Willkommen bei PHILIPPINEN MAGAZIN   Click to listen highlighted text! Willkommen bei PHILIPPINEN MAGAZIN
AuslandLeutePolitikPRESSESCHAUSozialesVerbrechenWirtschaft

…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 29. August 2019

(zum Bild: 4 Millionen Säcke mit Reis sollen in den Lägern der NFA verrotten)

 

China reagiert – Genau genommen reagiert nicht China, sondern die Guangdong Fishery Mutual Insurance, doch die wuerde keinen Kontakt zum philippinischen Auszen-Minister Teodoro Locsin suchen, wenn das nicht von hoechster Stelle abgenickt ist. Locsin erhielt ein Schreiben, der chinesische Besitzer des Schiffes, das im Juni 2019 bei der Recto Bank das philippinische Fischerboot “Gem-Ver” rammte, bedaure den Vorfall. Darin heiszt es: “Zum Glueck gab es keine Opfer. Ich bedaure zutiefst, dass dieser Unfall geschehen musste und moechte den philippinischen Fischern mein tief empfundenes Mitgefuehl aussprechen. Der Reeder des betreffenden chinesischen Fischerbootes moechte sich ueber unseren Verband bei den philippinischen Fischern aufrichtig entschuldigen. … Derzeit haben wir einen Unfall-Untersuchungsbericht erstellt. Wir glauben dass, obwohl dieser Unfall ein unbeabsichtigter Fehler der chinesischen Fischer war, das chinesische Fischerboot die Hauptverantwortung fuer den Unfall uebernehmen sollte. … Unser Verband wird den Reeder des betreffenden Fischerbootes nachdruecklich auffordern, sich aktiv mit der philippinischen Seite abzustimmen, um deren Schadenerstaz-Ansprueche gemaesz den Verfahren fuer Versicherungs-Ansprueche zu beschleunigen.

An dem Schreiben faellt mir auf, dass es passend eintrifft und bekannt wird, als Praesident Rodrigo Roa Duterte ins Flugzeug steigt, um nach China zu fliegen und mit Praesident Xi Jinping ueber die South China Sea zu reden. Das hat Methode. Man will Duterte den Wind aus den Segeln nehmen, es sei doch alles in bester Ordnung – die Versicherung hat sich der Sache angenommen, also, was soll’s?

Die Philippinen akzeptierten die Entschuldigung. Sprecher Salvador Panelo: “Wir akzeptieren die juengste Entschuldigung, die der Eigner des chinesischen Schiffes gegenueber unseren von dem Vorfall betroffenen Fischern ausgesprochen hat. Wir begrueszen ebenfalls die Demut des Eigentuemers, Verantwortung zu uebernehmen und anzuerkennen, dass eine Entschaedigung zur Deckung des tatsaechlichen Schadens geleistet werden muss.” War’s das jetzt?

Hierzu passt… – …die gestrige Kolumne von Wang Yiwei, Direktor des Instituts fuer Internationale Angelegenheiten an der Renmin Universitaet, in “China Daily”, in der es laut “PNA” zu Dutertes Besuch heiszt: “Die beiden Laender koennten die Gelegenheit nutzen, um die maritime Zusammenarbeit zu foerdern und zu verstaerken, da es bei den Philippinen an Meeres-Technologie mangelt, um die Meeres-Wirtschaft trotz der reichen Meeres-Ressourcen zu entwickeln, waehrend in China fortschrittliche Technologien entwickelt wurden. … Auf diese Weise koennten Konflikte in Chancen verwandelt und die South China Sea in ein Meer der Zusammenarbeit und Freundschaft verwandelt werden.

Man ist in China auf den anreisenden Praesidenten vorbereitet, der die dezenten Hinweise hoffentlich zu wuerdigen weisz. Der traf gestern Abend um 11:11 Uhr in Peking ein.

 



 

Der Reis ist heisz – Um die Schlagzeile der heutigen “Times” genieszen zu koennen ohne sich das Maul zu verbrennen, ein Rueckblick.

Im Spaetsommer letzten Jahres war der Preis fuer Reis das Thema, das alle bewegte. Im September 2018 hatte die Commission on Audit dann auch schon den Schuldigen am Wickel. In ihrem Bericht fuer 2017 stellte sie fest, die NFA (National Food Authority) habe 5,1 Mrd Peso erhalten, um Reis zu bevorraten, damit der Preis stabil bleibt. Die NFA hat aber keinen Reis gekauft, sondern mit dem Geld alte Schulden beglichen. Da konnte sie nicht genug Reis auf den Markt werfen, und der Preis stieg.

Die Regierung reagierte im Oktober 2018 und gab den Import frei. Man brauchte keine Genehmigung der NFA mehr, keine Quoten werden zugeteilt – wer Reis importieren kann, darf das, er muss nur den Zoll zahlen. Damit war die NFA „entmachtet„, was die Genehmigung des Reis-Imports angeht – und damit endet auch die Korruption um die Genehmigungen. Die NFA ist nur noch dafuer da, Vorraete zu bilden fuer Zeiten, in denen Reis knapp ist. Und da gibt es auch einen Beschluss, dass die Reis-Bauern hoehere Preise von der NFA bekommen, damit sie durch Importe nicht ruiniert werden.

