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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 12. Juni 2020

Zum Bild: Rodrigo Duterte, der getriebene Präsident

 

Independence Day… – …ist heute, ein “regular holiday”, zu dessen Feierlichkeiten Praesident Rodrigo Roa Duterte jedoch nicht am Rizal Park in Manila sein wird. Er wird vertreten durch Staatsminister Salvador Medialdea, teilte Sprecher Harry Roque gestern mit. Der Praesident weilt in Davao, und Sprecher Harry Roque erlaeutert: “Das Problem ist, dass bei Anwesenheit des Praesidenten die Zahl der Leute waechst, die ihm nahe sein wollen. Das laesst sich nicht verhindern, ob wir in Luneta oder in Davao feiern.” Aus diesem Grund wird die Botschaft des Praesidenten zum Unabhaengigkeits-Tag nach den Feierlichkeiten per TV ausgestrahlt.

So pfuscht die Coronavirus-Krise jedem ins Handwerk. Wir haben unser Leben nicht in der Hand, wie ich im Folgenden erlaeutere.

Nun hatte ich eine Aus-Zeit genommen… – …weil ich etwas aus dem Kopf bekommen musste, was mich hinderte, mich auf das Blog zu konzentrieren. Ich wurde dazu angeregt durch Kritik und Zuspruch zu meinem Blog, so dass ich mich getrieben fuehlte, damit fertig zu werden. Es kam zu Ueberlegungen, die ich mir als “Vom Ende der Philosophie” vom Leib geschrieben, und die ich in “meiner Schublade”  https://sites.google.com/site/eckardschublade   abgelegt habe. Ich sehe mich da als Getriebenen der Philosophie, und vergleiche das abschlieszend mit Praesident Duterte, den ich als einen Getriebenen seines Amtes verstehe.

Da die philosophischen Ausfuehrungen nicht jeden interessieren, warum die Welt so ist, wie sie ist, und wir unser Leben nicht in der Hand haben, bringe ich hier nur, was ich im letzten Abschnitt des Aufsatzes zu Duterte geschrieben habe, das passt als Information ins Blog. Vielleicht verlockt es, den Rest des Aufsatzes oder sogar den ganzen Inhalt der “Schublade” anzuschauen:

