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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 26. Mai 2018

 

 

Verhoehnung des Rechts – Manche Dinge kann man nicht einfach so sagen, man muss zu ihnen kommen, sonst versteht man sie nicht. Ich weisz, Zeitungen sind anders. Da macht der Anreiszer Lust auf den Rest auf Seite 4, aber das ist nicht mein Stil. Und deshalb beginne ich mit einer verpassten Gelegenheit, ist schon ein paar Jahre her. Ich war damals mit meiner Frau in Nuernberg unterwegs, und auf dem Platz vor der Lorenzkirche laufen immer alle moeglichen Typen und Bauernfaenger herum, die einem dies oder jenes andienen. Einer dieser oertlichen Wegelagerer zeigte mir ein Bildchen und meinte, das sei von einem Behinderten gemalt. „Aha“, sagte ich und wollte weitergehen, denn auf ein Verkaufsgespraech auf Mitleidsbasis hatte ich keine Lust. Doch jener hielt mich fest. Ob ich so unhoeflich sei, ihm nicht zu Ende zuzuhoeren, raunzte er mich in erzieherischem Tone an.

Sie haben zwar das Recht auf Ihre freie Rede, aber Sie haben kein Recht auf meine gefesselte Zuhoererschaft“ – habe ich damals nicht gesagt, das war die verpasste Gelegenheit. Ich schuettelte den Kerl nur ab, aber – ich bin ein Spaetmerker – zu Haus fiel mir die passende Anwort ein, und ich begann ich darueber nachzudenken. Es war ein gutes Beispiel, dass die Freiheit des einen genau da aufhoert, wo die Freiheit des anderen beginnt.

Und dieses Beispiel fiel mir nun wieder ein – ich kann nichts dafuer, mein Kopf ist selbsttaetig – als ich im TV sah, dass die australische Nonne Patricia Fox die Ausweisung des BI (Bureau of Immigration) anficht und eine Eingabe beim DOJ (Department of Justice) gemacht hat, ihr Visum aufrecht zu erhalten und nicht ausreisen zu muessen.

Das ist die Verzoegerungstaktik, die wir auch von Leila de Lima kennen, die mit allen moeglichen Eingaben den Prozess gegen sich verhindern moechte, was den Vorteil hat, dass sie in Haft nun jammern kann, so lange als “politische Gefangene” festgehalten zu werden. Das kennen wir auch von Leni Robredo, die mit allen moeglichen Eingaben die Auszaehlung der Stimmen aus ihrer Wahl 2016 verhindern moechte, weil sich da ein Stimmverlust – und damit Wahlbetrug – abzeichnet, und sie moechte doch so gerne weiter als Vize-Praesidentin gegen Praesident Rodrigo Roa Duerte reden koennen. Das kennen wir von Maria Lourdes Sereno, die nun einen Antrag gestellt hat, die Order zu ihrem Rauswurf zu schweigen, laenger ignorieren und weiter dagegen lamentieren zu duerfen, auch wenn sie darauf bis gestern haette antworten muessen – hat sie nicht, weil sie ja so mit Lamentieren gegen den Diktator Duterte beschaeftigt war, der sie aus dem Amt hat werfen lassen. Dieses Verzoegern des Rechts ist gutes Recht von allen die befuerchten, dass ihnen Recht geschieht, und es ist kein Wunder, dass Praesident Duterte Wutanfaelle bekommt, wenn er das Wort TRO (Temporary Restraining Order ~ einstweilige Vefuegung) hoert, mit dem seine Regierungs-Arbeit oft und gern von der Opposition behindert wird. Wie heiszt es doch so schoen? Verzoegertes Recht ist verweigertes Recht!

Doch ich schweife mal wieder ab, will ich doch bei Schwester Patricia bleiben.

 



 

Also, Schwester Patricia meint, dass die Teilnahme an politischen Rallies und das Hochhalten von Schildern mit der Aufschrift “Free all political prisoners!” – ich hab das auf einem Foto gesehen – Teil ihrer Missions-Arbeit ist. Sie deswegen auszuweisen, verstosze gegen Menschenrechte, nach denen jeder ein Recht auf Freiheit der Rede und Versammlung hat, und so weiter, und so weiter.

Besonders gern wird dabei betont, dass dies zu ihrer missionarischen Taetigkeit gehoert, und hier werde ich aufmerksam. Es gibt ein Recht auf Religions- und Rede-Freiheit. Ein Recht auf missionarische Taetigkeit ist aber eine theologische Konstruktion, die in den Menschenrechten nicht zu finden ist. Hier gibt es eine bezeichnende Seminar-Arbeit von einem Markus Schulze, der die Allgemeine Erklaerung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, die UNO-Menschenrechts-Konvention und die Europaeische Menschenrechts-Konvention untersucht hat und feststellt: “In diesen drei Erklaerungen zur Religionsfreiheit als Menschenrecht wird zwar eine ‘Missionsfreiheit’ nicht explizit erwaehnt, aber es wird jedem Einzelnen das Recht seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln zugesprochen. Dieses Recht seinen Glauben zu wechseln, impliziert das Recht auf Missionierung, die ja in den meisten Faellen einem Glaubenswechsel voraus geht.

So kann man sich alles hinbiegen, wie man es haben moechte, und da komme ich auf mein Beispiel zurueck, dass das Recht auf freie Rede kein Anrecht auf das Zuhoeren des anderen beinhaltet – und nichts anderes ist Missionieren. Missionieren ist eine politische Taetigkeit, die Auslaendern untersagt ist, weil sie anderen eine Meinung, in diesem Fall einen Glauben aufdraengen will. Schwester Patricia betet nicht in ihrer Kapelle und laesst sich von anderen fragen, was sie da tut, um ihnen auf diese Nachfrage hin dann das Wort Gottes zu erklaeren. Sie geht auf die Strasze, sie redet bei Demonstrationen, sie haelt Schilder hoch, die aber eben nicht das Wort Gottes verbreiten, sondern die das Land und die Regierung verunglimpfen. Die Forderung, politische Gefangene freizulassen, impliziert, dass in den Philippinen Menschen auf Grund ihrer Gesinnung, nicht auf Grund von Gesetzen eingesperrt werden. Das ist eine Verhoehnung des Rechts, die sich kein Rechtsstaat gefallen lassen kann, und ein Law-and-Order-Mann wie Duterte gleich gar nicht, weshalb er das BI angewiesen hat, die Angelegenheit zu untersuchen.

Dieses Land besteht auf seinem Recht, seine Politik selbst zu gestalten, und dies nicht Auslaendern zu ueberlassen, und ich hoffe, dass das DOJ das auch so sieht, und dem Praesidenten nicht in den Ruecken faellt. Und Schwester Patricia kann ihre Meinung und ihren Glauben haben wie sie will, aber die Philippinen muessen sich das nicht anhoeren – darauf hat Schwester Patricia kein Recht.



Gemaesz “CNNPhil”, “ManilaBulletin” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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