Ende des Rueckblicks. Nun zur heutigen Schlagzeile: “4 million bags of rice rotting in NFA depots”.

In einer Anhoerung des Senats gab NFA-Administrator Judy Carol Dansal zu, dass man 4 Millionen Sack Reis im Lager habe und deshalb keinen ungemahlenen Reis mehr von hiesigen Reis-Bauern ankauft. Von Januar bis August habe man 293 Tsd MT (Metrische Tonnen) gekauft, statt der 4 Tsd MT im Vorjahr. Eine metrische Tonne sind 1000 kg, also 20 Saecke à 50 kg Reis. Die 293 Tsd MT entsprechen also 5,8 Mio Sack Reis, von denen nun noch 4 Mio herumliegen.

Senatorin Cynthia Villar sieht da schwarz. Man habe einen Fond gebildet – RCEF (Rice Competitiveness Enhencement Fund) – gerade um die Wettbewerbs-Faehigkeit der Reis-Bauern zu verbessern. Jedoch von den 5 Mrd Peso, die fuer den RCEF freigegeben wurden, gingen nur 1 Mrd an die Reis-Bauern. Villar: “Wir waren 22 Jahre lang unter einem Mengen-Beschraenkungs-System. Meiner Meinung nach hatten wir mehr als genug Zeit, um uns zu verbessern, aber wir haben uns nicht verbessert. Unsere Landwirte und Fischer leiden weiterhin unter Armut, waehrend sich Schmuggler und Kartelle weiter bereichern.

Tsismis ~ Geschwaetz, Geruecht – Ich hatte die Frage um die vorzeitige Entlassung des Moerders und Vergewaltigers Antonio Sanchez letzten Samstag schon abgehakt. Er wird die 40 Jahre  seiner siebenfachen “reclusio perpetua” absitzen muessen. Die mehrfache Verhaengung der Strafe multipliziert uebrigens das Strafmasz nicht, 40 Jahre ist Maximum in den Philippinen, sie erschwert nur eine denkbare Reduzierung. Die ist im Falle Sanchez jedoch vom Tisch.

Auf den Tisch kommen nun Geruechte und Geraune mit einem gewissen Unterhaltungswert. So soll nach Meinung der Richterin im Ruhestand Harriet Demetriou, die damals das Urteil faellte, Salvador Panelo zuruecktreten. Der heutige Rechtsberater und Sprecher des Praesidenten war damals einer der Verteidiger von Sanchez. Wer, wenn nicht er, kann da die Haende im Spiel haben, wenn es um die vorseitige Entlassung ging?

Gute Frage, naechste Frage – Panelo weist dies als Unfug zurueck und lehnt einen Ruecktritt ab. Richterin Demetriou scheint auch vergessen zu haben, dass man fuer solche Behauptungen Beweise braucht – na ja, das Alter!

Ramon Tulfo fragt in seiner Kolumne in der “Times”: “Was Antonio Sanchez innocent of rape-murder?” Er stuetzt sich da auf einen Gefaengnis-Waerter, dessen Namen er im Moment zurueckhaelt, dem Antonio Sanchez in einem schwachen Moment erzaehlt haben soll, nicht ihm, sondern seinem Sohn Allan habe die Gang die Studentin geschenkt, dem sei also die Tat anzulasten. Als Begruendung fuer diesen “schwachen Moment” bringt Tulfo dann eine hanebuechene Geschichte einer Krankenschwester, die Sanchez im Gefaengnis geschwaengert haben soll, und die er unterstuetzen wolle, und so weiter und so weiter…

Tulfo hat schon vier Anzeigen wegen uebler Nachrede und Verleumdung von Staatsminister Salvador Medialdea am Bein, dem er Vereitelung im Amt vorwirft. Reicht ihm das nicht? Sammelt er Anzeigen gegen sich? Warum gibt ihm die “Times” immer noch Platz?

Interessanter ist da ein Bericht des “Inquirer” vor zwei Tagen, nach dem wurden die Kinder des Sanchez informiert, ihr Vater werde entlassen, weshalb sie zum Gefaengnis fuhren, um ihn abzuholen. Dort erfuhren sie jedoch von Bilibid-Chef Nicanor Faeldon, dass die Entlassung auf Stop gesetzt wurde. Sie sehen den oeffentlichen Aufruhr darum als Ursache, dass ihr Vater – “der doch unschuldig ist” – nicht wie angekuendigt frei kam.