Vom Ende der Philosophie – IV 

Der Sprung mag jenen, deren Gedanken im Westen verhaftet oder dort geblieben sind, gewaltig erscheinen, doch ich sehe in Praesident Rodrigo Roa Duterte auch einen “Getriebenen”.
Ob er sich um den Job gerissen hat oder sich dazu hat ueberreden lassen, mag offen bleiben. Ein Indiz, dass es kein unbedingt eigener Wunsch war, kann man darin sehen, dass er sich im inneren Kreis seines Amtes immer noch als “Mayor” anreden laesst, und das kommt auch in jeder seiner Reden vor, wenn er denn vom Skript absieht und “off the cuff” spricht. Das ist seine “Rueckfallposition”, wenn ihm der Praesident zum Hals raushaengt, so wie auch seine Heimatstadt Davao ihm als Rueckzugsort dient, wenn er von “Imperial Manila” die Schnauze voll hat.
Als Buergermeister sah er Kriminalitaet und Korruption als die Hauptuebel der Gemeinschaft, und da beides unter seinem Vorgaenger bluehte, waehlte er den Kampf dagegen als Motto und gewann die Wahl zum Praesidenten. Nun war er im Wort, und er war sich dessen durchaus bewusst. Bei seiner Vereidigung sagte er: “Sehen Sie es von daher und sagen Sie mir, dass ich falsch liege. In diesem Kampf bitte ich Kongress, die Menschenrechtskommission und Gleichrangige, uns einen Regierungsgrad zu erlauben, der sich mit unserem Mandat vertraegt. Der Kampf wird gnadenlos und unnachgiebig sein. Als Anwalt und frueherer Staatsanwalt kenne ich die Grenzen der Macht und Autoritaet des Praesidenten. Ich weisz, was legal ist und was nicht. Mein Festhalten an korrektem Vorgehen und die Regeln des Gesetzes ist kompromisslos. Kuemmern Sie sich um Ihre Arbeit, und ich werde mich um meine kuemmern.
Bei dem Kampf gegen illegale Drogen gab es Tote, wofuer die Opposition den Ausdruck “EJK ~ Extra Judicial Killing” ins Spiel brachte. Ich schrieb dazu zuvor und will das nicht nochmal diskutieren: im Westen glaubt man halt, dass er Menschen durch Polizisten in Zivil umbringen laesst. In den Philippinen sieht man das etwas anders.
In “The Manila Times” beschrieb Rigoberto Tiglao im Januar 2017 unter dem Titel “Wie viele Polizei-Verbrechen wurden nicht aufgedeckt?” wie verbreitet Missbraeuche sind. Das geht von “smiling money”, damit ist gemeint, dass man sich selbst noch im Spiegel ansehen kann, wenn man fuer’s Uebersehen von Spielhoellen oder Massage-Salons, Prostitution ist in den Philippinen verboten, “Zuwendungen” annimmt, bis zum “crying money” aus knallharter Erpressung. Die philippinische Polizei hatte damals 160 Tsd Leute, und darunter waren nicht nur ein paar “faule Eier”. Duterte selbst schaetzte, dass um 40% korrupt sind, das waeren 64 Tsd Strolche (smiling money) oder Schurken (crying money). Wie wird man damit fertig? Ganz sicher ist es keine Loesung, wie der Stadtrat von Minneapolis, Minnesota, jetzt im Juni 2020 nach Uebergriffen gegen farbige Bueger ueberlegt, ob man die Polizei abschaffen muss, weil das nun mal ein Sauhaufen ist.
Duterte hat die Polizei nicht aufgeloest. Er muss mit ihr arbeiten und versucht die “faulen Eier” zu finden und loszuwerden. Prompt bleibt im Westen an ihm der Ruf des “erklaerten Serien-Moerders” haften, den ihm seine Erzfeindin, Senatorin Leila de Lima verpasst hat, und man erstattet Anzeige gegen ihn beim Internationalen Gerichtshof, der – im Westen angesiedelt – das ernst nimmt. Worauf Praesident Duterte seine Mitgliedschaft in dem Verein kuendigt, dem uebrigens auch die USA, China und Russland nicht angehoeren.
Ich diskutiere diese Positionen nicht. Sie sind einfach da, so ist die Welt, und damit muss Duterte nun auch fertig werden, und dazu treibt ihn das Amt. Nach seiner Vereidigung sagte er: “Warum bin ich hier? … Weil ich bereit bin meine Arbeit fuer die Nation zu beginnen.” Er ist ein Pflicht-Mensch, Kant als Philosoph eines preuszischen Pflicht-Verstaendnisses waere begeistert, und dieses Selbstverstaendnis treibt ihn, sich mit Unzulaenglichkeiten auseinanderzusetzen, die er sich sicher nicht gewuenscht hat. So raet er denn auch seiner Tochter “Inday” Sara, die von vielen als Wunschkandidatin fuer die Nachfolge betrachtet wird, davon ab, sich um dieses Amt zu bewerben: “Tut mir Leid wenn ich das sage. Es zahlt sich nicht aus, und dann die Dinge, die du ertragen musst, nur weil du da bist. Du wirst beleidigt, du wirst kritisiert fuer Dinge, von denen du weiszt, dass sie nicht wahr sind.
