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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 03. Mai 2018

 

Letzten Sonntag… – …wurden bei Patikul auf Jolo, Sulu, zwei Polizistinnen und zwei Zivilisten von vermutlich Abu Sayyaf-Terroristen entfuehrt. Ich hatte nicht darueber geschrieben, denn viel mehr war dazu nicht bekannt, und ich interessier mich halt mehr fuer die Politik des Praesidenten Rodrigo Roa Duterte. Das ist einigermaszen ungerecht, denn die Entfuehrungen dort kamen nur in die groszen Blaetter oder gar in die internationale Presse, wenn auslaendische Touristen oder Seeleute betroffen waren. Ziemlich unbemerkt blieben die “alltaeglichen Entfuehrungen” meist kleiner Geschaeftsleute vor Ort, die privat geregelt und nicht an die grosze Glocke gehaengt wurden. Es war dort eben “ueblich”.

 

 

In letzter Zeit war es ruhiger geworden, was Erfolgen von Armee und Polizei zu verdanken ist, aber auch wachsender Mitarbeit der Bevoelkerung, die, des Terrors ueberdruessig, immer oefter Hinweise auf Verstecke oder Bewegungen der Abu Sayyaf an Armee und Polizei gab.

Nun sind zwei Polizistinnen betroffen, die mit den beiden Zivilisten zusammen in einem Tricycle auf dem Heimweg von einer Veranstaltung in einem Camp waren, und es wurden 5 Mio Peso Loesegeld von den Familien gefordert. Die Philippinen betreiben eine “no ransom”-Politik, was Polizei-General Oscar Albayalde betonte: “Wir gehen nicht auf die Art Forderungen ein, die wir als terroristische Aktivitaeten betrachten.” Doch die Polizei hindert Privat-Leute nicht, wenn die Geld auftreiben, dies an die Terroristen zu geben. Immerhin gebe es Lebenszeichen der Entfuehrten nach Aussage der Polizei vor Ort. Praesident Duterte ueberlegt, ob er in der Angelegenheit Nur Misuari, Fuehrer der MNLF (Moro National Liberation Front), einschaltet, der bei Entfuehrungen schon oefter vermittelt hat, denn Jolo ist seine “Domaene”, wenn man seinen Einfluss-Bereich so beschreiben will.

Wir werden sehen, wie es in diesem Fall ausgeht, der wieder daran erinnert, dass “da unten” eben nicht alles in Ordnung ist und ignoriert werden kann. Zudem gibt es laut Albayalde Hinweise, dass es sich um eine Gruppe handelt, die Abu Sayyaf-nahe ist. Es sollen Kinder von Abu-Terroristen sein, deren Vaeter in den Kaempfen gefallen sind. Denen fehlt nun der Ernaehrer, und so setzen sie fort, was sie von ihren Vaetern “gelernt” haben.

Die Bekaempfung der Armut muss vorangetrieben werden, damit nicht weiter die Not die Menschen zu solchen Taten treibt. Investitionen muessen her, was aber wieder das BBL (Bangsamoro Basic Law) voraussetzt, das immer noch nicht durch ist, weil es soviel Wichtigeres gibt, und so weiter.

 



 

Kaffeesatz, 2. Aufguss – Pia Lee-Brago vom “PhilStar” berichtet, dass es einen Brief von Berufs-Diplomaten an Praesident Duterte gibt, in dem die den Ruecktritt von Auszen-Minister Alan Peter Cayetano und der von ihm ernannten Mitarbeiter fordern wegen eklatanter Unfaehigkeit, die zu dem Zwist mit Kuwait gefuehrt hat.

Nun war es Lee-Brago, die vor drei Tagen berichtete, dass es einen lautstarken Streit von Cayetano mit Arbeits-Minister Silvestre Bello im Kabinett gab, worueber Cayetano und Bello lachten und das in Abrede stellten. Das spricht nicht gerade fuer die Glaubwuerdigkeit der Berichte von Lee-Brago, doch will ich zugute halten, dass Hoerensagen ueber Kabinetts-Interna ebenso leicht dementiert wie behauptet werden kann. Ueber etwas zu lachen, ist psychologisch auch immer die einfachste Erst-Reaktion, wenn einem Wahres unterstellt wird. Wie auch immer, denn mit einem Brief ist das etwas anders – wenn der denn existiert. Ein Faksimile des Briefes bringt “PhilStar” nicht, und die Information ueber die Absender klingt ziemlich gewunden, doch “PhilStar” behauptet im Besitz einer Kopie zu sein.

