…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Mittwoch, den 21. März 2018
Das Gras wachsen hoeren… – …ist eine Kunst, die ich nicht beherrsche, und deshalb achte ich auf die Horchposten der hiesigen Presse, um auch mal ueber das schreiben zu koennen, was nicht gestern geschah, sondern morgen geschehen koennte.
Also, dass Praesident Rodrigo Roa Duterte mit seinem Kabinett nicht voellig zufrieden ist, beschrieb ich letzten Samstag, als er mit der Faust gegen die Wand schlug. Natuerlich schaute jeder auf Justiz-Minister Vitaliano Aguirre so mit dem fragenden Blick – muss er dran glauben? Sieht aber nicht so aus, auch wenn ihm mit den Druglords Kerwin Espinosa & Co. ein Patzer unterlaufen ist. Doch, wie das so ist, was als “Freilassung” ausposaunt wurde, erweist sich als Fehl-Information, vermutlich von noch versprengten de Lima-Anhaengern im Justiz-Ministerium. Kein Druglord wurde freigelassen, kein Fall niedergeschlagen, sondern die Sache kam auf Aguirres Tisch, und der hat eine Untersuchung angeordnet, die nicht die Haelfte der Beweise liegen laesst. Und dass Aguirre den Schweinetopf neu umruehrt (siehe gestern), ist kein Ablenkungs-Manoever, wie die Opposition das gern saehe, sondern das geht schon gegen die Aquino-Gang, die das gern wegreden moechte.
Aber mit wem ist Duterte unzufrieden?
Jojo Robles meint in seiner Kolumne in “The Manila Times”, dass derzeit Kabinett-Minister Leoncio Evasco “mit dem Feuer spielt”, und “Evasco selbst scheint versessen darauf zu sein, an die Spitze der Reihe zu kommen, die aus Dutertes Kabinett hinausfuehrt.” Letzten Montag hatte Duterte einer Sitzung der NFA (National Food Authority) praesidert, und Duterte hatte angeordnet, die Reis-Vorraete sofort durch Importe zu erhoehen. Die NFA hatte erhebliche Mengen Reis verkauft, was zu einer Knappheit ihrer vorgeschriebenen Vorraete und, als das bekannt wurde, zu Preiserhoehungen am Markt fuehrte, unter dem wie ueblich die Aermeren im Lande am meisten zu leiden haben. Um das abzustellen kam die Order von Duterte.
Doch nachdem Duterte die Sitzung verlassen hatte, gaben die Offiziellen, gefuehrt von Evasco, keine Anweisung an NFA-Chef Jason Aquino nun gleich Reis zu importieren. Man einigte sich darauf, das in den Juni zu schieben, und nicht das Geschaeft von Regierung zu Regierung laufen zu lassen, sondern ueber private Importeure abzuwickeln, was teurer ist und zu allerlei “Nebengeschaeften” Anlass geben koennte. Evasco will, so Robles, dass die Leute sich durch Knappheit an den teureren Reis gewoehnen. Das geht aber gegen das Mandat der NFA, Reis vorraetig zu haben, um den Aermeren im Lande eine preiswerte Alternative zu den teuren, kommerziellen Sorten bieten zu koennen.
Das wird Duterte nicht gefallen koennen, und Robles erinnert in seiner Kolumne daran, dass auch Ismael Sueno, ehemaliger Innen-Minister, und Peter Laviña, ehemaliger Chef der Wasserwirtschaft, beide genauso wie Evasco enge und langjaehrige Vertraute von Duterte waren. Das hinderte den aber nicht, sie vor die Tuer zu setzen, als die sich nicht an seine Weisungen hielten und meinten, sich darueber hinwegsetzen zu koennen.
