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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 01. Juni 2020

Zum Bild: Die Philippinen sollen froh sein, zur Zeit einen Rodrigo Duterte zu haben

 

Die Innenwelt der Auszenwelt – Es war kein originaerer Einfall von mir, Praesident Rodrigo Roa Duterte mit dem US-Praesidenten Donald Trump zu vergleichen. Der Vergleich wurde mir von der westlichen Presse angedient, wogegen ich mich immer entschiedener verwahrte. Interessant ist nun, dass angesichts der von beiden betriebenen Politik, der Vergleich in der westlichen Presse derzeit nicht weiter verfolgt, sondern geradezu vermieden wird.

Was ist passiert?

Das anfaengliche Urteil zu beiden – “groszmaeulige Populisten” – mag fuer deren Wahl 2016 passen, doch in der Praxis bildeten sich die dauerhaften Charakterzuege heraus: ein friedliebender Law-and-Order-Mann in den Philippinen, ein “inkompetenter Groeszenwahnsinniger” in den USA.

Nein, das Urteil zu Trump stammt nicht von mir, es ist ein Zitat. Ich weisz, die Opposition hier sieht das anders, und im Dezember 2016 sagte Senatorin Leila de Lima bei der “Annual Conference on Cultural Diplomacy” in Berlin: “Im Mai diesen Jahres haben 16 Millionen Filipinos einen erklaerten Serien-Moerder zum Praesidenten gewaehlt.

Die Senatorin ist derzeit in Haft, weil sie als Justiz-Ministerin von Drogen-Geschaeften in dem ihr untergeordneten Staatsgefaengnis profitiert haben soll. Was sie als “Fleischerhund” des Ex-Praesidenten Benigno Aquino noch angestellt hat, sowie eine Abrechnung mit ihrer Moral hat der “Tribune” in Kommentaren gestern veroeffentlicht. Insbesondere das Herumreiten auf ihrer “Ehebrecherei” fand ich so widerlich, dass ich den “Tribune” nun aus meiner Leseliste entfernt habe.

Wenn ein Blatt nur auf “Opposition zur Opposition” gebuerstet ist, dann ist mir das einfach zu wenig. Ich moechte die Politik des Praesidenten verstehen, und mich nicht an Massakern der Nachhut beteiligen. Die Causa de Lima ist da, wo sie hingehoert, vor Gericht, und bis zu dessen Spruch interessiert sie mich nicht mehr – eine Haltung, von der ich vermute, dass Praesident Duterte sie teilt.

Die narzisstische Sicht auf sich selbst bringt nichts, erst der Blick ueber den Tellerand ermoeglicht einen Hintergrund, vor dem man sich selbst einordnen kann. So bleiben in meiner Leseliste die gewohnten Manila-Blaetter – “Times, Bulletin, Standard” – und deshalb befasse ich mich heute mit zwei Kolumnen in der “Times”, die zu dem Hintergrund beitragen, vor dem die Philippinen betrachtet werden koennen.

Rigoberto Tiglao… – …schreibt unter der Ueberschrift “Die Entschluesselung der kolossalen Taeuschung, die Amerika ist”. Er beginnt so:

Die Unruhen in amerikanischen Staedten in den letzten Tagen in Empoerung ueber die brutale Hinrichtung eines 46-jaehrigen Afroamerikaners, George Floyd, durch einen Polizisten – obwohl der um sein Leben bettelte und in seinen letzten Momenten ‘Momma, Momma’ rief – haben eine der groeszten Taeuschungen unserer Zeit aufgedeckt, die Millionen von Filipinos in ihren Bann gezogen hat: Amerika als das Land [zu sehen], in dem Milch und Honig flieszen, und als die groeszte Demokratie der Welt.

“…

“Um ehrlich zu sein, eines der Dinge, die mich auf die Palme bringen, war das Phaenomen von Filipinos, sogar unsere vermeintlichen Top-Journalisten und -Intellektuellen, die ihr Land verlassen haben, bequeme Jobs in New York bekamen, von denen aus sie unser Land als ein rueckstaendiges zeichnen, in dem Menschenrechte nicht respektiert werden. Warum haben sie ihre journalistischen Faehigkeiten nicht genutzt, um die tiefen Ungerechtigkeiten in den USA aufzudecken, die sie so sehr lieben, anstatt auf dem Land herumzuhacken, das sie verlassen haben?

