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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 04. April 2019

(zum Bild: Die Polizei hat immer noch kein gutes Ansehen)

 

Klare Worte – Nachdem mir gestern nicht klar war, ob die Entscheidung des Obersten Gerichts zur Herausgabe der Polizei-Unterlagen zum Drogenkrieg bereits greift, oder ob es erst ueber die Eingabe des General Staatsanwalts befinden muss, klaerte dies der Sprecher des Praesidenten, Salvador Panelo: “Wir folgen stets den Regeln des Gesetzes. Das Oberste Gericht hat gesprochen. … Und wenn es sich nicht selbst revidiert auf die Eingabe des General Staatsanwalts zur Ueberpruefung hin, sollte die Befolgung seiner Entscheidung selbstverstaendlich sein.” Also: das Oberste wird ueber die Eingabe von Jose Calida befinden, und wenn es die verwirft, wird er die Dokumente rausruecken.

Wie auch immer. Mich schockiert der Verdacht, dass es eine Anweisung “neutralisieren statt verhaften” gab oder gibt. Eine passende Aussage fand ich in einer Meldung von “GMA” vom 24. Oktober 2016, als nach einem Strategie-Treffen in Camp Crame, dem Hauptquartier der PNP (Philippine National Police), zum Projekt Double Barrel ein Sprecher gegenueber der Presse sagte: “Wir legen nun mehr Wert auf Verhaftung als auf Neutralisierung.

Dass Praesident Rodrigo Roa Duterte bewusst war, dass 40 Prozent der Polizisten Gauner sind, ist nicht neu, und dazu passt eine Aussage Dutertes bei einer Wahlkampf-Veranstaltung am Dienstag in Malabon City, Metro Manila, als er die Schuld am bisherigen Misserfolg im Drogenkrieg Polizisten gab, die in den Drogenhandel verwickelt sind. Ueber 400 Polizisten wurden nach internen Ermittlungen wegen Drogen seit Juli 2016 entlassen. Duerte will nun eine Liste der Polizisten veroeffentlichen, die in Drogenhandel verwickelt sind.

 



 

Der Ruf der Polizei ist schlecht. Nicht umsonst hat Duterte der PNP zweimal die Federfuehrung im Krieg gegen Drogen entzogen, und sie nun an die PDEA (Philippine Drug Enforcement Agency) uebertragen, die dem Office of the President zugeordnet ist. In der “Manila Times” schrieb Rigoberto Tiglao schon am 30. Januar 2017 unter der Ueberschrift “Wie viele Polizei-Verbrechen wurden nicht aufgedeckt?”, dass Missbraeuche dort ueblich sind. Das ginge von “smiling money”, damit ist gemeint, dass man sich selbst noch im Spiegel ansehen kann, wenn man fuer’s Uebersehen von Spielhoellen oder Massage-Salons, Prostitution ist in den Philippinen verboten, “Zuwendungen” annimmt, bis zum “crying money” aus knallharter Erpressung. Dazu gehoerte der Mord an dem Koreaner Jee Ick Joo, der kurz zuvor auf dem Gelaende von Camp Crame von Polizisten stranguliert wurde – der Tatort allein beweist, dass mit der Polizei nichts in Ordnung ist.

Eine andere Frage aber ist, ob es eine solche Dienst-Anweisung gab, Drogen-Verdaechtige bevorzugt zu erschieszen, statt sie zu verhaften und Berichte zu schreiben, wozu Senator Panfilo Lacson, frueherer Polizei-Chef, schon einmal sagte: “Stell dir vor, du kannst nicht nach Hause, weil du einen Bericht fertig schreiben musst, und schlimmer, du siehst den Verdaechtigen, den du gerade eingesperrt hast, aus dem Gefaengnis gehen.” Das Gefuehl, dass die Arbeit nicht nur unterbezahlt, sondern am Ende auch fuer die Katz ist, duerfte unter den “guten Polizisten” verbreitet gewesen sein, die “schlechten” sparten sich den Frust durch “Zuwendungen”. Nur, wenn es diese Anweisung gab – woher kamen dann die 60 Prozent “guten Polizisten”? Haette da nicht jeder mit reinem Gewissen mitgeschossen?