Ich habe immer noch die offene Frage, wer den Entlassungs-Schwachsinn in die Welt gesetzt hat, und da verdichtet sich mein Verdacht – was jetzt nur ein selbstgekochtes Geruecht ist, also “tsismis à la balay ~ Geruecht nach Art des Hauses” – dass wir das Nicanor Faeldon zu verdanken haben. Der Kerl bringt nichts auf die Reihe. Abgesehen davon, dass er mit Antonio Trillanes aktiver Teilnehmer der Oakwood-Meuterei war, gab er als Chef des Zolls eine unglueckliche Figur ab und geriet selbst in den Verdacht, bestechlich zu sein, so dass Duterte ihn abziehen musste. Nun ist er Chef von Bilibid, und wieder dasselbe Theater?

Einige Medien freuen sich schon auf eine “Reunion”, wenn der Senat den Fall nun wie vielfach gefordert untersucht. Den Vorsitz dort haette Senator Richard Gordon, der mit Faeldon schon einmal bei der Untersuchung des Zolls aneinander geriet.

Das waere wieder mal Fernseh-Unterhaltung vom Feinsten!

 



 

Leila de Lima… – …ist fuer mich eigentlich auch kein Thema mehr. Der Prozess gegen sie laeuft, und ich hoffe, dass sie ihn nicht ueber die Amtszeit Dutertes hinaus verzoegern kann und verurteilt wird. Wer die Untersuchungen des Hauses verfolgt hat weisz, dass sie schuldig ist. Man weisz aber auch, dass “etwas wissen” und “etwas beweisen” zwei ungleiche Dinge sind. Ich hoffe, sie bekommt einen fairen Prozess mit stichhaltigen Beweisen, um sie nicht auch noch zum Maertyrer hochstilisieren zu koennen.

Das tun schon andere, und deshalb schreibe ich. Ein Leitartikel des gestrigen “Tribune” weist darauf hin, dass Antonio Trillanes mit Senatorin Risa Hontiveros und anderen am Montag ein “Committee for the Freedom of Leila de Lima” aus der Taufe gehoben hat. Trillanes meint, dies sei an der Zeit, da die “Leute kritischer gegenueber dem Praesidenten” seien. Woher er die Weisheit bei 80% Zustimmung fuer Praesident Duterte nimmt, merkt er gleich an: “Glaubst du, es sei undenkbar oder widerspraeche dem Charakter des Herrn Duterte an Umfragen herumzupfuschen? Gibt es irgendetwas, was fuer ihn undenkbar (off-limits) waere, was die Moral angeht? Nichts ist undenkbar fuer Herrn Duterte.

Das Bedenkliche ist nicht, dies koenne an den 80% hierzulande etwas aendern, eher im Gegenteil: man weisz, wer Herr Trillanes ist. Es wird in westlichen Blaettern jedoch aufgegriffen werden, da man dort nicht weisz, wer Herr Trillanes ist, aber Leila de Lima gut bekannt ist. Schlieszlich hat das “Foreign Policy Magazine” sie unter die “100 Leading Global Thinkers” eingereiht, und die Liberale Internationale in London verlieh ihr den “Prize for Freedom”, weil sie gegen den “erklaerten Serien-Moerder” Duterte ins Feld zieht. Das kommt an, und da liest man freudig erregt, dass es nun in den Philippinen jemand gibt, die sich fuer die Freiheit dieser von einem mord-luesternen Diktator verfolgten Unschuld einsetzt. Genau das finde ich bedenklich.

Einem Leserhinweis… – …will ich mich widmen, auch wenn er wohl ironisch war. Zu Problemen im Sulu-Archipel heiszt es da: “Die Philippinen koennen ja Sulu an Malaysia zurueckgeben. Die raeumen dann auf…

Ich stolpere ueber das “zurueckgeben”. Das Sultanat Sulu ist aelter als Malaysia, es wurde am 17. November 1405 gegruendet. Malaysia gibt es erst seit dem 16. September 1963. Als Malaysia gebildet wurde, wurde Sabah in kolonialer Schlamperei zu dessen Gebiet gerechnet, obwohl es von der North Borneo Chartered Company 1878 lediglich “gemietet” war. Durch fehlerhafte Uebersetzung des Vertrages zwischen dem Sultanat Sulu und dem Syndikat britischer Kolonialherren, war jedoch in der englischen Uebersetzung von “abgetreten” die Rede. Dass also Sabah, Teil des Sultanats Sulu, heute zu Malaysia gehoert, liegt an einem historischen Uebersetzungs-Fehler. Sulu selbst gehoerte nie dazu, kann demnach auch kaum “zurueckgegeben” werden. Sabah wurde dahin “uebersetzt”. Wie das geschehen konnte, versteh ich auch nicht. Gut, wenn man Fremdsprachen kann. In diesem Sinne:

Saysay sa adlaw – Wa man makasabot siya sa akong sulti. 

wa ~ wala kein, nicht, man Betonung, sabot verstehen, bedeuten + maka… V/G makasabot kann verstehen, siya  er, sie, sa von, akong ~ ako ngaich + Verbinder. sulti sagen

Satz des Tages – Er versteht nicht was ich sage.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Manila Bulletin”, “PhilStar”, “PNA”, “Daily Tribune”, “Wikipedia”, “Inquirer” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

Click to listen highlighted text!