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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 13. Juni 2019

(zum Bild: China sollte sich bewusst sein, sich durch solche Aktionen den fragilien guten Willen bei den Filipinos sehr schnell zu verspielen.)

 

Mut und Mitgefuehl – Die ueblichen Worte zum Unabhaengigkeits-Tag wurden gesagt – Erinnern, Andenken hochhalten, und so weiter – daneben waren jedoch andere Toene zu hoeren. Praesident Rodrigo Roa Duterte war in Malabang, Lanao del Sur, im Hauptquartier des 6. Infanterie-Bataillons, als er gestern zu dem Anlass an dieses erinnerte: “Es war hier in Malabang, Lanao del Sur, dass der amtierende Praesident, der Oberste Richter Jose Abad Santos, von den Japanern hingerichtet wurde, weil er sich weigerte mit ihnen waehrend der Invasion der Philippinen zusammen zu arbeiten. Ein wahrer Patriot selbst bis zum letzten Moment, sagte er seinem Sohn tapfer zu sein und nicht zu weinen, denn es sei eine Ehre fuer sein Land zu sterben, wozu nicht jeder Gelegenheit hat. Welch schoene Worte.

Der jetzige Oberste Richter, Lucas Bersamin, sagte gestern bei einer Feier zur Unabhaengigkeit am Andres Bonifacio Monument in Caloocan City: “Heute zeigen wir Dankbarkeit fuer unsere Helden, die nicht lang nachgedacht haben und ihr eigenes Leben opferten, sodass unsere Landsleute frei sein konnten. … Ich glaube unsere Helden wollten, dass wir ein gleiches tun. Habt Mut und Mitgefuehl. Mut fuer die Nation und Gefuehl fuer eure Landsleute. … Lasst es nicht zur Gewohnheit werden, uns auf Auslaender zu verlassen, um Herausforderungen und Probleme zu loesen. … Wenn andere helfen, ist das willkommen, falls keine Bedingung daran geknuepft ist.

Wahrlich patriotische Worte von Duterte und Bersamin, die gestern leider von einer ueblen Nachricht ueberschattet wurden, die heute in allen Blaettern auf der Frontseite erscheint. Ein chinesisches Schiff rammte das philippinische Fischerboot “Gimver 1”, das darauf sank. Statt zu helfen, setzte sich das chinesische Schiff ab und ueberliesz die 22-koepfige Besatzung der “Gimver 1” ihrem Schicksal. Ein vietnamesisches Fischerboot rettete die Leute und brachte sie nach Palawan. Der Vorfall ereignete sich bei der Recto (Reed) Bank, wo traditionell international gefischt wird.

Ein solches Verhalten der Chinesen duerfte in der Seefahrt einmalig sein. Ich kannte es nur so, dass bei einem Notfall auf See jeder zu Hilfe eilt. Umso schlimmer, dass in der “Times” heute eine Kolumne von Ramon Tulfo erscheint. Der Sondergesandte fuer China schildert darin, wie gut er mit chinesischen Admiralen auskommt, wie toll das Abziehen der Fischerboote um Pag-asa geklappt hat und er beantwortet so die selbst gestellte Frage zu China, die er als Ueberschrift seiner Kolumne gewaehlt hat: “Ist dies das Land, das gegen uns in den Krieg ziehen will?” Nach seiner Darstellung soll die Antwort selbstredend “nein” sein.

Nach dem Vorfall, der letzten Sonntag auf See stattfand, beschleicht mich eine boese Ahnung. Die Fuehrung dieses Landes hat ein schlechtes Verhaeltnis zu den USA, ein gutes zu China. Die Filipinos als Volk haben ein gutes Verhaeltnis zu den USA, ein schlechtes zu China. Koennte es sein, dass fuer China Aehnliches gilt – die chinesische Fuehrung hat ein gutes Verhaeltnis zur philippinischen Fuehrung, das chinesische Volk hat ein schlechtes Verhaeltnis zu den Filipinos?

Das Auszen-Ministerium erwartet einen offiziellen Bericht der National Task Force for the West Philippine Sea zu der Kollision, bevor es diplomatisch bei den Chinesen vorstellig wird, liesz Auszen-Minister Teodoro Locsin wissen.

 



 

Korruptions-Kultur – In die Nachrichten kommt ganz unerwartet Janette Garin, Ex-Gesundheits-Ministerin und bekannt, weil sie im Verbund mit Benigno Aquino 800 Tsd philippinische Kinder mit dem nicht zugelassenen Impfstoff “Dengvaxia” maltraetierte, obwohl die nicht die Voraussetzungen erfuellten und nun hoeherer Gefahr ausgesetzt sind, als waeren sie nicht geimpft worden. Etliche Verfahren gegen sie sind anhaengig.

