…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Freitag, den 08. Februar 2019
(zum Bild: Duterte und der Frust)
Dutertes Frust – Gestern um 18 Uhr war eine Vereidigung von neu ernannten Mitarbeitern der Regierung in Malcañang. Praesident Rodrigo Roa Duterte stand vor einem einsamen Mikrofon auf dem Podium und hielt eine Mappe mit der Eidesformel in der Hand. Ich sah die Rede live in “PTV”, und verstand ein Viertel. Ich hab nun das Transkript von “PCOO” vor mir und versteh etwas mehr, aber nicht alles. Deshalb kann ich meist nur verstandene englische Fetzen dieses Englisch/Tagalog-Gemisches wiedergeben, was ich nicht tun sollte, weil da kaum etwas ganz bleibt. Ich mach es trotzdem, vielleicht kommt Dutertes Frust rueber, denn viele Saetze waren ja auch nicht ganz. Anlaeufe etwas zu sagen, was ihm unterwegs im Satz nicht mehr gefiel und er dann einfach gelassen hat.
“Setzt euch erstmal. Wir scheinen nicht sicher zu sein, wie’s hier weitergeht. Setzt euch erstmal. Macht nichts, dieses Ereignis wird ueblicherweise nicht von Reden begleitet. Aber okay, fuer den einen oder anderen Grund wurde ich gebeten ein paar Worte zu sagen. … Das ist nicht fuer euch gedacht. Ich bin mir sicher, dass ihr auf der Hoehe seid. Aber fuer unsere Landsleute … solange nicht Gesetz und Ordnung herrschen und die Korruption in der Regierung nicht aufhoert, auch wenn du einem Praesidenten fuenf aufeinander folgende Amtszeiten gibst, nichts geht…”
Er haelt die Mappe beiseite – “Bitte halt das fuer mich” – seine Assistentin Captain Sofia Loren Deliu kommt und nimmt die Mappe entgegen.
“Ich moechte mit euch gern eine Erfahrung teilen. Letzte Nacht hatten wir diese Kabinetts-Sitzung, die bis in den Morgen ging. Auch wenn es niemandes Fehler war, entdeckte ich sehr spaet, dass es da einige Antraege gab, die bei NEDA [National Economic and Development Authority] seit 25 Jahren haengen. Da war eine Umwandlung, und dafuer brauchten sie zwei Jahre? Wenn es zwei Jahre dauert, dann ist Korruption im Spiel. Immer wieder kommt der Mensch zurueck, immer wieder. Und da gibt es kein Ende, dem Kerl werden die Taschen gepluendert und… Darunter leidet nicht nur der Ruf der Regierung. …”
Ihm gefaellt sein Platz vor dem einsamen Mikrofon nicht, er geht zum Rednerpult daneben.
“Hier kann man sich aufstuetzen. Ich bin muede, ich bin spaet dran, weil ich … ich will nach Haus in Davao. So war ich den ganzen Tag froh und versuchte alles zu erledigen, sodass ich ohne Gepaeck heimgehen kann wegen der Dinge, die noch zu tun waren. Ich muss so minimal um 700 Unterschriften am Tag leisten. … und dann das Rheuma und die Arthritis. Wie auch immer, wenn da ein rotes oder ein schwarzes Band ist, und dann fingen sie an … Ich wollte das in dem Briefing nicht haben, das ist Scheiszdreck. Das geschieht nicht in meiner Zeit. Weshalb soll ich meine Zeit vergeuden und mir das anhoeren, wenn es zwei Praesidenten braucht um das zustande zu bringen? … Also sagte ich Staatsminister Medialdea ‘Uebernimmst du bitte mal. Ich…’ … Dies ist wirklich nichts, sich lange damit zu befassen, weil es das System selbst ist zu erfahren, was eine gescheiterte Regierung ist. Auf die Dauer, wenn die Welt fortschreitet, wo sich alles entwickelt hat und wir unsererseits unseren Wahn einsehen, dann ist es sowieso zu spaet um… Ich weisz nicht, was dann mit der naechsten Generation passiert, wenn die merken, dass wir nur an unsere Taschen gedacht haben. Echt, die kuemmern sich wirklich einen Scheiszdreck darum, wie man die Dinge in diesem Land richtig stellen kan. … Ich hab erzaehlt, dass die Rebellion in Marawi von Drogen angeheizt wurde. Ich hab das wiederholt. Diese Hurensoehne von Menschenrechtlern. Sie geben einen Scheiszdreck