Aehnliche Betrachtungen kann man fuer die Korruption anstellen. Er hat vielen seiner Foerderer, die seinen Wahlkampf unterstuetzt haben, ein Amt verschafft, nur um sich schwarz zu aergern, als er sie entlassen musste, weil sie in die eigene Tasche gewirtschaftet haben.
Doch nicht nur der ignorante Westen macht ihm zu schaffen. Im Lande selbst haelt sich mit CPP (Communist Party of the Philippines) und deren bewaffnetem Zweig der NPA (New People’s Army) ein Aufstand, der laengst nicht mehr das ist, als was er von seinem Chef-Ideologen, Jose Maria “Joma” Sison noch ausgegeben wird: ein Kampf der Massen gegen eine von den “Imperial USA” unterstuetzte Diktatur. Dieser Sison war einst Dutertes Lehrer in Politik, und da Duterte eine soziale Ader hat, versuchte er diesem ueber 50-jaehrigen Kampf ein Ende zu setzen. Er bot Friedens-Gesprache an, entliesz wegen Mord einsitzende Terroristen, dass sie an von Norwegen moderierten Gespraechen teilnehmen konnten, und holte sogar Kommunisten in sein erstes Kabinett.
Nichts davon klappte, weil nichts davon stimmte. Der Chef-Ideologe hatte nichts mehr zu sagen, weil die NPA nicht auf ihn hoert. Vereinbarte Waffenruhen wurden nicht eingehalten, was der seit 30 Jahren in Utrecht im Exil lebende Sison im Mai 2017 in einem Interview so kommentierte: “Niemand in Utrecht hat je behauptet, die revolutionaeren Kraefte und Leute in den Philippinen zu kontrollieren.
Die Warlords der NPA verselbstaendigten sich in ihren Domaenen, in denen sie von den Tele-Kommunikations-Firmen Smart und Globe unterstuetzt werden, die ihnen Gelder zahlen, damit die ihnen nicht die Sendemasten wegsprengen. Nach einem aktuellen Bericht von Rigoberto Tiglao in “The Manila Times” geht es da um 1,9 Milliarden Peso. Weshalb also sollten die Warlords Frieden schlieszen, wenn sich von Schutzgeldern bequem leben laesst?
Joma” Sison selbst, der unter Ferdinand Marcos im Gefaengnis sasz, wo er wegen Anstiftung zum Mord hingehoert, wurde mit der People’s Power-Revolution von der liberalen Ikone “Cory” Aquino entlassen und setzte sich in die Niederlande ab, wo ihm politisches Asyl gwaehrt wird. Ihm wurde sogar von den Philippinen Entschaedigung fuer erlittene Haft unter Marcos’ Kriegsrecht gezahlt – er hat sich koestlich darueber amuesiert.
Cory” Aquino kam an die Macht, weil Marcos ihren Gatten “Ninoy” erschieszen liesz, der heimlich mit den Kommunisten kooperiert hatte. Am 21. August 1971 kam es zu einem Bomben-Anschlag auf eine Wahl-Veranstaltung der Liberalen Partei auf der Plaza Miranda in Quiapo, Manila, bei dem es 9 Tote und 95 Verletzte gab. Hinter dem Anschlag steckte “Joma” Sison und nicht Diktator Ferdinand Marcos, wie die Kommunisten ausstreuen lieszen. Bis heute wundert es einige Leute, dass auf der Tribuene die ganze Prominenz der Liberalen Partei Aquinos sasz – bis auf “Ninoy” Aquino selbst.
Im Rahmen der Verfassung von 1987 unter “Cory”, gab es eine Landreform, von der die Zuckerrohr-Plantage Hacienda Luisita ihres Cojuangco-Aquino-Clans verschont blieb. 12 Plantagen-Arbeiter wurden bei dem Hacienda Luisita-Massaker 2004 getoetet, als sie die Plantage unter die Landreform bringen wollten. Noch “Corys” Sohn Benigno “Noynoy” Aquino wollte eine astronomische Summe als Entschaedigung fuer seinen Clan, als sich das Gesetz zur Land-Reform nicht verhindern liesz.
Bei all dem profitierten CPP und NPA, die bei Groszgrund- und Minen-Besitzern ihre  Schutzgelder kassierten, bzw. sich der Einfachheit halber gleich als deren “Security-Service” anheuern lieszen.
So scheiterte dieser Versuch Dutertes, mit Kommunisten in Frieden zu leben, und er erklaerte sie zu Terroristen, womit er nur nachvollzog, was in den USA, in der EU, in Groszbritannien, in Kanada, in Australien und in Neuseeland bereits der Fall war. Hierzu bezeichnete er auch das Anti-Terror Gesetz als dringlich, das vom Kongress verabschiedet ihm nun zur Unterschrift vorliegt. Das Gesetz soll Gefahr fuer die Philippinen abwenden, dass sie auf eine “graue Liste” von Laendern kommen, die mit internationalen Bemuehungen gegen Geldwaesche und Terror-Finanzierung nicht konform gehen. Das Anti-Terror-Gesetz ist ein Schritt im internationalen Kampf gegen den Terrorismus.
