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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 14. Dezember 2019

(zum Bild: Was hat Boris Johnson mit Rodrigo Duterte gemeinsam?)

 

Beantwortung der Frage, warum Boris Johnson die Wahl gewonnen hat – Nein, ich bin nicht beim falschen Thema heute, wie sich aus der Antwort auf die gestellte Frage ergibt: die demokratisierten Teile der Welt haben die Schnauze voll von Leisetretern. Aus diesem Grund wurde Rodrigo Roa Duterte in den Philippinen, Donald Trump in den USA und nun Boris Johnson in Groszbritannien gewaehlt. Nicht, weil sie ueberragende Politiker sind, sondern ganz einfach, weil man moegliche Alternativen nicht mehr sehen wollte: Mar Roxas – nein, danke! Hillary Clinton – um Himmels Willen! Jeremy Corbyn – auch das noch!

Wie man die Welt versteht, hat damit zu tun, wie man zuvor von ihr verstanden wurde. Und so will ich, was ich hier schreibe, nicht als Altersweisheit verkaufen, meine Grenzen sind mir bewusst. An diese stoszend habe ich gute Erfahrungen gemacht mit Leuten, die oft als “autoritaere Arschloecher” bezeichnet werden.

Im Ersten Staatsexamen war im Fach Philosophie der gefuerchtete Vorsitzende des wissenschaftlichen Pruefungsausschusses, Professor Dr. Schuetzeichel anwesend. Mein Thema war Kants “Kritik der reinen Vernunft”, und da stellte mir Schuetzeichel eine Frage, ich weisz nicht mehr was, bei der ich ins Schwimmen kam und wand mich heraus, ich weisz nicht mehr wie. Hierzu laechelte mein Pruefer und Philosophie-Lehrer Hans Blumenberg und fertigte den Germanisten Professor Dr. Schuetzeichel dann mit der Frage ab, ob der die Befugnis habe, auch das Fach Philosophie zu pruefen. Danach kamen keine Fragen mehr von Professor Dr. Schuetzeichel, und die Pruefung ging glatt uber die Buehne, Note “gut”.

In Mathematik hatte ich einen Pruefer, der sich als “liberaler Leisetreter” die muendliche Pruefung aus der Hand nehmen liesz, und ich fiel durch. Ich konnte die Pruefung ein halbes Jahr spaeter nachholen und kam mit “ausreichend” durch.

Blumenberg war nicht “nett und freundlich”. Als ich das erste Mal bei ihm vorstellig wurde mit ziemlich unausgegorenen Gedanken, welche Examens-Themen ich mir vorstelle, unterbrach er abrupt mein Gebabbel. Ich solle mir das mal ueberlegen und zu Papier bringen, dann koenne ich wiederkommen, und so schickte er mich nach Hause. Ich habe das zu Papier gebracht, schriftlich bin ich besser als muendlich, und im zweiten Anlauf akzeptierte er mich als Pruefling und brachte mich durch.

Es gab weitere Erfahrungen mit Menschen, die eine Linie verfolgen, und mit denen ich zurecht kam, im Gegensatz zu “Leisetretern”, die mich haengen lieszen. Seither mag ich Menschen mit festem Auftritt – man weisz, woran man ist.

Nun ist die Welt aber voller Leisetreter, und die moegen keine Menschen mit festem Auftritt.

Ein aktuelles Beispiel – weil ich kuerzlich schrieb, man moege Greta Thunberg schuetzen – ist der CDU-Bundesvize Volker Bouffier, der sie ruegte und meinte, er erwarte von ihr einen “respektvollen Umgang mit gewaehlten Politikern, die sich auf allen Ebenen sehr viel Muehe geben.” Ihm gefaellt nicht, dass Thunberg, die sich gegen die Leisetreterei der Welt in der Klima-Politik wehrt, vor der UN sagte, ihre Generation habe eine vernichtende Zukunfts-Perspektive und nichts sei fuer sie getan worden. Bouffier haelt das fuer “grob falsch”. Welche Einstellung man auch zum Klima haben mag, man sollte Thunberg gegen solche Anwuerfe schuetzen.

