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…AUS DER PHILIPPINISCHEN PRESSE

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Donnerstag, den 08. Februar 2018

 

Merienda im Malacañang – Eine Merienda ist etwas fuer den kleinen Hunger zwischendurch, und die gab es gestern in der Helden-Halle des Malacañang Palastes in Manila fuer 215 ehemalige Mitglieder der NPA (New People’s Army), die die Waffen abgegeben und dem Kampf abgeschworen haben. Es war die erste Gruppe von 683 ehemaligen Rebellen, denen die AFP (Armed Forces of the Philippines) mit einem Trip nach Manila eine Perspektive und Orientierung im Leben geben will. Damit loest Praesident Rodrigo Roa Duterte ein Versprechen ein, als er zu ihnen letzten Dezember in Davao sagte, er lade sie nach Malacañang ein. Vor der Merienda gab es allerdings zunaechst eine Rede des Praesidenten, “PTV” uebertrug live, und sie mussten Geduld haben, denn die Rede dauerte ueber eine Stunde.

Da das Publikum arme, ungebildete junge Maenner aus Mindanao waren, sprach Duterte in Visayan, seiner Muttersprache. Das geht ihm fluessig von der Zunge, kommt bei mir aber nicht so glatt an. Meine duerftigen Visayan-Kenntnisse gestatteten mir zwar mitzukriegen, wovon die Rede war, fuer den Inhalt musste ich mich allerdings auf die Reaktion meiner Frau neben mir auf dem Sofa verlassen, die oefter zustimmend nickte oder begeistert war, und auf die Meldungen, die ich heute morgen in der Presse fand. In den Schlagzeilen war es nur im “Manila Bulletin”, ansonsten musste ich suchen um mitzukriegen, was ich mangels Sprachkenntnis verpasst hatte. In dem Zusammenhang habe ich spaszeshalber auch in der “Sueddeutschen Zeitung” den Suchbegriff “Rodrigo Duterte” eingegeben und fand eine “dpa”-Meldung, dass Praesident Duterte geschmuggelte Luxus-Autos hat verschrotten lassen – “darunter auch Modelle von Audi, Mercedes und BMW”. Tja, das soll die Nation der Auto-Schrauber wohl interessieren: “Duterte the Destroyer”, aber lassen wir das.

Mich interessierte vielmehr der Teil der Rede, in dem Duterte sich mit dem Ober-Terroristen Jose Maria “Joma” Sison befasste, der aus komfortablem Exil in den Niederlanden heraus der NPA den Befehl gab, in 17 Regionen taeglich je einen Soldaten zu toeten. Zwar hat er waehrend der sogenannten Friedens-Gespraeche zugegeben, dass er gar keine Befehls-Gewalt ueber die “Kraefte vor Ort” hat, und offenbar fuehlt sich hier auch niemand angesprochen, aber die Aufforderung steht ja nun mal im Raum.

Duterte also zu Sisons Befehl und zu dessen Person: “Ich kann dem Militaer sagen, dass sie fuenf Rebellen fuer jeden getoeteten Soldaten toeten sollen. Sei es Frau oder Mann, wenn sie NPA sind – leg sie um. … Er [Sison] will mein Nachfolger werden. Das ist keine Frage. Er ist ja Filipino. Tatsaechlich weisz ich nicht, ob der Teufel Filipino ist. Er sieht so’n bisschen aus, als stamme er aus Taiwan. Er will als Praesident kandidieren, das ist gar keine Frage.

Und dann fordert er die Ex-Rebellen auf: “Gebt mir einen Grund, warum ihr fuer Sison sterben wollt.

Nun, der Aufruf war rhetorisch, sie haben ja schon alle dem Verfuehrer abgesagt, und Duterte malt aus, was sie bei der NPA haetten kriegen koennen. Im Versteck leben, immer auf der Flucht, nur Reis und Sardinen essen, und wenn sie sterben, werden sie irgendwo im Wald verscharrt – ohne einen Segen. Die Vorstellung ging meiner Frau, glaeubige Katholikin, ziemlich an die Nieren. Und dann zeichnet er das Bild, das nun vor ihnen ist. Er bietet ihnen Schutz – bei der Uebertragung gab es keinen Blick in’s Publikum, nur der Praesident am Pult oder aus dem Ruecken des Publikums auf ihn – und er bietet Arbeit und eine Ausbildung fuer ihre Kinder. Sie haetten die richtige Entscheidung getroffen. Der Kommunismus habe weltweit abgewirtschaftet. Auch die Sowjetunion und China seien nun kapitalistisch erfolgreich.

Zwischenzeitlich warnt jetzt die NPA vor “fake surrenders”, also “angeblichen Ueberlaeufern”. Das sei nur ein Propaganda-Trick der AFP, mit dem die ihre Uebergriffe gegen die Bevoelkerung vertuschen will. Nur glaub ich nicht, dass die 130 NPA-Mitglieder, -Unterstuetzer und -Sympathisanten, die sich gestern in Sumilao, Bukidnon, den Behoerden ergeben haben, alles gekaufte Schauspieler sind. Der NPA laufen die Leute weg, und dass die AFP den Trip der “Ueberlaeufer” nach Manila finanziert und alles tut, um der NPA Leute abzuwerben, ist eine ebenso einfache wie zynische Rechnung.

Es ist billiger, einen Rebellen mit Job und Schutz – die NPA richtet Ueberlaeufer hin – und Ausbildung seiner Kinder zu kaufen, statt der Witwe eines im Kampf gegen NPA gefallenen Soldaten und dessen Kindern, oder einem verkrueppelten Soldaten selbst eine Rente zu zahlen. Das weisz auch die NPA, deshalb will sie das ja rasch als “fake news” aus der Welt schaffen. Die Logik des Krieges ist grausam. So ist es Ziel eines Kampfes in erster Linie nicht, den Gegner zu toeten, sondern ihn zu verwunden: einen Toten kann man liegen lassen, um Verwundete muss man sich kuemmern – das bindet weitere Kraefte und schwaecht den Gegner umso mehr.

All das weisz und hasst Duterte. Das will er nicht. Er will Streit vermeiden, weil das Land damit auf Sicht besser wegkommt – aber sag das mal jemandem im Westen. Da gibt’s Asyl fuer Terroristen und Schelte fuer den friedliebenden Praesidenten. Und die soll er besuchen, um “ein Verstaendnis von Europa zu entwickeln?



Gemaesz “PTV”, “ManilaBulletin”, “GMANews”, “PhilStar”, “MindaNews”, “ABS-CBN” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

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