Wer demonstriert nun gegen das Gesetz? Kommunisten und jene Liberale Partei, die in internationaler Erinnerung immer noch von ihrer Ikone “Cory” zehrt als Mutter aller friedlichen Revolutionen. Gegen diesen andauernden “Geruch des Guten” der Opposition muss Praesident Duterte ankaempfen, will er mit dem Terror zu Rande kommen. Ganz bestimmt aber protestieren jene, die Schutzgelder an die NPA zahlen, denn nach dem neuen Anti-Terror Gesetz machen sie sich damit der Unterstuetzung einer Terror-Gruppe strafbar und koennen ohne Haftbefehl fuer bis zu 24 Tage in Haft genommen werden, vom folgenden Prozess ganz zu schweigen. Und es protestieren die, die bisher unter Studenten fuer die NPA geworben haben, denn auch das wird strafbar, wenn Duterte das Gesetz unterschrieben hat.
Ich diskutiere auch diese Positionen nicht. Sie sind einfach da, so ist die Welt, und damit muss Duterte fertig werden, denn Rodrigo Duterte ist kein Philosoph wie Schopenhauer, der feststellt: “Das Leben ist eine missliche Sache, ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen, ueber dasselbe nachzudenken.
Duterte ist Praesident, der sich eine solche Haltung nicht gestatten kann – er muss etwas tun, ein Getriebener seines eigenen Anspruchs an dieses Amt. Er versteht sich als “Mayor ~ Buergermeister”. Das traegt ihm auf einer Seite Kritik ein, wenn er in hemdsaermeligen Reden wenig “praesidial” auftritt – er hasst “Imperial Manila” und dessen vornehmen Ton – das bringt ihm auf der andern Seite eine 80-prozentige Zustimmung, weil “seine Buerger” spueren, dass er vom Volk aus denkt. Anders als sein auch wenig “praesidial” auftretender Amtskollege im Weiszen Haus in Washington, der sich nur an der eigenen Karriere orientiert, ist Dutertes Maszstab das “groeszte Glueck der groeszten Zahl” des Jeremy Bentham, ein Sozialreformer Anfang des 19. Jh. in England. Duterte ist kein Kommunist, auch wenn “Joma” Sison, Gruender der CPP, mal sein Lehrer war, Duterte wird getrieben vom Wohlergehen des Volkes. Da sieht er sich in der Verantwortung, und das macht aus ihm einen “Law and Order”-Mann angesichts der Kriminalitaet, aber keinen Diktator. Er ist Demokrat insofern ihm die Teilung der Gewalten unantastbar ist, da sieht er die “Grenzen der Macht und Autoritaet des Praesidenten”. Er setzt sich nicht ueber Kongress und Justiz hinweg, fuer die seine Vorgaenger wenig Achtung hatten. Er ist nicht wie seine Erzfeindin, die im Westen nahezu heilig gesprochene Leila de Lima, die in ihrer Zeit als Justizministerin sich ueber einen Spruch des Obersten Gerichts hinwegsetzte und der Ex-Praesidentin Gloria Macapagal Arroyo aerztliche Behandlung im Ausland verweigerte und sie in Haft hielt mit Vorwuerfen, von denen Arroyo nach der “Aquino-Aera” gaenzlich freigesprochen wurde. Doch Arroyo “musste halt weg”, weil sie ihrem Nachfolger, “Noynoy” Aquino, mit ihrer Haltung fuer die Landreform, unbehaglich und eine Gefahr fuer die Hacienda Luisita war. Die liberale de Lima stellte mit ihrer Rechtsanmaszung ihren Dienstherrn zufrieden.
Duterte ist anders. Wenn es zu harten Entscheidungen kommt, denkt er vom Wohl des Volkes her, das treibt ihn um.
So denkt der Philosoph an sich selbst, und sieht sich als Getriebener des eigenen philosophischen Anspruchs. Da hilft mir die Zuschrift eines Lesers: “…Es ist Ihr gutes Recht, in Ihrem Blog zu schreiben, was Sie moechten, da aber oeffentlich, sagt eben der eine oder andere seine Meinung!
Anders als Duterte trage ich mit meinen Gedanken nicht zum “groeszten Glueck der groeszten Zahl” bei, das geht – wie bei Marc Aurel – “an mich selbst”, “da aber oeffentlich”, schau ich mir an, was mir dazu geschrieben wird.
Ich setze mich damit auseinander, wenn auch nicht immer gern, und so sind wir alle Getriebene. Wir haben unser Leben nicht in der Hand, das Leben haelt uns als Faustpfand.


Gemaesz “Manila Times” u.a.

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

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