…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Dienstag, den 18. Juni 2019
(zum Bild: Für Versprechungen auf schnelles Geld ohne etwas zu tun, sind Filipinos besonders anfällig.)
Tut mir Leid… – …dass ich Falsches schrieb. Nach Augenschein des Bootes auf Bildern fand ich gestern: “Das Boot wurde nicht versenkt…”. Das ist falsch. Nach allen Meldungen wurde das Boot versenkt und von Tauchern gehoben, das kann ich nicht bestreiten. So gilt der klassische Grundsatz der Logik: “ex falso quodlibet ~ aus Falschem folgt Beliebiges”, also auch der Scheisz, den ich gestern daraus gefolgert habe. Ich bitte das zu vergessen, und wo ich grad dabei bin, ist der Name des Bootes richtigzustellen. Ich hatte mit einem Dreher von “e” und “i” von “Gimver 1” gesprochen, sehe aber auf Fotos und im TV, dass es um die “Gem-Vir” geht, wenigstens steht das auf dem Bug des Bootes.
Das Thema selbst wuerde ich am liebsten vergessen, doch das geht nicht, wenn es in der “Times” wieder Schlagzeile, Leitartikel und eine Kolumne diesmal von Antonio Contreras gibt. Andere Blaetter gehen aehnlich darauf ein. Ich will mich nicht in einzelnen Meldungen verlieren, sondern heute mal das Pferd von hinten aufzaeumen.
Am 28./29. Juni 2019 ist der G20-Gipfel in Osaka, Japan, und der hat vermutlich nur ein Thema, wie es mit dem Handelskrieg USA/China weitergeht. US-Praesident Donald Trump will da einen Erfolg, und so baut er in groszer Gebaerde eine Droh-Kulisse gegen Chinas Praesident Xi Jinping auf. Wenn er mit dem nicht zu einem Abschluss kommt, dann gibt es noch mehr Zoelle und weisz der Henker was. Um das zu erreichen, greift Trump nach allem, was er in die Finger kriegt. Das faengt beim Iran an, das Oel an China liefert. Dazu kommt Huawei, deren Finanzchefin Trump von Kanada als Geisel hat nehmen lassen. Zupass kommt Trump die Unruhe in Hong Kong wegen des Auslieferungsgesetzes, das dort auszer der china-hoerigen Regierung niemand will. Und jetzt versenkt auch noch ein chinesisches Schiff ein friedliches philippinisches Fischerboot. All das sind Riemen der Peitsche mit der Trump im Gespraech auf Xi eindreschen kann um einen fuer ihn guenstigen Abschluss zu erzielen, und – wehe Xi drueckt sich vor dem persoenlichen Gespraech!
In diesen Kampf der Giganten will Praesident Rodrigo Roa Duterte nicht hineingezogen werden, und prompt titelt die “Times”, dass die Regierung die Linie Chinas anstimmt – “Govt echoes China line”. Ihr passt nicht, dass sich die Tendenz abzeichnet, “Gem-Vir” als See-Unfall abzutun. Duterte gieszt Oel auf die Wogen. In einer Rede zum 121. Jahresteag der Philippine Navy in Cavite sagte er gestern: “Haltet euch aus Streit. Macht eure eigene Sache. Lasst uns nicht einmischen. Gestattet nicht einem kleinen See-Unfall, oder Absicht, uns in den Krieg ziehen zu machen. … Es wird am besten untersucht. Und ich gebe jetzt keine Erklaerungen ab, weil es keine Untersuchung und kein Ergebnis gibt. Das Einzige, was wir jetzt tun koennen, ist warten und der anderen Seite das Recht zu geben, gehoert zu werden. Das ist wichtig. China, du hast eine Menge gegeben. Was ist die Wahrheit?”
