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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Samstag, den 11. Januar 2020

(zum Bild: (Blaupause des US-Außenministeriums, um Duterte zu stürzen, von einem US-Botschafter-Insider durchgesickert)

 

Lob des Archivs – In einer Kolumne im “Tribune” macht sich Darren M. de Jesus darueber lustig, wie uninformiert US-Senator Richard Durbin sich in einer Rede vor dem US-Senat ueber die Causa de Lima zeigte, deren Freilassung er fordert. Ich hatte das Thema gestern, heute irritiert mich mehr, dass de Jesus dann fortfaehrt: “Zwar verstehe ich die Haltung der USA zur Demokratie und wie sehr die Demokratie ihrer stolzen Nation am Herzen liegt…”.

Hier missversteht de Jesus die USA gruendlich. Den USA liegt nicht die Demokratie am Herzen, sondern ihre Vormachtstellung in der Welt. Dabei stoert Praesident Duterte, wenn er die Verstaendigung mit China sucht, und deshalb soll er gestuerzt werden. Dafuer ist jedes Argument recht – Demokratie, Menschenrecht, Extra-Judicial Killings – scheiszegal, Hauptsache man kann ihm beikommen, ob vor dem ICC (International Criminal Court) im Haag, vor der UN-Menschenrechts-Kommission in Genf, durch US-Sanktionen, wie auch immer.

Die Aquinos waren Lakaien der USA, lieszen sich unter Benigno Aquino von denen sogar zum Schiedshof im Haag schicken, weil die USA kein Anrainer der South China Sea sind und UNCLOS (United Nations Convention on the Law of the Sea) nicht unterschrieben haben und selbst nicht hingehen konnten, um China eins einzutunken. Praesident Duterte war kein Lakai der USA, er legte den Haager Schiedsspruch in die Schublade – also muss Duterte weg.

Am 27. Dezember 2016 erschien in der “Times” ein Exklusiv-Artikel des Herausgebers Dante A. Ang mit dem Titel “US ex-envoy plotting Duterte fall – source”. Dieser US-Ex-Botschafter war Philip Goldberg, den Duterte mal als “Schwuchtel” bezeichnete. Ueber den heiszt es in dem Artikel: “Um Duterte zu Fall zu bringen, fordert der Goldberg-Plan, die oeffentliche Unzufriedenheit mit dem Praesidenten ueber unerfuellte Wahlversprechen zu schueren und die Philippinen vom Rest der ASEAN zu isolieren, indem die Militaerhilfe auf Mitgliedslaender mit Ausnahme der Philippinen ausgedehnt wird, und/oder durch wirtschaftliche Erpressung, die darauf hinzielt, den Handel einiger ASEAN-Mitglieder mit den Philippinen einzuschraenken.

“Goldberg ermutigt auch zur Unterstuetzung der Opposition durch Hilfen und Zuschuesse, indem man Unzufriedenheit unter Dutertes Anhaengern saet und die Spaltung zwischen Abgeordneten und Senatoren in der Frage der Verfassungs-Aenderung foerdert.

“Kurz gesagt, der Plan fordert die US-Regierung auf, eine Kombination aus sozio-oekonomischen und politisch-diplomatischen Masznahme gegen Duterte zu ergreifen, ‘um ihn auf die Knie zu zwingen und schlieszlich aus dem Amt zu entfernen’.

Ich erinnere ein Foto, das Goldberg zusammen mit US-Senator Marco Rubio zeigt. Rubio verhinderte Waffenlieferungen an die Philippinen mit Hinweis auf die Menschenrechte. Senator Antonio Trillanes, Groszmaul der Opposition, traf im Oktober 2017 Senator Rubio in den USA, und wurde belohnt. Ende Oktober 2017 erschien eine Feature Story im “Time”-Magazin mit der Ueberschrift “Der Rebell: Wie Antonio Trillanes dazu kam, den Kampf gegen Rodrigo Duterte zu fuehren.