Zu dem “Ghost dialysis”-Scam, bei dem Dialysen fuer bereits Verstorbene gegenueber PhilHealth abgerechnet wurden, und in den sich Praesident Duterte massiv eingeschaltet hat, aeuszerte Garin, dass solche Scheinbehandlungen fiktiver Patienten und Abrechnung gegenueber PhilHealth Tradition waeren. Sie habe als Abgeordnete fuer Iloilo dazu seinerzeit einen Bericht angefertigt. Doch statt gerichtlich gegen die Betrueger vorzugehen, habe der PhilHealth-Vorstand diese nur mit einer Geldbusze belegt.

Wenn ich recht erinnere, schrieb ich erst gestern, dass Praesident Duterte Verfassungs-Reformen ruhig schieben solle – die Aufgabe Nummer 1 ist die Bekaempfung der Korruption.

 



 

Halbzeit – Nachdem ich nun seit drei Jahren versuche Praesident Rodrigo Roa Duterte zu verstehen, und die Haelfte seiner Amtszeit ist um, will ich ueber eine Nebensache schreiben, die mich seither umtreibt. Ich begann mich fuer Duterte zu interessieren, weil jeder auszerhalb der Philippinen gegen ihn war, meine philippinische Umgebung war dagegen komplett fuer ihn. Das hat sich bis heute nicht geaendert, eher verfestigt – warum eigentlich?

In der Philosophie gibt es zwei Dinge, die man im Hinterkopf haben sollte. Das eine ist Ludwig Wittgensteins Anmerkung: “Was sich sagen laesst, das laesst sich klar sagen.” Das andere ist Wilhelm Schapps Einsicht, dass wir nur Geschichten verstehen. Ich war ein Glueckspilz, dass ich in Hans Blumenberg einen Philosophie-Lehrer hatte, der Einsichten in einfachen Geschichten klar erzaehlen konnte. Meine Einsicht bestand darin, irgendwann zu bemerken, dass Sprache nicht erfunden wurde, um die Wirklichkeit abzubilden, dafuer haben wir unsere fuenf Sinne, sondern um die Gedanken des anderen so zu lenken, dass der am Ende selbst sieht, was man ihn sehen machen will. Hierauf kam ich, als ich lange nach dem Studium in einem Buch Blumenbergs sein Beispiel von der Falle las. Der Begriff, mit dem wir die Wirklichkeit begreifen, beginnt da, wo der Jaeger etwas will, was nicht leicht zu kriegen ist, und er gruebelt: “haette” ich dies oder das, und “wuerde” das Vieh sich so verhalten, “koennte” ich es packen. So “packt” er die Wirklichkeit und kann sie als Welt “begreifen”, in der nicht nur vorkommt, was ist, sondern eben auch das, was sein koennte. Da ging mir auf, wie wichtig diese Fuehrung der Gedanken in die Falle fuer das Verstaendnis des Menschen ist – so geht Begreifen. Und was der Mensch einmal begriffen hat, das kann er auch weitererzaehlen. Das unterscheidet ihn vom Tier, das in der Gegenwart lebt: es kennt nur “ist” und “ist nicht”, kein “wuerde”, “haette”, “koennte”, mit dem es im Voraus oder Nachhinein sich bewegen koennte. Die Geschichten spannen die Dimension der Zeit auf, und da faellt mir auf, dass Visayan nur eine grammatische Form fuer Vergangenheit und Gegenwart hat, das was “ist”, und es hat nur eine grammtische Form fuer Zukunft oder Moeglichkeit, das was “sein koennte”. Doch das reicht, um sich in den Geschichten zu bewegen.

Gegen die Einsicht, dass unsere Welt nur aus Geschichten besteht, wehren sich ganz besonders Mathematiker, und dagegen wehre ich mich nun. Wir haben nicht ein Hirn fuer dies und ein anderes Hirn fuer das, und diese Landschaftskarten von Hirnschnipplern, was wo im Hirn geschieht sind irrefuehrend. Wir haben ein Hirn fuer alles, und das versteht nur Geschichten. Mathematik ist nicht Rechnen. Das sind niedere Voruebungen, wie man sich dehnt und reckt, bevor man zu Laufen beginnt. Bringe ich nun ein Beispiel, so weisz ich, dass sich da viele ausklinken, doch ich rate durchzuhalten, denn an der Ziellinie winkt eine Einsicht.

