinett des friedliebenden Duterte? Da stellt sich gleich die Frage: und was waere schlimm daran? Schlieszlich hat Praesident Duterte zwei Freunde: US-Praesident Donald Trump und Chinas Praesident Xi Jinping.

 

 

Zu dem letzteren, bzw. zu dessen Land fuehlt Samonte sich hingezogen. Sein Denken, erlaeutert er, geht bezueglich der South China Sea von der unbedingten Vermeidung einer Wiederholung des Zweiten Weltkrieges aus. Und da sei China bekannt, dass es nie andere Laender erobert hat. Von den USA wisse man das Gegenteil, und daher gefaellt ihm nicht, wenn jemand Hass gegen China saet – was momentan das alleinige Thema der Opposition ist. China will keinen Krieg, doch man sollte es nicht fuer wehrlos halten. Auf dem Hoehepunkt des Standoffs bei Scarborough liesz der chinesische Premier Wen Jiabao die philippinische Regierung wissen: “Wir sind keine kriegs-luesterne Nation, aber wir weichen einem Kampf auch nicht aus, wenn uns jemand gegen die Wand drueckt.

Von daher ist Dutertes Freundschaft mit Xi Jinping gerechtfertigt. Das sieht bei Donald Trump auch so aus. Aus dem Fundus des “deep state” hat er zwar “Falken” in seiner Regierung, er selbst scheint aber keiner zu sein, wie seine Reaktion gegenueber dem Iran zeigt. Sieht man es von kriegs-luesterner Seite, so hat Trump gekniffen, als er den Gegenschlag zu dem Abschuss einer Drohne abblies. Sieht man es fried-liebend, so hat Trump eine Katastrophe vermieden, und das qualifiziert ihn eben auch als Dutertes Freund. Und beide setzen ihren “Falken” die Haube auf, wenn wir im Bild der Praesidenten als “Falkner” bleiben wollen.

Damit bewegen wir uns innerhalb der Grenzen von Dutertes Rede, die mich interessierten – es geht um Geo-Politik. Und bei dem Spiel auf der Welt-Buehne ist Duterte keiner der Spieler, sondern nur eine der Figuren auf dem Brett. Das erinnert an jene Zeiten im Maerchen, als Koenige gegeneinander Schach mit lebenden Menschen spielten, wobei eine “Figur schlagen” eben auch bedeutete, dass der auf dem Feld enthauptet wurde. Duterte ist aber nicht der Springer, der dem Maerchen nach seinem Koenig zurief: “Nun opfere mich doch schon auf f4!

Duterte ist kein Scheinheiliger, er denkt nicht an Sieg, sondern an das Wohlergehen seines Landes: “Wie kann ich die Ressourcen verteidigen, wenn keiner da ist, sie zu genieszen? Wie kann ich den Fisch schuetzen und die Produkte des Landes, wenn das keiner mehr isst? Seid ihr bescheuert?

Saysay sa adlaw – Dili mabuhi ang isda og way tubig. 

dili nein, nicht, buhi leben + ma… Z/M mabuhi wird, kann leben, ang best. Art., isda Fisch, og wenn, way ~ wala ang nicht, kein + best. Art., tubig  Wasser

Satz des Tages – Ein Fisch kann ohne Wasser nicht leben.

 



 

Gemaesz “PCOO”, “Manila Times” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

2 Gedanken zu „…aus der philippinischen Presse

  • Mildred Scholz

    Hello Sir Eckard,
    Good day! Me and my husband are an avid reader of your article. In zwei Wochen machen wir Urlaub in Negros Oriental wo ich geboren wurde.Wir wollten sie gerne treffen. Wenn’s möglich bitte sagen sie uns bescheid und treffen wir in Davao oder in Gensan oder wo sie gerne wollen. Sorry Sir, please understand bin noch nicht so weit grammatikalisch?.
    Hope to hear from you Sir, thank you.

    Mildred Scholz

    • Heiko Eckard

      Gute Frau Scholz,
      Ihr Wunsch mich kennenzulernen ehrt mich, bringt mich jedoch zugleich in die peinliche Lage Ihnen absagen zu muessen. Meine Frau und ich begnuegen uns mit Freunden in der Nachbarschaft, die wir taeglich sehen. Wenn ich meine Ansichten zu Praesident Duterte ins Netz stelle, freut es mich, wenn das anderen gefaellt, und dafuer moechte ich mich bei Ihnen bedanken. Ich habe aber nicht die Absicht, ueber das Netz Freunde zu finden, da bin ich irgendwie zu konservativ.
      Ich hoffe, dass Sie und Ihr Gatte mir trotz dieser Absage als Leser erhalten bleiben.
      Mit herzlichen Grueszen aus GenSan
      Heiko Eckard

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