Rubio gehoert mit Richard Durbin, Patrick Leahy und Ed Markey zu denen, die Goldbergs Plan weiterfuehren, indem sie nun auf Leila de Lima und Maria Ressa setzen, um Duterte zu schaden. Zwar ist Rubio Republikaner, die anderen Demokraten, doch wenn es um den Kampf gegen Rodrigo Duterte geht, stehen sie zusammen. Erinnert an den alten Bluecher – “getrennt marschieren, vereint schlagen”.

Das ist hier kein “US-Bashing”, im Gegenteil. Ich hab dieses Lob der Demokratie auch mal gesungen und geglaubt, was gesagt wird. Dann entdeckte ich das Archiv von Rigoberto Tiglao, das ist oeffentlich, steht im Netz – “rigobertotiglao.com” – kann jeder anschauen, der Lesen will. Ich habe Lesen und Schreiben in der Schule in Werries gelernt und irgendwann ist daraus eine Lust zu Lesen geworden – und zu Schreiben. Ein Leser kritisierte mich mal, er moege meine “Romane” nicht, er liebe es “kurz und knackig”. Armer Tropf, er wird nie irgendetwas verstehen! Es gibt andere, die meine Lust am Lesen teilen, die sich fuer meine Arbeit bedanken. Ich habe darauf geantwortet, dies sei keine Arbeit. Es macht mir Spasz, und nach dreieinhalb Jahren Duterte-Lektuere habe ich mir ein eigenes Archiv zugelegt, das steht auch ganz oeffentlich im Netz – “sites.google.com/site/gesichtsbuchheikoeckard” – die PDF-Dateien dort seit der Wahl 2016 kann sich jeder anschauen, der Lesen will. Und betrachte ich von dort aus heute die Blaetter, dann fuehle ich mich weniger als lustvoller Leser, sondern in der Rolle des gehoernten Ehemanns, der nach und nach herausfindet, welche Baeren ihm von seiner Frau Demokratia Idealiter Perfecta aufgebunden wurden.

Das geht nicht nur mir so.

In seiner Kolumne in der “Times” vom Montag schreibt Dan Steinbock unter der Ueberschrift “US sanctions and de Lima cause a prelude to more”: “Der Sprecher des Praesidenten, Salvador Panelo, erklaerte, dass eine starke Lobby von Gruppen, die Praesident Rodrigo Duterte stuerzen wollen, hinter den Bemuehungen der demokratischen Senatoren steckt, um die philippinische Regierung unter Druck zu setzen, de Lima aus der Haft zu entlassen.

Und in dem Zusammenhang kommt auch Steinbock auf den Goldberg-Plan: “Die Kommentare von Panelo legen nahe, dass die Bemuehungen der Lobbyisten von de Lima einem Muster entsprechen. Ende 2016 gab die Manila Times bekannt, dass der fruehere US-Botschafter Philip Goldberg eine ‘Blaupause zur Untergrabung von Duterte’ im Auszen-Ministerium hinterlassen hatte.” Dann zitiert er, was ich oben schon brachte.

Steinbock schreibt weiter: “In den USA nutzen die demokratischen Senatoren den Fall de Lima, um vor den Wahlen 2020 politische Punkte zu sammeln, insbesondere der untra-konservative Marco Rubio. Nach der gescheiterten Kampagne von 2016 hat er einen Regimewechsel in Venezuela, Hongkong und China, im Iran und in Russland zowie auf den Philippinen gefoerdert. 2017 lernte Rubio Senator Antonio Trillanes kennen, eine aeuszerst umstrittene Persoenlichkeit auf den Philippinen, der seine politische Karriere mit einem gescheiterten Putsch-Versuch begann und nun wegen Volksverhetzung, Verleumdung und verschiedener anderer Verbrechen angeklagt wurde. Rubio sagte, die beiden diskutierten ueber Korruption und Menschenrechte, insbesondere das US-Philippinische Militaerbuendnis. Mit seinen uebergroszen Ambitionen ist Rubio auf seinen wichtigsten Geldgeber, den Risiko-Kapitalisten Paul Singer, angewiesen, dessen Netto-Vermoegen auf 3,5 Milliarden US-Dollar geschaetzt wird. Singer wiederum hofft, Rubio fuer neue wirtschaftliche Ziele im Osten einsetzen zu koennen.

