…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Freitag, den 05. Juli 2019
(zum Bild: Tauschhandel in der Sulusee)
Duterte unverfasst – Den groeszten Erfolg seiner Amtszeit erzielte Praesident Rodrigo Roa Duterte bei seiner ersten China-Reise im Oktober 2016. In den offiziellen Papieren kam Scarborough Shoal damals nicht vor, doch bei einer Rede in vom Taifun “Lawin (int.: Haima)” betroffenen Gebieten sagte Duterte damals in Richtung der Fischer: “Wartet noch ein paar Tage und wir koennen nach Scarborough zurueck.” Die Fischer von Masinloc, Zambales, zu deren Stadtgebiet – Scarborough Shoal alias Panatag Shoal heiszt auch “Bajo de Mainloc” – gehoert, warteten nicht, sondern fuhren wieder hinaus, und sie wurden nicht von Chinesen vertrieben.
Wir wissen heute, warum in den offiziellen Papieren davon nichts zu finden war. Der damalige Sprecher des Praesidenten, Harry Roque, liesz dazu wissen, man habe sich ueber die Formulierung nicht einigen koennen. Es gab kein Abkommen zur Fischerei, sondern der Praesident erlaeuterte neulich zu dem Gespraech mit Xi Jinping: “Darueber haben wir uns zuvor geeinigt, und deshalb sprechen wir miteinander. Und deshalb wurde uns gestattet wieder zu fischen. Es war ein beiderseitiges Uebereinkommen.” Und das war die “Formulierungs-Schwierigkeit”, die Roque angedeutet hatte: wie kann China uns “gestatten”, etwas in unserem Hoheits-Gewaessern zu tun?
Das Problem ist, dass aus chinesischer Sicht die Untiefe ihr Hoheits-Gebiet ist, und – siehe gestern – als Groszmacht lassen sie sich das nicht ausreden. Also musste Duterte den Spagat wagen, wollte er etwas fuer die Fischer von Masinloc erreichen: er liesz sich halt “gestatten wieder zu fischen”.
Nun tobt der Streit, ob Duterte damit philippinisches “Territorium preisgegeben” habe, und ob dieses “beiderseitige Uebereinkommen” nicht von einer Zwei-Drittel-Mehrheit des Senats haette abgesegnet werden muessen. Auch das Stichwort “impeachment ~ Amtsenthebung” kommt in’s Spiel. Nun ist ein Verfassungsbruch sicher ein guter Grund fuer eine Amtsenthebung, doch die Mehrheiten im Haus geben das kaum her, und das ist gut so.
Ein anderer Gedanke koennte naemlich in Analogie zum Strafrecht die Sache so sehen: klar ist Mord verboten, doch im Falle der Notwehr sieht das etwas anders aus. Muss man nicht auch das Verhalten eines “kleinen Staats-Praesidenten” gegenueber einer Groszmacht, die sich von niemandem etwas sagen laesst, als “eine Art Notwehr” betrachten? Wie will er mit einem solchen Nachbarn ueberleben, macht er ihn nicht mit “beiderseitigen Uebereinkommen” zu seinem Freunde?
Ich kann ihn verstehen.
Duterte goes America – Der philippinische Botschafter Jose Manuel Romualdez in den USA gibt bekannt, dass der Besuch von Praesident Duterte in den USA definitiv feststeht. Zwar gebe es noch kein Datum, doch er wissen, dass Duterte die USA besucht. Da seien Schwierigkeiten wegen ASEAN- und APEC-Terminen, nichtsdestotrotz: “Wir wissen nicht, ob der Besuch in diesem Jahr sein wird. Es gibt auch keinen bestimmten Ort. Wir werden sehen, aber natuerlich wollen wir in Washington sein.”
Das ist dringend erforderlich, denn neben seinem Freund Xi Jinping hat Duterte auch US-Praesident Donald Trump zum Freund; den ersteren hat er viermal, den letzteren noch gar nicht besucht. Das kann nicht sein. Zwar hatte Duterte mal gesagt “zu keiner Zeit werde ich nach Amerika gehen waehrend meiner Amtszeit oder auch danach”, doch das ist Duterte-Sprech, nie woertlich, aber immer ernst zu verstehen.
Den Ernst beschrieb Auszen Minister Teodoro Locsin am Tag der amerikanischen Unabhaengigkeit und der philippinisch-amerikanischen Freundschaft gestern, als er das Verhaeltnis zu den USA bei einem Empfang der US-Botschaft so charakterisierte: “Es ist wie mit einer Ehefrau; du kannst ohne sie nicht leben, doch manchmal wuenscht du, du koenntest. Doch du kannst wirklich nicht. Es ist nicht die Furcht vor Alimenten, sondern allein zu sein – eine verlaessliche Praesenz in der Welt zu vermissen, die uns nur drei durchgaengige Aspekte zeigt: Bosheit, Brutalitaet und Kurzlebigkeit.”
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Der Tauschhandel… – …im Sulu-Archipel wurde von Malaysia im April 2016 untersagt, als vier Malaysier von Abu Sayyaf vor Sabah entfuehrt wurden. Die Sicherheitslage hat sich gebessert, und so gab es im Oktober 2018 eine “Executive Order 64” von Praesident Rodrigo Roa Duterte, die den MBC (Mindanao Barter Council) ins Leben rief mit dem Ziel, den “barter trade ~ Tauschhandel” im Januar 2019 wieder aufzunehmen. So schnell kommen neue Behoerden nicht in die Gaenge, und so ist nun im naechsten Monat, August 2019, zu erwarten, dass die Bueros des MBC in Siasi und Jolo in Sulu und in Bongao in Tawi-Tawi ihre Arbeit aufnehmen.
Nur ueber diese Haefen ist Tauschhandel gestattet, wo Zweigstellen von BOC (Bureau of Customs) und BIR (Bureau of Internal Revenue) ein Auge darauf haben, dass dort nicht zoll-pflichtige oder einfuhr-beschraenkte Gueter wie Reis, Mais und Zucker ueber die Grenze kommen. Andere Gueter, die unter das Freihandels-Abkommen von ASEAN fallen, muessen deklariert werden, bleiben aber zoll-frei.
Romeo Montenegro von der Mindanao Development Authority hofft: “Wenn sich der Tauschhandel ausweitet, werden wir auch mehr Gueter von Tawi-Tawi, Basilan und Sulu exportieren. So geht es nicht nur darum, Gueter von Malaysia und Indonesien zu kaufen, sondern unsere Halbfertig-Produkte sollen auch ueber die Grenze gehandelt werden.”
Der Tauschhandel war ein wichtiger Teil der Wirtschaft in der benachteiligten Region, von der nach einer Studie die Gemeinden laengs der Grenzen von Sabah, den suedlichen Philippinen und dem indonesischen Kalimantan profitierten. Diese Profite entfielen seit dem Verbot 2016, bzw. drifteten in den Schmuggel ab. Damit soll dann ab naechstem Monat Schluss sein.
Saysay sa adlaw – Nalipay ko maayo ang dagan sa imong negosyo.
lipay gluecklich, froh sein + na… V/G nalipay bin, ist froh, ko ~ ako ich, maayo gut, ang best. Art., dagan laufen, sa von, imong ~ imo nga Genitiv von ikaw du + Verbinder, negosyo Geschaeft
Satz des Tages – Ich bin froh dass dein Geschaeft gut laeuft.
Gemaesz “Manila Times”, “Daily Tribune”, “PhilStar”, “Manila Bulletin” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.