…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Samstag, den 26. Januar 2019
(zum Bild: Wähler sagen JA zur BOL)
BOL ratifiziert – Seit gestern Abend betrachtet die Comelec das BOL (Bangsamoro Organic Law) als ratifiziert, da 1.540.017 Waehler in den Provinzen und Staedten der ARMM (Autonomous Region in Muslim Mindanao) mit “yes” gestimmt haben, gegenueber 198.750 “no”-Stimmen.
Das Problem mit den Zahlen bei der Auszaehlung des Plebiszits zum BOL in Cotabato City hat eine Erklaerung gefunden. Das begleitende Formular der Wahlzettel wurde falsch ausgefuellt. Es waren 61.676 abgegebene Stimmen, was dann als Summe der 36.682 “yes”- und 24.994 “no”-Stimmen passt. Damit gehoert Cotabato City zu Bangsamoro. Isabela City gehoert nicht dazu mit 22.441 “no”-Stimmen gegen 19.032 “yes”-Stimmen.
Im zweiten Teil des Plebiszits am 6. Februar geht es in ausgewaehlten Gemeinden, die an Bangsamoro angrenzen, nur darum, ob sie dem beitreten wollen. Die Gueltigkeit des BOL ficht das nicht mehr an.
Die Entscheidung kam als “Agence France-Press”-Meldung in die “South China Morning Post”. Der Artikel geht auf die Geschichte der Rebellion ein, die in den 1970ern begann und seither um 150 Tsd Menschenleben forderte. Die grosze Frage sei nun, ob der Uebergang von Rebellion zu Selbst-Regierung klappt. Das sei nicht unproblematisch “in einer Region mit extrem geringer Herrschaft des Gesetzes, in der Bewaffnung auch ein Weg ist, sich selbst und seine Familie vor Verbrechen zu schuetzen.”
Die Unruhen in Mindanao… – …sind nicht nur ein Fragezeichen hinter der Selbstregierung von Bangsamoro, und ob die Verlaengerung des Kriegsrechts in Mindanao rechtens ist, wird ja derzeit auch vor dem Obersten Gericht verhandelt, sondern da wird weiter Krieg gefuehrt.
Truppen der Regierung nahmen nun ein Lager der IS-hoerigen Maute-Gruppe ein, die nach Marawi sich in den Dschungel der Umgebung abgesetzt haben. 3 Rebellen wurden getoetet, 3 Soldaten verwundet. Die Kaempfe brachen aus, als Truppen 50 km von Marawi entfernt auf eine Gruppe Rebellen unter Abu Dar stieszen, einer der Fuehrer der Maute in der Marawi-Krise. Abu Dar soll Nachfolger des in Marawi getoeteten Isnilon Hapilon sein, dem Emir des IS (Islamic State) in Suedost Asien. Er selbst konnte mit 20 Mann entkommen.
Nach Einschaetzung von Oberst Romeo Brawner, Kommandant der 103. Infanterie Brigade, sind die Rebellen nicht mehr faehig eine Stadt wie Marawi einzunehmen, aber sie bleiben eine Bedrohung in der Region. Er ruft sie auf, sich zu ergeben: “Wir geben ihnen eine Chance zu einem friedlichen und bedeutsamen Leben. Wir rufen die verbleibenden Maute-IS-Kaempfer auf sich friedlich dem naechsten Militaer-Stuetzpunkt zu ergeben, vor den naechsten Kampfhandlungen.”
Die Diskussion… – …um das Mindestalter krimineller Verantwortlichkeit haelt an. Nun ist auch der Gedanke auf dem Tisch, die Eltern fuer die kriminellen Taten ihrer Kinder verantwortlich zu machen, was Praesident Rodrigo Roa Duterte fuer eine gute Idee halten soll – sagt sein Sprecher Salvador Panelo. Die Hauptkritik richtet sich aber darauf, dass es nicht genuegend “Bahay Pag-asa” gibt, und das daher die Kinder doch im normalen Straf-Vollzug landen. So formuliert Tony La Viña in seiner Kolumne im “Manila Standard” unter der Ueberschrift “Kinder sind keine Kriminellen”: “Doch die Realitaet ist, dass unser Strafvollzug schlicht unfaehig ist, eine rehabilitierende und sichere Umgebung fuer jugendliche Taeter zu bieten, schon gar nicht fuer 12- bis 15-jaehrige Kinder.”
