…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Mittwoch, den 01. August 2018
Nach meinem Geschwaetz… – …(tsismis) gestern, das erstaunlich viele Reaktionen im Netz zeitigte, muesste ich, waere ich ein erfolgs-orientierter Autor von Hollywood-Serials, eigentlich weiter schwaetzen und – das ist jetzt eine Metapher – dem Affen Zucker geben. Ist nicht mein Ding, nur kommt mir da leider Alejandro del Rosario mit seiner Kolumne im “Manila Standard” dazwischen. Unter der Ueberschrift “Noynoy’s nonsense” beschaeftigt er sich heute mit dem Bloedsinn, den Ex-Praesident Benigno “Noynoy” Aquino grad verzapft, und auf den ich hier nicht eingehen will, ist nicht mein Thema. Doch del Rosario zitiert einen Witz aus Aquinos Amtszeit, an dem ich nicht spurlos vorbeigehen kann. Man kann ihn nicht uebersetzen, weil eine entscheidende sprachliche Nuance unter den Tisch fallen wuerde: “A man ist supposed to have a left side and a right side in his brain. In the case of Noynoy Aquino there is nothing right on the left side, and nothing left on the right side.”
Genug damit…
Die Bombe… – …die gestern an einem Militaer-Checkpoint bei Lamitan, Basilan im Sulu-Archipel, 11 Menschen toetete und 5 weitere verletzte, kann durchaus als Antwort auf die kuerzlich geaeuszerte Idee von Praesident Rodrigo Roa Duterte gewertet werden, mit ASG (Abu Sayyaf Group) sprechen zu wollen, welcher der Anschlag zugeschrieben wird. Mit diesen Einladung zum Gespraech war auch der Sprecher des Praesidenten, Harry Roque, aeuszerst ungluecklich und wiegelte am Montag gleich ab: “Ich glaube, was er sagen will, ist dies, in derselben Weise, in der er Ueberlaeufer von MILF, MNLF und NPA abzeptiert, ist er auch bereit Ueberlaefer der ASG zu akzeptieren.”
Aehnlich ist auch die Entwicklung mit der NPA (New People’s Army) zu betrachten, der er auch die Hand zum Frieden reichte. Als die ausgeschlagen wurde und die NPA sich nicht einmal an Waffenstillstands-Vereinbarungen hielt, will er sie gerichtlich zu Terroristen erklaeren lassen und bricht die Gespraeche ab, um irgendwann doch wieder ueber Friedens-Gespraeche zu reden, und ein paar Tage spaeter erklaert er die NPA-Kaempfer dann doch wieder zu “Robotern, die jedem Befehl gehorchen” und die nur fuer “einen korrupten Geist” kaempfen – fuer Jose Maria “Joma” Sison, den Hetzer im niederlaendischen Exil.
Ich weisz nicht, ob Roques Interpretation der Worte seines Dienstherrn zutrifft. Es ist keine verbluemte Sprache, die dann philologisch in Klartext uebersetzt werden koennte. Ich bleibe bei meiner These, dass Duterte – passendes Publikum vorausgesetzt – ganz unverbluemt vor sich hindenkt und in Gedanken Moeglichkeiten durchspielt, wie dieses oder jenes sich zeigt oder laufen koennte. Das sind keine Aussagen, Entscheidungen oder gar Anweisungen. Er macht sich und dem Zuhoerer, der ihm dabei folgt und sich nicht als Uebersetzer versucht, den Zustand und die Lage einer Angelegenheit klar, indem er sie von dieser und jener Seite betrachtet und dabei hin und her wendet. Er will damit nichts sagen, dann wuerde er es sagen, so offen ist er.
Mir faellt dazu als Beispiel das Orakel von Delphi ein, dass auf Anfrage einst sagte: “Niemand ist weiser als Sokrates.” Nein, Duterte ist nicht Sokrates. Sokrates war ein Dummkopf, der meinte mit dieser Weisheit im Ruecken seine Zeitgenossen belaestigen zu koennen. Duterte ist das Orakel, und das kann so oder so verstanden werden. Es koennte in seiner Weisheit zum Beispiel auch gemeint haben, dass alle Menschen gleich weise sind, sonst waeren sie an ihrer Dummheit schon gestorben. Und wo alle gleich weise sind, ist niemand weiser als der andere – als Sokrates zum Beispiel. Das hat etwas mit Demokratie zu tun, die auch alle gleich betrachtet, und Duterte ist Demokrat.
Man muss sich auf das Orakel Duterte einlassen und mitdenken, um ihn zu verstehen. Dann versteht man am Ende auch, was er nach Beratung im Kabinett als Praesident entscheidet. Es ist nicht der Praesident des Landes, der in diesen Abirrungen vom Skript spricht. Das ist Duterte an sich selbst.
