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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 03. Januar 2019

(zum Bild:  Falschübersetzungen und -interpretationen)

 

Lost in translation – In seiner nun auch in Deutschland bekannten Rede – ich habe die “dpa”-Meldung dazu in “FAZ”, “Spiegel” und “SZ” gesehen – sagte Praesident Rodrigo Roa Duterte am 29. Dezember 2018 in Kidapawan laut Wortprotokoll des PCOO (Presidential Communications Operations Office) dies:

Kuwan, Father ‘yung the usual.” – “What is the usual?” – “Alam mo…

Ich uebersetzte das so:

Na ja, Vater, das Uebliche eben.” – “Was ist das Uebliche?” – “Du weiszt schon…

Entscheidend hier ist das Wort “kuwan”, das laut John U. Wolff: A Dictionary of Cebuano Visayan, 1972, so verstanden werden kann:

kuwan = KUAN (dialectal).

kuan 1 pause word used to fill in when the speaker cannot think of the right word: um, well. Kining, kuan, Day! Ikúhà kug bir! Err, um, you. Bring me some beer. 1a as a verb (with any affixes). Human nímu pagkuan, pánit, ímung kuanun, pikásun, aw kuanan úsà, hugásan, After you um, whatchamacallit, peel it, you, umm, cut it up, rather um, wash it. 2 word used to avoid saying a taboo word. Maáyung kusiun sa kuan, It would be nice to pinch her in the — you know (the genitalia). Pwirting kuánay níla, My how they were busy doing IT. pakuankúan v [A13; b6] pretend to be s.t. Nagpakuankúan siyang dátù, He was pretending to be rich.

Zum Tragen kommt “kuan 2 Wort das verwendet wird, um ein Tabu-Wort zu vermeiden”, fuer das Wolff als moegliche Uebersetzungen “you know ~ du weiszt schon” oder “IT ~ Es” angibt – “Sie haben es getrieben.” vorschlaegt. Ich habe das mit ”Na ja, Vater, das Uebliche eben.” umschrieben.

Im Zusammenhang der Rede, die ich am 31. Dezember besprach, gab Duterte dann gemaesz PCOO-Protokoll den Dialog seiner ersten Beichte in der High School so wieder:

Was sind deine Suenden, mein Sohn?” – “Ich, ich…” – “Auf geht’s!” – “Ich, ich…” – “’Ich, ich’ ist keine Suende. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Sprich!” – “Ich ging in..” – “Was?” – “Ich ging in das Zimmer der Helferin.” – “Warum?” – “Ich hob das Betttuch.” – “Und?” – “Ich versuchte zu beruehren was im Hoeschen war.” – “Und?” – “Ich hab es beruehrt. Sie wachte auf. Da ging ich aus dem Zimmer.” – “Wohin gingst du dann?” – “In’s Bad.” – “Warum?” – ”Na ja, Vater, das Uebliche eben.” – “Was ist das Uebliche?” – “Du weiszt schon…” – “In Ordnung. Also gingst du zurueck? Und?” – “Ich versuchte meinen Finger reinzuschieben, Vater.” – “Dann?” – “Ich… da waren Haare und…” – “Und?” – “Es war feucht.” – “Und? Wachte sie auf?” – “Nein, Vater. Sie hatte die Augen geschlossen, schlief fest.” – “Oh,” meinte der Pater, “und?” – “Ich ging wieder in’s Bad, Vater.” – “Schon wieder?” – “Ja, Vater, zweimal.” – “Oh, mein Gott. Bete fuenf Vater Unser, fuenf Ave Maria, denn du wirst in die Hoelle kommen.” – [Gelaechter].

Die “Suende”, um die es hier ging, ist nicht das beruehren der Scheide der Helferin, sondern dass der junge Duterte zwischendurch onaniert hat, und so versteht sich auch der Schluss – “Schon wieder?” – “Ja, Vater, zweimal.” – “Oh, mein Gott. Bete fuenf Vater Unser, fuenf Ave Maria, denn du wirst in die Hoelle kommen.

