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…aus der philippinischen Presse

 



 

RESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Dienstag, den 18. August 2020

Zum Bild: Die Tsismosa und Tsismis

 

Back to GCQ – Praesident Rodrigo Roa Duterte gab gestern Nacht in einer Rede in Davao bekannt, dass Metro Manila, Bulacan, Cavite, Laguna und Rizal in die weniger strikte GCQ (General Community Quarantine) eingestuft werden. Er folgte damit der Empfehlung der IATF (Inter-Agency Task Force) zur Bekaempfung von Covid-19. Duterte weiter: “Fuer den Rest des Landes ‘modified general community quarantine’. Also, seien wir vorsichtig und folgen wir den Sicherheits-Anweisungen.

Ich habe die Rede nicht gesehen, um die Zeit schlafe ich, wie sich das fuer einen “senior denizen” gehoert. So beziehe ich mein Wissen nur aus den Blaettern, kann mir aber vorstellen, dass diese Reden nicht zu vergleichen sind mit denen vor einem Filipino-Publikum. Da habe ich zwar nicht viel verstanden, aber ich erhielt einen Eindruck, wie er sich gibt und wie er ankommt. Duterte ist eine Rampensau, habe ich mal geschrieben, und hatte dabei den Eindruck von Reden vor OFWs (Oversea Filipino Workers) im Ausland im Hinterkopf. In Davao nun sitzt er allein vor einer Kamera. Okay, ein paar Figuren aus dem engsten Kreis sind dabei, bestimmt Senator “Bong” Go, frueher Dutertes Assistent, was er nach seiner Wahl in den Senat nicht abgelegt hat, er ist immer dabei – hat der eigentlich ein eigenes Zuhause? – wie redet jemand da, der Publikum braucht, um sich ganz als er selbst zu geben?

Ich weisz es nicht, doch wie ich den Blaettern entnehme, spricht er auch da jene Dinge an, die er loswerden muss, und bei denen er vor Publikum sonst aus der Huefte schieszt, wie z.B. die…

Menschenrechte – Aus dem Teil der Rede einige Bruchstuecke, die das “Bulletin” zitiert, da “PCOO” das Transcript noch nicht ins Netz gestellt hat: “Ihr Menschenrechtler seid Feiglinge, wenn ihr nicht… Ihr wollt nur die Toten zaehlen? Mistkerl, such dir besser einen anderen Job. Nimm einen Job im Beerdigungs-Institut, nicht in einer Menschenrechts-Gruppe. Was ist mit dem sozialen Problem, dem ernsten und schwerwiegenden Problem der Drogenabhaengigkeit im Land? Seien Sie wenigstens ein Fuersprecher. … Fuehren Sie eine Kampagne durch die ganzen Philippinen durch und warnt die Buerger davor getoetet zu werden, abgeschlachtet zu werden, wenn sie Drogen nehmen. Das ist es, was Sie tun sollten.

Und an anderer Stelle ist es ihm egal, wo das Zeugs herkomt: “Shabu ist Shabu ist Shabu. Es interessiert mich nicht, wo es herkommt. Es ist verbrecherisch. … Drogen zerstoeren den Geist einer Nation… Ihr zerstoert den Traum von Eltern, die ihre Kinder sehen wollen, wie sie die Schule abschlieszen und eine [eigene] Familie gruenden.

Ich lass das so im Raum stehen. Jeder kann sich selbst seinen Reim darauf machen –  80:20 – fuer die 80er ist er der sich sorgende Landesvater, fuer die 20er der “erklaerte Serien-Moerder”. Ich will das niemandem ein- oder ausreden, doch bin ich damit beim naechsten Thema…

Tsismis… – …ist in Tagalog und Visayan gleich, kommt vom spanischen “chisme” und steht fuer das, was ueber den Gartenzaun muendlich die Runde durchs Dorf macht: Geruechte und Geschwaetz. Mitunter landet es gar in den Blaettern, besonders wenn es um die Gesundheit des Praesidenten geht.

Irgendjemand hat beaobachtet, dass am Samstag ein Flugzeug aus Singapur in Davao landete und 30 Minuten spaeter wieder nach Singapur abhob. Mehr gesicherte Kenntnis fand ich nicht. Irgendwer fuegte diesem Flugzeug die Person des Praesidenten hinzu und so kursierte das Geruecht, der Praesident sei zur Behandlung nach Singapur geflogen.

