…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Samstag, den 14. April 2018
Harte Typen – In einem ansonsten etwas krausen Interview mit “This Week in Asia”, das die “South China Morning Post” nachdruckt, sagte Auszen-Minister Alan Peter Cayetano zum Verhaeltnis von Praesident Rodrigo Roa Duterte und Chinas Praesident Xi Jinping: “Sie sind zwei verschiedene Menschen, aber zwei Menschen, die fest an ihr Land glauben, und die fest glauben, dass sie zu diesem Zeitpunkt der Geschichte die Wahl haben, entweder nutzlos oder ein game changer zu sein. Und sie sind zwei Menschen, die eine Loesung fuer ein gegebenes Problem finden wollen, und die nicht gegeneinander kaempfen wollen. Auf den Straszen in den Philippinen nennen wir den harten Typen einen ‘siga’ (tough guy). Diese harten Typen respektieren den harten Typen aus der naechsten Strasze, und irgendwie kommen sie miteinander aus.”
Ich suche noch nach einem griffigen deutschen Wort fuer “game changer”. “Spielwechsler”, was Google anbietet, ist mir zu hoelzern. Aber vielleicht muss ich mich daran gewoehnen, so wie “kindergarten” ja auch ein englisches Wort ist, dass “game changer” dann eben auch gut deutsch sein kann.
Sara Duterte Carpio… – …Tochter des Praesidenten und Buergermeisterin von Davao raet ihrem Vater und Landesherrn, die Gespraeche mit den Kommunisten nicht wieder aufzunehmen: “Die Geschichte lehrt uns, dass der kommunistischen Bewegung nicht vertraut werden kann, da sie durchgehend ihre tiefsitzende Schwaeche gezeigt hat fuer die Aussaat von Hass, Gewalt und Extremismus, Zerstoerung und sinnloses Morden. Dies sind Gruppen getrieben von ihrem Wunsch, die Regierung zu stuerzen und das Land zu beherrschen. Fuer sie ist Frieden keine Option. Und genau deshalb sind sie Terroristen.”
Anfang des Monats ging Praesident Duterte auf eine Forderung von 61 Abgeordneten ein, die eine Rueckkehr zu den Gespraechen forderten. stellte dafuer aber Bedingungen. Ich hielt das fuer eine nette Geste, so die Bereitschaft zum Frieden zu zeigen, traute dem Braten aber nicht. Offenbar sieht Sara Duterte Carpio das auch so. Praesident Duterte sollte auf seine Tochter hoeren.
Die Schuldenfalle – Finanzen sind nicht so mein Ding, doch ein Leser macht mich auf die Schuldenfalle aufmerksam, in die Laender durch Kredite fuer Projekte der “Neuen Seidenstrasze” von China gelockt wurden, und da kann ich nicht einfach den Kopf in den Sand stecken.
Bekanntestes Beispiel ist Sri Lanka, das China einen 99-jaehrigen Pachtvertrag fuer eine Basis im Hambantota Hafen gewaehren musste, um die Schulden zurueckzuzahlen. Gefaehrdet sind nach Berichten in “FAZ” und “Spiegel” ebenso Pakistan, Dschibuti, Kirgisien, Laos, Montenegro, Malediven, Mongolei und Tadschikistan. Dies wurde von IMF-Chefin Christine Lagarde auch bei dem Boao Forum for Asia thematisiert. Sie warnte China Laendern unmaeszige Schulden aufzubuerden: “Projekte tragen immer das Risko des Scheiterns und des Missbrauchs der Mittel. In einigen Gegenden nennt man das Korruption.” Kritik an dem Projekt Neue Seidenstrasze wies der chinesische Praesident Xi Jinping gemaesz “Xinhua” mit den Worten zurueck, dies sei “weder der Marshall Plan nach dem Zweiten Weltkrieg, noch eine Intrige Chinas. Es ist, wenn es ueberhaupt etwas ist, ein Plan im Sonnenschein.”
Vor diesem sonnigen Hintergrund weist Ian Nicolas Cigaral im “PhilStar” als Beispiel auf den Kredit fuer das Chico River Bewaesserungs-Projekt in Hoehe von 62 Mio Dollar hin. Die Zinsen sind 2 Prozent jaehrlich, Laufzeit 20 Jahre. Japan haette weit guenstigere Kredite geboten, aber – so Planungs-Minister Ernesto Pernia: “Das einzige Problem, das wir mit Japan hatten, ist die Langsamkeit ihr Projekt zu entwickeln.” Und 2 Prozent seien zudem immer noch guenstiger als Bank-Kredite. Aehnlich liegt es bei anderen Projekten.
