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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 20. November 2017

 

Traeum ich? Wach ich? Leb ich? Bin ich bei Sinnen?” – Manchmal bleiben mir nur noch die Klassiker, diesmal Heinrich von Kleists “Prinz von Homburg”, um das Gefuehl zu fassen, das sich in mir ausbreitet, wenn ich morgens im Internet durch die Nachrichten gehe. Praesident Rodrigo Roa Duterte will die NPA (New People’s Army) zur Terror-Gruppe erklaeren, und keines der groszen Blaetter hat das auf der Titel-Seite. Stattdessen droehnt es dort, dass Duterte bezueglich der “revolutionaeren Regierung” einen Rueckzieher macht. Das war eh nur Duterte-Sprech, aber die Erklaerung zur “Terror-Gruppe” ist keine blosze Umdeklarierung, kein simples “’terrorist’-tag” das den Kommunisten da angepappt wird.

Das ist eine Kriegs-Erklaerung.



Im Kopf hatte ich die ersten Saetze fuer mein Blog gestern abend schon fertig, als ich die Meldung zuerst las – “Es ist ihm nicht leicht gefallen, und eigentlich war es auch laengst ueberfaellig, doch jetzt hat Praesident Duterte….

Doch, halt, immer ruhig mit den jungen Pferden! Da war ich wohl so voreilig wie der Prinz von Homburg auf dem Schlachtfeld, und deshalb das Erwachen heute morgen: er will das tun, er hat noch nicht.

Am Samstag sagte er: “Bisher haben wir sie als Rebellen betrachtet, aber mit ihren fortgesetzten Raubzuegen und Morden an unschuldigen Menschen und sogar an Kindern, eines vier Monate alt, werde ich eine Erklaerung herausgeben. Ich werde sie aus der Gruppe legaler Institutionen entfernen oder auch nur der Halb-Bewegungen, die unsere Beachtung verdienen, und erklaere sie, ganz wie in Amerika, zu Terroristen.

Die Armee, von der ich gestern bereits schrieb, dass sie die NPA auf der To-do-Liste haette, sieht das genauso wie der Praesident. General-Major Restituto Padilla, Sprecher der Armee: “Wir stimmen voellig ueberein mit dem Praesidenten sie so zu nennen, weil sich dies klar zeigt in den zahlreichen kriminellen, gesetzlosen, terroristischen Taten, die sie gegen schutzlose und unschuldige Zivilisten begehen.



Doch – siehe die hoefliche Zurueckhaltung in den Zeitungen – ist das wieder nur Duterte-Sprech? Er war auf einer Veranstaltung in der Abreeza Mall in Davao, bei der Farmer und Fischer ihre Produkte vorstellten, und Duterte fragte die Farmer nach der “Revolutionssteuer”, die die NPA von ihnen erpresst: “Wieviel hiervon kriegt die NPA?” Nein, er redet den Leuten nicht nach dem Mund, aber oft ist er da sprachlich schon etwas weiter als unterschriftlich unter dem zugehoerigen Erlass. Und an den Erpressungen der NPA regt ihn eben auf, dass mit dieser “Doppel-Besteuerung” die Preise hochgetrieben werden, und das ist nun mal nicht fuer, sondern gegen das Volk, fuer das die Kommunisten doch angeblich alles tun.

Natuerlich laesst die Antwort nicht auf sich warten. Renato Reyes, General-Sekretaer der “Bagong Alyansang Makabayan ~ Neue patriotische Allianz”, ein marxistisch-leninistisch-maoistischer Verein, empfielt: “All die Themen Dutertes gegen die NPA werden am besten in den Friedens-Gespraechen angesprochen. Er weisz, mit wem er reden muss.” Das wird er eben nicht tun, wie er in Davao vor Reportern betont: “Nein, ich bin nicht mehr geneigt dazu.” Worin Reyes dann wieder das Gedankengut von Marcos (Marcosian mindset) entdeckt.

Die Sinnlosigkeit der Gespraeche mit den Kommunisten hat sich nun lange genug gezeigt. Ihre angebliche Gespraechs-Bereitschaft war nichts als eine Finte eine Reihe ihrer bereits einsitzenden Genossen aus den Gefaengnissen zu holen, weil die Gespraeche angeblich ohne die nicht erfolgreich sein koennten. Und? Hat es geholfen? Im Gegenteil, der Wortfuehrer der Kommunisten, Jose Maria “Joma” Sison, der 77-jaehrige Gruender der NPA, der seit 30 Jahren im niederlaendischen Exil lebt und vor europaeischen Gerichten streitet, ob er auf einer Liste der Unterstuetzer des Terrors gefuehrt und sein Konto gesperrt werden darf, gab im Mai diesen Jahres in einem Interview mit “Manila Bulletin” zu: “Niemand in Utrecht hat je behauptet, die revolutionaeren Kraefte und Leute in den Philippinen zu kontrollieren.

Sison hat Recht: die Warlords der NPA kuemmern sich einen feuchten Schmutz um das Gerede der “Genossen”. Was waere auch die Alternative? Mit den Haenden arbeiten? Duterte bietet denen, die der NPA absagen, Land und Arbeit. Arbeit? Ein einfacher Fusz-Soldat, okay, aber ein Aparatschik und arbeiten? Das ist ein Widerspruch in sich. Die leben vom Krieg doch viel besser.

Ich hoffe, dass es nicht nur Duterte-Sprech war, was ich am Sonntag gelesen und heute in den Zeitungen kaum wiedergefunden habe. Ich weisz, dass es eine Kriegs-Erklaerung ist, aber der unerklaerte Krieg laeuft seit die NPA 1969 von der CPP (Communist Party of the Philippines) gegruendet wurde als “Steuer-Eintreibungs-Behoerde der revolutionaeren Volks-Regierung”. Dieser “Doppel-Besteuerung” muss ein Ende gesetzt werden.

Gemaesz “Inquirer”, “ManilaTimes”, “PhilStar”, “MindaNews”, “DavaoToday” u.a.

 

Diskutiert wird darüber im DER PHILIPPINISCHE EXPAT KLUB, in der Gruppe POLITIK!

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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