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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Dienstag, den 12. Februar 2019

(zum Bild: Das Bangsamoro Organic Law beherrscht die Schlagzeilen)

 

Unruhe im Sueden? – Lange Zeit wurde in Zeitungen von Mindanao als “the unrestive South of the Philippines” gesprochen, was ich als “unruhiger Sueden” verstand. Nun bedeutet “restive” aber “unwillig, widersetzlich”, und “unrestive” waere dann eher “ruhig” als “unruhig”. Das Wort koennte aber auch von “unrest” kommen, was “Unruhe” bedeutet und durch das angehaengte “…ive” als Adjektiv dann eben doch “unruhig” heiszt.

Wie auch immer. Mit Sprachen habe ich halt meine Probleme, ich werde weiter unten auf mein anderes “Problemfeld” zu sprechen kommen. Fakt ist, dass mit dem Plebiszit zum BOL (Bangsamoro Organic Law) nun dem “Sueden des Landes” erneut Unruhen drohen. Mir gefiel schon vor ein paar Tagen der Abfrage-Modus nicht, nach dem man ein doppeltes “yes” fuer den Beitritt zu Bangsamoro braucht. Nun gefaellt Cynthia Guiani Sayadi, Buergermeisterin von Cotabato City, aber noch viel weniger, dass offenbar “interessierte Kreise” Leute zum Abstimmen in die Stadt geschickt hatten, die dort zwar nicht leben, also gar nicht stimmberechtigt sind, aber eben fuer den Sieg des “yes” sorgen sollten.

Genau dies sei geschehen, behauptete Sayadi gestern in einem Exklusiv-Interview mit “The Manila Times”, und damit macht die “Times” auch heute auf, denn die Buergermeisterin will vor das Oberste Gericht gehen und das Plebiszit annullieren lassen. Sie meint genuegend Beweise zu haben, dass in Cotabato City von MILF (Moro Islamic Liberation Front), Regierung und Militaer das Plebiszit verfaelscht wurde: “Das ist alles voll dokumentiert, und wir werden das dem geeigneten Forum zu geeigneter Zeit praesentieren.

Nun ersetzt eine Absichts-Erklaerung nicht die Tat, und bisher ist wohl niemand mit einem Koffer von Beweisen beim Obersten vorstellig geworden. Ich hab da auch meine Bedenken, dass nach Ansicht der Sayadi um 20 Tsd Leute nach Cotabato geschleust wurden, um dort unberechtigt ihre Stimmen abzugeben. Militaerisch gesehen ist das eine ganze Division, die man nicht unbemerkt von A nach B verlegen kann. Und wie sind die in die Listen der Stimmberechtigten gekommen?

 



 

Wie auch immer das ausgehen wird, mahnt der Leitartikel der “Times” schon den naechsten Schwachpunkt des Plebiszits an – die Nicht-Teilnahme, bzw. das “no” der MNLF (Moro National Liberation Front), das besonders in Sulu das BOL abgelehnt hat. Sulu ist Domaene des Nur Misuari und Hochburg der MNLF.

Von dem ist nichts zu hoeren, nur jetzt, wo der Leitartikel titelt “Verfolgt eine Friedens-Vereinbarung mit allen Muslim-Gruppen” faellt mir wieder der Spruch von Nur Misuari ein – “Mit Verraetern setze ich mich nicht an einen Tisch” – mit dem er sich 2016 weigerte, beim BOL mitzuwirken. Komisch war auch, als Praesient Rodrigo Roa Duterte eine Amnestie fuer ihn aussprach – der Rebell hat einige anhaengige Verfahren am Hals – er nach der Verbruederungs-Szene mit Duterte, die im TV zu sehen war, sich eben nicht mit MILF an den Tisch setzte. Im Februar 2017 wurde bekannt, dass er in Jeddah, Saudi Arabien, war, um sich beim OIC (Organization of Islamic Cooperation) Rat fuer die Verhandlungen zu holen, zu welchen Verhandlungen er dann aber nicht erschien.

Nun greift der Leitartikel der “Times” den Vorschlag der OIC auf, “dass die Philippinische Regierung ihre Friedens-Vereinbarungen mit den zwei muslimischen Rebellen-Gruppen in Mindanao unter einem kohaerenten Plan fuer einen dauerhaften Frieden im Sueden synchronisieren moege. Eine Politik die getrennte Wege verfolgt um den Frieden zu schmieden mit der MNLF und der MILF ist ein grober Fehler, wie genuegend bewiesen, als Aufruhr und Konfusion das Plebiszit zum BOL umgaben. Getrennte Abkommen mit beiden Gruppen zu verfolgen bringt nur falsche Hoffnungen auf Frieden ein.

Man kann das nicht damit abtun, dass Saudi Arabien weit weg sei. Die OIC hatte groszen Anteil am Zustande-Kommen der ARMM (Autonomous Region of Muslim Mindanao) 1996. Auf diesem Abkommen, das nicht voll implementiert wurde, reitet Misuari immer noch herum. Er selbst war Gouverneur der ARMM von 1996 bis 2001, als er gegen Gloria Macapagal Arroyo rebellierte und das Hauptquartier der AFP (Armed Forces of the Philippines) in Jolo, Sulu, angriff. Er wollte anstehende Wahlen in ARMM unterlaufen, die ihn aus dem Amt gebracht haetten, weil die ARMM in Korruption und Misswirtschaft versank.

