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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Dienstag, den 27. November 2018

(zum Bild: Der Narzisst)

 

Die Schlagzeile… – …der “Manila Times” befasst sich mit einer Diskussion, die Antonio Carpio, dienstaeltester Richter am Obersten Gericht und aussichtsreicher Kandidat, dort Chef zu werden, nun anzettelt anlaesslich der Verstaendigung von Praesident Rodrigo Roa Duterte mit Chinas Praesident Xi Jinping ueber eine gemeinsame Ausbeutung von Oel- und Gas-Vorkommen in der South China Sea. Carpio sieht die Souveraenitaet des Landes gefaehrdet und bringt dazu all das auf’s Tapet, was er bereits in Den Haag beim Staendigen Schiedshof vorgebracht hat.

Die Philippinen haben dort Recht bekommen – will er nochmal Recht kriegen?

Das Problem ist, dass die Chinesen sich dafuer nicht interessieren. Sie sind gar nicht erst nach Den Haag gegangen und haben vor Beginn des Verfahrens erklaert, was auch immer dabei herauskaeme, sie nichts anginge. Genauso verhalten sie sich.

Praesident Duterte laesst das Papier in der Schublade und versucht mit den Chinesen klar zu kommen, weil sie nun mal die Groszmacht in dieser Gegend sind. Das gefaellt 80% der Filipinos nicht. Bei dieser Umfrage der SWS (Social Weather Stations), die das festgestellt hat, wurde aber nicht gefragt, was Duterte stattdessen machen sollte. Solche Fragen stellen Meinungsforschungs-Institute nicht, weil man die Antworten nicht wie Ja-Nein-Fragen vom Computer  auszaehlen lassen kann. Man muesste sich mit jeder einzelnen Antwort auseinandersetzen, und das ist muehselig. Das tut man lieber nicht.

Diese Unlust zum Nachdenken zeigt sich auch an einem anderen Beispiel.



Narzissmuss – Ein Leser hatte bei Praesident Rodrigo Roa Duterte dessen Narzissmus als das einzig Grosze diagnostiziert. Ich stimmte zu, dass Duterte ein Narzisst sei, doch widersprach ich der Ansicht, dass dies das Einzige sei, was an Duterte grosz ist und verwies auf das Urteil eines hiesigen Kolumnisten. Rigoberto “Bobby” Tiglao ist Bachelor of Arts in Philosophy, ehemaliger Kommunist, unter Marcos inhaftiert von Maerz 1973 bis Dezember 1974 mit seiner ersten Frau Raquel “Rock” Edralin, die 2001 an Krebs starb. Unter Arroyo war Tiglao Sprecher der Praesidentin, heiratete Gethsemane Selirio, die heute als Getsy Tiglao eine Kolumne im “Manila Bulletin” hat, spaeter war er Botschafter der Philippinen in Griechenland und Zypern, dann Kolumnist beim “Inquirer”, und seit 2013 bei der “Manila Times”. Der Mann kennt sich mit hiesigen Praesidenten aus. Seine Kolumne und die seiner Frau Getsy sind fuer mich Pflicht-Lektuere.

Desungeachtet tobte auf den facebook-Seiten des Deutsch-Philippinischen Klubs, der mein Blog bringt, gestern ein 15-stuendiger Streit, der mir zeigte, dass keiner der Kombattanten sich mit dem Begriff “Narzissmus” auseinandergesetzt hatte. Das sei nachgetragen, wobei klar ist – “you are always preaching to the converted” – dass dies von jenen nicht gelesen wird, die es gebrauchen koennten.

Zu Politik und Narzissmus gab es ein Interview mit der Psychotherapeutin Baerbel Wardetzki, das der “Spiegel” am 14. Juli 2017 veroeffentlichte.

Einige ihrer Bemerkungen:

Narzissmus bedeutet, dass ich ein geschwaechtes Selbstwertgefuehl habe, weil ich Selbstwertverletzungen erlebt habe. Deshalb baue ich mir ein ueberhoehtes Selbst auf.” – Es gehoert zu Dutertes Reden, dass er auf die neben ihm auf dem Podium sitzenden Mitglieder des Kabinetts zeigt und betont, dass seien “Valedictorians ~ Jahrgangs-Beste”. Er selbst habe immer nur 80 Prozent gehabt, aber – “die arbeiten jetzt fuer mich.” Das gibt einen Lacher beim Publikum, der ihm gut tut.

Machtpositionen haben immer etwas mit narzisstischen Strukturen zu tun, das gab es frueher auch schon. Die entscheidende Frage ist doch, wie diese gelebt werden – konstruktiv oder destruktiv. Bei Trump, Putin und Erdogan wird die Macht allein fuer die eigene Position ausgenutzt. Das ist destruktiv, das ist Machtmissbrauch.” – Benigno Aquino verbrachte seine Amtszeit damit, moeglichst viel Geld als Entschaedigung fuer die Hacienda Luisita seines Clans herauszuschlagen, bzw. sich an denen zu raechen, die das verhinderten. Also liesz er seine Vorgaengerin Arroyo in’s Gefaengnis werfen und den Obersten Richter Corona absaegen, um die unqualifizierte Sereno einzusetzen.