Eher taub und blind… – …gemessen an diesem Hoerer des wachsenden Grases, aber leider nicht stumm ist Richard Javad Heydarian. Der war mal Professor fuer politische Wissenschaften und politischer Berater des Repraesentanten-Hauses, und hat sich nun darauf verlegt als Autor seine Broetchen zu verdienen. So hat er im September letzten Jahres ein Buch veroeffentlich “Der Aufstieg von Duterte: Eine populistische Revolte gegen elitaere Demokratie”. Einen Auszug daraus veroeffentlichte “The Washington Post” am Dienstag unter der Ueberschrift “Dutertes kaum verstaendlichen Aufstieg zur Macht verstehen”. Wenn jemand nicht verstehen moechte, wie Duterte an die Macht kam, dann sollte er diesen Artikel lesen. Heydarian zitiert alle moeglich Polit-Autoren und mixt Schlagworte wie “Volk gegen Elite”, “Demokratie-Muedigkeit” um festzustellen, die Philippinen befaenden sich in einem “Interregnum” zwischen “Starker Mann-Populismus, autokratischer Nostalgie und demokratischem Widerstand – mit keiner klaren Aufloesung am Horizont. Die Philippinen haben eine Zwielicht-Zone betreten.” Besonders dieser “zwielichtige Schluss” des Artikels erinnert mich an Fantasy-Stories wie “Twilight Saga” oder andere Hollywood-Produktionen.
Die richtige Story liest sich so: das groeszte Uebel, das die Philippinen nach dem Sturz von Diktator Marcos befallen hat, war Praesident Benigno Aquino, der den Staat als Selbstbedienungs-Laden begriff, oder, wie das in anderem Zusammenhang der “Spiegel” einmal als Ueberschrift auf den Begriff brachte: “Der Staat als Beute”. Dutertes Aufstieg zur Macht begreift sich ganz einfach als Reaktion darauf, denn das Volk ist nicht so bloed, als dass es die Raffgier der Aquino-Gang nicht bemerkt haette – doch davon ist in dem Auszug aus Heydarians Buch nicht die Rede. Dafuer bringt er aber tolle Fremdworte, “autokratische Nostalgie” – was soll das eigentlich sein?
Aehnlich daemlich… – …ich muss mich heute mal aufregen duerfen, man kann nicht immer nur sachlich bleiben, tut die Opposition ja auch nicht – ist die Kolumne von Leandro Coronel im “Manila Bulletin” zum Thema Duterte und der ICC (International Crimnal Court). Coronel meint, dass Duterte hofft, mit dem Rueckzug aus dem ICC sich der Strafverfolgung entziehen zu koennen. Mal ganz abgesehen davon, dass er damit voraussetzt, dass Duterte schuldig ist – woher wissen die das alle ohne Verfahren? – ist eigentlich nur der Schluss interessant: “Der ICC-Fall mag im Schneckentempo seinen Weg durch das ICC-Labyrinth machen, doch das macht nichts. Solange der Fall dort lebt wird Mr. Dutertes Leben friedlos sein, mit dem Stigma ein internationaler Paria zu sein bestaendig ueber seinem Haupt wie das Schwert des Damokles.”
Wow, das ist doch mal ein Schlusssatz, gell!?
Interessanter ist immer, was diese Pfeifen nicht schreiben. Zum Beispiel, dass der ICC schon Fuehler ausgestreckt hat, ob nicht eine Delegation in die Philippinen kommen kann, um sie zu bewegen doch bitte, bitte im ICC zu bleiben. Denen schwimmen die Felle weg, die gehen mit dem Arsch auf Grundeis, nicht Duterte. Den Nachruf auf den ICC, ich schrieb das letzten Freitag, hatte Margaret Thatcher gesprochen, bevor der aus der Taufe gehoben wurde. Mit dem Auszug der Philippinen beginnen nun die Begraebnis-Feierlichkeiten. Wenn jemand keine Gefahr fuer Duterte ist, dann der ICC, und in seiner Kolumne in “The Manila Times” nennt Yen Makabenta ihn heute einen “Nothingburger” – man meint, man hat da was Saftiges, Leckeres, und wenn man reinbeiszt hat man – nichts.
Gemaesz “ManilaTimes”, “WashingtonPost”, “ManilaBulletin” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.