Man stelle sich ein Dreieck mit den Ecken A, B und C vor. Aus der Schule erinnert man, dass man zu einer Strecke, zum Beispiel einer Seite des Dreiecks, eine Senkrechte in der Mitte errichten kann, die Mittelsenkrechte. Und weil die in der Mitte ist, sind beide Endpunkte einer Seite des Dreiecks, sagen wir die von A und B, von ihr gleich weit entfernt. Das gilt fuer alle Punkte auf dieser Mittelsenkrechten. Jeder einzelne Punkt dort ist von A und B gleich weit entfernt. Das merken wir uns, und wenden wir uns nun der Seite des Dreiecks zwischen B und C zu. Wir sehen auf demselben Weg, dass eine Mittelsenkrechte dort die Menge aller Punkte ist, die von B und C gleich weit entfernt sind. Nun haben wir aber schon die Mittelsenkrechte von A und B gedacht. Nehmen wir die von B und C hinzu, so sehen wir, dass die beiden sich schneiden, irgendwo. So ganz irgendwo ist der Schnittpunkt aber nicht. Er ist von A so weit entfernt wie von B, weil er ein Punkt der ersten Mittelsenkrechten ist, und er ist von B so weit entfernt wie von C, weil er auf der zweiten Mittelsenkrechten liegt. Und jetzt schnappt die Falle zu. Wenn der Schnittpunkt von A so weit entfernt ist wie von B, und von B so weit wie von C, dann ist er auch von C so weit entfernt wie von A. Das heiszt, dass er auch ein Punkt der Mittelsenkrechten der Seite von C nach A ist. Fasst man das zusammen, so ist dieser Schnittpunkt der Mittelsenkrechten von allen drei Ecken des Dreiecks gleich weit entfernt. Das heiszt, man kann um diesen Schnittpunkt einen Kreis ziehen, der A, B und C schneidet – der Umkreis des Dreiecks.

 



 

Ich weisz, mit einer Zeichnung waere es leichter, aber es geht auch so. Ein mathematischer Beweis ist eine Geschichte, die den Leser an den Punkt fuehrt, von dem aus er sehen kann: der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten ist der Mittelpunkt des Umkreises des Dreiecks. Das ist ein vollgueltiger Beweis, und mit einem Beweis beginnt Mathematik. Auch da gibt es nur Geschichten, die Mathematiker koennen sich da ruhig auf den Kopf stellen.

Der Mensch ist nun mal ganz schlicht gestrickt. Was Philosophen nicht kapiert haben, ist einfach: wir verstehen Geschichten, das ist alles. Gut, es gibt komplexe Geschichten, doch man muss ja nicht alles verstehen. Waere das Denken aber derart kompliziert, wie Philosophen das beschrieben haben, waere kaum zu verstehen, wieso ueberhaupt jemand denken kann – koennen wir aber alle. Das Prinzip ist durchgaengig, falls nun noch Ingenieure, Auto- und andere -Schrauber aufmucken. Eine Explosions-Zeichnung ist auch nur eine Gechichte, was aber nicht garantiert, dass jeder ein IKEA-Regal nach der beiligenden Zeichnung zusammenschrauben kann. Es gibt auch komplexe Geschichten, und manchmal fehlt einfach nur der Imbusschluessel.

Nach diesem Vorspiel nochmal zu unserem Satz: Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten ist der Mittelpunkt des Umkreises des Dreiecks. Ich kann diesen Satz dem Lehrer ohne Beweis glauben, auswendig lernen und bei Bedarf aufsagen, falls verlangt. Ich koennte das aber auch verstehen, wenn ich mich auf die Geschichte einlasse. Glauben ist Silber, Verstehen ist Gold. Glaube ich den Satz blosz, dann kann ich mich nicht verteidigen, falls er bestritten wird. Habe ich den Satz jedoch erst verstanden, kann ihn mir niemand mehr nehmen – das geht tiefer und bildet die Knochen des Gehirns. Der Lebensraum der Geschichten hat ein Skelett aus Begriffen, wodurch man Menschen fuehren kann.

So ist es auch mit Praesident Duterte, die Politik ist von dieser Einsicht nicht ausgenommen. Er fuehrt die Menschen, wenn er bei ihnen ist und seine Geschichten erzaehlt. Wer im Ausland nur Saetze glaubt, die wer auch immer zusammenfasst, ganz ohne Geschichte drumherum, hat keine Chance. Man koennte Mitleid mit dem westlichen Leser haben, doch wenn er sich nicht um die Geschichten bemueht – selber Schuld! Blosz zu glauben, genuegt mir nicht, ich war schon immer so, und so verfolge ich die Geschichten von, mit und um Duterte, um ihn zu verstehen. Eine Geschichte reicht da auch gar nicht, aber ich hab ja noch drei Jahre Zeit.

Gut, dass wir darueber nachgedacht haben.

Saysay sa adlaw – Nakakuskos siya sa iyang ulo tungod sa kalisod sa problema. 

kuskos kratzen + naka… V/G nakakuskos kratzte, siya er, sa von, am, iyang ~ iya nga Gen. von siya seinem + Verbinder, ulo Kopf, tungod wegen, sa von, lisod schwer, schwierig + ka… bildet Substantiv kalisod Schwierigkeit, problema  Problem

Satz des Tages – Er kratzte sich am Kopf wegen der Schwierigkeit des Problems.

 



 

Gemaesz “PNA”, “Manila Times” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

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