auf dieses Land. Erinnert euch, dass der Kampf in Marawi begann, weil ein Haftbefehl zugestellt werden sollte. Es gab keine vorhergehende Attacke auf irgendwen, die was … hatte ueberhaupt nichts von einer Rebellion. Doch es geriet auszer Kontrolle und das war Marawi. Daher verlor ich viele Soldaten und Polizisten. Ich trauere, weil ich der Befehlshaber bin. … Du kaempfst einfach. Doch das Problem ist, wenn du zu zaehlen beginnst, der Blutzoll jeden Tag, und du weiszt, dass du dafuer Geld ausgeben musst. Du weiszt, das sind Menschen, du schickst sie an einen Ort, der heiszt Hoelle, du befiehlst ihnen zu kaempfen und zu sterben, und sie sterben. Dann ist da die NPA [New People’s Army]. Ich werd nicht klar, was sie wollen. Ihre Ideologie jetzt, sie haben eine neue. Da ist … da ist immer Zeit und Gelegenheit ein Beispiel zu geben, was man in diesem Land tun will. Das ist kein Sozialismus mehr, Trotzki. Das ist alles Scheisze. China blueht. Russland hat ein gutes Leben … Was unterhalten wir in diesem Land? Feudalismus. Warum? Wegen der Armut. …”
Ich brech an der Stelle ab. Das mag genuegen fuer einen Eindruck. Er ging aus dieser unertraeglichen Kabinetts-Sitzung, wie er sagte, und unterhielt sich “mit den netten Damen da drauszen”, bevor er wieder hineinging. Doch er wird nichts beschleunigen, wenn er sich mal fuer eine halbe Stunde aus dem Kabinett verabschiedet. Der Haken ist, dass das auch nicht seine Aufgabe ist, dafuer hat er Leute, und er moderiert das. “Ich regiere nicht allein. Im Kongress stimmen sie ab. Genauso, ich – wir kommen zu einem Konsens. Aber es muss eine Aktion des Kabinetts sein. Ich entscheide nicht allein. Glaubt niemals, niemals, dass das ein Produkt von Duterte allein ist. Ich berate. Dafuer haben wir die Kabinetts-Sitzungen. Was sonst sollten wir da diskutieren, wenn nicht das Interesse der Nation?”
Ich sasz wie gelaehmt vor dem Fernseher, und mein gefuehlter Eindruck war hier und da, jetzt hat er die Schnauze voll von dem Scheiszladen und er schmeiszt hin. Hat er nicht gemacht. Er hat die Damen und Herren vereidigt. Ich weisz nicht, welchen Eindruck die neu Ernannten nun haben, worauf sie sich einlieszen, als sie sich entschlossen fuer ihn zu arbeiten. Eine froehliche Einstimmung auf die Position war das gestern nicht. Kein Witz, kein Spaeszchen, die ernsten Worte zu Soldaten, die er in die Hoelle schickt – “du befiehlst ihnen zu kaempfen und zu sterben, und sie sterben” – das gab betroffene Mienen, denn Duterte feuert ja, wenn man nicht mitspielt. Es geht um die Nation, nicht um ihn. Er wird Mitarbeiter entlassen, die nicht spuren. Nur als er erzaehlte, dass er bei der Diskussion um die Land-Verteilung rausging, um sich “mit den netten Damen” zu unterhalten, sah ich ein paar entspannte Gesichter.
Ich frage mich, ob ich diese Rede als Gradmesser fuer den “State of the Nation ~ Feudalismus” oder fuer den “State of the President ~ Frust” nehmen soll. Man weisz, dass Duterte ein Arbeitstier ist, doch das arabische Sprichwort weisz auch, dass es der letzte Strohhalm ist, der dem Kamel den Ruecken bricht.
Bangsamoro – Das Plebiszit zur Zugehoerigkeit zu Bangsamoro hat in Lanao de Norte ein “no” ergeben, in North Cotabato zaehlt man noch. Zwar wollten einzelne Gemeinden zu dieser neuen Einheit gehoeren, aber ihre Region liesz sie nicht ziehen. Man brauchte das “yes” im Ort plus das “yes” in der Region, und das zweite “yes” bekamen sie nicht. Ich weisz nicht, ob dieser Abfrage-Modus nicht boeses Blut schafft: warum fragt ihr uns ueberhaupt, wenn wir dann ja doch nicht duerfen? Besser haette man gar nicht erst gefragt.
Gemaesz “PTV”, “PCOO”, “PhilStar”, “DailyTribune” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.