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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 28. Mai 2018

 

 

Wo aber Gefahr ist, waechst… – …Das Rettende auch” dichtete einst Friedrich Hoelderlin in seiner Hymne “Patmos”, in der er Geschichte als Fortsetzung goettlicher Offenbarung zu deuten versuchte – lese ich in der “Wikipedia”. Was aber ist, wenn unter den Geretteten die Gefahr neu waechst, weil zerstoert ist, wo und wovon sie einst lebten? Das ist nicht Fortsetzung goettlicher Offenbarung, sondern die Folge der Politik der Philippinischen Regierung – sagen die Verfuehrer des IS (Islamic State) – denn die habe die Islamische Stadt Marawi in Grund und Boden gebombt, nicht der IS.

Abu Dar, einer der Planer der Einnahme von Marawi, hatte sich aus der Stadt abgesetzt, bevor sie von der AFP (Armed Forces of the Philippines) abgeriegelt wurde, um sich um den Nachschub an Waffen, Munition und Kaempfern zu kuemmern. Dieser Abu Dar, oder Benito Marohombsar, ist nach Erkenntnissen der AFP der neue Emir in Suedost Asien, und er rekrutiert nicht weit von Marawi entfernt neue Kaempfer. Er wendet sich besonders an jene, die aus Marawi fliehen mussten, und die nun, nach Aussagen der Regierung wohl bis Ende 2021 warten muessen, bevor sie in ihre Heimat zurueck koennen. Und denen erzaehlt der “gute Bruder vom IS”, dass nicht der IS Marawi zerbombt und unbewohnbar gemacht hat, sondern die AFP – das ist euer Feind!

Was setzt man gegen dieses “Narrativ”?

Es hilft nicht, das Gegenteil zu behaupten, wenn die Zuhoerer in Behelfs-Unterkuenfte gepfercht fuer Lebensmittel Schlange stehen und sich tatenlos am Leben erhalten lassen muessen, und das nicht fuer ein paar Tage – sondern fuer Jahre. Insbesondere fuer Juengere eine unvorstellbare Zeit. Warum nicht lieber gleich “ehrenvoll” in die Ewigkeit?

Ein “Narrativ” ist nicht blosz eine grammatisch und semantisch stringente Folge von Saetzen. Es muss zur Wirklichkeit passen wie die Faust auf’s Auge, sonst greift es nicht. Der IS hat Geld, und Abu Dar war der, der die Mittel herbeischaffte. Er hat die Verbindungen, er weisz, wo man was bekommt, und das gehoert mit zum Narrativ: wo legale Wege nur die Not verwalten, leben die illegalen Haendler und Gewinnler der Not in Saus und Braus und kaufen die Leute auf. Hier kriegst du Geld, hier hast du ein Gewehr, hier kannst du was tun!

Es ist nicht nur Praesident Rodrigo Roa Duterte, der in einer Rede am Donnerstag in Davao auf die Gefahr hinwies, dass der IS in Mindanao ein Kalifat errichten will. Jasminder Singh vom International Centre for Political Violence and Terrorism Research in Singapur schreibt in einem Artikel in “Eurasia Future”: “Solange Marawi City nicht rehabilitiert ist und Tausende von philippinischen Muslims in Fluechtlings-Lagern untergebracht bleiben, wird die Regierung die Schlacht der ‘Herzen und Gedanken’ gegen die Militanten verlieren.” “Stratfor ~ Strategic Forecasting”, ein amerikanischer Informationsdienst, der Analysen, Berichte und Zukunftsprognosen zur Geopolitik, Sicherheitsfragen und Konflikten anbietet, schreibt zum Jahrestag der Marawi-Krise, dass Abu Dar mit mehreren Zehn-Millionen von Dollars in Cash, Gold und Juwelen, die in Marawi erbeutet wurden, sich dort abgesetzt hat und damit nun die Neu-Rekrutierung finanziert.

