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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 02. Mai 2020

Zum Bild: Über die Machbarkeit

 

Einsicht und Machbarkeit – Angesichts der Meldung, dass ein Motorradfahrer seine Schwester nicht zur Arbeit ins Hospital fahren durfte, weil ein Sozius waehrend der ECQ (Enhanced Community Quarantine) nicht gestattet ist, mokierte sich ein Leser: “Wir duerfen zusammen wohnen, im gleichen Bett schlafen, aber zusammen auf dem Bike fahren duerfen wir nicht.

Es ist eine Frage der Machbarkeit.

Ob einer oder mehrere auf dem Bike sitzen, laesst sich mit ungeschuetztem Auge erkennen. Ob die nun aber in einem Haus wohnen oder gar verheiratet sind, liesze sich nur durch Pruefung eines Wusts von Dokumenten – Bescheinigung des Barangays, Abstammungs- und  Heirats-Urkunde, persoenlicher Ausweis – nachvollziehen, die dadurch erschwert ist, dass es kein Meldegesetz gibt, und das 2018 beschlossene Gesetz RA 11055 zum Philippine Identification System, das dem deutschen “Personalausweis” entspricht, noch auf sich warten laesst, wodurch es schon zu Schwierigkeiten bei der Zuteilung von Hilfsgeldern kam. Das ist auf der Strasze durch einen Verkehrspolizisten einfach nicht zu schaffen. Leichter waere es nur in einem Ueberwachungsstaat, in dem alle Daten eines jeden Buergers zentral gespeichert sind und per Gesichtserkennungs-Scanner vor Ort so leicht koennten abgerufen werden, wie man nun die Temperatur der getrennt sitzenden Passagiere in einem Jeepney scannen kann. Die andere Loesung waere, die Sitzbank des Motorrads vier Fusz lang zu machen, sodass Fahrer und Sozius das “physical distancing” von drei Fusz einhalten koennten. Die Frage ist, ob man dafuer eine Zulassung des LTO (Land Transportation Office) bekommt.

Noch haben wir keinen Ueberwachungsstaat, auch wenn man nun ueberall Tracing-Apps testet und propagiert, die Naehe zu anderen registrieren und speichern, um die Spur eines  “Covid-19-Erkrankten” in der Gesellschaft nachvollziehen zu koennen, wie ich in der “Sueddeutschen Zeitung” lese. Die Frage ist, ob jeder in uebervoelkerten Squatter-Siedlungen ein dafuer geeignetes “touchscreen” hat und die App herunterlaedt, oder wird die einfach per Software-Update dort zwangsplaziert? Wenn nicht jeder diese App hat, kann das wieder nur ein Detail sein, das eben nicht jene Gesamtzahlen liefert, die man gern haette, um sich ein realistisches Bild der Lage zu machen. Wenn es aber doch nur ein Detail bringt, wer propagiert das dann – der Hersteller?

So lese ich in den “General Guidelines” fuer die GCQ (General Community Quarantine) in GenSan, die Buergermeister Ronnel Rivera erlassen hat, dass man nun von der Stadt statt des bisherigen “Home Quarantine Pass” der Barangays einen EQP (Enhanced Quarantine Pass) fuer die Familien herausgibt, der farb-kodiert ist fuer das Cluster, in dem die Familie wohnt. Die Cluster-Checkpoints werden mit einem “QR Code Reader” ausgestattet, der die Validitaet des EQP verifiziert, zaehlt, wie oft er gebraucht und das “Odd Even Scheme” des Fahrzeugs verletzt wurde. Die Geschaefte, die oeffnen duerfen – Supermaerkte zum Beispiel – sollen den EQP bei Zutritt pruefen, wobei an den sechs “Market Days” Ausnahmen je Cluster zu beruecksichtigen sind.

Ich habe jahrelang Programme geschrieben und dazu vorab Aufwandsschaetzungen abgegeben. Das ist kein einfacher Leser dieses zwei-dimensionalen Codes, dazu gehoert ein kleines Buchhaltungs-Programm. Ist das bereits geschrieben? In welchem Computer ist das installiert? Wie uebertragen die “QR Code Reader” das dorthin? Ist das alles schon gekauft? Wann soll das laufen?

Die Loesung klingt sehr danach, dass jemand mit der erforderlichen Hard- und Software ein gutes Geschaeft machen wird fuer ein Problem, das mit dem Ende der GCQ – Mitte Mai? – behoben ist. Oder rechnet man laenger damit? Bestimmt am Ende der “Return of Investment” fuer die “QR Code Reader” plus erforderliche Software, wann die Quarantaene aufgehoben wird? Mir faellt dazu mit Schaudern die Sektsteuer in Deutschland ein, die fuer den Ausbau der kaiserlichen Marine einst erhoben und nie abgeschafft wurde.

Interessant ist auch, da man wohl den Checkpoints nicht traut, alles zu erfassen, die Security Guards der Supermaerkte in die Kontrollen einbezieht. Was man selbst nicht schaffen kann, delegiert man halt. Arbeitsteilung hat die Industrie-Gesellschaften grosz gemacht. Da ist es nur ein kleiner Gedankensprung, die Kontrolle gesellschaftlicher Bewegungen selbst auch wieder zu industrialisieren. Auch das schafft Arbeitsplaetze, und das wollen wir doch – oder? Wir muessen uns der Einsicht beugen, dass jeder Eingriff in das Zusammenleben der Menschen selbst wieder Oeko-Nischen schafft, in denen andere Menschen leben koennen. Dazu gehoert die analoge Einsicht, dass sich derartige Eingriffe auch nur machen lassen, wenn dabei etwas fuer andere abfaellt, sprich: sich daran verdienen laesst.

Es ist diese Einsicht, der sich auch Greta Thunberg irgendwann wird beugen muessen: das Ausmalen einer Bedrohung und das Erlassen von Verboten allein genuegt nicht, das Leben der Menschen zu aendern. Der Appell an die Vernunft reichte auch in Schweden nicht aus, sich “vernuenftig” in der Covid-19-Krise zu verhalten. Man muss nun dort haerter durchgreifen. So loest sich dann auch das Ringen um die Covid-19-Pandemie am Ende auf in den Widerstreit von Erkenntnis und Interesse, und jede daraus entstandene Regelung ist ein Kompromiss von Einsicht und Machbarkeit.

Und wir schlaengeln uns durch, denn die Alternative zum “physical distancing” saehe ja so aus: “Three feet away or six feet under”.

 



 

Gemaesz “Facebook”, “Sueddeutsche Zeitung” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

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