Zwei Dinge sprechen gegen eine solche Anweisung. Das eine ist die Person des damaligen Polizei-Chefs. Ich habe ihn im TV zweimal am Rande seiner Beherrschung gesehen. Das erste Mal Ende November 2016. Bei der Senats-Anhoerung zum Tod von Ronaldo Espinosa, berichtete dessen Sohn Kerwin, welche Polizisten von ihm geschmiert wurden. Da fragte Senator Miguel Zubiri den Polizei-General Ronald dela Rosa, welche Schritte er unternehmen will, wo so viele Polizisten selbst in Drogen-Geschaefte verwickelt sind, und wie er das Vertrauen der Bevoelkerung in die Polizei wieder herstellen will. Bei seiner Antwort bekam dela Rosa einen Weinkrampf und antwortete unter Traenen: “Ich ueberantworte die PNP an Gott. Ich will die PNP gern reformieren. Ich habe es wirklich schwer. … Es gibt Zeiten, wo ich nicht weisz, wem ich trauen kann, wer im Drogen-Geschaeft ist und wer nicht.” Das zweite Mal war das im Januar 2017 nach dem Mord an Jee Ick Joo, als ein zerknirschter Polizei-Chef Ronald dela Rosa vor der Presse erklaerte: “Es tut mir schrecklich Leid, dass dieses Verbrechen mit meinen Leuten geschehen konnte. Geschaehe dies in Korea, ihre Sitten und Gebraeuche wuerden vorschreiben, dass ich mich wegen der Scham toete … Es ist sehr hart fuer mich, ich moechte zergehen wegen meiner Leute.” So ein Mann unterzeichnet keine Dientsanweisungen, Drogen-Verdaechtige zu erschieszen, statt sie zu verhaften. Das passt nicht, und es gibt einen Zeugen dafuer: Praesident Duterte. Bei seiner Rede in Malabon am Dienstag sagte der: “Ihr koennt es jeden Tag lesen, sogar in den Meldungszeilen im TV. Es gibt Drogen im Wert von Milliarden. Vorher waren es nur Tausende. Drogen, ich hab das nicht im Griff, Hurensoehne, selbst wenn ich den Tod von diesen Idioten anordnen wuerde.” Fuer mich folgt daraus glasklar, dass er das nicht angeordnet hat, und dela Rosa hatte einfach nicht das Format dafuer.

Ich glaub an diese Anweisung erst, wenn ich sie woertlich in “Times” und “Bulletin” zitiert sehe. Besser noch ein Faksimile der entsprechenden Seite aus dem Command Memorandum Circular 16-2016. Die Bemerkung vom Oktober 2016 – “Wir legen nun mehr Wert auf Verhaftung als auf Neutralisierung” – war ein zynischer Kommentar zur Diskussion, kein Zitat aus einem offiziellen Papier.

 



 

Und sonst? – Bei der Rede in Malabon sprach Duterte hinter einer schussfesten Glasscheibe. Die Presidential Security Group bestand darauf, weil es Hinweise auf einen moeglichen Anschlag gab und der Ort hinter dem Publikum war offenes Gelaende. Duterte gab seinen Senf dazu: “Ich glaube Leben hat etwas mit Glueck zu tun. Wenn es wirklich meine Zeit ist, kann ich nichts daran aendern. Schaun wir mal, wie dick das ist…” und er ging um das Podium vor zur Scheibe, befuehlte sie und klopfte mit dem Finger dagegen, “…Sieht aus, als kommen Kugeln da nicht durch, aber Schleudern [Zwille, Flitsche] koennen.” Das gab einen Lacher.

Keinen Lacher, sondern 18 Verletzte gab es in Isulan, Sultan Kudarat, als vor einem Haehnchen-Restaurant eine Bombe explodierte, wie “Bulletin” und sogar die “Bangkok Post” berichten. Der Besitzer hatte einen Erpresser-Brief erhalten, auf den er nicht reagierte. Hinter dem Anschlag wird BIFF (Bangsamoro Islamic Freedom Fighters) vermutet, die sich dem IS (Islamic State) verschworen haben.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Manila Bulletin”, “Manila Standard”, “Bangkok Post” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

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