Er wird fuer das Onanieren bestraft. Das war – laut Dutertes Erzaehlung – die Reaktion der Kirche. Ganz anders reagierte die Gabriela Women’s Party, wie ich am 31. Dezember berichtete: “Es ist tief verstoerend selbst fuer Duterte, mit seinem Versuch zu prahlen, dass er eine Helferin vergewaltigen wollte als er noch minderjaehrig war. … Der Wahnsinnige in Malacañang hat bewiesen, dass er keine Skrupel hat die Rechte von Frauen oder Menschen niedrigeren Standes zu verletzten, und er betrachtet sie als sein persoenliches Spielzeug. … Dieses letzte Bekenntnis hat Schande nicht nur ueber ihn gebracht, sondern ueber die ganze Nation, die ihm vertraut sie gerecht und rechtens zu fuehren. Er hat sich seiner Position als unwuerdig erwiesen und sollte zuruecktreten.

Ich erlaeuterte auch, dass in den Philippinen schon das Beruehren der Scheide als Vergewaltigung betrachtet wird, und sagte voraus, dass in der westlichen Presse nur der Begriff “Vergewaltigung” ankommen wird, den Gabriela in’s Spiel gebracht hat. Tatsaechlich ging es an der Stelle der Rede um die Gewissensnoete, in die die katholische Kirche jungen Menschen bringt, wenn sie sie zwingt, einer Autoritaets-Person offenbaren zu muessen, was sie “Schlimmes” getan haben – aber das muss man im Westen ja nicht wissen.

Ich bin nicht stolz darauf geahnt zu haben, dass das so im Westen ankam. Im Gegenteil, denn nicht das erste Mal versaut eine idiotische Uebersetzung dem Praesidenten den Ruf, wenn man nur an das “putang ina” denkt. Ich schrieb dazu im Juni 2018 zur Erlaeuterung dies:

Die Wendung “putang ina” taucht in den Tiraden des Praesidenten oefters auf und wird mit “son of a bitch ~ Hurensohn” uebersetzt. Das ist falsch, und deshalb wiederhole ich hier, was Rigoberto Tiglao dazu am 9. September 2016 in “The Manila Times” unter der Ueberschrift “Entscheidung des Obersten Gerichts: ‘putang ina mo’ bedeutet nicht ‘deine Mutter ist eine Hure’” schrieb und was ich damals in mein Blog uebernahm: “Das Oberste Gericht der Philippinen entschied 1969, und bestaetigte dies 2006 in einer anderen Entscheidung, dass duennhaeutige Menschen wie Praesident Obama – oder seine dummen Ratgeber und die uninformierte auslaendische Presse – nicht beleidigt sein sollen und glauben, dass die Tugend ihrer herzlich geliebten Mutter herabgewuerdigt wird, wenn der Ausdruck “putang ina”, oder gar das mehr direkte “putang ina mo”, in einer an sie gerichteten Aussage verwendet wird.

Das Oberste Gericht entschied, dass “putang ina” keine Beleidigung, sondern ein Ausdruck des Aergers oder Missfallens ist. Damit ist hoechst-richterlich geklaert, dass Dutertes Ausbrueche im Deutschen sinngemaesz mit “Scheiszdreck”, “Mist” und auch mit “verflixt nochmal” uebersetzt werden koennen, aber kaum mit “Hurensohn”. Das sagt in Deutschland kein Mensch, auszer der deutschen Presse, wenn sie in englisch verfasste Agentur-Meldungen ueber den philippinischen Praesidenten uebernehmen.

Das Problem dabei ist, dass sich im Westen niemand um Entscheidungen des Obersten Gerichts der Philippinen schert, und wer liest schon die “Manila Times”? Fuer die Amerikaner ist das jedoch keine Ausrede. In “A Dictionary of Cebuano Visayan” von 1972 des amerikanischen Linguisten John U. Wolff findet sich unter dem Stichwort “puta” als erste Bedeutung “Hure”, aber es wird zweitens auch als Ausdruck von Aerger und Abscheu verzeichnet, und so uebersetzt Wolff es in dem Beispiel in’s Englische mit dem dort ueblichen “damn!

púta n 1 whore (coarse). 2 curse word to express anger, disgust. Púta, ngánung aku pa ang nadisgrasya, Damn! Why did it have to be me that had the accident!”

Den Wolff” kann man kostenlos im Project Gutenberg aus dem Internet herunterladen, und ein Uebersetzer, der seinen Job gelernt hat, haette es also wissen koennen – ich bemueh mich ja auch. All dies und vieles mehr habe ich in meinem Blog – https://sites.google.com/site/gesichtsbuchheikoeckard – wieder und wieder erlaeutert, doch das liest niemand im Westen, es ist – Lost in the Web.

Gemaesz “FAZ”, “Spiegel”, “SZ”, “PCOO” u.a.

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