Doch was helfen koennte, das “BBL-Narrativ”, die muslimische Selbstverwaltung, auf die die Muslime schon seit dem Tripoli Agreement von 1976 warten, verpasst eine Deadline nach der anderen, und wie ich grad in “PhilStar” lese, wird die abschlieszende Version des Senats “sehr unterschiedlich sein zu dem, was Malacañang und die Bangsamoro Uebergangs-Kommission vorgeschlagen haben”. Der stellvertretende Senats-Praesident Ralph Recto sagt, er habe rund 150 Ergaenzungen zum BBL (Bangsamoro Basic Law), und Minderheits-Fuehrer Franklin Drilon habe dieselben Bedenken, die er heute in die Debatte einbringen will.



Das klingt nicht vertrauenerweckend, und ich erinnere, dass Robert M. Alonto von der Uebergangs-Kommission im Februar 2016 das BBL mit dem Mamasapano-Desaster verglich und im Scheitern der beiden Absicht vermutete und folgerte: “Und genauso war das Scheitern des BBL im Kongress eine vorsaetzliche Tat.” Es war daher ausdruecklich Ziel der Kommission, das BBL nicht mit der Foederalen Verfassung zu verbinden, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Was geschieht? Es sind ich weisz nicht wieviele Kommissionen eingesetzt, die sich mit der Verfassungs-Aenderung befassen, im TV jagt eine Diskussions-Runde mit “Experten” die naechste, es hat ja nun wirklich jeder dazu etwas zu sagen – und BBL? Es wird geschoben, und Praesident Duterte hat noch nicht unterzeichnet, dass dieses Gesetz Dringlichkeit hat. Man muesse erst pruefen, meint sein Sprecher Harry Roque, ob die Verfassung des Senats auch mit der des Hauses uebereinstimmt. Senats-Praesident Vicente Sotto erwartet, dass das BBL in der zweiten Lesung am Dienstag oder Mittwoch naechster Woche verabschiedet wird, und wenn Malacañang die Unterschrift Dutertes fuer die Dringlichkeit bis Mittwoch beibringt, koenne das Gesetz in der dritten und abschlieszenden Lesung verabschiedet werden.

Wir koennen nur hoffen, dass das klappt und die Moros nicht den Glauben an den guten Willen von Gesetzgebung und Regierung verlieren, und sich einem anderen “Narrativ” zuwenden.

Doch lassen wir das “Narrativ” beiseite. Damit kann man gut im Feuilleton um sich zu hauen, deshalb wird es dort so gern verwendet, aber – das “Narrativ” baut kein Marawi wieder auf, dafuer braucht man Geld und Arbeiter, und es wird Bangsamoro nicht vor dem IS schuetzen, dafuer braucht man Armee und Polizei. Das heiszt, auch wenn das BBL nun durchkommt – das ist nicht der Sieg ueber den IS oder die Wiederauferstehung von Marawi. Das muss dann immer noch erst getan werden.

Nichts Neues von Duterte? – Nimmt man die Ziele, die Duterte bei Amtsantritt im Auge hatte – Friede innen und auszen, Kampf den Drogen, der Kriminalitaet und der Korruption – so sieht man heute nichts als Baustellen, Streitpunkte und den erbitterten Widerstand der Opposition. Nur in einem Punkt ist man sich einig, dass er auf rechtem Wege sei: im Kampf gegen die Korruption. Und so sagte er neulich in Davao mit Blick auf den gefeuerten Transport Unter-Sekretaer Mark Tolentino, der es gewagt hatte, eine Schwester des Praesidenten wegen des Projektes Eisenbahn in Mindanao anzugehen: “Denkt immer daran, dass ihr nicht mit Korruption in Beruehrung kommt. … Ich verzeihe da nichts, weil ich nichts Gutes in meinem Leben getan habe, alles dummes Zeug. Doch einmal bevor ich sterbe, hab ich etwas getan, das meinen Vater und meine Mutter laecheln laesst.

Auf was auch immer man nach Dutertes Amtszeit rueckblickend wird verweisen koennen, wenn er mit der Korruption fertig wird, wird man alles, was nicht geschafft wurde, als unerheblich auszer Acht lassen.



Gemaesz “ManilaBulletin”, “ManilaTimes”, “EurasiaFuture”, “Stratfor”, “PhilStar” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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