Trotz dieser Vorgeschichte sah Duterte, dass man Misuari bei den Verhandlungen nicht auszen vor lassen kann, weil man sonst den ganzen Stamm der Tausug gegen sich haette. Die sind gegen Bangsamoro, was der fruehere Gouverneur Abdusakur “Sakur” Tan neulich so ausdrueckte: “Das wird in Sulu nicht gedeihen. Wir wollen nicht Teil von Bangsamoro sein. Wir sind Tausug, wir sind Bangsa Sug (Land der Sug [Land der Stroemung]).

Der Rat der OIC klingt da als Wunschdenken, wenn ein “kohaerenter Plan” fuer alle Muslims gefordert wird. Wie Emil Jurado in seiner Kolumne im “Manila Standard” neulich schrieb: “Geschichte, Kultur und Tradition unter Muslims sagen uns, dass zwischen den Maranaos (Haendler) in den Lanao-Provinzen und den Maguindanaos (Bauern) in den Cotabato-Provinzen, die Tausugs, wozu Misuari und seine MNLF gehoeren, niemals mit den Maranaos leben koennen. Fuer die Maranaos und die Maguindanaos sind die Tausugs Piraten.

Bei dieser Gemenge-Lage, den anhaengigen Klagen, die schon beim Obersten gegen BOL eingereicht sind, und dem Widerstreben von Cotabato City – wer will da von Frieden reden? Und noch ist das BOL nicht verwirklicht. Wird sich die MILF entwaffnen lassen, oder kommen die Waffen gegen wen auch immer zum Einsatz?

Es sieht nicht gut aus in “the unrestive South of the Philippines”.

Ein Leser fragt… – …was ich von Umfragen im Vergleich zu Deutschland halte. Mich interessiert die Wirklichkeit viel mehr als die Meinungen dazu. Ich kam 2011 mit einem One-Way-Ticket nach GenSan, meine Grabstelle und Beisetzung auf dem “Monte Cielo” sind bezahlt, Deutschland ist weit weg, und ich bin dabei, mich hier einzuleben. Viel wichtiger sind da Visayan-Kenntnisse, die ich seit 2016 habe schleifen lassen. Da die Sprache des Praesidenten hierzulande stiefmuetterlich behandelt wird – fuer Tagalog gibt’s Lehrbuecher, fuer Visayan nicht – werde ich jeweils einen Satz einer Visayan-Zeitung als “Saysay sa adlaw ~ Satz des Tages” analysieren, um meine Kenntnisse aufzufrischen. Das Folgende ist also fuer Interessenten zum Mitlernen oder Korrigieren, falls ich Falsches verbreite. Leser, die mit Visayan nichts am Hut haben, bitte ich, das als kleine Eigenheit des Autors zu ignorieren.

 



 

Saysay sa adlaw – Ang tanang qualified motorcycle-for-hire drivers makadawat na unya og tag usa ka sakong bugas gikan sa kagamhanan sa Siyudad sa Sugbo. (Quelle: „Banat„)

Ang tanang… (= Ang tanan nga) – Ang der, die, das + tanan alle + nga Verbinder ~ Alle die…

…qualified motorcycle-for-hire drivers… – mit dem Visayan-Englisch-Gemisch bei habalhabal drayber muss man einfach leben ~ …qualifizierten Motorrad-Taxi-Fahrer…

…makadawat na unya… – dawat erhalten, bekommen mit Vorsilbe maka Zukunft, Moeglichkeit, wird/kann bekommen + na nun + unya dann ~ …koennen dann bekommen…

…og tag usa ka sakong bugas… – og tag usa ka ein jeder eins von (tag usa je eins; tag duha je zwei…) + ka Zahl-Verbinder (usa ka lalaki ein Mann; usa ka adlaw eines Tages) – sakong bugas (= sako nga bugas) – sako Sack + nga Verbinder + bugas Reis ~ …je ein Sack Reis…

…gikan sa kagamhanan sa Siyudad sa Sugbo. – gikan sa her von – kagamhanan aus gahom Macht + Vor-Nach-Silben ka…hanan bildet ein Substantiv ka-gahom-hanan, verschleift zu kagamhanan Regierung, Verwaltung – sa Siyudad sa Sugbo von der Stadt von Cebu ~ …von der Verwaltung der Stadt Cebu.

Satz des Tages – Alle qualifizierten Motorrad-Taxi-Fahrer koennen dann je einen Sack Reis von der Stadt-Verwaltung Cebu bekommen. (Es ging da um die Zulassung als Habalhabal-Fahrer.)

 



 

Gemaesz “ManilaTimes”, “ManilaStandard”, “Wikipedia” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Ein Gedanke zu „…aus der philippinischen Presse

  • Detlef Klewitz

    Hallo Heiko , lese Deine Artikel hier mit Begeisterung . Sie gefallen mir sehr gut wie Du hier über die Politik und alles andere schreibst . Lebe auch seit mehreren Jahren auf der Insel Negros Oriental .

    Jeden morgen , beim Kaffee mache ich hier meine Zeitungsschau

    Viele Grüsse aus Dumaguete

    Detlef

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