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aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Freitag, den 07. Februar 2020

(zum Bild:  Mit Waffengewalt aufgezwungen Demokratie aus Amerika)

 

Moralische Maszstaebe… – …sind politisch unerheblich, falls Politik sich nicht darauf beruft. So beurteilte ich letzten Sonntag den US-Senat als “Gesindel”. Das drueckt man politisch korrekt besser so aus wie die “Times” gestern in ihrem Leitartikel mit dem Titel: “America has lost the democratic moral high ground”.

Darin heiszt es: “Die Philippinen sind nicht das einzige Land, das (manchmal mit vorgehaltener Waffe) das ‘Geschenk’ der Demokratie von Amerika erhalten hat. Seit mehr als einem Jahrhundert handelt Amerika nach seinen Vorstellungen von moralischer und ideologischer Ueberlegenheit – und der groeszte Teil der restlichen Welt gestattet dies. Nach der Travestie, die vom US-Senat heute formalisiert wurde, hat sie diese [Ueberlegenheit] nicht laenger. Das einzige demokratische Prinzip, das es im Amtsenthebungsverfahren gegen Trump – tatsaechlich meist in Trumps Amtszeit – praktiziert hat, ist die Herrschaft der Mehrheit, und das nur, weil es keine andere Wahl hat.

“Im Lichte der juengsten Entwicklungen scheint die Neigung von Praesident Rodrigo Duterte absehbar, die Philippinen dem Einfluss der USA zu entziehen, selbst wenn sein Aerger ueber unseren ehemaligen Kolonialherrn mitunter reaktionaer war. Die Einmischung der USA in Angelegenheiten wie die Feststellung, ob die Inhaftierung von Senatorin Leila de Lima aufgrund formeller Anklagen ihren Standards der ‘Rechtsstaatlichkeit’ entspricht, beruht nicht laenger auf demokratischen Prinzipien, sondern auf engstirnigem Eigeninteresse.

“In diesem Sinne koennen wir den USA vielleicht dafuer danken, dass sie die Beziehung zwischen unseren Laendern viel einfacher gemacht hat, eine Beziehung, die auf jeden hoeheren Kontext verzichtet und strikt handlungsbezogen ist. Letztendlich hat der US-Senat, der hoechste Vertreter des amerikanischen Volkes, formell gewaehlt, so gegenueber seinem Land zu sein. Es sollte von niemandem sonst mehr als das erwarten.

In diesem Licht sind auch die Argumente zum VFA (Visiting Forces Agreement) zu betrachten, die gestern in einer Anhoerung des Senats zur Sprache kamen, die von “CNNPhil” und “OneTV” live uebertragen wurde.

Man erfuhr, dass eine offizielle Notiz dies Abkommen zu beenden noch nicht an die USA gesandt wurde, wie Auszen-Minister Teodoro Locsin sagte. Man wartet auf das “Go” des Praesidenten. Dazu sagte ein Unter-Minister, der mit der Abfassung des Reports befasst ist, von dem ich erwartete, dass der am Montag fertig sei, dass man daran noch arbeite. Er liegt Duterte also nicht vor. Locsin merkte dazu an, dass er eine Ueberarbeitung des Abkommens fuer eher angezeigt halte. Man habe erhebliche Nachteile zu erwarten. Locsin fand aber auch, die Forderung einiger US-Senatoren, Senatorin Leila de Lima ohne Prozess laufen zu lassen, sei eine Beleidigung unserer Souveraenitaet. Die Gestaltung des Rechts, sei Monopol eines souveraenen Staates. Man wird sehen muessen, ob das Pochen auf Souveraenitaet die zu erwartenden Nachteile wert sei.

Verteidigungs-Minister Delfin Lorenzana haelt das VFA nicht fuer lebensnotwendig, wenn man in der Zwischenzeit die eigenen Streitkraefte verstaerke. Er sagte: “Ich glaube, das VFA ist aus gegenseitigem Beduerfnis der USA und den Philippinen entstanden.” Er erinnerte, dass vor 1992 praktisch alle miltaerischen Geraete aus den USA stammten. Der Senat verlaengerte dann den Vertrag ueber die US-Militaerstuetzpunkte nicht.

Lorenzana: “Als sie abreisten, trockneten alle Vorraete, Ersatzteile aus. Ich glaube 1992 flogen mehr als 100 Hubschauber. 1999, als sie [mit dem VFA] zurueckkamen, flogen meiner Meinung nach nur drei Dutzend unserer Hubschrauber. … Das ist eine Lektion, meine ich, die wir uns zu Herzen nehmen sollten – dass wir unsere Ausruestung nicht aus einer Hand beziehen koennen.

