…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonntag, den 17. Mai 2020
Zum Bild: What’s Good for the Goose is Good for the Gander
Das Leiden der Menschen – Nachdem mein Beitrag zur “Lockdown quonfusion” plattform-uebergreifend Leser-Reaktionen provozierte, haut der Leitartikel der “Times” heute unter der Ueberschrift “IATF should remember it exists on sufferance of the people” in dieselbe Kerbe. Der Inter-Agency Task Force zur Bekaempfung von Covid-19 sollte bewusst sein, dass sie unter dem Leiden der Bevoelkerung existiert.
Passend dazu haengt ueber der Bevoelkerung das Damoklesschwert haerterer Masznahmen, falls sie “nicht pariert”. So titelt der “Standard”: “Lockdown if cases surge” und der “Tribune”: “Stay course or face lockdown”.
Nun freute ich mich gestern, dass die Quarantaene unter Erfindung neuer Namen gelockert wurde, sodass Praesident Rodrigo Roa Duterte seine Familie in Davalo besuchen kann. Gleichzeitig muss ich aber feststellen, dass die einzige Aenderung hier in GenSan ist, dass gestern vom Barangay ein neuer “Enhanced Quarantine Pass” verteilt wurde – “sonst bleibe alles gleich”, wie der Junge im “Straszenfunk” erfuhr. Eine offizielle Meldung von Buergermeister Ronnel Rivera konnte ich heute frueh nicht finden.
In der “Times” findet sich dann noch ein Artikel mit der Frage “Is PH mortgaging its future in Covid-19 fight?” Der Artikel ist auf zwei Teile ausgelegt, sodass man also nach dem heutigen ersten Teil nicht weisz, zu welchem Schluss er kommen wird. Ist das momentane Vorgehen nichts als eine Hypothek auf die Zukunft?
Vor diesem Hintergrund angelesener Meldungen und Ueberschriften konzentriere ich mich auf den Leitartikel der “Times”, der so beginnt:
“Wir sind der Meinung, dass es nach fast drei Monaten der politischen Entscheidungen und Richtlinien definitiv an der Zeit ist, die Inter-Agency Task Force zur Bekaempfung von Covid-19 daran zu erinnern, dass sie vollstaendig unter dem Leiden der philippinischen Volksgemeinschaft besteht. Dies bedeutet, dass es nur aufgrund des Erduldens und der Toleranz des Patienten bei deren Regeln bleibt. Ohne die oeffentliche Unterstuetzung fuer deren Entscheidungen wuerde sie der Legitimitaet ermangeln.
“Die Task Force wurde nicht durch einen Akt des Kongresses geschaffen, der ihr Legitimitaet verliehen haette. Die Task Force ist vielmehr eine Schoepfung der Exekutive durch eine ‘executive order’. Sie ist hauptsaechlich ein Instrument, um Praesident Rodrigo Duterte bei der Umsetzung seines Mandats im Rahmen des ‘Bayanihan to Heal As One’-Gesetzes zu unterstuetzen.
“Wir sehen uns zur Bekanntgabe dieser Erinnerung gezwungen, da wir eine zunehmende Haeufigkeit feststellen, mit der die Task Force den Genuss ihrer Rechte und Privilegien durch die Buerger vereitelt und behindert.”
Das ist starker Tobak, und als Beispiel bringt der Artikel den neuen Sprecher der Task Force – diesmal mit militaerischem Hintergrund – den pensionierten General Restituto Padilla, der in einem Interview sich von dem Verkehrs-Aufkommen in Metro Manila nach Lockerung der ECQ (Enhanced Community Quarantine) gestern voellig ueberrascht zeigte und mahnte: “Wir bitten die Oeffentlichkeit um Zurueckhaltung. Lasst uns nicht zu aufgeregt sein.”
Der Artikel erinnert an der Stelle die Legende von Knut dem Groszen (995 – 1035), Herrscher eines nordischen Groszreiches, das England, Daenemark, Norwegen und Suedschweden umfasste, der nach einer Version der Flut gebot, nicht weiter die englische Kueste zu ueberschwemmen, und dabei ziemlich nass wurde.
Mir faellt die Frage ein, warum Praesident Duterte nach Davao fliegen darf, wenn die anderen Metro-Bewohner zu Hause bleiben sollen, oder – mir gefallen englische Sprichworte – “What’s good for the goose is good for the gander”.
Der Leitartikel faehrt in der Sache dann fort:
“Die Task Force fungiert als unser wichtigstes politisches Instrument fuer die Pandemie, ohne die Beitraege von Epidemiologen und Experten in ihren Reihen zu haben, die die Natur und Bedrohung des neuen Coronavirus wirklich verstehen.
“Es gibt auch kein einziges Mitglied, das die Wirtschaftsabteilungen vertritt, die die Waelle unserer Wirtschaft bilden. Dies hat zu einer einaeugigen Strategie gefuehrt, die die Rettung von Menschenleben gegen das Ueberleben der Wirtschaft stellt.
“Die beschraenkte Vision hat zu Regeln und Verboten gefuehrt, die ganze Teile der Nation daran hindern, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und produktive Arbeit zu leisten.
“Von allen Fehlern ist dies der duemmste.”
Von da aus laesst sich die Frage “Is PH mortgaging its future in Covid-19 fight?” in dem anderen Artikel der “Times” verfolgen, was ich nicht tue, weil ich von Finanzen keine Ahnung habe. Die Frage ist aber, ob wir, um das nackte Leben zu retten, die Moeglichkeit kuenftigen Lebensunterhalts auf’s Spiel setzen duerfen.
Ich hab auch keine Antwort darauf, ich bin Medien-Endverbraucher, und ob pensionierte Militaers, die Duterte gern in sein Team holt, weil sie Gehorchen gelernt haben, die richtigen Leute fuer die rechte Antwort sind, kann man bezweifeln. Doch genau darunter leiden die Menschen, meint die “Times”.
Gemaesz “Manila Times”, “Manila Standard”, “Daily Tribune” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.