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aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 14. August 2020

Zum Bild: Impfstoff Sputnik V

 

Good news, bad news – Die gute Nachricht ist, dass Praesident Rodrigo Roa Duterte kein Traumtaenzer ist, sondern weisz, wo und wie er sich mit seinem Land befindet. Die schlechte Nachricht ist da seine Aussage: “I’m between the devil and the deep blue sea.” Ich hatte das gestern als Lage zwischen der Scylla wirtschaftlicher Not und der Charybdis menschlichen Leids mit einem klassischen Bild beschrieben, was nichts anderes besagt als der trockene Titel des Leitartikels der “Times”, der heute feststellt: “We can’t afford another economic lockdown, let alone a long one.” Dazu erinnere ich, dass vor zwei Wochen der Vize-Praesident der Metrobank Fernand Antonio Tansingco meinte, wir muessen dabei “eher an einem Marathon als an einen Sprint denken.

Und die Hoffnung, die man auf einen Impfstoff setzt – “Sputnik V”, “V” fuer “Virus” – mit dem Russland die Philippinen versorgen will, laesst sich weniger bildungsbuergerlich mit der Karikatur vergleichen, in der ein Bauer auf einem Esel reitend, diesem an einem Stab eine Karotte vor die Nase haelt, damit der sich bewegt – mit jedem Schritt, den der Esel macht, bewegt er auch die Karotte einen Schritt weiter von sich fort.

Lassen wir die Metapherei und schauen stattdessen in die Meldungen. “Moscow to ship vaccine to PH” verkuendet die Schlagzeile der “Times” auf der Titelseite. In dem Artikel lese ich, dass Russland sich in Phase Drei der klinischen Tests befindet, und dass der Impfstoff in November oder Dezember in den Philippinen zur Verfuegung stuende. Dann sind klinische Tests erforderlich, wie Ma. Rosario Vergeire vom Gesundheits-Ministerium feststellt, bevor es hierzulande zugelassen werden kann. Malacañang erwartet, dass Praesident Duterte, im Mai naechsten Jahres geimpft werden kann, und der wollte ja der Erste in der Reihe der Impflinge sein, also – es wird schon noch dauern.

So bleibt genuegend Zwischenzeit, sich um anderes zu kuemmern.

Bruder Nur… – …Misuari, Fuehrer der MNLF (Moro National Liberation Front), macht mal wieder von sich reden. In der “Times” lese ich noch mit einem Fragezeichen versehen: “Is Misuari coddling wanted Abu Sayyaf leader?” Im “Standard” heiszt es ganz ohne Fragezeichen: “Misuari surrenders ASG leader Susukan to PNP”, inklusive Foto der PNP (Philippine National Police), das Abduljihad Susukan vor der Maszwand “Feet and Inch” zeigt, der mit der rechten Hand ein Schild vor sich haelt mit seinem Namen und Verhaftungsgrund “Kidnapping for ransom”.

Der linke Aermel seines Sweaters ist leer, und in der “Times” lese ich: “Misuari soll Susukan am Dienstag nach Davao City – Heimatstadt von Praesident Rodrigo Duterte – gebracht haben, um ihn mit einer Prothese fuer seinen linken Arm ausstatten zu lassen, den er waehrend eines Kampfes mit den Sicherheitskraeften  in der Provinz Sulu im vergangenen Jahr verloren hatte, so ein exklusiver Bericht der malaysischen Zeitung The Star. Darin heiszt es, dass Susukan – der wegen seiner Graeueltaten sowohl von der Polizei als auch vom Militaer gesucht wird – sich im April dieses Jahres Misuari ergeben hatte.

Weiter lese ich dort, dass das Western Mindanao Command gemaesz dessen Sprecher, Major Arvin Encinas, von all dem keine Ahnung hatte, und das gibt mir zu denken.

Gegen Misuari selbst gibt es Haftbefehle wegen Schiebung aus seiner Zeit als Leiter der ARMM (Autonomus Region in Muslim Mindanao), Vorlaeufer von Bangsamoro, die nicht erfolgreich war, was den Frieden angeht. Die Haftbefehle gegen “Bruder Nur” liesz Duterte “in der Schublade”, um Bangsamoro ueber die Buehne zu bringen, woran Misuari sich selbst jedoch nicht beteiligte, und um keinen Unfrieden im Sulu-Archipel zu haben, denn sollte Misuari etwas geschehen, so Duterte, “kannst du nie wieder mit den Tausugs reden”. Die Tausugs (Menschen der Stroemung) sind die Bewohner des Sulu-Archipels. Dass Misuari Verbindung zur ASG (Abu Sayyaf Group) hat, die Menschen entfuehrt und enthauptet, falls das Loesegeld nicht kommt, ist bekannt, weil er oefter vermittelt hat und – nach Zahlung des Loesegeldes – die Opfer ueber ihn freikamen.

Er ist da unten im Sulu-Archipel eine Institutionen, mit der man rechnen muss, und mit der auch Abu Sayyaf rechnet, wenn man sieht, dass deren Kaempfer sich im April an ihn wendet, wenn er gesucht wird und eine Arm-Prothese benoetigt, die in Sulu nicht zu haben ist, sondern blosz in Davao. Misuari kuemmert sich, bringt ihn  nach Davao, und gemaesz PNP-Chef Archie Gamboa erst im August dort – “in Misuaris Residenz in Yñigue Subdivision in Maa, Davao City” – uebergibt Misuari ihn der PNP. Man nimmt den Terroristen mit 39 Haftbefehlen fest, 23 fuer Mord, 10 fuer Kidnapping und 6 fuer versuchten Mord.

All das waere wohl voellig anders gelaufen, haette nicht der malaysische “Star” einen exklusiven Artikel geschrieben ueber das, was Polizei und Armee hier nicht wussten. Ohne diese Veroeffentlichung waere Susukan wohl mit passender Arm-Prothese wieder nach Sulu zurueckgekehrt, und keiner haette von nichts etwas gewusst.

Was lernen wir daraus ueber “Bruder Nur”? Und welches Licht wirft das auf Praesident Duterte? Ist der ein Traumtaenzer, der nicht weisz, was “Bruder Nur” so treibt? Oder weisz er das nur zu genau? Dann aber ist “Bruder Nur” wirklich eine Institution im Sulu-Archipel, mit der man zu rechnen hat.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Manila Standard” u.a. uebersetzt mit DeepL.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

Ein Gedanke zu „aus der philippinischen Presse

  • Kurt

    Ich selber lese das alles immer sehr genau und kann mir so eine Meinung bilden.Lebe ja schon lange hier und in meiner Familie gibt es ja viele die fuer oder gegen Mr.Duterte sind.Herzlichen dank dafuer.

Kommentare sind geschlossen.

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