Mal abgesehen davon, dass Rubio Republikaner ist, kommt Steinbock zu der Einsicht: “Was auch immer dem Debakel von de Lima folgt, es ist kein Einzelfall. Es ist vielmehr ein Vorspiel (prelude) fuer andere Faelle, in denen Rechts-Probleme wahrscheinlich dazu ausgenutzt werden, die Daumenschrauben anzuziehen fuer die Regierung Duterte und die Nachfolger von 2022.

Ich breche hier ab und wiederhole zur Auffrischung nochmal die Bemerkung von de Jesus:

Zwar verstehe ich die Haltung der USA zur Demokratie und wie sehr die Demokratie ihrer stolzen Nation am Herzen liegt…”.

So? Wirklich?

Ich seh das anders, wenn ich in die Blaetter und in mein Archiv schaue: Goldbergs Saat geht auf. Und mit dabei ist Leila de Lima, einst der Fleischerhund von Benigno Aquino. Ihre Gewissenlosigkeit bewies de Lima schon 2010 nach der Geiselnahme von Touristen aus Hongkong in Manila. Sie leitete eine Untersuchung, deren Bericht Praesident Aquino aber nicht akzeptierte, weil sie auf ihm liebe Personen wies. Sie dachte an Ruecktritt, vermutlich nur ganz kurz, denn sie entschied sich doch lieber, Aquinos Fleischerhund zu bleiben und nahm es hin, dass ihr Bericht in die Tonne wanderte. Und so wetzte sie mit Ombudsfrau Conchita Carpio-Morales die juristischen Messer, um Aquinos Gegner, wenn nicht grad ins Gefaengnis, dann eben mit falschen Aussagen, wie gegen den Obersten Richter Renato Corona, aus dem Amt zu bringen. Das half ihrer Karriere auf die Spruenge. Und gegen einen Entscheid des Obersten Gerichts liesz die Justiz-Ministerin de Lima die Ex-Praesidentin Gloria Macapagal-Arroyo nicht zur Operation ins Ausland, sondern verdonnerte sie zu Arrest in einem Krankenhaus in Manila. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, und die feine Ironie dabei ist: Arroyo ernannte Leila de Lima 2008 zur Vorsitzenden der philippinischen Menschenrechts-Kommission.

Wie sehr man sich in Menschenrechtlern doch taeuschen kann! Derzeit brilliert de Lima in der Opfer-Rolle auf der Buehne in Camp Crame, und die Welt applaudiert entzueckt.

Das Problem ist nicht das gefeierte Verstaendnis von Demokratie, sondern die beschraenkte Haltbarkeit des menschlichen Gedaechtnisses. Man liest einen Satz wie den von de Jesus – klingt gut, sagt man sich, und  nickt dazu, weil vergessen ist, dass die Demokratie den genannten US-Senatoren nicht am Herzen liegt. Sie geht ihnen vielmehr, grob gesagt, am Arsch vorbei.

Weh dem, der kein Archiv hat!

 



 

Und weil ich grad dabei bin… – …seid nicht so leichtglaeubig wie ich, ihr fallt nur immer wieder herein. In der heutigen “Times”, die den ersten Platz in meiner Leseliste haelt, lese ich, dass sie auf einen Spasz hereingefallen ist, den Praesident Duterte sich bei einem Dinner neulich erlaubt hat. Duterte hat das Amt des Zoll-Chefs nur “zum Spasz (in jest)” einem Geschaeftsmann aus Davao angeboten.

Ray Leonardo “Jagger” Guerrero ist und und bleibt Chef beim Zoll und genieszt “das volle Vertrauen” von Praesident Duterte, also – “Tut mir Leid…” – …und so weiter.

