aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Mittwoch, den 05. Februar 2020
(zum Bild: Scaremonger = Angstmacher)
Eine Zeile… – …im heutigen Leitartikel des “Daily Tribune” zu dem Thema “Quaratine scaremongers ~ Quarantaene-Angstmacher” blieb bei mir haengen: “Die Haendler der Angst zu isolieren muss notwendig parallel laufen mit der Quarantaene der moeglichen Uebertraeger der Krankheit”. Es geht darum, Panikmacher zu entlarven und zu neutralisieren – was jetzt nicht im Polizei-Jargon des Drogen-Krieges misszuverstehen ist. “Neutralisieren” soll heiszen, sie durch sachliche Information daran zu hindern, Panik zu schueren, die unter Umstaenden dazu fuehrt, dass jeder mit einer Atemmaske herumlaeuft, der sie nicht braucht, und keine uebrig sind fuer die, die sie brauchen.
Dies im Hinterkopf betrachte ich die Blaetter. Die “Times” kommt praktisch mit einem Fahndungs-Aufruf heraus: “Find the passengers” und meldet im Untertitel, dass Senator Christopher “Bong” Go das DOH (Department of Health) kritisiert, nicht jene Leute isoliert zu haben, die mit den zwei erkrankten Personen an Bord des Flugzeuges waren, das aus Wuhan, China, kam. Einer der zwei ist inzwischen verstorben, der erste auszerhalb Chinas, der dem 2019-nCoV-Virus zum Opfer fiel. Go aergerte sich im Senat: “Fragt bei der Polizei an, bei den Immigrations-Behoerden. Das kann man machen. Findet einen Weg. Zeigt mehr Engagement. Verbessert euer System, eure Koordination. Das ist der Grund, warum ihr eine Task Force fuer die Zisammenarbeit mit Behoerden habt, damit ihr Masznahmen und Loesungen fuer Probleme besprechen koennt.”
Gemaesz dem “Bulletin” warf der oppositionelle Senator Francis Pangilinan der Regierung vor: “Ich denke nicht, dass es nur ein Kommunikations-Fehler ist, sondern ein Fuehrungs-Fehler des Gesundheits-Ministers.” Solche Anhoerungen des Senats, wie gestern eine zum Corona-Virus stattfand, sind eine Gelegenheit sich politisch zu profilieren, weshalb ich mitunter den Verdacht habe, sie werden auch zu dem Zweck veranstaltet, und weniger in Sorge um die Sache, die jeweils dafuer herhalten muss.
So titelt der “Standard” denn auch: “Cabinet ‘blame game’ begins”. Darin wird auf der einen Seite erwaehnt, dass DOH-Chef Francisco Duque klagt, Flug-Gesellschaften wuerden Daten ueber Passagiere nicht herausgeben. Auf der anderen Seite sagt Cielo Villaluna, Sprecher der Philippine Airlines, dass sie die Kontakt-Daten dem DOH zur Verfuegung gestellt haetten.
Neben diesen Querelen in der Politik gibt es auch die in den Medien. So kritisiert Rigoberto Tiglao in seiner Kolumne in der “Times”, dass eine vom indonesischen Tycoon Anthoni Salim kontrollierte Zeitung alarmistische Meldungen ueber den Corona-Virus verbreitet. Ihm gefaellt die Schlagzeile des “PhilStar” nicht, die behauptet: “PH nCoV patients jumps to 80”. Es gibt keine 80 nCoV-Patienten in den Philippinen, es werden nur 80 Leute ueberwacht, die mit nCoV-Patienten in Kontakt kamen. Nun sollte man erinnern, dass Tiglao letzten Mittwoch in seiner Kolumne gegen den indonesischen Tycoon Salim vermutete, dem unter anderem der “PhilStar” gehoert, dass dieser den medialen Kampf gegen Praesident Rodrigo Roa Duterte aufnimmt. So ein Verdacht, den er da hat, ist ansteckender als jeder Virus, und so wittert Tiglao ihn auch hier, wo es wohl nur um die redaktionelle Aufblaserei einer Schlagzeile geht, und nicht um die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
Doch auch das ist Teil der erwaehnten Panikmache, und so hat Justiz-Minister Menardo Guevarra das NBI (National Buereau of Investigation) angewiesen, Personen zu verhaften, die Falschmeldungen zum 2019-nCoV-Virus verbreiten. So gibt es in Facebook ein 16.000-mal geteiltes Posting, dass als Vorbeugung gegen Ansteckung mit dem Virus empfiehlt, die Kehle feucht zu halten, scharfe Speisen zu meiden und Vitamin C zu futtern.
Nun ist Facebook ja die Spielwiese fuer werdende und ausgewachsene Trolle, und mir gefiel neulich auch ein Eintrag nicht, der mit den Worten “ich habe irgendwo gelesen” begann. Ich haette ihn gar nicht erst lesen sollen, dann haette ich mich nicht aergern muessen, und mein Rat ist daher: teilt nichts, was keine Quellen-Angabe hat, und nichts, wo euch die Quelle nichts sagt. Regulaere Zeitungen – wie die von mir auch heute wieder zitierten “Manila-Blaetter” – sind fuer die Inhalte verantwortlich, die sie verbreiten. Trolle auch, wie sie zu ihrem Entsetzen feststellen, wenn sie entlarvt und zur Verantwortung gezogen werden, und die koennen sich dann auch nicht auf “Quellenschutz” berufen. Das ist ein Privileg registrierter Journalisten.
So heiszt es in dem anfangs erwaehnten Leitartikel des “Tribune” denn auch, dass die WHO (World Health Organization) mit Google geredet hat, dafuer zu sorgen, wenn dort jemand nach Information zum Coronavirus sucht, dass Google die Informationen des WHO ganz oben anzeigt. Ich habe heute frueh die Probe auf’s Exempel gemacht und bei Google “coronavirus” eingegeben. Nach einem Abschnitt “Schlagzeilen” mit einer Meldung der “Welt” zu “Coronavirus: Kanadisches Flugzeug muss wegen Scherz umkehren”, kommt als erster Sach-Eintrag – “who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019” – ueber den “Novel coronavirus (2019-nCoV)” mit Abschnitten zu den Themen “Protect yourself”, “Questions & Answers”, “Myth-busters”, “Travel advice”, “Situation reports”, “Technical guidance”. Folge ich den “Situation reports” so finde ich Daten vom 4. Februar zu China mit als “Confirmed Cases” 20.471, davon 3.235 neu an dem Tag, und als “Total deaths” 425, davon 64 neu.
Haette Tiglao dort nachgeschaut, so haette er in seiner politisch gefaerbten Kolumne nicht von 361 Toten in China gesprochen. Die Zahl war gestern richtig, heute ist sie ueberholt. Wenn man auf jemanden wegen falscher Informationen eindrischt, sollte man das mit aktuellen Informationen machen.
Gemaesz “Daily Tribune”, “Manila Times”, “Manila Bulletin”, “Manila Standard”, “who.int” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht