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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Mittwoch, den 03. Oktober 2018

 

Das philippinische Hospitalwesen… – …basiert auf dem Prinzip des „watcher„. Jeder, der ins Hospital eingewiesen wird, hat einen „watcher“ dabei, der zum Beispiel den Papierkrieg der Aufnahme erledigt, fuer Geld zum ATM (Automated Teller Machine) rennt oder Versicherungs-Nachweise beibringt, Medikamente in der Apotheke kauft oder, falls das Hospital die besorgt, deren Bezahlung durch die Versicherung absichert. Er erledigt die Wuensche des Patienten und informiert gern auch die Stations-Schwester, falls die Nacht-Klingel nicht funktioniert. Hierzu schlaeft der „watcher“ im Hospital und hat ein staendiges Auge auf seinen Patienten. Fehlt der „watcher„, ist der Patient aufgeschmissen.

Als ich kuerzlich fuer einen kleinen Eingriff eingewiesen wurde, machte meine Frau den „watcher„. Nun machte drueckend heiszes Wetter hier in GenSan meiner Frau am Sonntag derart zu schaffen – Schwindel, Erbrechen, Sehstoerungen – dass wir sie ins Hospital brachten, und – „for better and for worse“ – fiel mir die Rolle des „watcher“ zu. Zwei Tage und Naechte betreute ich meine Frau im Hospital, wobei das Schlimmste (fuer mich) das Uebernaechtigen auf einer Bank war, die, je nach Lage vom Fusz bis zur Brust oder vom Kopf bis zum Knie reichte, sauber eingepasst zwischen Wand und Einbau-Schrank, dass eine Verlaengerung unmoeglich war. Ich stellte einen Stuhl am Fuszende daneben, sodass ich „ueber Eck ruhen“ konnte. Zum Glueck wurde meine Frau wiederhergestellt, bevor ich einen Schaden davontrug. Ihre weitere Therapie erfolgt mit Tabletten daheim.

In der Zeit entfiel mein Blog, doch da wir im TV sahen, dass der einzige Aufreger ein Abgeordneter war, der beim Security Check am Flughafen die Schuhe nicht ausziehen wollte, fand ich, dass ich nichts verpasst hatte. Meine Frau vermutete, er schaemte sich wegen der Loecher in seinen Socken die Schuhe auszuziehen. Dem Herrn Abgeordneten fehlt ganz offensichtlich ein „watcher„, der auf solche Kleinigkeiten achtet, womit ich beim Thema bin.

Die „watcher“ der Politiker… – …sind die Journalisten, und da fand ich die passende Anmerkung heute in der Kolumne von Rigoberto Tiglao in „The Manila Times„. Zu diesem Feind des Schuhe-Roentgens, Aniceto Bertiz, Abgeordneter fuer „Acts OFW„, weisz Tiglao, dass der kein OFW (Oversea Filipino Worker) ist. „Waehrend er fuer sich in Anspruch nimmt, in seiner Juegnd ein OFW gewesen zu sein, besitzt und fuehrt Bertiz die Global Asia Alliance Consultant Inc., einer der groeszten Entsender von OFWs. Fuer jede Entsendung stellt seine Firma eine betraechtliche Gebuehr in Rechnung. Fuer ihn zu behaupten, dass er OFWs repraesentiert, ist so als wenn ein Kapitalist, der einst bezahlter Angestellter einer Firma war, sich dann selbstaendig machte, nun meint, die Arbeiter dieses Unternehmens zu repraesentieren.

Wie kommt so ein Mensch ins Repraesentantenhaus? Dies liegt an der Verfassung. Um auch solchen eine Stimme zu geben, die in einem Wahlkampf nie einen Sitz gewinnen koennten, und deren „Partei“ unter jeder Prozent-Huerde bleiben wuerden, gibt es das „Party-List System„. Zu dem sagt Tiglao, es sei „zum bloszen Mittel geworden fuer Millioaere, religioese Sektierer und, am wichtigsten, fuer Kader der Kommunistischen Partei, um in den Kongress zu kommen.