Das ist nicht dumm von Duterte, denn Xi hat auch den Streit mit den USA im Auge und will Trump vor G20 in Osaka nicht noch Truempfe in die Hand spielen. So wurden die Demonstrationen in Hong Kong nicht wie ueblich niedergeknueppelt, sondern die china-hoerige Regierung hat das strittige Gesetz erstmal auf Eis gelegt – und das bestimmt nicht ohne Ruecksprache mit Peking. So sind die Chancen gut, dass Peking den Kapitaen des chinesischen Trawler als Bauernopfer vor Gericht stellt wegen unterlassener Hilfeleistung, alles andere ist eh nicht beweisbar, und so Duterte den Ruecken staerkt und – Trump einen Trumpf aus der Hand nimmt.
Rueckenstaerkung braucht auch Duterte fuer seine Haltung China gegenueber, die Antonio Contreras in seiner Kolumne als “Achillesferse des Praesidenten” bezeichnet. Duterte ist im Gegensatz zu seinem Volk fuer China mit einer Reserve gegen die USA. Sein Volk ist fuer die USA und gegen China gestimmt.
Das nutzt nicht nur die Opposition, die nun auf dem MDT (Mutual Defense Treaty) mit den USA pocht, komischerweise meldet sich ganz unaufgefordert der US-Botschafters Sung Kim zu Wort, der US-Auszen-Minister Mike Pompeo zitiert und sagt, “jeder bewaffnete Angriff auf philippinische Schiffe, philippinische Flugzeuge setzt unsere Verpflichtungen aus dem Mutual Defense Treaty in Kraft.” Das Geruecht, dass auf chinesischen Fischerbooten Militia eingesetzt wird, wird erstaunlich lange und anhaltend in den Medien genaehrt. Auch hier wird wieder ein Argumentations-Hintergrund gegen China aufgebaut, der Trump in Osaka in die Haende spielen soll. Drohen die USA wirklich mit Krieg, wenn Xi gegenueber Trumps Bullying immun ist? Hat niemand in den USA Trump gesagt, dass ein richtiger Krieg noch teurer wird als der Handelskrieg den er derzeit fuehrt?
Die Filipinos trauen China nicht und setzen auf die USA. Ich trau China auch nicht, aber ich habe auch Bedenken, was die USA angeht. Sie haben schon mal hier einen Krieg (Vietnam) angefangen, weil sie vorgaben, sie seien angegriffen worden. Besser waere es natuerlich – fuer die USA – sie wuerden zu Hilfe gerufen gegen das boese, boese China.
Das wird Duterte nicht tun, und so muss er sich von Senatorin Risa Hontiveros – die sicher gern die USA gerufen haette – beschimpfen lassen, gegenueber China “nutzlos und ohne Rueckgrat” zu sein. Nun ja, sie hat’s gesagt, der “Inquirer” hat’s gedruckt, und damit koennen wir es vergessen.
Ein neuer Ton – Von Ex-Auszen-Minister Alan Peter Cayetano hoerte ich kaum Bemerkenswertes. Sein Nachfolger Teodoro Locsin ist da ein anderes Kaliber. Bezugnehmend auf die kuerzliche Forderung von “Menschenrechts-Experten” eine Untersuchung von Menschenrechts-Verletzungen in den Philippinen anzufassen, sprach Locsin am 14. Juni in New York zur UN bei einem diplomatischen Empfang zum 121. Jahrestag der philippinischen Unabhaengigkeit.
Er sagte: “Wenn die UN Bestand haben will, muss sie sich erinnern, dass sie eine Sammlung von Souveraenitaeten, jedoch nicht selbst ein souveraenes Kollektiv ist. Sie ist nur so effektiv wie ihre Mitglieder es ihr gestatten. Sie sollte nicht annehmen, Staaten mit Verantwortlichkeit drohen zu koennen, wenn die einen harten Ansatz im Kampf gegen Kriminalitaet waehlen.”
Mitglied der UN zu sein ist ein souveraener Akt, “denn Souveraenitaet ist ebenso eine Pflicht zur Sorge, wie sie eine Versicherung uneingeschraenkter Handlungsfreiheit ist.”