Ich will auf die Kluft zwischen privilegierten Weiszen und unter-privilegierten Afro- und Latino-Amerikanern in den USA nicht eingehen, das wird zur Zeit breitgetreten. Interessant sind vielmehr die Fragen, mit denen Tiglao seine Kolumne schlieszt:

Was fuer ein System wuerde einen inkompetenten Groeszenwahsinnigen wie Trump dazu bringen, die reichste Nation der Erde zu fuehren, mit genuegend Atomwaffen, um den Planeten auszuloeschen, wenn nicht eine ‘Demokratie’?

“Was fuer ein System wuerde jemanden wie Trump, der wissenschaftliche Fakten ignoriert, dazu bringen, den Krieg gegen eine schreckliche Pandemie zu fuehren, wenn nicht eine ‘Demokratie’?

“Was fuer ein System wuerde die Zentralregierung gegen die lokalen Regierungen stellen, so dass eine wirksame Reaktion auf die Pandemie behindert wuerde, was dazu fuehrte, dass in nur drei Monaten 100.000 Menschen ums Leben kamen, wenn nicht eine ‘Demokratie’?

“Was fuer ein System wuerde es den Buergern ermoeglichen, sich wissenschaftlichen Fakten zu widersetzen und das Tragen von Masken zu verweigern, sowie sich in Mengen zu versammeln, die die Verbreitung eines toedlichen Virus beguenstigen, wenn nicht eine ‘Demokratie’?

Soweit die Kolumne von Tiglao, und meine Lehre daraus: schaut nach Amerika, und ihr wisst, was ihr an Duterte habt!

Dan Steinbock… – …schreibt unter der Ueberschrift “Chinas Wirtschaft erholt sich, USA und EU im historischen Einbruch”. Er beginnt so:

Waehrend sich die Coronavirus-Erkrankungen immer noch ausbreiten, hat Chinas Erholung begonnen. Inmitten der heimischen Unruhen versucht die geopolitische Eskalation von Trump, den Fokus vom bevorbestehenden wirtschaftlichen Einbruch der USA abzulenken.

“Waehrend sich die chinesische Wirtschaft erholt, versucht Praesident Donald Trump, den Handelskrieg und die Sanktionen Chinas zu eskalieren, waehrend er zugleich inmitten der globalen Pandemie die World Health Organization (WHO) verlaesst.

“In der Europaeischen Union ist das Ziel Erholung und Zusammenarbeit. Im Trumpschen Weiszen Haus ist [das Ziel], die chinesische Wirtschaft zu destabilisieren und damit auch das Versprechen eines asiatischen Jahrhunderts.

“Wie der soziale Aufruhr in Minneapolis und die nachfolgenden nationalen Unruhen in den Vereinigsten Staaten gezeigt haben, ist Amerikas wirklicher Feind die wirtschaftliche Polarisierung und soziale Ungleichheit, und nicht China.

“Was wirklich noetig ist, sind Frieden, Stabilitaet und Zusammenarbeit.

Auch hier will ich auf den analytischen Teil der Kolumne nicht eingehen, sondern auf Steinbocks Schluss kommen:

Der fehlgeleitete Handelskrieg des Weiszen Hauses und die missliche Behandlung von Covid-19 haben dazu gefuehrt, dass die US-Schulden rekordartig auf 26 Billionen US-Dollar gestiegen sind, was das Verhaeltnis von Schulden zu Brutto-Inlands-Produkt auf 123 Prozent brachte, das dem von Italien in dessen Schuldenkrise 2011-2012 entspricht. Doch im Gegensatz zu Italien sind die USA eine globale Ankerwirtschaft, und ihre Verschuldung waechst weit schneller.

“In der Tat ist die US-Verschuldung groeszer als die der Volkswirtschaften von China, Japan und Deutschland zusammengenommen. Ein solcher Druck wird das Weisze Haus und die Fed bald dazu bringen [den Leitzins] zu erhoehen, was sich fuer die Weltwirtschaft als kostspielig erweisen wird.

Soweit die Kolumne von Steinbock, und meine Lehre auch hieraus: schaut nach Amerika, und ihr wisst, was ihr an Duterte habt!

Und die Moral von der Geschicht? – Es gibt keine, es gilt immer noch der Spruch von Winston Churchill: “Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.

Gegen die Demokratie ist kein Kraut gewachsen, in ihr muss man mit allem rechnen. Ab und an kommt dabei ein Hitler oder ein Trump heraus, so ist das nun mal. Als Ausgleich gibt es auch mal einen Duterte, doch das will keiner wissen – im Westen.

 



 

Gemaesz “Manila Times” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

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