So bedankt Tiglao sich bei Bertiz: „Danke, Herr Bertiz, uns zu erinnern, dass wir diese Nonsense-Volks-Repraesentanten wirklich abschaffen muessen. Beseitigt das Party-List System , welches seit 1998 Hunderte von Bertizes hervorgebracht hat, und schlimmer noch, Magdalo-Meuterer Gary Alejano, Akbayans Tom Villarin und Carlos Zarate.



In diesen Zusammenhang passt… – …die gegenwaertige Diskussion zum „Roten Oktober„. Eine Anhoerung zum Etat des Militaers wurde von den Senatoren Antonio Trillanes und Francis Pangilinan zum Verhoer von Stabschef General Carlito Galvez umfunktioniert, ob das Militaer behaupten wolle, die beiden seien in Umsturz-Plaene gegen Praesident Rodrigo Roa Duterte verstrickt. Behauptet Galvez nicht, und irgendwie kamen die zwei sich dann als Sieger von irgendwas vor.

Interessanter an der Anhoerung war, dass General Galvez sagte, dass es an 10 Universitaeten in Manila Rekrutierungs-Bemuehungen der Kommunisten gebe, Studenten fuer einen solchen Umsturz zu gewinnen, der im Oktober anlaufen soll und als Hoehepunkt auf den 50sten Jahrestag der Partei-Gruendung der CPP (Communist Party of the Philippines) im Dezember zielt. Da soll sich irgendwas in Manila tun und parallel seien landesweite Terror-Akte der NPA (New People’s Army) vorgesehen. Das Ziel sei, Duterte zur landesweiten Verhaengung des Kriegsrechts zu verleiten, welches zwar in Mindanao populaer ist, jedoch nicht in Manila. Die Hoffnung dadurch Leute auf die Strasze zu bringen, leitet die Bemuehungen.

Interessant daran ist die Frage, wie es moeglich ist, Studenten fuer eine seit 50 Jahren erfolglose Sache zu werben, an die auszerhalb der Philippinen kein Mensch mehr glaubt.  Meine Meinung dazu ist, dass es in den Philippinen nach Marcos nie eine Opposition gegeben hat. Unter den Aquinos, „Cory“ und „Noynoy“ inclusive kleiner Figuren dazwischen, gab es nur eine „Nie wieder„-Meinung, gegen die es – auch mit massiver Hilfe der katholischen Kirche – keine Opposition gab. Erst als sich dieses „Nie wieder“ selbst heruntergewirtschaftet hatte, gab es eine Opposition, die ueberwaeltigend Rodrigo Duterte waehlte, der dadurch aber „Regierung“ wurde. Die klaeglichen Reste des „Nie wieder“ werden zwar als Opposition bezeichnet, bringen aber, dank der Figuren, die sie vertreten, und des erworbenen Rufes niemanden mehr auf die Strasze. Also, wieder fehlt die Opposition.

Genau dort setzt die CPP an, und vergleicht Duterte nun mit Marcos, gegen den sie mal grosz und stark war, ohne etwas zu erreichen, und fuellt dieses politische Vakuum aus. Denn neben den Liberalen tummeln sich in der Opposition nur dubiose Figuren der Bertiz-Klasse.

Jugend braucht aber Opposition, und das sollte man nicht abtun. So wie alle Eltern wollen, dass es ihren Kindern mal besser geht und denen damit fuerchterlich auf den Keks gehen, so wollen Jugendliche alles besser machen und rauben ihren Eltern damit den letzten Nerv. Die Jugendlichen brauchen eine politische Stimme in der Opposition, und wenn niemand von Format da ist, koennen selbst politische Tattergreise wie „Joma“ Sison wieder jugendliche Idole werden. Ob dessen Rezept aufgeht, werden wir zu Weihnachten sehen.



Gemaesz „ManilaTimes„. „ManilaStandard“ u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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