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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Mittwoch, den 30. Oktober 2019

(zum Bild: Duterte mach Robredo einen hinterfotzigen Vorschlag.)

 

Das war heftig – Um 9 Uhr morgens war ich gestern im Schlafzimmer und holte etwas aus dem Schrank, als das Zimmer zu schwimmen begann. Eine Minute lang hielt ich den schmalen Schrank mit der groszen Spiegeltuer fest, dass der mir nicht auf die Fuesze faellt. Meine Frau war gerade im Garten, als der auch zu schaukeln begann. Wir verstaendigten uns per Zuruf, dass wir in Ordnung sind. Der Schrank waere auch nicht umgekippt, aber wie sollte ich das wissen als es losging?

Um 9:04 a.m. Erdbeben der Staerke 6,6 in Tulunan, Cotabato, rund 60 km noerdlich von uns. Das war staerker als am 16. Oktober mit 6,3 und seitdem wird die Erde dort nicht ruhig. Auch gestern ging es weiter: 9:28 a.m. Staerke 4,3 – 10:22 a.m. Staerke 4,7 – 10:34 a.m. Staerke 4,6 – 10:42 a.m. Staerke 6,1 – 10:52 a.m. Staerke 4,3 – 11:22 a.m. Staerke 4,4. Bei dem ersten Schlag fiel auch der Strom aus, und wir sahen Schueler nach Hause kommen, weil Schulen geschlossen wurden. Wir fuhren in die Stadt. KCC/Veranza war geschlossen, wo wir essen wollten. Wir waren dann beim Koreaner in der Robinson Mall, die war geoeffnet.

Wie ich spaeter bei “Phivolcs” sah, ruckelte es weiter in Tulunan. Unter Staerke 4 dort spuert man hier nicht mehr. Die leichteren erkennt man, wenn die Stromleitungen schaukeln, obwohl kein Wind ist. Spaeter war der Strom auch wieder da und ich las, dass der erste Schlag in Tulunan und Makilala mit Intensitaet VII gefuehlt wurde, in GenSan mit Intensitaet IV. Und waehrend ich das las, gab es um 4:33 p.m. noch ein Nachbeben Staerke 5,4.

Heute morgen sehe ich, dass es so weiterging – 9:57 p.m. Staerke 4,3 – 11:13 p.m Staerke 4,5 – 1:47 a.m. Staerke 4,1 – aber die habe ich verschlafen. Heute ist in GenSan und anderswo schulfrei, weil man die Schulen auf Schaeden untersucht. In der “Times” lese ich, dass es 7 Tote und Hunderte Verletzte gab. Was ist da schon ein wackelnder Schrank?

Praesident Rodrigo Roa Duterte will die betroffenen Gebiete besuchen, bevor er nach Thailand reist.

Sprachphilosophie – Wer wie einst ich von noerdlich des Weiszwurst-Aequators nach Bayern verfrachtet wird, sieht sich abgesehen davon, dass er als “a Preiss” erkannt und behandelt wird, vor sprachliche Herausforderungen gestellt. Mir fiel das auf, als abends in einem engen Lokal es Rangeleien mit den Stuehlen am Nachbartisch gab, wobei eine junge Frau neben mir sich bei dem Typen hinter ihr beschwerte, der sie abfertigte mit den Worten: “Halt die Fotz!” Ich war mir unsicher, was der gesagt hatte und fragte die Frau, wir waren mit einer Gruppe der EDV-Schule in dem Lokal, was der gesagt hatte. Sie meinte: “Weiszt du nicht, was ich zwischen Beinen hab?” Ich fand das sehr beleidigend.

Ich lernte spaeter, dass sowohl die junge Frau als auch ich keine Ahnung von der bayerischen Sprache hatten. Die “Fotz” steht in Bayern und Oesterreich fuer den Mund, und nicht, wie “a Preiss” das meist missversteht, fuer das weibliche Geschlechtsorgan. So gibt es auch den flapsigen Ausdruck “Fotzhobel” fuer die Mundharmonika, und von dem Stammwort kommt der Ausdruck “hinterfotzig” – woertlich “hinter dem Mund”, womit “hinterhaeltig” oder “hinterlistig” gemeint ist.

Dies kam mir in den Sinn, als ich in der “Times” zu Dutertes Angebot an Vize-Praesidentin Leni Robredo, den Drogenkrieg zu uebernehmen, die Reaktion der inhaftierten Senatorin Leila de Lima las: “Dutertes frecher Vorschlag, dass Vizepraesident Leni Robredo seinen Krieg gegen Drogen fuer sechs Monate uebernehmen soll. spricht seine fanatische Fangemeinde an.” Das ist Google-Deutsch, wobei mich das “Vizepraesident” statt “Vizepraesidentin” kalt laesst, nicht aber der “freche Vorschlag”. Im Englischen heiszt es da, es sei ein “tongue-in-cheek proposal”. “Tongue in cheek” ist woertlich “Zunge in der Wange”, und steht fuer jene Mimik, die man gegenueber anderen andeutet, wenn man jemanden sprachlich “auf’s Glatteis gefuehrt hat”. Der Pons uebersetzt “ironisch gemeint”. Ich wuerde das im Kontext der Aeuszerung selbst als “hinterfotzigen Vorschlag” uebersetzen.

Und hier muss ich de Lima Recht geben, auch wenn ich das nur ungern tue. Sie hat Dutertes Vorschlag klar erkannt, und damit hebt sie sich von all den anderen Kommentatoren ab, die Dutertes Witz mehr oder weniger ernst nehmen wollen. Die “Times” geht darauf ein unter dem Titel “Let’s focus on what matters”, womit sie auf Robredos Antwort auf Dutertes Anwurf abhebt. Senator Panfilo Lacson – der Berufs-Bedenkentraeger im Senat – meint laut “Times” in einem anderen Artikel: “Police powers only for President”. Der “Tribune” – ein Anti-Yellow-Blatt – ueberschlaegt sich geradezu in seiner Haeme. Ein Artikel zu “VP folds on drug dare”, ein Leitartikel zu “Open season for narcos” und eine Kolumne von Ninez Cacho-Olivares: “Pick up the gauntlet or shut up, Leni” mit wieder so einem Bild – “pick up the gauntlet ~ den Fehdehandschuh aufheben” – fuer eine Herausforderung, die niemand ernst nimmt auszer den Kommentatoren, die sich darueber das Maul zerreiszen – bildlich gesprochen, wie sonst?

Ich beginne zu verstehen, warum ich so schecht Sprachen lerne – in Englisch nur ausreichend, in Franzoesisch nicht einmal das, und mit Visayan will es auch nicht klappen – ich denk mir zuviel dabei.

 



 

Gemaesz “Phivolcs”, “PNA”, “Manila Times”, “Daily Tribune”, “Manila Standard” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

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