Die Rueckseite des Mondes – Wie meine Familie berichtet, gibt es in GenSan derzeit kein anderes Thema als KAPA. Meine Frau kennt Nachbarn, die da Geld reingesteckt haben, einer davon, ehemaliger Soldat, hat dafuer seine Rente verpfaendet. Der Sohn erzaehlt von einem Bekannten seiner Frau aus Glan, der sein Land beliehen und 600 Tsd Peso in KAPA “investiert” hat – der habe sich aufgehaengt. Im “Standard” wird berichtet, dass KAPA-Gruender Joel Apolinario in einem Interview von 6 Mitgliedern sprach, die aus Verzweiflung Selbstmord begingen. In der Lokal-Zeitung “Brigada” lese ich, dass DepEd (Department of Education) GenSan ein “financial literacy program” auflegt, um Lehrer “finanziell urteilsfaehig” zu machen, denn auch Lehrer haben sich in dem Investment-Scam engagiert. Dazu passt ein Bericht des “Inquirer”, dass die Grundschullehrer des Landes insgesamt mit mindestens 319 Mrd Peso in der Kreide stehen. Das “mindestens” bezieht sich darauf, dass man nur von Krediten weisz, die ueber akkreditierte Institute laufen. Von den Kredit-Haien weisz man nichts, und auch da gibt es Faelle, dass die Rente verpfaendet wird. DepEd teilte mit, das 2016 um 26 Tsd Lehrer keine Pension bezogen, weil sie Kredite zurueckzuzahlen hatten – kein Wunder, dass KAPA derart erfolgreich war.
Bedenkt man dies, so nimmt sich der Witz, den Praesident Rodrigo Roa Duterte in seiner Rede in GenSan machte, bitterboese aus: “Ich moechte euch meinen Rat geben. Verkauft das, damit ihr das Kapital habt, um in KAPA zu investieren. [Gelaechter und Applaus] Okay. In Ordnung, lasst es verpfaenden und morgen werde ich euch alle vorladen euch hier aufzustellen. Ihr werdet jeder einen Schlag von mir erhalten, sowohl Maenner als auch Frauen.”
Das ist nicht zum Lachen. Einige koennen nicht mehr kommen, um sich die Ohrfeige abzuholen.
Hazing und die Folgen – “Hazing” ist ein Ritual von Bruderschaften, Erbe amerikanischer Universitaets-Unsitten, bei dem Neulinge allem moeglichen Unfug bis hin zu koerperlicher Misshandlung unterworfen werden. Das lief im September 2017 bei Horacio “Atio” Castillo aus dem Ruder. Er verstarb an den Misshandlungen, und die Bruderschaft “Aegis Juris Fraternity” versuchte das zu vertuschen. Hierbei half John Paul Solano, der zu Hilfe gerufen wurde, den Tod des Castillo feststellte und ihn in ein Hospital einlieferte mit der Behauptung, er habe ihn zufaellig gefunden. Mit der Wahrheit rueckte er erst heraus, als man ihm auf die Schliche kam.
Obwohl Solano beim Hazing nicht anwesend war, er wurde nach dem Kollaps von Castillo gerufen, wurde er vom Manila Metropolitan Trial Court zu zwei bis vier Jahren plus zwei Monate Gefaengnis verurteilt – wegen “obstruction of justice ~ Behinderung der Justiz.” Der Prozess gegen die am Hazing selbst Beteiligten laeuft noch. Sie koennen an diesem Urteil jedoch ablesen, dass Hazing nicht als “studentischer Unfug” betrachtet wird.
Saysay sa adlaw – Ayaw pagbinuang, kay mabunalan ang imong lubot.
ayaw unterlass, vermeide, buang bloed, albern + pag…in… sich in der Art und Weise verhalten pagbinuang albern zu sein, kay weil, bunal Stock, schlagen + ma…an Z/M pass. mabunalan wird mit dem Stock geschlagen, ang best. Art., imong ~ imo nga imo Genitiv von ikaw du + Verbinder, lubot Hintern, Boden
Satz des Tages – Sei nicht albern, sonst kriegst du was auf / versohl ich dir den Hintern.
Gemaesz “Manila Times”, “Daily Tribune”, “Inquirer”, “PhilStar”, “Manila Standard”, “CNNPhil”, “Brigada” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.