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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 19. Januar 2018

 

Das Unwort des Jahres 2017… – …ist der Ausdruck “alternative Fakten”, las ich in der “Sueddeutschen Zeitung” gestern. Den Ausdruck hat eine Mitarbeiterin von Donald Trump erfunden, um die Berichterstattung zu dem halbleeren Platz bei dessen Vereidigung in Abrede zu stellen. Und Trump hat einen “Fake News Award” gestiftet, um sein gestoertes Verhaeltnis zur Presse abzufeiern. Das haette mich nicht weiter aufgeregt, haette ich nicht kurz darauf einen TV-Bericht in “AlJazeera” gesehen unter dem Titel “Ein Jahr Trump”, in dem Trumps Verhaeltnis zur Presse verglichen wurde mit dem von Wladimir Putin, Baschar al-Assad und Rodrigo Duterte, wobei da gleich miterwaehnt wurde, dass der philippinische Praesident das kritische Medien-Portal “Rappler” dicht gemacht haette.

Das ist nun wirklich “fake news” und vielleicht sogar ein “alternativer Fakt”.

Erstens ist “Rappler” noch am Netz.

Zweitens wurde “Rappler” nicht dicht gemacht, sondern ihm wurde die Lizenz entzogen, wirksam in zwei Wochen, weil seine Finanzierung nicht verfassungsgemaesz sei.

Drittens geht “Rappler” in der Sache vor Gericht, und wenn das fuer “Rappler” entscheidet, ist auszer Spesen nichts gewesen.

Viertens ist nicht Praesident Duterte gegen “Rappler” vorgegangen, sondern General-Staatsanwalt Jose Calida hat nach Lektuere einer Kolumne von Rigoberto Tiglao in “The Manila Times” vom 19. Mai 2017 mit der Ueberschrift “Die Regierung muss Rapplers auslaendische Eigentuemer untersuchen” die SEC (Security and Exchange Commission) aufgefordert, genau das zu tun, die nun nach Untersuchung mit dem Entzug der Lizenz reagierte. Und Calida selbst wurde auch von niemandem aufgefordert, in der Sache taetig zu werden: “Ich bin selbsttaetig. Ich nehme von niemandem Befehle an.

Fuenftens drehte es sich in der verbalen Auseinandersetzung Dutertes mit einer “Rappler”-Journalistin, die dazu “passend” – so schafft man “alternative Fakten”! – in den “AlJazeera”-Bericht eingeblendet wurde, um einen Falsch-Bericht des “Rappler”, der Dutertes Assistenten Christopher “Bong” Go Verwicklung in den Ankauf der Waffen-Systeme fuer eine Fregatte andichtete. Dieser konstruierte Zusammenhang stammt aus einer “privilegierten Rede” des Abgeordneten Gary Alejano im Haus, und fuer Luegen im Rahmen solcher “privilegierten Reden” koennen Abgeordnete nicht zur Verantwortung gezogen werden. Alejano sagte dort also straffrei: “Ich habe Informationen erhalten aus verschiedenen Quellen ueber Anomalien in der laufenden Beschaffung von Fregatten in der Marine.” Hinzu kam ein ominoeses Papier das Go angeblich Verteidigungs-Minister Delfin Lorenzana gab, der das Papier an Vize-Admiral Ronald Joseph Mercado mit einem Aufkleber zur Pruefung reichte, und in dem Papier soll etwas stehen, was einen Lieferanten bevorzugt. Der angebliche Zusammenhang wurde nicht nur von “Bong” Go, sondern auch von Lorenzana abgestritten, und ebenso von dem in der Angelegenheit vor einiger Zeit gefeuerten, damals in der Sache zustaendigen Mercado. Hierzu in einem Pressetreffen von einer “Rappler”-Journalistin befragt, regte Duterte sich ueber “fake news” auf und bezeichnete “Rappler” als “fake news agency”.

Mir gefaellt die westliche Presse nicht, wenn sie  – von Putin und Assad mal ganz abgesehen – Trump und Duterte in einem Atemzug nennt: so setzt man den philippinischen Praesidenten herab.

