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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 06. Juni 2019

(zum Bild: Hätte…, hätte…)

 

D-Day – Hat man seit drei Jahren nur ein Thema, entwickelt sich das Gefuehl, dass man alles schon mal geschrieben hat. Sollte man aufhoeren? Das waere die Hoechststrafe, hat man sich doch daran gewoehnt, und alte Gewohnheiten aendern, tss, tss, tss. So zitierte ich mal meinen Philosophie-Lehrer Hans Blumenberg: „Nachdenklichkeit heiszt – Es bleibt nicht alles so selbstverstaendlich, wie es war.“ Ich wiederhol das hier, weil der eine oder andere es vergessen oder gar nicht gelesen hat. Ueber den Satz laesst sich fein sinnieren, doch interessant ist – wie kommt man dazu? Ist ja nicht jedermanns Sache. Manch einer kommt durch die Welt, ohne sich auch nur einen einzigen Gedanken zu machen.

Da kann ich nur von mir ausgehen. Gestern war nicht nur Eid’l Fitr, das Fastenbrechen zum Ende des Fastenmonats Ramadan, es war auch D-Day, das 75ste Gedenken des Tages der Landung der Alliierten in der Normandie, welche das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa einleitete. Dazu gab es eine Veranstaltung in Portsmouth, England, an der neben der Queen und US-Praesident Donald Trump – Kanzlerin Angela Merkel war auch dabei – noch ueberlebende Veteranen des Unternehmens teilnahmen. Meine Frau und ich zappten da so rein und blieben einfach haengen. Ich will jetzt keinen Gesellschafts-Report daraus machen, sondern aus eingestreuten Gespraechen in “CNN” und “BBC” verhakten sich bei mir zwei Saetze. Ein Teilnehmer der englisch-sprachigen Runde stellte dem Sinne nach fest: “Haetten die Amerikaner nicht eingegriffen, dann spraechen wir jetzt Deutsch.” Das ergaenzte eine Geschichts-Professorin: “Und haette England nicht seine Landebahnen zur Verfuegung gestellt, dann haetten sie nicht eingreifen koennen.

Es gibt stets mehr als eine Seite, von der aus man ein und dieselbe Sache betrachten kann.

So schrieb ich gestern zu Tiglaos Gedanken ueber das Ansehen Dutertes, erwaehnte aber nicht – ich kann nur zusammenfassen, und das heiszt, das man auch was fortlaesst – dass Duterte stets Besuche bei den Totenwachen gefallener Soldaten oder im Hospital bei Verwundeten macht. So auch am Dienstag, als er im Camp General Teodulfo Bautista in Jolo, Sulu, Soldaten besuchte, die kuerzlich gegen Abu Sayyaf gekaempft hatten. Er versprach, Seite an Seite mit seinen Soldaten zu stehen: “In Zeiten, dass ihr einen Kommandanten braucht, der euch beisteht, an eurer Seite, um mit euch zu sterben, bin ich fuer euch da.

 



 

Das ist der Krieg, den Praesident Rodrigo Roa Duterte gegen IS und deren Kombattanten fuehrt, ganz so wie die Alliierten gegen Hitler ins Feld zogen. Da muessen Entscheidungen getroffen und Befehle gegeben werden, und die kosten Menschenleben.

So gab es bei der Feier in Portsmouth eine Szene, in der der Stab von General Dwight D. Eisenhower mit ihm und dem Meteorologen dargestellt wurde. Ein Sturm war im Anzug, der die Invasion scheitern lassen koennte. Was, wenn man die erste Welle an Land bringt, aber dann keinen Nachschub? Die sind verloren. Nun, es ging anders aus, doch haette das Wetter nicht gehalten, waere Eisenhower gescheitert – spreche man dann heute Deutsch in England?

Entscheidungen auf dieser Ebene sind nicht einfach, und Duterte macht sie sich auch nicht leicht. In einer Rede im Februar sagte er: “Erinnert euch, dass der Kampf in Marawi begann, weil ein Haftbefehl zugestellt werden sollte. Es gab keine vorhergehende Attacke auf irgendwen, die was … hatte ueberhaupt nichts von einer Rebellion. Doch es geriet auszer Kontrolle und das war Marawi. Daher verlor ich viele Soldaten und Polizisten. Ich trauere, weil ich der Befehlshaber bin. … Du kaempfst einfach. Doch das Problem ist, wenn du zu zaehlen beginnst, der Blutzoll jeden Tag, und du weiszt, dass du dafuer Geld ausgeben musst. Du weiszt, das sind Menschen, du schickst sie an einen Ort, der heiszt Hoelle, du befiehlst ihnen zu kaempfen und zu sterben, und sie sterben.

