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aus der philippinischen Presse

 



PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Sonntag, den 05. Juli 2020

Zum Bild: Lew Kuan Yew 1991

 

Sonntagsgedanken – In einem E-Mail-Wechsel mit einem Noch-nicht-Expat bedankte der sich fuer meine “Hintergrundinformationen” zu Maria Ressa und Leila de Lima. Ich ueberlegte, ob ich darauf noch einmal antworte, und kam zu dem Schluss, ich mach das besser hier, zum Mitlesen fuer andere. Das ist legitim, da keine Namen genannt werden.

Ich habe keine “Hintergrundinformationen”, wenn damit so etwas wie “Insiderwissen” gemeint ist, das man “auszen vor” nicht haben kann. Was ich weisz, steht in den Blaettern, die ich lese: “Manila Times, Manila Bulletin und Manila Standard”. Die schreiben in Englisch und folgen in ihren Online-Ausgaben noch nicht der westlichen Mode der Bezahl- oder Premium-Artikel. Man kann also weltweit alles wissen, was ich weisz, nur scheint es fuer die neu zu sein, die mein Blog das erste Mal lesen.

Ohne mich lustig zu machen: fuer mich war es ja auch neu. Obwohl seit ueber dreiszig Jahren mit einer Filipina verheiratet, hatte ich von den Philippinen keine Ahnung als ich hierher kam, auszer dass die seit EDSA demokratisch sind. Ich fliege aeuszerst ungern, ich arbeitete noch, meine Frau hatte ich in Deutschland kennengelernt und sie flog ab und zu allein “zu Besuch nach Hause”. So kam ich 2011 nach meiner Pensionierung das erste und letzte Mal in die Philippinen, weil meine Frau in Deutschland nicht alt werden wollte. Ich wollte nicht hierher, ich folgte nur meiner Frau.

Fuer Politik interessierte ich mich nicht und hatte anfangs andere Probleme mich einzuleben, nicht nur mit der Sprache. Erst als 2016 im Wahlkampf ein Presse-Krieg gegen den “Killer-Buergermeister” von Davao begann, erwachte mein Interesse und – da ich auszer Lesen und Schreiben nicht viel kann – begann ich mein Blog. Als der “underdog” gewann und die Zustimmung danach bis zu achtzig Prozent wuchs, wurde das Blog zu meinem Projekt Duterte zu verstehen mit dem Hintergedanken, dadurch auch die Filipinos zu verstehen, die mir bis heute noch Raetsel dabei aufgeben.

Ich las zuerst den “Philippine Daily Inquirer”, die auflagenstaerkste Zeitung hier, die in GenSan an jeder Straszenkreuzung angeboten wurde, und den “Rappler”, bis ich auf die Kolumnen von Rigoberto Tiglao in der “Manila Times” stiesz. Der war ein investigativer Journalist, der ich nicht bin, und ein Augenoeffner fuer mich. Ich begriff, dass es zwei disjunkte Welten gibt: die philippinische Wirklichkeit und die westliche Meinung davon. Fuer diese Welten gilt die Einsicht Rudyard Kiplings: “Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet.

Und so schaue ich als Medien-Endverbraucher auch heute in die Blaetter und bleibe am Leitartikel der “Times” haengen, “Rappler’s Ressa mistaken about death of democracy”, und der beginnt so: “1992 implizierte der verstorbene Lee Kuan Yew, dass die Philippinen zu viel Demokratie und zu wenig Disziplin haetten, und dass unser Regierungsstil ein Hindernis fuer den Fortschritt sei. Der damals hochrangige Minister von Singapur sprach auf einer Geschaefts-Konferenz in Manila: ‘Ich glaube, dass ein Land mehr Disziplin als Demokratie braucht, um sich zu entwickeln. Der Ueberschwang der Demokratie fuehrt zu undisziplinierten und ungeordneten Bedingungen, die fuer die Entwicklung schaedlich sind.’

“Diese Ansichten stehen in krassem Gegensatz zu denen von Rapplers Maria Ressa, die letzte Woche in BBCs HARDtalk erschien und argumentierte, dass die Demokraktie auf den Philippinen ‘im Wesentlichen tot’ und durch ‘tausend Kuerzungen’ umgekommen sei. Sie reagierte natuerlich auf ihre juengste Verurteilung wegen Cyberlibel [Verleumdung im Internet]. Sie beschuldigte weiterhin Praesident Rodrigo Duterte wegen der angeblichen Belaestigungen, obwohl der Fall von einem privaten Geschaeftsmann eingereicht wurde, den Rappler mit dem verstorbenen Obersten Richter Renato Corona in Verbindung gebracht hatte. Ihre Verurteilung ist vermutlich in Berufung und einer der vielen Faelle, mit denen sie und ihre Nachrichten-Webseite derzeit konfrontiert sind.