Einen festen Auftritt zeigte dagegen Praesident Rodrigo Roa Duterte bei einer Rede vor zwei Tagen in Las Piñas City, als er Manila Water und Maynilad im Streit um die Vertraege zur Wasser-Versorgung warnte ihm mit moeglicher Wasser-Verknappung zu drohen: “Ich sagte ihnen, verarscht mich nicht und droht mir, uns ohne Wasser zu lassen. Ich werde die Armee schicken, um eure [Einrichtungen] zu betreiben.

Diese Aussage von Duterte ist heute der Aufmacher in der “Times”, im “Standard” und im “PhilStar”. Es wird nicht zum Einsatz der Armee kommen, aber die Wasser-Versorger wissen, mit wem sie es zu tun haben und koennen sich schon mal warm anziehen.

Leisetreter gibt es auch hier. So beschaeftigt sich Yen Makabenta in seiner Kolumne in der “Times” mit dem Thema “Pork-free budget with Cayetano as House speaker is science fiction”. Um den Stil Makabentas genieszen zu koennen, bringe ich den Beginn seiner Kolumne, die bei mir Pflicht-Lektuere ist, in behutsam korrigiertem Google-Deutsch:

Die beiden Ideen – (1) Verabschiedung eines Haushalts-Gesetzes ohne ‘pork barrel’-Vorsehungen und (2) eines Repraesentantenhauses unter Leitung des Sprechers Alan Peter Cayetano – passen nicht zusammen. Sie sind wie Oel und Wasser. Eine natuerliche Neigung scheidet sie voneinander.

“Gieszt man Oel ins Wasser, so wehrt es sich dagegen und und trennt sich vom Wasser. Ebenso erweist das Wasser sich nicht als gastfreundlich gegenueber dem Oel; es scheut es.

“Im hypothetischen Fall eines ‘pork-free’-Haushalts und eines von Cayetano gefuehrten Hauses, ist es reine Fantasie sich vorzustellen, dass die beiden zusammenkommen koennten.

“Das Ziel eines ‘pork-free’-Nationalhaushalts widerspricht sich selbst und dem brennenden Wunsch des Hauses, durch den Haushalt ‘pork-Projekte’ fuer dessen Mitglieder und deren Waehler zu produzieren.

“Das Haus ist abgeneigt, ein Bewilligungs-Gesetz zu akzeptieren, aus dem die ‘pork-Projekte’ ihrer Gesetzgeber insgesamt gestrichen werden. Cayetano, sowohl als Senator als auch als Abgeordneter des Hauses, war immer an vorderster Front im Kampf fuer das Recht des Gesetzgebers auf sein ‘pork barrel’.

“Die beiden Ideen kommen nicht zusammen.

Der Senat ist da nicht viel besser, auch wenn “Schweinefleisch-Schnueffler” Panfilo Lacson dort den Saubermann gibt. Zu den gestern vorgestellten Gedanken zur Aenderung der Verfassung meint er, das sei “bestenfalls eine halbe Geschichte”. Und Senats-Praesident Vicente Sotto sagt: “Es gibt keine Prioritaeten in dieser Hinsicht. Schon der Begriff, den sie mit ‘Entschlieszung beider Haeuser des Kongresses’ verwenden, ist mir nicht klar.

Bei dieser Abwehrhaltung des Senats kann nichts herauskommen, denn auch der Palast haelt sich bedeckt. Sprecher Salvador Panelo: “Ueberlassen wir es vorerst den Mitgliedern des Kongresses, denn die werden das pruefen. Denn, wissen Sie, diese vorgeschlagenen Aenderungen unserer Verfassung, letztendlich sind es die Menschen, die darueber entscheiden.

Ha, noch so ein Leisetreter! Die Menschen haben doch den Kongress gewaehlt, damit der etwas tut, und nicht damit der den Schwarzen Peter an sie zurueckschiebt.

Wie auch immer man das sehen mag, es laeuft darauf hinaus, dass Duterte den Wasser-Versorgern das Wasser abdreht, dass Duterte das vergammelte Schweinefleisch aus dem Haushalt streicht, und dass Duterte den Kongress zusammenscheiszt, mit den paar Aenderungen der Verfassung zu Potte zu kommen.

Der tut wenigstens was – irgendwie kommt es mir vor, als sei er der Einzige hier, der etwas tut – und genau deshalb wurde er gewaehlt, wie Donald Trump und wie Boris Johnson.

Ob das immer gut ist, ist eine andere Frage.

 



 

Gemaesz “Manila Times”, “Manila Standard”, “PhilStar” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

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