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…aus der philippinischen Presse

 



 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Montag, den 02. Dezember 2019

(zum Bild: Ludwig Wittgenstein Leiter)

 

Wittgensteins Leiter – Gegen Ende von Ludwig Wittgensteins “Tractatus logico-philosophicus” findet sich eine Stelle ueber das Werk als eine Leiter, die man hinaufsteigen muss, um zu dem zu kommen, was er meint. Er schreibt: „Meine Saetze erlaeutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie – auf ihnen – ueber sie hinausgestiegen ist. (Er muss sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist.) Er muss diese Saetze ueberwinden, dann sieht er die Welt richtig.

Die Stelle ist ein Aergernis, denn es laesst sich gut einwenden, warum er nicht gleich das schreibt, was er meint – wozu die Leiter? Weitaus aergerlicher ist, dass Wittgensteins Leiter ein literarisches Bild wurde, das nicht totzukriegen ist. Ueberall taucht es auf, auch wo man es ueberhaupt nicht vermutet, wie zum Beispiel in Rigoberto Tiglaos heutiger Kolumne in der “Times”.

Unter der Ueberschrift “SEA Games hosting helps build nationalism”, den er nicht negativ sieht – wie Nationalismus weltweit meist nicht negativ gesehen wird. Nur Deutschland hat wegen der vergangenen Nazi-Zeit da eine mentale Blockade, den Begriff in seiner Gedankenwelt auch nur als Wort zuzulassen.

Unter dieser Ueberschrift also befasst sich Tiglao damit, dass die Eroeffnung der Suedostasien Spiele ein Beitrag zur Foerderung des Nationalismus ist, den ja auch Praesident Rodrigo Roa Duterte foerdern will, als er waehrend der Marawi-Krise forderte, das ROTC (Reserve Officers’ Training Corps) fuer College-Studenten obligatorisch zu machen, um Disziplin und Liebe zum Vaterland in der Jugend zu wecken. Armee-Sprecher Padilla ergaenzte das mit Blick auf Marawi und sprach die Jugend direkt an: “Wenn ihr wirklich dem Land helfen wollt, geht zum ROTC, sodass ihr wirklich versteht, was laeuft, und um eure Liebe fuer euer Land zu entwickeln.

Gedanklich in dieser Richtung unterwegs schreibt nun Tiglao in seiner Kolumne: “Fuer den Anfang ist es – im Gegensatz zu dem was eine wachsende Zahl von ‘Globalisten’ behauptet – der Nationalismus, oder die Intensitaet des Zugehoerigkeitsgefuehls eines Volkes zu diesem Verband, der als Nation bezeichnet wird, der der groeszte Faktor fuer Wachstum und Wohlstand in allen Laendern war.

“Dies ist eine unbestreitbare historische Tatsache rund um den Globus. Erst als diese Laender reiche Nationen geworden waren, haben sie sich fuer den ‘Globalismus’ eingesetzt. Eine Taktik, von der ein koreanischer nationalistischer Oekonom behauptet, es sei eine Form des ‘Wegwerfens der Leiter’, nachdem sie den Hoehepunkt der Entwicklung ihrer Laender erreicht hatten.

Da ist sie wieder, Wittgensteins Leiter, aber – muss man sie wegwerfen?

Ich meine, der Globalismus hat keine einzige Leiter weggeworfen. Er hat sie in Laender verlegt, die als “Werkbank der Welt ~ China” oder als “Schneider-Betrieb der Billig-Mode ~ Bangladesh” gefeiert wurden, bis sie – siehe China – selbst soweit waren, die “globalistische Brille” aufzusetzen und die Belt & Road-Initiative vorantreiben. In den globalistischen Laendern blieben dabei “high value jobs”, denen es zu Lasten der Billiglohn-Laender gut ging.

Das Problem ist, dass nicht jeder, der zuvor “auf der Leiter gearbeitet” hatte, einen “high value job” kriegen kann. Nicht nur, weil die Ausbildung dafuer nicht reicht, sondern ganz einfach deshalb, weil es viel weniger “high value jobs” als Arbeitsplaetze “auf der Leiter” gibt.

Dies ging weltweit zuerst Donald Trump auf, der mit seiner Devise “Make America great again” die Wahl zum US-Praesidenten gewann mit dem Versprechen, die Jobs ins Land zurueck zu holen. So erreichte er die Leute, deren Jobs ins Ausland abgewandert waren, und die erkannten, dass die guten Jobs im Land vergeben waren an jene, die sich eine bessere Ausbildung hatten leisten koennen.

Aber – kann man zurueck auf die Leiter?

Das ist eine gute Frage fuer Nationen, die oben sind, und Donald Trump setzt darauf fuer die Wiederwahl – ob es klappt? Die Philippinen stehen am Fusz der Leiter, und da meint Tiglao, dass der Nationalismus beim Aufstieg helfen wird.

Also feiert er die SEA-Eroeffnung und meint: “Ich hoffe der Slogan fuer die SEA Games – ‘We win as one’ – wird vielleicht verstanden im Sinne der historischen Wahrheit, die Globalisten uns einzublaeuen versucht haben: Dass wir gewinnen – zu einem prosperierenden Land heranwachsen – nur wenn wenn wir als Eines vereint sind und jeder Buerger von einem tiefen Gefuehl des Nationalismus erfuellt ist.

Andere sehen das anders, und so fragt Sara Duterte-Carpio, Tochter des Praesidenten, Buergermeisterin von Davao, zur Eroeffnung der SEA Games, warum man das Lied “Manila” gespielt hat: “Ist Lapu-Lapu fuer Manila gestorben?” Sicher nicht, aber man sollte soviel Nationalismus aufbringen, die Hauptstadt wenigstens nicht mies zu machen. Ein Beispiel dafuer koennten deutsche Fuszball-Fans geben, die bei aller Reserve gegen den Nationalismus nach gewissen gewonnenen Pokal-Spielen das schlichte Lied anstimmen: “Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin!” Soviel Nationalgefuehl sollte gestattet sein.

Zurueck zu Wittgensteins Leiter: die einen wollen hinauf, die anderen wollen wieder runter. Das gibt ein uebles Gedraenge in der Mitte, von dem ich nicht weisz, wie es ausgehen wird. Eins aber weisz ich genau: Wegwerfen – kann man die Leiter nicht. Und deshalb: vergesst Wittgenstein! Ihm selbst hat der “Tractatus” in spaeteren Jahren ja auch nicht mehr gefallen.

 



 

Gemaesz “Manila Times” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

 

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN MAGAZIN mit NACHRICHTEN veröffentlicht.

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