Und mir gefaellt die philippinische Presse nicht, wenn sie sich heute dem Protest des “Black Friday” anschlieszt, den die “National Union of Journalists of the Philippines” und andere organisiert haben. Es ist reine Opposition gegen Duterte, die da sich da aeuszert: “Die drohende Schlieszung von Rappler hat bewiesen, dass Rodrigo Duterte und seine Mietlinge vor nichts zurueckschrecken, um kritische Stimmen niederzumachen, wenn sie nun eilen, die Verfassung zu erweitern um eine Abscheulichkeit zu produzieren, die nicht nur sie an der Macht erhaelt, sondern auch noch unsere Rechte und Freiheiten entkraeftet.

Das hat nichts mit einem Protest fuer Pressefreiheit zu tun. Da geht es um die Deutungshoheit im politischen Streit, und so schafft man “alternative Fakten”, um von dem Thema abzulenken, ob die Finanzen des “Rappler” nun verfassungsgemaesz sind oder nicht. Es geht nicht darum, “kritischen Stimmen” das Wort zu verbieten. Es geht darum, dass selbst Kritiker sich an die Verfassung halten muessen – “dura lex, sed lex ~ das Gesetz ist hart, aber es ist das Gesetz.

Doch fuer wen schreib ich das? Im Westen liest das eh keiner. Da ist Duterte mal wieder der boese Bube, wie Putin, Assad und andere Unmenschen, ueber die man sich in Menschenrechtsgruppen gemeinsam so schoen ereifern kann – kost’ ja nichts.

Aus meinem Philosophie-Studium habe ich jedoch gelernt, eine Sache erstmal auf Selbstanwendbarkeit zu pruefen, und so ist fuer mich “westliche Presse” das Unwort des Jahres. Auf die passt recht gut, was die Jury in Darmstadt, die das “Unwort des Jahres” kuert, eigentlich fuer die “alternativen Fakten” definiert hat, naemlich “den verschleiernden und irrefuehrenden (…) Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der oeffentlichen Auseinandersetzung salonfaehig zu machen.” Treffender kann man die westliche Presse nicht beschreiben.

Duterte ist fuer alle da / Lob der Presse-Freiheit – Gestern zappte ich im TV rum und blieb in “PTV” haengen, wo Praesident Duterte live zur Eroeffnung der Overseas Filipino Bank in Manila sprach. Am Abend fand ich dazu erste Meldungen im Netz.

Die “ManilaTimes” berichtet von der Eroeffnung und dass die Bank auf die Belange von OFWs (Oversea Filipino Workers) zugeschnitten ist. Sie entstand, als Duterte im September 2017 anordnete, dass die Land Bank die Philippine Postal Savings Bank uebernimmt und diese zur Overseas Filipino Bank umbaut. Duterte in dem Zusammenhang: “Filipinos in Uebersee, die zu den Devisen-Einnahmen des Landes beitragen, zur Waehrungs-Stabilitaet, Beschaeftigung und generell zum wirtschaftlichen Wachstum durch ihre Ueberweisungen, sollten Prioritaet haben in Unterstuetzung ihrer finanziellen Beduerfnisse.

Der “SunStar” berichtet, dass Praesident Duterte bei Eroeffnung der Overseas Filipino Bank in Manila warnte, dass ein unkontrollierbarer Krieg in Mindanao ausbrechen koennte, wenn das BBL (Bangsamoro Basic Law) nicht durchkommt. Duterte sagte: “Dieses Mal, wenn es kein BBL gibt, oder wir aendern die Verfassung, oder wir aendern die Verfassung ueberhaupt nicht, dann gibt es Krieg in Mindanao, das kann ich euch versprechen. … Sucht es euch aus. Ich kann das nicht kontrollieren. … Und dieses Mal, sag ich, koennte es knueppeldick (double whammy) kommen, denn mein Feind waeren ihre Freunde, und wer waere das? Das ist ISIS.