Duterte ist davon nicht frei. Dass de Lima unter Anklage steht und einsitzt, hat sicher damit zu tun, dass sie seit 2009 versucht, Duterte wegen EJKs (extra-judicial killings) an die Karre zu fahren, die sie ihm aber nicht nachweisen konnte. Die Frage ist offen, ob man ihr nachweisen kann, dass sie Gelder von Druglords fuer ihren Wahlkampf zur Senatorin genommen hat. Hat sie, dann hat Duterte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: er ist die Furie los, und die Gerechtigkeit hat gesiegt. Hat sie nicht, steht er bloed da und muss damit fertig werden, dass die Macht ihn verfuehrt hat.

Dass Narzissmus die Berufskrankheit der Chefs sei, sagte bereits Erich Fromm. Wer irgendwo oben ist, hat damit zu tun. Das ist leicht zu verstehen. Man stellt sich nicht da oben hin und sagt “So, alles hoert auf mein Kommando!”, wenn man sich selbst nicht leiden kann. Wir duerfen aber nicht nur nach oben schauen. Mit dieser Entwicklungsstufe hat jeder zu tun. Narzissmus ist nicht gut oder boese, es ist das, was man daraus macht, und – der Philosoph beginnt bei sich selbst zuerst. Als ich keinen Verlag fand, der mein epochales Werk “Das Geheimnis des Elfenbeinturms” herausgeben wollte, hab ich das eben selbst getan. Selbst-Verlage wimmeln von Narzissten, die sich als wer weisz was vorkommen, und bei wem es dafuer nicht reicht, der macht heute was im Internet – so wie ich nun auch hier.



So funktioniert Narzissmus: mach was aus dir, grad wenn du nichts bist, oder anders, der Satz fiel auch in dem facebook-Getuemmel: “Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefaellt”. Das ist menschlich. Man muss nur “Stehvermoegen” und “Mumm” haben, wie die Historikerin Doris Kearns Goodwin feststellte, um damit durchzukommen.

Das hat Trump nicht, wie Wardetzki meint, der werde das Handtuch werfen: “Ich glaube nicht, dass er solange bleibt, bis er abgesetzt wird. Er wird vorher beleidigt umdrehen und sagen: Das war eine Hexenjagd.” Da ist Duterte aus anderem Holz geschnitzt, der zieht durch, das macht Groesze aus. Doch da gilt eben auch: “Narzissten an der Macht befriedigen unser Beduerfnis nach einem groszen, starken Menschen, sodass wir uns zuruecklehnen koennen. Das ist sehr viel einfacher, als demokratisch zu handeln. Da muss ich nachdenken, Informationen holen, Entscheidungen treffen, an die Urne gehen.

Die da oben sind Menschen, als solche kann man sie verstehen, nicht als Goetter. Goetter kann man nicht verstehen, weil die sich nicht hinterfragen lassen. Das hiesze “sie zu laestern”, und das wird auf das Haerteste bestraft – genauso reagieren auch Fans, die ihre Idole fuer Goetter halten. Das wird ein Beschaedigungs-Kampf, der mit dem Tod eines Kontrahenten endet, oder – in facebook – wenn ein Administrator die Kommentarfunktion deaktiviert.

By the way – Den Selbstverlag meines Buches habe ich eingestellt, als ich 2011 ausgewandert bin. Ich kann das von hier aus nicht steuern. Das macht aber nichts. Inzwischen hat sich fuer mein Buch “Das Geheimnis des Elfenbeinturms: Geschichten zur Geschichte der Philosophie” ein Verleger gefunden. Es kann im Buchhandel vom WTM-Verlag, Muenster, bezogen werden. Man muss eben “Stehvermoegen” haben, geradeaus weitermachen und sich nicht verbiegen lassen. Und dazu faellt mir Arthur Schopenhauer ein, dessen Hauptwerk “Die Welt als Wille und Vorstellung” so ein richtig fetter Ladenhueter war. Der unverkaufte Rest der Erstauflage wurde zu Makulatur verarbeitet. Erst als er die “Aphorismen zur Lebensweisheit” geschrieben hatte, begann man sich fuer ihn zu interessieren. Und hier zitiere ich mal aus meinem “Elfenbeinturm”: “Die ‘Aphorismen’ kommen beim Publikum an. Und nun wird sein Hauptwerk ploetzlich gelesen. Und dann trudelt zu allem Ueberflusz auch noch der Ruhm in Frankfurt am Main ein und klopft an. Schopenhauer drueckt das so aus, dass der Nil endlich bei Kairo angekommen sei, der Main reicht ihm mal wieder nicht. Genau der Ruhm schneit herein, nach dem er schon seit dreiszig Jahren taeglich jeden Morgen zur Haustuer hinaus geschaut hatte, ob der nicht endlich da sei.

Mal sehen, wann der Silway in GenSan akommt.



Gemaesz “ManilaTimes”, “Spiegel” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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