Was Sulu angeht… – …wo ich grad bei dem Thema bin, sollte nicht uebersehen werden, dass es da auch Aeuszerungen Dutertes zu einem anderen Thema gibt. So sehr das BOL (Bangsamoro Organic Law) gefeiert wird, so ist das doch nicht ueberall der Fall, zum Beispiel nicht auf Sulu. Der Platzhirsch dort, Nur Misuari, Fuehrer der MNLF (Moro National Liberation Front), von der sich einst die MILF (Moro Islamic Liberation Front) abgesplittert hat, sodass er die alle fuer “Verraeter” haelt, weshalb er sich auch nicht “mit denen an einen Tisch gesetzt” hat, als das Gesetzes-Werk ausgehandelt wurde, moechte Sulu nicht als Teil der entstehenden Bangsamoro-Region sehen. Und so bietet Praesident Duterte auch da Gespraeche an, baut aber gleich einen Vorbehalt ein. Zu Nur Misuari sagt er: “Ich kann Autonomie fuer ihn schaffen, wenn es das ist, was er will, und mit Blick auf die Einfuehrung einer Foederation. muss er etwas warten, wenn er mir vertraut.”
Im Westen wird das gern als ein “Moslem-Problem” betrachtet, die “alle sowieso nicht in Frieden leben koennen”. Doch es ist nicht die Religion, um die es geht. Waere die Religion fuer Kriege entscheidend, haette es im Christlichen Abendland nie Kriege geben duerfen. Wir wissen, dass das anders lief. Es geht um Macht und Herrschaft, und Religion wird da, wenn nuetzlich, nur vorgeschoben. Darauf weist Emil Jurado in seiner Kolumne im “Manila Standard” hin, wenn er schreibt: “Wir wissen nur zu gut, dass Moroland von Staemmen kontrolliert wird. Muslims von Lanao und Maguindanao koennen nicht mit Tausugs von Sulu zusammenleben, und die aus Zentral-Mindanao betrachten Tausugs als Piraten.” Diese Strukturen waren auch der Grund, warum im BOL der Anti-Dynastie-Paragraph gestrichen wurde. Senator Franklin Drilon, der in der Kommission war, die das BOL im Senat abgesegnet hat, sagte nach Verabschiedung dessen Scheitern voraus, weil eben dieser Paragraph gestrichen wurde. Und es war Nur Misuari, der als Gouverneur der ARMM (Autonomous Region of Muslim Mindanao) diese mit Korruption und Misswirtschaft ruiniert hat, sodass man dann “etwas Anderes” wollte. Nun kommt “etwas Anderes”, und er mag es wieder nicht.
Wenn nun Harry Roque ueber den Praesidenten sagt: “Er ist bereit Nur Misuari zuzuhoeren und einigen seiner Wuensche zu entsprechen, wenn man ihnen entsprechen kann”, dann heiszt das so gut wie nichts. Ich sagte es schon mal und wiederhole es hier: Nur Misuari (79) und “Joma” Sison (79) sind meiner Meinung nach alt genug, um sich zur ewigen Ruhe zu setzen. Irgendwie sind sie nur noch laestig.
Mir gefaellt… – …die Frage von Kim Mueller im Netz, der angesichts meines gestrigen Beitrages fragt, wie es wohl politisch weitergeht. Falls er eine Prognose abgeben solle, muesse er antworten: “Noe, kann ich nicht.”
Da kann ich ihm versichern, dass er da nicht alleine ist. Nachdem die Mehrheit des Hauses sich rasch auf Gloria Macapagal Arroyo als Sprecher geeinigt hat, und ihr Vorgaenger Pantaleon Alvarez sich als sportlicher Verlierer gibt, der das grosze Ganze im Auge hat, wie Getsy Tiglao in ihrer Kolumne im “Manila Bulletin” hervorhebt – “Wir koennen die Vergangenheit nicht aendern, aber wir koennen die Zukunft gestalten … Zum Besten des Landes sollten wir zurueck an die Arbeit gehen und weitermachen” – so sieht das bei der Minderheit nicht so rosig aus. Dort streiten sich drei Gruppen, wer der Sprecher und wer eigentlich die Minderheit ist. Nun, solche “Glaubensfragen” kann nur das Oberste Gericht entscheiden, und da wird es denn wohl hingehen, und das kann dauern. Was unterdes im Haus laeuft oder auch nicht, weisz heute kein Mensch.
Gemaesz “ManilaStandard”, “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “PhilStar” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.