Ich will darauf nicht weiter eingehen, das ist ein gesellschaftlicher Diskurs, den das philippinische Volk unter sich fuehren muss. Mich stoert daran, dass bei einer Demonstration gegen die Senkung des Mindestalter auf 12 Jahre Plakate mitgefuehrt wurden, auf denen “Against Tyranny” stand, wie ich gestern im TV bei Jessica Sohos “State of the Nation” sah. Offenbar fahren die ueblichen Duterte-Gegner auf dem Trittbrett “gegen die Kriminalisierung von Kindern” wieder mit. Nicht das Gesetz kriminalisiert die Kinder, sondern jene Drogen-Dealer, die sie als Kuriere einsetzen, weil die ja nicht bestraft werden. Die Frage ist, wie man damit umgehen will.
Fuer mich ist es keine Loesung, den Eltern einfach den Schwarzen Peter zuzuschieben, die in ihrer Verzweiflung vor dem Arm des Gesetzes dann nur auf haeusliche Gewalt zurueckgreifen koennen, was auch nicht zweckdienlich ist. Man wird Geld anfassen und genuegend geeignete “Bahay Pag-asa” inklusive Personal hinstellen muessen, bevor das Gesetz in Kraft tritt.
Das Thema hat es in die “Straits Times” gebracht, wobei mich an dem Artikel schon die Ueberschrift stoert: “Vorgeschlagenes philippinisches Gesetz Kinder 12 Jahre jung in’s Gefaengnis zu stecken loest erhitzte Debatte aus”.
Kritik der Kritik – In meinem gestrigen Blog ging ich auf Kritik an Duterte ein und bemaengelte, dass der Kritiker Dutertes Kampf gegen Korruption und Kriminalitaet mit keinem Wort erwaehnt. Hierzu schrieb ein Leser der “Philippinen Nachrichten”: “Es gab noch nie soviel Morde auf der Insel Cebu als in den letzten 2 Jahren. Fuer mich ist das keine sinkende Kriminalitaet.”
In einer Meldung von “ABS-CBN” vom 20. Juli 2018 fand ich dazu: “The nationwide crime rate from July 2016 to June 2018 dropped by 21.48 percent compared to the same period from 2014 to 2016, Philippine National Police (PNP) data showed. … Crimes against persons like homicide, physical injuries, and rape also went down, except for murder which saw an increase of 19,210 or 1.50 percent during the last two years.”
Der einleitende Satz verfuehrt dazu, die Meldung als Absinken der Kriminalitaet zu verstehen. Der Leser, der auf die Morde auf Cebu verweist, hat voellig Recht, dass das nur eine Seite der Medaille ist. Ich danke fuer den Hinweis, der mir bewusst macht, dass beim Lesen die Aufmerksamkeit rapide sinkt, wenn eine Meldung wie gewuenscht beginnt, und einem das folgende “except ~ auszer” dann durch die Lappen geht.
Darunter scheine nicht nur ich zu leiden. Ich habe meine Exzerpte durchgeschaut und festgestellt, dass von mir zitierte Journalisten sich auch zufrieden gaben, positive PNP-Zahlen zu melden und den Rest zu “ueberfliegen”.
Ich werde aufmerksamer lesen muessen, und so artet mein Blog langsam in Arbeit aus. Doch auf keinen Fall moechte ich mich an Schoenfaeberei beteiligen, von Fake News ganz zu schweigen, auch wenn ich weiterhin meine, dass Duterte Korruption und Kriminalitaet zu Recht bekaempft, die fuer die kritisierten Missstaende ursaechlich sind.
In den Zusammenhang passen die neuesten “Real Numbers” der PNP. Seit Beginn von Dutertes Amtszeit wurden 5.104 Drogen-Verdaechtige bei 117.385 Polizei-Aktionen getoetet, allein im Monat Dezember 54 Personen. Eingedenk der zitierten Kritik sollte festgehalten werden, dass es daneben noch ganz alltaegliche Morde ohne Beteiligung der Polizei gab. Zahlen dazu gab es jedoch nicht.
Gemaesz “PhilippinenNachrichten”, “ABS-CBN”, “GMANews”, “ManilaStandard”, “StraitsTimes”, “ManilaBulletin”, “SCMP”, “ManilaTimes” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.