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aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 26. März 2020

(zum Bild: Bayanihan ist das philippinische Wort für Gemeinschaftssinn)

 

Der “Bayanihan Act”… – …oder genauer, wie es in Section 1 heiszt, der “Bayanihan to Heal as One Act”, wurde als Senate Bill No. 1418 am 23. Maerz 2020 und als Zusatz zu House Bill No. 6616 am selben Tag vom Kongress verabschiedet und vom Sprecher des Hauses Alan Peter Cayetano und vom Senats-Praesidenten Vicente Sotto unterzeichnet. Praesident Rodrigo Roa Duterte unterzeichnete das Gesetz am 24. Maerz 2020, und veroeffentlicht wurde es als Republic Act No. 11469 am 25. Maerz 2020 in der “Official Gazette” – www.officialgazette.gov.ph. Es kann dort als PDF-Datei heruntergeladen werden. In der Online-Ausgabe der “Times” ist das Gesetz heute im Faksimile wiedergegeben.

Mir stachen folgende Punkte ins Auge, die den Praesidenten ermaechtigen…

…Masznahmen gemaesz den Richtlinien der WHO (World Health Organization) zu implementieren.

…Test Kits und Einrichtungen zur Isolation und Behandlung von Patienten zu beschaffen. Die Kosten der Behandlung wegen Covid-19 werden von Phil Health getragen.

…an rund 18 Mio hilfsbeduerftige Haushalte nach regionalem Mindestlohn 5 bis 8 Tsd Peso monatlich fuer 2 Monate zu verteilen.

…private und oeffentliche Gesundheits-Mitarbeiter zu entschaedigen, mit 100 Tsd Peso im Falle der Erkrankung an Covid-19, mit 1 Mio Peso im Falle des Todes durch Covid-19.

…zu kontrollieren, dass die LGUs (Local Government Units) die nationalen Regeln umsetzen.

…private Krankenhaeuser und medizinische Einrichtungen zur Unterbringung von Gesundheits-Mitarbeitern zu verpflichten, bzw. als Quarantaene-Einrichtungen oder Verteilungs-Zentren zu deklarieren. Dasselbe gilt fuer Fahrzeuge zum Transport von Medikamenten, Versorgungs-Guetern oder Patienten. Die Leitung der Einrichtungen bleiben in privater Hand, die dem Praesidenten darueber berichten muessen und eine angemessene Entschaedigung erhalten.

…Masznahmen gegen das Horten lebenswichtiger Gueter oder deren Ueberpreisung zu ergreifen.

…fuer die zuegige Durchfuehrung der Masznahmen zu sorgen.

Es folgen Hinweise fuer Regierungs-Behoerden und Geld-Mittel. Der Praesident hat dem Kongress ueber die durchgefuehrten Masznahmen zu berichten.

Strafen von 10 Tsd bis 1 Mio Peso oder Haft werden angedroht…

…LGU-Mitarbeitern, die die Masznahmen missachten.

…Eigentuemern privater Krankenhaeuser oder medizinischer Einrichtungen, die sich den Weisungen des Praesidenten widersetzen.

…Personen, die lebenswichtige Gueter horten oder ueberpreisen.

…Personen oder Gruppen, die durch falsche Information die Masznahmen der Regierung behindern.

Das Gesetz ist, wie es in Section 9 heiszt, mit seiner Veroeffentlichung in der “Official Gazette” sofort wirksam.

Einen Baerendienst… – …hat Senator Aquilino Pimentel dem Kampf gegen Covid-19 erwiesen. Da er in einer Sitzung mit dem positiv getesteten Senator Miguel Zubiri war, hatte er sich auf Rat seines Arztes in Selbst-Quarantaene begeben. Dennoch brachte er gestern seine Frau zur Entbindung ins MMC (Makati Medical Center) und betrat selbst mit ihr das Hospital. In der Zeit dort erfuhr er das positive Ergebnis seines eigenen Tests, und er verliesz das Hospital.

