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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 12. Oktober 2019

(zum Bild: Die Geschichte der Mary Jane Veloso.)

 

Mary Jane Veloso… – …wurde im April 2010 am Flughafen Yogyakarta verhaftet, als in ihrem Koffer 2,6 kg Heroin entdeckt wurden. Sie wurde im Oktober 2010 zum Tod durch Erschieszen verurteilt. Sie sollte im April 2015 hingerichtet werden, doch die Hinrichtung wurde ausgesetzt, weil Praesident Benigno Aquino sich einsetzte, sie werde als Zeugin gebraucht im Prozess gegen Maria Cristina Sergio und Julius Lacanilao, illegale Arbeits-Vermittler. Die zwei sollen das Heroin ohne Wissen der Veloso in dem Koffer versteckt haben, den Sergio der Veloso schenkte fuer die Reise zu ihrer neuen Arbeitsstelle in Indonesien. Veloso hegte keinen Verdacht bei diesem “Geschenk” ihrer Patentante Maria Cristina Sergio.

Im September 2016 besuchte Praesident Duterte Indonesien, und manche vermuteten, er wuerde mit Praesident Joko Widodo ueber den Fall sprechen. Dazu gab es widerspruechliche Berichte. So sagte Duterte: “Wir stimmen darin ueberein unsere jeweiligen Rechtsprozesse zu respektieren”, waehrend Widodo laut “The Jakarta Post” sagte: “Praesident Duterte hat gruenes Licht fuer die Hinrichtung gegeben.” Die “Wikipedia” verweist auf einen Bericht des “Bulletin”, laut dem Agrar-Minister Emmanuel Piñol berichtete, Duterte habe gesagt: “Ich respektiere Ihre Gesetze, doch wir bitten um Ihre Gnade.” Dem widerspricht Dutertes Aussage: “Es gaebe wohl einen schlechten Geschmack im Mund zu sagen, dass man eine harte Haltung zu Drogen einnimmt, und hier dann um etwas zu bitten … Tut mir Leid. Ich muss mich fuer nichts entschuldigen, weil das Gesetz nun mal das Gesetz ist.

Wer damals nun auch immer was gesagt hat, Tatsache ist, dass kurz nach dem Besuch ein Sprecher des Generalstaatsanwalts in Indonesien erlaeuterte, Mary Jane Veloso werde nicht hingerichtet, solange der Prozess gegen Maria Cristina Sergio und Julius Lacanilao in den Philippinen nicht abgeschlossen ist. Es wurde vermutet, falls sich in dem Prozess gegen die beiden zeigt, dass Veloso nichts von den Drogen wusste und als “unwissender Transportesel” missbraucht wurde, selbst also Opfer der wahren Taeter sei, waere das Grund fuer ein Gnadengesuch.

Im Februar 2017 wurde bekannt, dass nach Entscheid der Richterin Anarica Castillo-Reyes vom Distrikts-Gericht Sto. Domingo, Nueva Ecija, Mary Jane Veloso im April in Yogyakarta, Indonesien, gegen Maria Cristina Sergio und Julius Lacanilao aussagen soll.

Im Maerz 2017 entschied jedoch der CA (Court of Appeal) auf Antrag der Verteidiger der Sergio und des Lacanilao, das sei unzulaessig, denn in Kriminal-Faellen muss der Zeuge persoenlich vor Gericht “face to face” mit dem Angeklagten aussagen und seinen Eid ablegen. Die Familie der Veloso bat darauf den CA, die Entscheidung zu ueberdenken. Das taten die, kamen im Dezember 2017 aber zu demselben Ergebnis wie im Maerz. Da das Gericht nicht in Indonesien tagen, die Veloso aber nicht in den Philippinen aussagen kann, hielt ich die Sache fuer aussichtslos.

Velosos Familie sah das anders.

Mit Unterstuetzung der NUPL (National Union of People’s Lawyers) reichten die Familie eine Petition beim SC (Supreme Court) ein, und das kassierte nun die Ablehnung des CA und bestaetigte das Distrikts-Gericht, dass Mary Jane Veloso ihre Aussage schriftlich unter Eid im indonesischen Gefaengnis machen darf. Das SC setzte sich rechtsschoepferisch ueber den Grundsatz hinweg, dass in Kriminal-Faellen der Zeuge persoenlich vor Gericht “face to face” mit dem Angeklagten aussagen und seinen Eid ablegen muss.

Das SC begruendet diesen Schritt so: “Wenn Mary Jane von der Aussage ausgeschlossen wird, kann die Staatsanwaltschaft den Fall nicht vollstaendig anhand entscheidender materieller Beweise darlegen, wodurch dem Opfer die Moeglichkeit genommen wird, letztendlich gehoert zu werden. Dies trifft den Kern des in der Verfassung garantierten ordentlichen Gerichtsverfahrens und gibt einer Technikalitaet Vorrang gegenueber dem Recht des Staates, Straftaten strafrechtlich zu verfolgen.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft befahl Richter Reyes dem Philippinischen Konsulat in Indonesien, Velosos Aussage in ihrer Zelle im Wirongan Penitentiary aufzunehmen und beeiden zu lassen.

Was heiszt das fuer Mary Jane Veloso?

Soweit ich das sehe, kann damit der Prozess gegen Sergio und Lacanilao abgeschlossen werden. Sollte das Urteil feststellen, dass Veloso als “unwissender Transportesel” missbraucht wurde, waere das Basis fuer ein Gnadengesuch. Zwar hat Veloso das Heroin ins Land gebracht, doch sollte die unwissentliche Tat mit den 9 Jahren, die sie nun unter Androhung der Todesstrafe im Gefaengnis ist, abgegolten sein. Das aber kann nur der indonesische Praesident entscheiden.

Als ich gestern die Meldung im “Bulletin” las, bewunderte ich die Beharrlichkeit der Veloso-Familie in dem Fall, bei dem ich alle Hoffnung laengst aufgegeben hatte, und dazu fiel mir die Fabel des Aesop ein, die ich nach der “Gutenberg-Spiegel-Bibliothek” zitiere, in der Hoffnung, dass sich dies fuer Mary Jane wiederholt, waehrend ich mich in der Rolle des ertrunkenen Frosches sehe.

Die beiden Frösche

Zwei Frösche, deren Tümpel die heiße Sommersonne ausgetrocknet hatte, gingen auf die Wanderschaft. Gegen Abend kamen sie in die Kammer eines Bauernhofs und fanden dort eine große Schüssel Milch vor, die zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sie hüpften sogleich hinein und ließen es sich schmecken.

“Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, konnten sie es nicht: die glatte Wand der Schüssel war nicht zu bezwingen, und sie rutschten immer wieder in die Milch zurück.

“Viele Stunden mühten sie sich nun vergeblich ab, und ihre Schenkel wurden allmählich immer matter. Da quakte der eine Frosch: »Alles Strampeln ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich geb’s auf!« Er machte keine Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank. Sein Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein. Da fühlte er den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen, er stieß sich mit letzter Kraft ab und war im Freien.

 



 

Gemaesz “Manila Bulletin”, “Wikipedia” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

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