…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Dienstag, den 15. Oktober 2019
(zum Bild: Ferdinand „Bongbong“ Marcos und noch Vizepräsidentin Maria Leonor „Leni“ Robredo warten auf Gerichtsentscheidung.)
Der gewoehnlich gut informierte… – …Jomar Canlas wiederholt als Schlagzeile der “Times” seine Vorhersage von vor zwei Wochen, dass der SC (Supreme Court) eine Entscheidung im Streit um Wahlbetrug des Ferdinand “Bongbong” Marcos vs Vize-Praesidentin Maria Leonor “Leni” Robredo treffen wird. Er sagte voraus, der SC werde den Entwurf von Richter Alfredo Benjamin Caguioa verwerfen, der die Klage des Marcos abweisen will.
Die Vorhersage traf am 1. Oktober nicht zu, denn der SC verschob die Sache auf den 8. Oktober, nur um sie am 8. Oktober auf heute zu verschieben. Heute soll es also geschehen, doch was der SC wirklich tun wird, werden wir erst morgen wissen.
In dem Zusammenhang gefaellt mir mal wieder ein Satz. Der Leitartikel der “Times” zitiert Francis Bacon, der 1587 in einem Essay zu “Verbrechen und Verbrecher” schrieb: “Wer Weib und Kinder hat, hat dem Schicksal Geiseln in die Haende gegeben.” Er sieht eine Parallele zur verschobenen Entscheidung des SC: “Unsere Nation und unser Volk, so glauben wir, sind Geiseln des Schicksals geworden, weil diese ungeloeste Frage und die Abneigung unserer ehrenwerten Richter, ihre Arbeit an diesem Thema abzuschlieszen, das Schwert der Unsicherheit ueber unser nationales Leben gehaengt hat.”
Ich halte den Vergleich fuer unpassend. Es ist verstaendlich, dass Richter sich fuer befangen erklaeren, wenn Angehoerige betroffen sind, und wie ich mal gelesen habe, operieren Chirurgen keine Familien-Mitglieder. Juristisch ist es auch so, dass der philippinische Staat bei Geiselnahme eine “no ransom-Politik” verfolgt. Er klagt aber Familien-Angehoerige nicht an, wenn die Loesegeld zahlen, obwohl das der Unterstuetzung einer kriminellen Vereinigung gleich kommt.
Von daher gilt Bacons Satz: wer Familie hat, wird erpressbar. Doch trifft das auf die Nation und die Frage Robredo oder Marcos zu?
Ich meine, wie das auch ausgeht, die philippinische Nation wird mit den Schultern zucken, weil dies oder das nichts aendern wird. Ein Ersatzrad ist wie das andere, wenn es nicht gebraucht wird.
Ansonsten befassen sich die Blaetter… – …mit dem Ruecktritt von Oscar Albayalde als Chef der PNP (Philippine National Police). Am 3. Oktober fragte ich mich, warum er zuruecktreten soll, nur um am naechsten Tag zu fragen, warum er noch da ist. Nun, Albayalde hat Familie, und damit – siehe oben – ist er erpressbar: die Geruechte, die schlechte Presse, die er bekam, das bekam auch seine Familie zu spueren, und so warf er hin.
Fuer Praesident Rodrigo Roa Duterte ist damit nichts entschieden. Sein Sprecher Salvador Panelo erklaerte vor Journalisten: “Ich folge der Linie des Praesidenten. Geben Sie mir einen klaren Beweis, dass er von diesen Drogen proftiert hat und einen Hinweis, dass er involviert war. Bis dahin gilt fuer ihn die Unschuldsvermutung.”
Der Praesident hat Recht, und da bin ich mit meinem Urteil wohl auch voreilig gewesen. Zum Vergleich nehme ich die Untersuchung des Hauses, die sich mit dem Drogenhandel in Bilibid befasste, und in deren Folge der damalige Justiz-Minister Vitaliano Aguirre Klage gegen Senatorin Leila de Lima einreichte, die mit einem Haftbefehl gewuerdigt wurde, und seither sitzt de Lima und wehrt sich gegen die Verhandlung.
Ich habe die damalige Untersuchung im TV verfolgt, und ich habe die aktuelle Untersuchung gesehen. Gegen de Lima traten Zeugen auf – und das waren nicht nur verurteilte Drogenbosse, sondern auch der Chef von Bilibid – die aussagten, sie haetten ihr Geld gegeben. Gegen Albayalde traten zwei Zeugen auf. Der eine sagte, da seien Gelder geflossen und Shabu verschwunden, aber er war nicht dabei – vor Gericht ist das Hoerensagen. Der andere sagte, Albayalde habe am Telefon zu ihm gesagt: “Ich habe davon etwas mitbekommen.” Ich hab’s nicht woertlich, und Albayalde bestreitet den Satz eh, aber wovon hat er etwas mitbekommen – vom Shabu, vom Geld oder von dem Geruecht, das da ein krummes Ding gelaufen ist?
Bei de Lima war mir nach der Untersuchung klar, dass sie schuldig ist. Bei Albayalde ziehe ich mich auf die Linie des Praesidenten zurueck, da fehlt mir der klare Beweis.
Gemaesz “Manila Times”, “Manila Bulletin” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.