Man hat es eilig, und dazu passt, was Praesident Duterte auf dem Boao Forum sagte: “Ich bin in Geschaeften unterwegs. Ich ziehe nicht in den Krieg. Wir koennen den Krieg um 100 Jahre verschieben. In der Zwischenzeit brauche ich Quellen fuer mein Land, um das Leben der Menschen ertraeglich zu machen, den Kindern Bildung zu vermitteln und Essen auf den Tisch zu bringen. … Ich wuerde sagen, ich brauche China mehr als sonst jemand zu dieser Zeit.”
Wenn der Praesident sich so im Zugzwang zieht, was soll er tun? Er kann auf die Ausbeutung von Gas- und Oel-Vorkommen im Suedchinesischen Meer hoffen und damit die Schulden abstottern. Vielleicht aber, nehmen wir das Beispiel Sri Lankas, warum sollten die Philippinen die Inseln und Anlagen in der Westphilippinischen See nicht den Chinesen fuer 99 Jahre zur Pacht ueberlassen und so die Schulden bedienen? Das Suedchinesische Meer (alias Westphilippinische See) gehoert China de facto, den Philippinen de iure, und der chinesische Sinn fuer Geschichte koennte ihnen die Zahl 99 schmackhaft machen – Hong Kong, Sri Lanka, Westphilippinische See.
Wie gesagt, Finanzen sind nicht so mein Ding, aber ich muss das Problem auch nicht loesen, und bei der Laufzeit der Kredite wird sich damit auch nicht Praesident Duterte, sondern irgendein Nachfolger befassen muessen.
Die andere Frage ist jedoch, warum sind nun alle so beunruhigt, wenn jemand bei China in der Kreide steht? Da scheint eine Sorge durch, die der “Spiegel” so beschreibt: “Das kann auch die Politik des jeweiligen Landes beeinflussen. Das Beispiel Philippinen zeigt, dass es China mithilfe von Wirtschaftshilfe schon gelungen ist, eine Regierung, die bis dahin eher Washington zugewandt war, auf die Seite Pekings zu holen. Ueber Jahre hatten sich die beiden Laender um Riffe im Suedchinesischen Meer gestritten. Die Philippinen reichten schlieszlich Klage in Den Haag ein – und bekamen von einem Schiedshof Recht zugesprochen, zum Aerger Pekings. Nach einem Besuch in Peking und einem dort verhandelten Milliardendeal verkuendete Praesident Rodrigo Duterte kurz darauf aber, sein Land wolle trotz der Entscheidung das Gespraech suchen.”
Es geht gar nicht um Sorge fuer arme, verschuldete Laender, sondern um Geo-Politik: wer gibt in der Welt den Ton an? Da macht sich im Westen ein Gefuehl schwindenden Einflusses breit, und wie ueblich sucht er die Schuld nicht in seiner eigenen Politik, sondern bei anderen: bei China und bei dessen “Musterknabe” – Praesident Duterte. Dabei verwechselt der “Spiegel” allerdings Ursache und Wirkung. Duterte wurde nicht durch Wirtschaftshilfe auf Chinas Seite gezogen und hat dann dem Westen abgesagt. Er hat die westliche Konfrontations-Politik abgelehnt, ist auf China zugegangen und konnte dort Hilfe locker machen, waehrend der Westen meinte, ihm Moral predigen zu muessen.
Tja, irgendwann kann man’s nicht mehr hoeren – und tschuesz!
Zweifel an der Zahl – Ich schrieb gestern, dass China 100 Tsd Englisch-Lehrer von den Philippinen haben will. Ich lese heute in “PTV”, das es ein MOU (Memorandum of Undertstanding) ueber 2 Tsd Lehrer gibt mit Vertraegen fuer 2 Jahre. Also hab ich nochmal geblaettert, ob ich mich da verhoert habe. Hab ich nicht. Nach “PhilStar” braucht China wirklich 100 Tsd Englisch-Lehrer, aber Vertraege gibt es erstmal fuer 2 Tsd. Damit ist der Bedarf nicht abgedeckt – weitere Vertraege koennen folgen. Gute Zeiten fuer Sprachlehrer.
Gemaesz “SCMP”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “PhilStar”, “FAZ”, “Spiegel”, “PTV” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.