…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Dienstag, den 28. April 2020
(zum Bild: Alleine die Teleunternehmen zahlen jährlich 3 Milliarden Pesos an Revolutionssteuer und trotzdem überfallen NPA-Terrorsisten Hilfsgütertransporte.)
Praesident Rodrigo Roa Duterte… – …wandte sich gestern Nacht zum fuenften Mal im Rahmen der Covid-19-Krise an das Volk, was von “PTV” live uebertragen wurde. Ich brauche abends meinen Schlaf, damit ich frueh gemaesz den Blaettern berichten kann. Die IATF (Inter-Agency Task Force) zur Bekaempfung von Covid-19 hat einen Bericht vorgelegt, wie man in drei Phasen vorgehen will: Reaktion, Abschwaechung und Uebergang zur neuen Normalitaet.
Diese neue Normalitaet (new normal) soll eine GCQ (General Community Quarantine) sein, die ab 1. Mai die ECQ (Enhanced Community Quarantine) abloest in den Gebieten, fuer die nicht die ECQ bis 15. Mai verlaengert wurde. Fuer einige Gebiete ist nicht klar, ob sie zu dieser oder jener Regelung gezaehlt werden.
Ich fand keine Aussage, wie GCQ aussehen soll, reime mir jedoch aus verschiedenen Aeuszerungen zusammen, dass Mundschutz und “physical distancing” zu allen denkbaren Varianten gehoeren. Fuer Industrien und Gewerbe, die geoeffnet werden sollen, z.B. Straszenbau werden eigene Vorschriften erlassen, wer nach welchen Tests dort arbeiten darf, und wie Hygiene einzuhalten ist. Die endgueltigen Richtlinien stehen aber noch aus.
Ansonsten will man testen, testen und testen, um bis zum 15. Mai verlaessliche Zahlen zu haben, ob auch die Gebiete der verlaengerten ECQ zur GCQ, zur neuen Normalitaet uebergehen koennen.
Weitere Punkte, die der Praesident in seiner Rede beruehrte, fasst der “Standard” so zusammen:
“Es wuerden keine Friedensgespraeche mehr mit der New People’s Army (NPA) und der Communist Party of the Philippines (CPP) gefuehrt, nachdem der Praesident Angriffe auf Soldaten beklagt hatte, die waehrend des ‘lockdown’ Hilfsgueter verteilten.
“Die Food and Drug Administration (FDA) und das Department of Science and Technology (DOST) wurden ermaechtigt, ’soviel wie erforderlich’ Medizintechniker u.ae. zu beschaeftigen, um bei Coronavirus-Massen-Tests zu helfen.
“Die Regierung erwarb mehr Personal Protective Equipment (PPE), um sie an die Frontliner zu verteilen, da die Bestellungen ‘rechtzeitig abgeschlossen werden’.
“Duterte ermutigte Menschen, die noch keine staatliche Hilfe erhalten hatten, sich bei den oertlichen Regierungsbehoerden zu beschweren, die dann Malacañang in Kenntnis setzen wuerden.
“Die Philippine National Police (PNP) sollte aeltere Menschen, Frauen und Frontliner transportieren und sie in ihre Gebiete bringen.
“Der Praesident gab bekannt, dass das Land seine Bonitaet BBB+ beibehaelt.”
Mehr habe ich nicht herauslesen koennen, so auch nicht ob z.B. GenSan nun ab 1. Mai zur GCQ gehoert oder nicht. Durch alle Aeuszerungen zu Oeffnungen von Geschaeften scheint aber Dutertes Mahnung: “Diese Geschaefte, Basare, Malls – grosz oder klein – es liegt bei ihnen dafuer zu sorgen, dass ihre Angestellten geschuetzt sind. … Die sanitaeren Anlagen muessen garantiert sein und die Angestellten muessen mit haltbaren, arbeitsgerechten Masken ausgestattet werden.”
Wie das im Einzelnen aussieht, werden wir dann ja erfahren.
Ein Wort noch… – …zu der Aussage von Praesident Duterte in Richtung NPA/CPP, mit denen er “nicht und niemals mehr zu sprechen bereit sei”, nachdem die nun Soldaten ueberfallen haben, die Hilfsgueter verteilen, bzw. nach anderen Berichten den IP (Indigenous People) einen Teil der Gueter als “Revolutionssteuer” wieder abnahmen. Duterte hat solche Aus-und-Schluss-Saetze oefter ausgestoszen, nur um doch wieder – wenigstens in Hintergrund-Gespraechen – mit sich reden zu lassen.
Man kann das als taktisches Ungeschick abhaken, man kann das aber auch als innere Zerrissenheit des Praesidenten sehen. Er kann mitleidlos sein, wenn es sich um Drogenhaendler oder importierte Fanatiker des IS (Islamic State) handelt. Ihm blutet jedoch das Herz, wenn seine Regierung unter dem Deckmaentelchen von Ideen angegriffen wird, die er selbst mit Landreform und dem Kampf gegen Armut vorantreibt. Er versteht sich als “Sozialist”, bekommt aber das Grausen, wenn er sieht, welche Verbrechen unter diesem Schlagwort veruebt werden. Er ist kein blutruenstiger Diktator, dem es nichts ausmacht, gegen seine Landsleute Krieg zu fuehren. Er will keinen Krieg, und ihm liegt nichts daran, wie einem seiner Vorgaenger im Amt, auf dem Heldenfriedhof bestattet zu werden. Er will – in kitschiger Ausmalung des Bildes – in Davao begraben werden, wo er seine Ruhe hat und seine Mungo-Bohnen genieszen kann. Stattdessen ist er in Malacañang in Quarantaene verhaftet und die NPA spuckt ihm in die Suppe.
Mir faellt dazu die Ballade von Detlev von Liliencron ein. Da kommt der Amtmann von Tondern nach Sylt und will bei dem armen Fischer Pidder Lüng Steuern eintreiben. Der weigert sich als freier Friese, und veraechtlich spuckt der Amtmann in den Topf mit Gruenkohl, der in der Huette auf dem Mittagstisch steht. Pidder Lüng schnappt sich den Amtmann, taucht ihm den Kopf in den Gruenkohl und ersaeuft ihn darin.
Eine aehnliche Wut kocht in Duterte, wenn ihm die NPA auf den Hof kommt – denke ich mir. Dann tobt er und sagt dies und das, um sich irgendwann wieder zu beruhigen.
Gemaesz “PNA”, “Manila Bulletin”, “Manila Standard” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.