Fairerweise sei gesagt, dass die Richtigstellung der “Times” heute den gleichen Rang wie der gestrige Aufmacher einnimmt: sie prangt oben genauso grosz auf der Titelseite. Der Leitartikel mit der Ueberschrift “Zero tolerance for ‘fake news’” bezieht sich allerdings auf einen anderen Fall, auf den die “Times” hereingefallen. Es genuegt also nie, eine “kurze und knackige” Ueberschrift zu lesen, man muss schon genau hinschauen.

Ueberhaupt ist das ein Problem, das nicht nur Amateure wie mich betrifft. Man sagt sich jedesmal, nun muss ich aber kritischer sein. Das war im Fall Guerrero schwierig, weil es ins Bild der fliegenden Wechsel in der Chef-Etage des Zolls passte. Das war wohl auch der Grund, warum Duterte sich diesen “Spasz” erlaubte. Er ist nun mal ein Schlitzohr.

Doch auch Profis tappen mitunter in die Falle. So erinnere ich – dank meines Archivs (wer’s wissen will: ist in der Datei “Duterte_2017_Jul_Dez” in den Eintraegen vom 23. und 25. September) – Yen Makabenta erzaehlte im September 2017 von Nikki Haley, damals Botschafterin der USA bei der UN. Die sagte angeblich vor der UN: “Die Philippinen ersticken. Wir muessen Praesident Duterte den Raum geben seine Nation zu fuehren. Wir muessen ihre Unabhaengigkeit respektieren. … Es steht uns nicht an Verwaltungs-Masznahmen fuer die Philippinen zu bestimmen. … Das ist die Aufgabe des Praesidenten.” Am naechsten Tag kam die Richtigstellung und ich schrieb: “Die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, hat nicht das gesagt, was Yen Makabenta in “The Manila Times” zitierte, und was ich begeistert als “Meinungswandel” im Ausland aufgriff. Makabenta ist, und mit ihm ich, wie nun mehrere Zeitungen berichten auf eine Webseite hereingefallen, die “Al Jazeera” aehnelt, aber eben nicht “Al Jazeera” ist.

Also: huetet euch vor mir! Am Ende bin ich auch nur so ein “tsismoso ~ Schwatzonkel”, der seine “Romane” unters Volk bringt.

At the pleasure of the Philippines – Das BI (Bureau of Immigration) gab gestern bekannt, dass 180 Auslaender 2019 auf die Schwarze Liste kamen, d.h. von der Wiedereinreise ausgeschlossen wurden, mehr als die 133 in 2018. Die Verteilung auf die Heimatlaender der Einreisenden entspricht wohl dem Anteil an touristischen bzw. geschaeftlichen Verbindungen. So “fuehren” China, Suedkorea und die USA, doch wurden auch 3 Deutsche und 3 Schweizer ausgesperrt. Sie waren “betrunken, laut und widersetzlich” oder “arrogant und unhoeflich”. Das BI betonte, dass die Einreise in die Philippinen kein Recht, sondern ein Privileg ist.

Mir faellt dazu die Formulierung ein, mit der vom Praesidenten ernannte Mitarbeiter – wie zum Beispiel “Jagger” Guerrero – ihre Arbeit tun, “at the pleasure of the president ~ solange es dem Praesidenten gefaellt.” Dasselbe gilt fuer Auslaender, sie sind hier “at the pleasure of the Philippines” – vetreten durch deren Behoerden. Man sollte das im Hinterkopf haben, bevor man meint, sich daneben benehmen zu muessen.

 



 

Gemaesz “Daily Tribune”, “Manila Times”, “ABS-CBN” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht

Ein Gedanke zu „…aus der philippinischen Presse

  • Gil Phill

    Hm, Heiko, du sprichst Tacheles UND die Wahrheit!!!
    Danke dafuer!

    Lieber Heiko,
    danke fuer deine offenen und von allen Seiten beleuchtenden Nachrichten
    und Kommentare! Die gefallen mir sehr gut.
    Ich freue mich sehr, wenn wir mal ein Gespraech fuehren koennten,
    irwo auf dieser schoenen Insel!
    Bis denne
    Gilbert

    GilPhill783 aet protonmail.com

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