Der “PhilStar” berichtet unter der Ueberschrift “Du musst toeten um deine Stadt zu befrieden” von der Rede von Praesident Duterte zur Eroeffnung der Overseas Filipino Bank in Manila. Duterte sagte dort: “Vieles von den Dingen, die ihr ueber Davao gehoert habt, dreht sich um die auszergerichtlichen Toetungen, aber schaut euch Davao an. Ich hab eine Menge investiert. Leben? Ja. Du musst toeten um deine Stadt zu befrieden. … In meinen 23 Jahren als Buergermeister, kann ich sagen um 600, aber ich versichere euch, es war alles legitim. … Es ist in Ordnung zu sagen, dass sie getoetet wurden. Du kannst dem Gesetz ohne das nicht Geltung verschaffen. … Es ist fuer die Armen. Die Armen sind wuetend auf mich, aber was sie nicht wissen ist, dass es um sie geht. Ich versuche ihre Haut zu retten. … Ich hab nie befohlen jemanden zu toeten, der vor mir kniete. Ich hab nie jemandem etwas zugefuegt, auch dem haertesten Idioten oder Kriminellen nicht, der seine Arme erhoben hat. Ich mach das nicht, weil ich kein Mann bin, wenn ich es tue.

Mir ist vom Fernseher in Erinnerung geblieben, dass Duterte in Sorge ist um die kaputten Familien, wenn die Frau oder der Mann als OFW lange im Ausland ist. Die Familien gehen kaputt, und irgendwann kommt Shabu ins Spiel. Und die Frauen, wenn sie in arabischen Laendern als Helferin sind – “also, das ist jetzt nicht gegen die Araber generell” – und dort, wie grad jetzt Faelle aus Kuwait in den Meldungen sind, misshandelt und missbraucht werden…

Presse-Freiheit bedeutet, das berichten zu koennen, was einem jeweils wichtig erscheint. Ich sehe an dem Beispiel von Dutertes Rede zur Eroeffnung einer Bank in Manila, dass das hier ganz gut moeglich ist. Und so habe ich gestern spaszeshalber “Rappler” in den Online-Ausgaben von “Spiegel”, “Zeit” und “SZ” als Suchbegriff eingegeben: die kennen “Rappler” nicht, und das ist auch gut so.

Anders ist das in “The Straits Times” und in “The Virginian-Pilot”, ueber den ich neulich mal wegen der “Comfort Women” gestolpert bin, und den ich hier als zufaellig gewaehltes Beispiel nehme. Der hatte am 15. Januar eine Meldung von “Associated Press” uebernommen, dass dem Duterte-kritischen Portal die Lizenz entzogen wurde. “The Straits Times” bringt heute eine Meldung, dass die Welt-Organisation von Zeitungen und Nachrichten-Agenturen Bedenken zu Praesident Rodrigo Duterte angemeldet hat wegen der Aktionen “Rappler” zu schlieszen. Dort meint man: “Seine (Rapplers) Schlieszung waere ein unausloeschlicher Fleck in der philippinischen Geschichte der Meinungsfreiheit.

Nun, das sieht Rigoberto Tiglao in seiner Kolumne in “The Manila Times” ganz anders, in der er “Rappler”-Chefin Maria Ressa heute ins Gebetbuch schreibt, dass sie das Ansehen der Philippinen in den Schmutz zieht nur um zu ueberleben. Sie stehe vor dem beruflichen Aus, wenn “Rappler” schlieszt, und das waere ohne die finanziellen Konstruktionen eh gekommen. In dem Zusammenhang ist vielleicht interessant, dass “TV5” demnaechst sein Online-Portal “InterAksyon” schlieszt. Gemaesz Herausgeber Roby Alampay ein Einsparungs-Schritt, weil man sich auf “news5.com.ph” konzentrieren will. Es ist naemlich gar nicht so leicht Online zu ueberleben, wenn man nicht finanziell “kreativ” wird.

Aber vielleicht hilft ja weibliche Solidaritaet, wenn Ressa wieder zum Frauen-Kluengel in “CNNPhil” zurueckgeht. Da war sie schon von 1988-1995, oder sie geht gleich nach Jakarta, wo sie von 1995-2005 bei “CNN” war, und da waere sie dann auch nicht mehr in “Duterte-country”.



Gemaesz “SZ”, “AlJazeera”, “GMANews”, “InterAksyon”, “PTV”, “ManilaTimes”, “SunStar”, “PhilStar”, “ManilaStandard”, “StraitsTimes”, “Virginian-Pilot” u.a.

 

Diskutiert wird darüber im DER PHILIPPINISCHE EXPAT KLUB, in der Gruppe POLITIK!

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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