So einfach ist das alles nicht, und so passt mir die Kolumne von Ramon Tulfo heute in der “Times” nicht, in der er – eingeleitet mit einem “Pssst!” – einen Vorschlag macht, wie man mit Abu Sayyaf einfach fertig wird. Identifiziert die Verwandten der Terroristen und nehmt sie als Geiseln: “Der einzige Weg diese Monster von kuenftigen Entfuehrungen und Ermordung der entfuehrten Opfer abzuhalten, ist ihre Verwandten einzukassieren und als Geiseln zu halten, bis sie aus dem Dschungel kommen. Wenn die Banditen nicht rauskommen, sollten man ihre naechsten Verwandten toeten.

 



 

Tulfo verweist auf ein historisches Beispiel, wo ein Oberst Salvador Mison genau das tat, als Rebellen eine Faehre mit Passagieren in ihre Gewalt brachten. Tulfo schreibt: “Mison, der spaeter Generalleutnant wurde, liesz die engsten Verwandten der Entfuehrer von seinen Truppen einkassieren und auf der Pier aufstellen, an der die Faehre festgemacht hatte. Alle Passagiere und Besatzung des Schiffes wurden unversehrt freigelassen.

Ich hoffe, Praesident Duterte laesst sich von solchen Piraten-Stuecken nicht inspirieren und bleibt auf seiner Linie, die dem Buchstaben des Gesetzes folgt.

Und weil ich da wieder bei einem Stichwort bin, noch ein Nachtrag zu meinem gestrigen Blog. Zu dem Kampf gegen Drogen schrieb ich, dass die “Senatorin Leila de Lima vermutlich mitverdient hat”. Das “vermutlich” ist der juristische Weichmacher, aber auch hier gibt es zwei Seiten. Ich haette besser geschrieben, dass sich unter Aquino und de Lima die Kriminalitaet verdreifachte, weil nichts getan wurde, denn bis zu einem rechtsgueltigen Urteil ist de Lima unschuldig, und ob sie verurteilt wird ist fraglich. So verweigert ihr ehemaliger Fahrer und Liebhaber Ronnie Dayan inzwischen die Aussage. Wenn aber vor Gericht flach faellt, was er vor dem Ausschuss des Hauses gesagt hat, dann gibt es nur Aussagen von verurteilten Drogenhaendlern gegen de Lima. Das ist keine solide Basis fuer die Anklage, denn im Strafprozess zaehlt nur, was in Person vor Gericht “face to face” mit dem Angeklagten gesagt und beschworen wird. Genau das ist das Problem, weshalb Mary Jane Veloso das ausgesprochene Todesurteil nicht los wird. Die in Indonesien inhaftierte Veloso kann genauso wenig in Nueva Ecija erscheinen, wie das Gericht in einem indonesischen Gefaengnis tagen kann – “deadlock”. Und im Falle de Lima kann niemand Dayan zwingen, gegen sich selbst auszusagen.

Und so ist es auch mit der Anmerkung der Geschichts-Professorin: “Und haette England nicht seine Landebahnen zur Verfuegung gestellt, dann haetten sie nicht eingreifen koennen.” Die Erfolge gegen Abu Sayyaf sind darauf zurueckzufuehren, dass sich die Bevoelkerung in Sulu immer mehr auf die Seite des Militaers schlaegt und Hinweise auf die Terroristen gibt. So ist es auch gut, dass nun 1.500 Mann Verstaerkung dorthin entsandt werden. Sie werden der Bevoelkerung das sichere Gefuehl geben, staerker mit dem Miltaer zu arbeiten. Es geht nicht ohne die Bevoelkerung, aber nicht in der Weise, in der Herr Tulfo sich das vorstellt.

Saysay sa adlaw – Hilom kaayo ang korte pagpakanaog sa hukom. 

hilom still, kaayo sehr, ang best. Art., korte Gericht, kanaog herausgeben + pagpa… V/G betont pagpakanaog gibt heraus, sa von, hukom Urteil, Entscheidung

Satz des Tages – Es wurde sehr still im Gericht als die Entscheidung herausgegeben wurde.

 



 

Gemaesz “CNN”, “BBC”, “GMANews”, “Manila Times” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

Ein Gedanke zu „…aus der philippinischen Presse

  • Heiko Eckard

    You can take a horse to water, but you cannot make him drink

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