Das MMC sieht darin einen Bruch des Protokolls und dessen Direktor Saturnio Javier stellte fest: “Infolgedessen muessen moeglicherweise einige unserer Krankenschwestern und Aerzte unter Quarantaene gestellt werden, was die schwindende Belegschaft des Krankenhauses weiter schwaechen wird. … Wir prangern das verantwortungslose und ruecksichtslose Handeln des Senators an. Er trug zur Last eines Krankenhauses bei, das versucht, auf kompetenteste und entschiedenste Weise zu reagieren, um die gewaltigen Herausforderungen dieses Covid-19 Ausbruchs zu bewaeltigen. … Die beteiligten Mitarbeiter im Gesundheits-Dienst wurden ordnungsgemaesz identifiziert und befragt, und sie werden unter Quarantaene gestellt, wenn das Expositions-Risiko dies erfordert.

Ich sehe Pimentels Verhalten als Attentat auf die Glaubwuerdigkeit der Regierung. Duterte kann sich den Mund fusselig reden, doch wenn seine eigenen Parteigaenger die Mahnungen in den Wind schlagen, dann kann der Mann von der Strasze nur lachen, wenn von ihm “social distancing” erwartet wird.

Ich wuensche dem Senator gute Besserung, was die Krankheit, als auch was den verantwortlichen Umgang mit ihr angeht. Als gelernter Jurist sollte er den Spruch kennen, “Das Gesetz ist klueger als der Gesetzgeber”. Der beweist sich mal wieder an seinem schlechtem Beispiel.

Ein Krieg der Geschichten – “Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit” ist ein Spruch, der verschiedenen Personen zugeschrieben wird. Von wem auch immer er stammen mag, er beinhaltet, dass es diese eine und einzige Wahrheit gibt. Ein Kompromiss der Skepsis gegenueber den diversen, konkurrierenden “Wahrheiten” ist dann die Ausflucht, dass wohl erst kuenftige Historiker die Wahrheit werden wissen koennen.

Das nuetzt uns heute nichts.

Lassen wir die Wahrheit also dort, wo sie hingehoert, im Maerchenbuch, wenigstens kommt sie da ja am Schluss immer raus. Die raue Wirklichkeit kennt nur einen Krieg der Geschichten, die dieser oder jener verkaufen will.

So mahnt der “Standard” heute in seinem Leitartikel “Wishful thinking is dangerous”. Er befasst sich mit der Illusion von US-Praesident Donald Trump, sein Land zu Ostern wieder oeffnen zu koennen und die Beschraenkungen abzustreifen, die Covid-19 dem Land nun aufgezwungen hat. Nun ist Trump ein Gluecksfall der Historie, ihm geht es nur um Geld und wie man mehr daraus macht – man durchschaut ihn leicht. Da muessen die Beschraenkungen weg, denn wenn jeder zu Hauze rumsitzt, laesst sich nichts verdienen.

Dan Steinbock zitiert in seiner Kolumne in der “Times” einen “pandemic report” der “New York Times”, der eine andere Geschichte verbreitet: “Eine Pandemie dauert 18 Monate oder laenger und kann mehrere Krankheitswellen umfassen.

Dagegen nimmt sich Trumps Optimismus als tollkuehn aus. So auch Premier Boris Johnson im United Kingdom, der meint: “Wir koennen das Blatt in den naechsten 12 Wochen wenden.” Deutlich skeptischer ist Kanzlerin Angela Merkel, die in ihrer Rede an die Nation sagte: “…seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.

Ich will keine eigenen Theorien verbreiten, hab auch keine, die Krise ist noch zu jung. Doch ich traue den Kurzzeit-Prognosen nicht, die sich taeglich aendern und tendiere zur Skepsis der Kanzlerin, die auch Praesident Duterte teilt, wenn er sagt, “…lasst uns unsere Differenzen beiseite legen und solidarisch zusammenarbeiten, um diese Pandemie zu ueberstehen.

Wir werden diese Solidaritaet brauchen, um das “social distancing” auf Sicht durchzustehen, und uns Eigenmaechtigkeiten wie jene des Senators Pimentel zu verkneifen. Diese Geschichte des Zusammenhalts wird die Zukunft bestimmen. Der “Bayanihan Act” gibt dabei die Richtung vor, und “Bayanihan” steht fuer Gemeinschafts-Sinn.

Gut, dass es dieses Wort in den Philippinen gibt.

 



 

Gemaesz “Official Gazette”, “CNNPhil”, “PNA”, “Manila Times”, “Manila Standard” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

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