Was mich das Ganze noch einmal frisch aufgieszen laesst ist die Tatsache, dass ich den Eindruck habe, dass Cayetano seither ziemlich bedroeppelt aussieht. Gar nicht so wie jemand, der den Praesidenten hinter sich weisz. Und Dutertes Aussage vorgestern, er wolle sich da zuruecknehmen um zu einer “sanften Landung” zu kommen, laesst voellig offen, wer oder was bei einer “harten Landung” zu Bruch gehen koennte. Ich hatte ja eh ein ungutes Gefuehl, was Cayetano angeht, und vielleicht ist es auch eben dieses Vorurteil, das mir den Eindruck verschafft, dass Duterte bei dieser Veranstaltung am 1. Mai in Cebu, als er in den Saal kam und die Ehrengaeste auf dem Podium per Handschlag begrueszte, das bei Cayetano missmutig knapp ausfiel und der Auszen-Minister sah dabei gar nicht gluecklich aus.

Also geh ich mal, in der Hoffnung, das morgen nicht wieder widerrufen zu muessen, von der Existenz dieses Briefes aus, der verstaendlich machen kann, warum Cayetano totungluecklich ist. In dem Brief ist von “Amateurhaftigkeit und Unerfahrenheit” die Rede, und zu der von ihm ernannten Mitarbeiterin Sarah Lou Arriola, die wohl hinter der “Rettungsaktion” und deren Veroeffentlichung in Social Media steckt, dass die die Wiener Konvention zu diplomatischen und konsularischen Beziehungen von 1961 nicht kenne, zudem sei sie durch die Pruefung fuer Mitarbeiter des Auswaertigen Dienstes gefallen. Ihre einzige Qualifikation fuer das Amt, das sie bekleidet, sei wohl, dass sie eng mit Cayetano verbunden ist. Nach Einschaetzung der Diplomaten kommt es zu einer Einigung mit Kuwait erst, wenn Cayetano nicht mehr Auszen-Minister ist. Es sei das Beste, wenn Cayetano und die von ihm Ernannten zuruecktreten, “um den Philippinen weitere diplomatische Unbill zu ersparen.

Das klingt wieder mal nicht gut fuer Cayetano, wenn die Mitarbeiter seines Ministeriums ihm ein solches Zeugnis ausstellen. Ein Eindruck der Aehnlichkeit zur Noch-Obersten Richterin Maria Lourdes Sereno im Verhaeltnis zu Kollegen und Mitarbeiten am Obersten Gericht draengt sich auf, und da verbreitet sich die Meinung, wie auch immer das ausgeht – bleiben kann sie auf keinen Fall.

Es wuerde mich analog nicht ueberraschen, wenn es im DFA (Department of Foreign Affairs) zu einer personellen Aenderung kommt, obwohl – das ware hart fuer Cayetano und fuer Duterte. Setzt Duterte ihn nicht woanders ein, wobei die Frage ist, wo man einen abgehalfterten Auszen-Minister gebrauchen kann, wuerde Cayetano auf seinen Senatoren-Sitz zurueckfallen, und der laeuft im naechsten Jahr aus. Einfach fallen lassen kann Duterte Cayetano auch schlecht, der sein “running mate” bei der Wahl 2016 war. Was wieder verstaendlich macht, warum Duterte – wie das die Queen mal ausgedrueckt hat – “not amused” ist.

Diesen Kaffeesatz-Eintrag hatte ich bis hierhin gestern abend geschrieben, und so schaute ich heute morgen zunaechst, ob ich eine Bestaetigung hierfuer finde. Ich musste nicht lang suchen. Yen Makabenta behandelt das in seiner Kolumne in “The Manila Times” unter dem Titel “Anatomie des Kuwait-Fiaskos”, und ebenda meint Jojo Robles in seiner Kolumne “Cayetano spuert die Hitze”. Ein Leitartikel des “Manila Standard” befasst sich damit unter dem Titel “Nicht der beste Mann fuer den Job”. Sie alle beziehen sich aber auf den Bericht der Pia Lee-Brago in “PhilStar”, der sich auf die exklusive Kopie dieses Briefes stuetzt. Nun, wenn die Profis sich auf sie verlassen, warum sollte ich zweifeln?



Gemaesz “PTV”, “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “PhilStar”, “Inquirer”, “GMANews” u.a.

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