“Es erscheint unwahrscheinlich, dass der Zustand der philippinischen Demokratie in weniger als 30 Jahren von zu viel bis zu praktisch tot schwankt, doch moeglich ist es. Zugegeben, die Demokratie in diesem Land mag in vielerlei Hinsicht fehlerhaft sein, und ja, sie ist alles andere als perfekt. Aber fuer Frau Ressa zu behaupten, dass sie tot sei, ist nicht nur ungenau, sondern in ihrer Lage auch eigennuetzig.

“Tatsaechlich legte Frau Ressa selbst Beweise gegen ihre Behauptung vor, als sie erwaehnte, dass Rappler seine Ermittlungsberichte gegen die Duterte-Regierung ‘verdoppelt’ habe und dass ihre unerbittliche Berichterstattung fortgesetzt worden sei, auch ohne dass sie taegliche Auftraege gab. Offensichtlich, dies waere unmoeglich, wenn die Demokratie tatsaechlich tot waere und die Filipinos in einem Klima der Angst lebten, wie sie behauptet.

Ich will die weiteren Ausfuehrungen des Leitartikels nicht nacherzaehlen, in denen Ressas Standpunkt demontiert wird, das Thema ist fuer mich durch.

Haengen bleibt der Gedanke von “Lee Kuan Yew, dass die Philippinen zu viel Demokratie und zu wenig Disziplin haetten, und dass unser Regierungsstil ein Hindernis fuer den Fortschritt sei.” In der 24er-Diskussion fanden die Leser, das allgemeine Unbehagen liege an “mangelndem Respekt … und fehlender Einordnung in Familie und Staat”.

Liegt Duterte also richtig, wenn er am 26. Juni unterschrieben hat, dass GMRC (Good Manners and Right Conduct) und Values Education verpflichtende Bestandteile des Curriculum werden? Oder muessen wir uns an Freiheit und Disziplinlosigkeit in der Demokratie gewoehnen?

Die finden ihre Grenzen nun in dem Anti-Terror-Gesetz, Republic Act No. 11479. Das wurde am 3. Juli in der “Official Gazette” veroeffentlicht – www.officialgazette.gov.ph – in der es in SEC 58 heiszt: “Effectivity. – This Act shall take effect fifteen (15) days after its complete publication in the Official Gazette or in at least two (2) newspapers of general circulation.” Ab 18. Juli gilt das Gesetz also.

Betrachte ich die Schlagzeile der “Times” heute, die einen Artikel der “Agence France Press” uebernimmt und auf der ersten Seite schreibt: “Wake up, take control – WHO”, dann sieht die WHO (World Health Organization) eine Gefahr in der disziplinlosen Freiheit nicht nur in den Vereinigten Staaten, was Regeln zu sozialem Verhalten angesichts von Covid-19 angeht.

Muss das so sein, oder spiegelt sich hier nur die Einsicht “Oh, East is East, and West is West, and never the twain shall meet”? Braucht “ein Land mehr Disziplin als Demokratie”? Oder liegt es, wie Xi Jinping es nennt, am “Narzissmus” des Westens, dass der vom Osten nichts wissen will?

Was meint ihr? Und – ich lese nicht nur, was ich als E-Mail bekomme, sondern immer auch die Kommentare in den “Philippinen-Nachrichten” oder in “ChrisWissenswertes” – sonst fehlt mir was.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Official Gazette” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

2 Gedanken zu „aus der philippinischen Presse

  • Dietmar Westenfelder

    Guten Morgen Herr Eckard,
    als ich gerade Ihren Post zu den heutigen Nachrichten las, überkam mich ein Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass es jemand gibt, der sich die Arbeit macht und schon ganz früh am Morgen Zeitungen durchliest und das Wichtigste zusammenfasst.
    Aus diesem Grund erst mal vielen Dank für Ihre Bemühungen.
    Denn Herrn Lee Kuan Yew kannte ich bisher nicht, hatte nicht mal seinen Namen gehört.
    Der von Ihnen zitierte Ausspruch bezüglich zu viel Demokratie und zu wenig Disziplin trifft sicher auf die Philippinen zu. Aber die letzten Ereignisse in unserer geliebten Heimat erwecken in mir den Eindruck, dass derzeit auch dort das gleiche Problem vorhanden ist.

    viele Grüße aus Imus,Cavite
    bleiben Sie gesund

    • Guten Tag Herr Westenfelder,

      viele Dank fuer Ihren Kommentar. Ich kannte Herrn Lee Kuan Yew auch nicht, und zitiert hat ihn die „Manila Times“, die ich lese.
      Das mit der Disziplin scheint wirklich ein demokratisches Problem zu sein, wie ich von einigen Lesern zu lesen bekam.

      Herzliche Gruesze aus GenSan
      Heiko Eckard

Kommentare sind geschlossen.

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