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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 30. Juli 2018

 

 

Tut mir Leid… – …dass ich gestern behauptet habe, dass die inhaftierte Senatorin Leila de Lima den “Prize for Freedom” von der Liberalen Internationale schon zum zweiten Mal bekommen hat. Das ist falsch, es ist das erste Mal. Der Preis wurde ihr zwar letztes Jahr bei einer Sitzung in Johannesburg mit groszem Medien-Tamtam zuerkannt, aber sie hat ihn erst jetzt gekriegt. Wobei das nicht ganz stimmt. Da sie ja im Knast ist, nahm ihr Sohn Israel den Preis am Samstag bei einer Feier im Novotel in Quezon City entgegen. Unter den Gaesten waren neben den Geschwistern de Limas auch Ex-Praesident Benigno Aquino und Vize-Praesidentin Leni Robredo.

Wenn zwischen der Ernennung (Ende Oktober 2017) und der Verleihung (Ende Juli 2018) soviel Zeit vergeht, kann ich mich schon mal vertun – sei’s drum! Es hat auf der anderen Seite natuerlich fuer die Liberalen den Vorteil, dass man de Lima zweimal in die Medien bringen kann, und das ist ja auch der Sinn solcher Preise. So sehe ich in der “Google”-Uebersicht der Nachrichten, dass die Verleihung von “Rappler”, “ABS-CBN”, “Inquirer” und “PhilStar” gemeldet wird, also von allem was gelb schreibt. Die anderen Medien interessiert das eher nicht.

So konnte bei einer Rede dort Robredo gegen den Satz von Praesident Rodrigo Roa Duterte streiten – “Your concern is human rights, mine is human lives” – und sogar Benigno Aquino – der vor diversen Untersuchungs-Ausschuessen stets nur sagt, dass er nichts weisz und mit nichts was zu tun hat, und politisch enthaltsam ist – fragt sich, ob man das so sagen kann: “Koennen wir die zwei trennen? Kann es sein, dass du keine Rechte hast?

Nun war das eine interne, liberale Veranstaltung, doch treibt mich da noch etwas um. Zu meinem Blog gestern meinte ein Leser, dass Duterte viel getan haette, was vorherige Praesidenten nicht angefasst haetten. Offenbar hatte er meinen Hinweis – Praesident Duterte solle sich als Vater des Landes um seine Kinder kuemmern – als Kritik verstanden. Nun ist Kritik ja erstmal nichts Schlimmes, und ich verstehe das – Bruder Cullen folgend – auch eher als Sorge um die Jugend, denn als Kritik an Duterte.

Mir faellt naemlich auf, dass in Veranstaltungen der Liberalen, Robredo, Sereno und andere gern vor Schuelern und Studenten reden. Bei Protesten gegen was auch immer die Duterte-Regierung getan oder unterlassen hat, sehe ich auch immer nur junge Leute, oefter Schuelerinnen, von Nonnen begleitet.

Betrachte ich dagegen die Reden Dutertes, so redet der vor Erwachsenen, wenn es nicht gleich Militaer, Polizei oder irgendwelche offiziellen Wuerdentraeger sind. Dabei redet Duterte gern von der Jugend, der Zukunft des Landes, die er vor den Uebeln der Zeit bewahren will – doch er spricht nicht zu ihnen. Das machen oppositionelle Lehrer und Intellektuelle, die Dutertes Rhetorik eher abstoszend finden. Und da frage ich mich, ob nicht Duterte auf Dauer so die Jugend an die Opposition verliert, die sich von Lehrern geleitet an westlichen Idealen und Medien ausrichtet, und was die sagen, wissen wir ja nun.

Und, wo ich schon bei Kritik bin, gefaellt mir nicht, wenn der Praesident nur von Ja-Sagern umgeben ist. Das ist nicht gesund. Jeder macht mal was falsch. Ich steh grad wieder fuer einen Fehler ein, und ich weisz nicht, zum wievielten Male. Menschen machen Fehler, doch der groeszte Fehler waere, sich darauf nicht aufmerksam machen zu lassen.

Und da sehe ich ein Problem, betrachte ich das Verhaeltnis von Dutertes Politik gegenueber der Jugend. Um im Bild des “Vaters des Landes” zu bleiben: Vaeter haben ihre groeszten Probleme, wenn ihre Kinder sich anschicken selbst erwachsen zu werden. So auf College-Level sind sie anfaellig fuer alles, was nicht die Eltern, sondern ihre Peers, die Gleichaltrigen und andere tun und sagen. Um die muss man sich kuemmern, sonst hat man sie in Zukunft nicht hinter, sondern gegen sich.



Doch Duterte… – …hat im Moment ganz andere Probleme mit der Gegenwart. Seine Partei ist in einer Krise. Den ersten Schlag versetzte ihm dabei ein Parteifreund, naemlich Pantaleon Alvarez, was mich an die Steigerung des Wortes “Feind” erinnert, die Konrad Adenauer zugeschrieben wird – Feind, Todfeind, Parteifreund. Es war Alvarez, der durch Vertagung des Hauses am Morgen vor der SONA (State of the Nation Address) die Ratifizierung des BOL (Bangsamoro Organic Law) und damit den Triumph von Dutertes Friedens-Politik an diesem Tag verhinderte. Alvarez klebte an seinem Posten als Sprecher, und den wollte er sich vor der SONA um’s Verrecken nicht nehmen lassen.

Das war ein Baerendienst, den er dem Praesidenten erwiesen hat, denn die Bedeutung des BOL zeigt sich in der internationalen Reaktion. Sogar UN und EU finden das toll, die sonst nicht viel Tolles an Duterte finden, und in der “Straits Times” und in der “South China Morning Post” finden sich heute Berichte zur gestrigen Veranstaltung der MILF (Moro Islamic Liberation Front) in Sultan Kudarat, um fuer das BOL zu werben, das ja erst durch ein Plebiszit in Kraft treten wird. So sagte denn auch der Chef-Unterhaendler, Mohagher Iqbal, in einem Telefon-Gespraech mit “Reuters”: “Unsere tatsaechliche Reise zur Selbstbestimmung beginnt gerade erst.” Man wisse nicht, ob nicht noch jemand zum Obersten Gericht rennt, und das Ganze vermasseln kann. Es gibt auch Gegner, da koennen seine Unterstuetzer gestern “Allahu Akbar” und “Yes to BOL” so laut rufen, wie sie wollen.

Doch bleiben wir bei PDP-Laban, der Regierungs-Partei. Duterte will nun eine Partei-Versammlung, um die durch den Putsch, der Gloria Macapagal-Arroyo zum Sprecher machte, offenbar gewordenen Verwerfungen in den Griff zu bekommen. Aquilino “Koko” Pimentel sieht darin einen Versuch, die Fuehrung der Partei zu unterwandern, um sie dann zerstoeren zu koennen. Moeglichkeiten dazu bietet auch die seltsame Verfassung des Hauses, die nicht nach Partei-Zugehoerigkeit die Abgeordneten gliedert, sondern nach ihrer Stimme fuer die Sprecher, sodass sich am Ende die Regierungs-Partei auf der Mehrheits- wie auf der Minderheits-Seite finden koennte.

Fuer die Stimmen, die Duterte fuer seine Reformen braucht, ist das unguenstig. Da besteht Handlungs-Bedarf – bei allen Feind- oder Freundlichkeiten, die in politischen Parteien nun mal ueblich sind.



Gemaesz “ManilaStandard”, “PhilStar”, “StraitsTimes”, “SCMP”, “ManilaTimes”, “GMANews”, “Rappler”, “LiberalInternational” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.

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