Zu bedenken ist dabei, dass ein scheinheiliger US-Senat Kaeufe jederzeit untersagen kann, wenn die hiesige Opposition ihm das einblaest, und ein selbstherrlicher US-Praesident kuendigt Vertraege nach Gusto, wenn ihm der Profit nicht zusagt.

Dem scheint gegenueber zu stehen, dass Duterte ja fest erklaert hat, das VFA beenden zu wollen. Ich schrieb schon oefter, dass Duterte sich in seinen Reden ausprobiert, wie weit er gehen kann, um dann – in Abwaegung der erzeugten Reaktion – eine Entscheidung zu treffen. Das Ende des VFA ist also durchaus noch offen und koennte, Locsin folgend, mit einer gruendlichen Ueberarbeitung enden.

Dies ist auch Thema des heutigen Leitartikels der “Times” unter der Ueberschrift “Eine enthuellende Anhoerung des Senats ueber das VFA und seine moegliche Beendigung”. Darin wird festgestellt…

…dass das VFA wichtig ist fuer die Philippinen UND fuer die USA.

…dass das VFA ein Schluesselabkommen fuer den MDT (Mutual Defense Treaty) von 1951 EDCA (Enhanced Defense Cooperation Agreement) von 2016 ist. Der MDT garantiert einen automatischen Gegenschlag des US-Militaers bei einem Angriff auf die Philippinen, ihre Schiffe oder Militaer-Lager.

…dass die vorbereitete Kuendigung des VFA noch nicht versandt ist.

…dass das VFA seit 1999 militaerische Hilfe der USA im Wert von 1,3 Mrd Dollar brachte.

Der “Standard” betont heute, dass Minister Locsin vor einer Beendigung des VFA warnt und dringend zu einer Ueberarbeitung desselben raet. Das sollte kein Problem sein, denn nach einer anderen Meldung des “Standard” ist die Repatriierung von Filipinos aus Wuhan, die fuer Samstag geplant war, und bei der Praesident Duterte die Heimkehrer begrueszen wollte, um zwei Tage verschoben, weil die Aufnahme-Einrichtungen in New Clark City, Tarlac, noch nicht 100 Prozent fuer ihre Quarantae bereit seien. Das schafft Zeit, dass der Praesident sich mit seinen Ministern zu dem Thema VFA beraet, statt sich oeffentlich ueber einen Affront aufzuregen. Vielleicht kriegt der zitierte Unter-Minister bis dahin ja auch seinen Report fertig, der dem Praesidenten eigentlich laengst vorliegen sollte.

Schluss mit Handschlag? – Das Haus hat eine Resolution angenommen, die die philippinische Regierung auffordert, eine neue Geste als Ersatz fuer den traditionellen Handschlag zu propagieren.

Resolution HR No. 408 schlaegt vor, die rechte Hand beteuernd auf die Mitte der Brust zu legen und dazu leicht den Kopf zu neigen, was eine philippinische Geste des guten Willens, der Anerkennung und des Respektes sei. Der Handschlag uebertrage moegliche Infektionen und sei ein Risiko fuer die Gesundheit. In Zeiten eines grassierenden nCoV-Virus ist das ein Argument.

Ich habe meine Frau als Stimme des Volkes gefragt, ob sie diese “philippinische Geste” kennt. Ein “Ja” kam da, aber nur sehr zoegerlich. Sie haelt es fuer eine befremdlich altmodische Geste des Respekts und dachte in Richtung Japan. Ich bin gespannt, ob ich jemals wieder etwas davon hoeren werde.

Lob der philippinischen Sprache – In seiner gestrigen Kolumne in der “Times” befasst sich Yen Makabenta – er hat Anglistik studiert – mit der Wahl des “word of the year 2019” durch Merriam-Webster, Herausgeber von Woerterbuechern der englischen Sprache. Die waehlten das Wort “they”, das im Englischen zunehmen als Pronomen der dritten Person auch im Singular gebraucht wird. Mir ist diese geschlechtsneutrale Philosophie zu hoch. Ich verstehe nicht, warum man nicht “it” sagt, aber das scheint abwertend zu sein.

Wie auch immer.

Alle Welt sollte Tagalog oder Visayan sprechen. Da gibt es nur “siya”, das mit “he, she, it ~ er, sie, es” je nach Kontext zu verstehen ist. Filipinos haben diese Probleme nicht, es sei denn, sie sprechen Englisch oder Deutsch – denn da verwechseln sie dauernd die Pronomen der dritten Person Singular.

 



 

Gemaesz “CNNPhil”, “OneTV”, “Manila Times”, “Manila Standard”, “GMANews”, “PhilStar”, “PNA” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

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