Es ist nun ein Charakteristikum des Tsismis, dass es keinen Urheber hat – ueber den Zaun hinweg redet man ohne Quellenangabe, und “contact tracing” endet, sollte man dem wirklich nachgehen, stets mit einem Achselzucken.

Wie auch immer. Am Montag sah Praesident Duterte sich gezwungen, Geruechte zu dementieren, dass er am Wochenende wegen eines medizinischen Notfalls in Singapur war.  Senator “Bong” Go stellte ein Videoclip in Facebook ein, in dem Duterte sagte: “Also, wie Sie deutlich sehen, bin ich die ganze Zeit in Davao. Ich habe Covid gemieden.” Dazu gab es ein Foto, das Duterte und seine Lebensgefaehrtin Honeylet Avanceña zeigt, die eine Kopie des “Bulletin” vom Montag in die Kamera haelt.

Das alles waere uninteressant, waere es nicht die Einletung zum naechsten Thema…

Theorienbildung – Ich beginne mit einem Zitat aus der heutigen Folge des Krimis, den ich in Facebook als Fortsetzungs-Geschichte bringe: “Wer alles weiß, hat keine Fragen mehr. Nur wer nichts weiß, stellt Theorien auf, um sich mit Wahrscheinlichkeiten zu behelfen, wo es für die Wahrheit nicht langt, und dann fragt er herum, um sich bei den anderen in seinem Unwissen zu versichern.

Nicht alle sind mit der Politik der Duterte-Regierung einverstanden, was die Bekaempfung von Covid-19 angeht. In der “Times” tut sich da Yen Makabenta hervor, der einen Narren an den Schweden gefressen hat, die er ueber den gruenen Klee lobt. So zitiert er den “Business Insider”, der schreibt: “Im Gegensatz zu den meisten europaeischen Laendern gab es in Schweden keine strengen Sperrmasznahmen. Jetzt erntet es die Fruechte – zumindest wirtschaftlich gesehen. Ein Bericht von Capital Economics, der am Dienstag veroeffentlicht wurde, stellte fest, dass die schwedische Wirtschaft am wenigsten in Europa geschaedigt wurde, und bezeichnete sie als ‘das Beste aus einem schlechten Haufen’.

Zwar hat Schweden eine hoehere Todesrate als seine Nachbarn Daenemark und Norwegen, doch es liegt besser als Laender, die auf Lockdown gesetzt haben wie Belgien, Italien, Frankreich, Groszbritannien und Spanien, die nun unter zweiten Wellen leiden. In Schweden hat man an die Vernunft der Buerger apelliert und auf strenge Lockdowns verzichtet.

Ich uebernehm das so, wie Makabenta das schreibt, ich habe mich nicht selbst schlau gemacht. Ich stelle nur fest, das die Pandemie noch nicht beendet ist. Wissenschaftlich-zynisch betrachtet ist dies ein globaler Feldversuch, welche Strategie die beste ist. Wobei man vorsichtig sein muss – was ist dabei der Maszstab fuer “gut”? Eine geringe Zahl an Toten oder das Wohlergehen der Ueberlebenden?

Dass wir das in zehn Jahren wissen werden, troestet uns heute nicht, da wir uns mit Theorien begnuegen muessen.

Aus Nachbars Sicht – In der “Post” aus Hongkong schreiben Alan Robles zur Bekaempfung von Covid-19 hier unter der Ueberschrift “Philippines failing to contain coronavirus, despite multiple lockdowns” und Raul Dancel in der “Straits Times” aus Singapur unter der Ueberschrift “Coronavirus: Despite outbreak, Duterte again lifts Manila lockdown to save economy”. In beiden Artikeln wird auf die schlechte wirtschaftliche Situation und die hohe Zahl der Arbeitslosen hingewiesen. In der “Post” heiszt es abschlieszend, dass “…die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise zu greifen beginnen, und die Arbeitslosigkeit erreicht 45,5 Prozent, so die lokalen Meinungsforscher Social Weather Stations. Mahar Mangahas, der Praesident der Organisation, warnte die philippinische Tageszeitung Daily Inquirter, dass mehr als jede Fuenfte – oder 21,9 Prozent – der philippinischen Familien jetzt nicht genug zu essen bekaeme, gegenueber 16,7 Prozent im Mai. ‘Waehrend die Opfer von Covid-19 in die Zehntausende gehen, sind es bei den Hungrigen Millionen’, sagte er.

 



 

Gemaesz “PNA”, “Manila Times”, “Manila Bulletin”, “Manila Standard”, “News5”, “South China Morning Post”, “Straits Times” u.a. uebersetzt mit DeepL.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

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