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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 19. September 2019

(zum Bild: Präsident Rodrigo Duterte)

 

Dutertes Welt – Zweiter von fuenf Teilen.

Praesident Rodrigo Roa Duterte sieht den Erfolg seiner Politik im “Build, build, build”-Programm, um die mangelnde Infrastruktur des Landes zu verbessern, wozu er Gelder braucht, die zum groszen Teil aus China kommen, und wozu gehoert, dass er in der South China Sea – hier auch West Philippine Sea genannt – nach Oel und Gas bohren will, wozu er sich mit China ueber Gebietsansprueche einigen muss und wozu er auch deren Investition benoetigt.

Duterte folgt so der Weltdeutung des Karl Loewith, der den modernen Fortschrittsglauben als weltliche Ausgabe religioesen Erloesungsglaubens betrachtet. Der Fortschritt soll der Heilsbringer sein, weil er Arbeitsplaetze bringt. Das heiszt Geld fuer’s Volk, ein Gedanke, der auch deutsche Politiker bewegt, die als Lobbyisten der Auto-Industrie aufzutreten.

Duterte unterwirft sich diesem Fortschritts-Mythos, doch stellt er sich so gegen einen anderen Mythos, den ich schon im ersten Teil erwaehnt habe: das Selbst-Verstaendnis der USA als Weltpolizei. Um sich weiter in der Rolle auffuehren zu koennen, darf niemand den USA den Rang ablaufen, und da spielt China nicht mit – es waechst und waechst, und daran aendert auch der von US-Praesident Donald Trump angezettelte Handelskrieg nichts. Im Gegenteil, mit seiner unverbraemten “America first”-Politik macht er sich nicht nur China zum Gegner, sondern auch Verbuendete, die mit sich haetten reden lassen, wuerde er ihnen nicht die Pistole auf die Brust setzen. Auf diese Weise ziehen die USA letztendlich nicht nur wirtschaftlich den Kuerzeren, sondern auch ihr Mythos der Weltpolizei wird beschaedigt. Niemand traut einer Polizei, die sich uebler auffuehrt als die Gauner, vor denen sie angeblich schuetzt.

Die Frage ist, ob Duterte das aussitzen kann, denn die Philippinen sind wirtschaftlich zu klein, um den USA Kopfschmerzen zu machen, und dieser Mythos der Weltpolizei wird nicht unbedingt von Trump vertreten, der die Kosten der globalen Einsaetze loswerden moechte. Doch auch wenn er gerade den Falken John Bolton gefeuert hat, so ist da noch die Waffen-Industrie. Die ist in den USA eine aehnlich Heilige Kuh wie die Auto-Industrie in Deutschland. Laesst die sich das gefallen? Die wuerden gern Geschaefte mit Duterte machen, doch es gibt Kraefte im Senat, die meinen, man duerfe boesen Menschen keine Waffen verkaufen. Und so holte sich Duterte in China und Russland, was die USA ihm nicht geben. Das kann Trump kaum gefallen, weil er China klein halten will.

 



 

Doch selbst wenn Trump “seinen Freund Duterte” in Ruhe laesst, der von den USA eingesetzte Gelbe Kult tut das nicht. Dabei ist Benigno Aquino selbst das kleinere Problem, der ist froh, wenn ihm keiner was tut. Antonio Trillanes und Senatorin Leila de Lima sind aus anderem Holz geschnitzt. Seit der Wahl 2016 ueberziehen sie Duterte mit Kampagnen von angeblich unerklaerten Reichtuemern, von EJKs (Extra-Judicial Killings), versuchen sich in Verfahren zur Amtsenthebung, erstatten Anzeigen beim ICC (International Criminal Court) und was noch. Da sie im Land wenig Erfolg haben und nur im Westen Beifall bekommen, verlegen sie sich im Inland nun darauf, den Hass gegen China zu schueren.

Den Filipinos ist der grosze Nachbar unheimlich. Um da zu punkten, reitet der Gelbe Kult darauf herum, Duterte mit seiner “Appeasement-Politik” gegenueber China gebe Territorium preis, das der Staendige Schiedshof im Haag den Philippinen zugesprochen hat. Doch der Haager Schiedsspruch von 2016 hat sich zu territorialen Fragen gar nicht geaeuszert, er hat etwas ueber Felsen und Inseln gesagt. Inseln sind Territorium und definieren eine EEZ (Exclusive Economic Zone) um sich, Felsen nicht. Alle strittigen Gebiete in der SCS (South China Sea) sind jedoch nackte Felsen. Es gibt gar kein Territorium dort, das Duterte haette preisgeben koennen. Macht nichts. Um etwas gegen ihn in der Hand zu haben, schufen die Gelben den Mythos vom verlorenen Land, und der Geist des Schiedshofes schwebt nun ueber den Wassern – Genesis Zwo.

Gegen einen Mythos nur einen Mythos.

So koennte man hier Goethes ungeheuren Spruch abwandeln: “Gegen einen Gott nur einen Gott.” Es ist der Unfug des Tatsachenmenschen, der mit Fakten gegen Mythen kaempfen will. Es ist der Irrtum des fruehen Wittgenstein, der meint, die Welt sei alles, was der Fall ist. Es ist der Irrtum des Rigoberto Tiglao, der zum x-ten Male in seiner Kolumne in der “Manila Times” schreibt, wie Benigno Aquino sich bei Scarborough Shoal von den Amerikanern reinlegen liesz. Es ist der grandiose Irrtum des Gelben Kults, der Liberalen Opposition, die meint, sie haette mit dem Haager Schiedspruch ein Recht auf die West Philippine Sea. Mich erinnert das an einen bloeden Witz aus meiner Zeit bei der Bundeswehr. Da stellte jemand die Frage: “Was hat der Soldat auf dem Butterbrot?” Und auf das erwartbare Schulterzucken folgte die Loesung: “Er hat ein Recht darauf.” Ein Witz auf Kosten der Dienstvorschrift, in der bis hin zum Essen haarklein geregelt ist, welche Rechte und Pflichten der Soldat hat.

Gegen den Mythos des Haager Schiedsspruches hilft nur der Mythos des Xi Jinping, die Belt & Road-Initiative, auch bekannt unter dem mythischen Namen der “Neuen Seidenstrasze”. An diesen Mythos, der China Fortschritt verspricht – und der den USA ein Dorn im welt-polizeilichen Auge ist – haengt sich auch Praesident Duterte: er will dabei sein. Und er ist dabei, was sich allein an seinen Dienstreisen ablesen laesst: er war schon fuenfmal in China, in den USA noch nie.

Es kommt nicht darauf an, ein Recht auf die West Philippine Sea zu haben. Es kommt darauf an, was man aus ihr macht – so arbeitet der Mythos.

Duterte hat das verstanden.

 



 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

Ein Gedanke zu „…aus der philippinischen Presse

  • Siegfried Gerlach

    Ich muss da schon beim Lesen etwas Lächeln. Als ob China kein gelber Kult (politisch betrachtet) wäre!?

Kommentare sind geschlossen.

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