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…aus der philippinischen Presse

 

PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD

Sonntag, den 03. Februar 2019

(zum Bild: Präsident Rodrigo Duterte befürwortet Freddie Aguilar als nationalistischen Senator)

 

Das kleine Philosophicum – Gegen den Philosophen Peter Slojterdijk hatte ich wegen dessen Martin Heidegger abgeschauten, verquasten Jargons stets ein Vorurteil. Dass Heidegger mit seinem Ahnen und Raunen “der deutsche Nachkriegs-Philosoph” sein sollte, kann nur so erklaert werden, dass niemand den “Sein und Zeit”-Muell verstanden hat, den mein Philosophie-Lehrer Hans Blumenberg in “Ein moegliches Selbstverstaendnis” einmal so charakterisierte: „Der legendaere zweite Teil von ‚Sein und Zeit‘ ist nie geschrieben worden, weil er nicht geschrieben werden durfte. Wer die Zuruestungen für die Expedition in das Zentrum des vom Dasein verstandenen Seins jemals auf sich hat wirken lassen, zittert vor der Banalitaet dessen, was am Ende aller Daseinsanalysen und inmitten des Zauberkreises ‚Zeithorizont‘ zutage gefoerdert werden koennte.“ Doch wer sich flieszend unverstaendlich ausdruecken kann, hat in Deutschland nun mal ein leidensfaehiges Publikum, das ihm das begeistert abkauft. So moderierte Slojterdijk mit Ruediger Safranski im ZDF eine Gespraechsrunde, “Das philosophische Quartett”, in der er mir regelmaeszig durch seine herablassende Art auf den Keks ging.

Oeffentlich geriet er in die Kritik, als er sich gegen die anfaengliche Fluechtlings-Politik Angela Merkels stellte. Die Kritiker hoerten aus seinen Beitraegen – “Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveraenitaetsverzichts der Ueberrollung preisgegeben” und es gebe “keine moralische Pflicht zur Selbstzerstoerung” – nationalistische Untertoene heraus, die ihn in’s rechte politische Abseits stellten. Mir schien das nicht akzeptabel, fuer mich war die EU ein unantastbares Modell. Gemeinsam ist man stark, oder so aehnlich, war ein nur halb-bewusster Grundzug meines Denkens. Das hat sich nach Brexit und Donald Trump gelegt, und ich ersetze das durch die Arbeits-Hypothese, dass es ohne etwas Nationalismus nicht geht. “Arbeits-Hypothese” ist nicht abwertend gemeint. Gemaesz der Philosophie der Geschichten gibt es eh keine Wahrheiten. Jede Meinung ist vorlaeufig und gilt, bis sie selbst wieder verworfen wird.



Was ich damit sagen will, hatte ich unter dem Stichwort “Das Unbehagen” Mitte Januar so formuliert: “Ich hoffe, dass ASEAN es sich verkneift, eine Struktur ueber ihren Staaten werden zu wollen, statt sich zu begnuegen, die Struktur dieser Staaten zu bilden.” Das beinhaltet nichts anderes als das, was fuer Slojterdijk der fuer ein Land unmoegliche Akt des “Souveraenitaetsverzichts” ist. Staaten koennen sich nicht aufgeben. Sie koennen untergehen, okay, aber das ist kein freiwilliger Akt. Sie muessen handlungsfaehig sein und bleiben, das steht in jeder Verfassung, dafuer haben sie das Gewalt-Monopol in ihren Grenzen, und das auch durchzusetzen und sich daran zu halten schwoeren Praesidenten oder Kanzler oder wer auch immer in diese Position gewaehlt wurde.

Hier kommt mir heute die Kolumne von Rigoberto Tiglao in “The Manila Times” zupass, in der er fragt, ob die Religion gute Menschen boese Dinge tun laesst. Vor dem Hintergund nicht nur von Jolo, sondern einer Geschichte der Menschheit, in der die uebelsten Grausamkeiten und Schlaechtereien im Namen dieses oder jenen Gottes begangen wurden, zitiert er den Nobelpreistraeger Stephen Weinberg: “Im gewoehnlichen moralischen Universum tun gute Menschen das Beste, das sie koennen, und die Boesen tun das Schlechteste, das sie koennen, doch wenn du gute Menschen dazu bringen willst boese Dinge zu tun, dann brauchst du Religion.

Ich will auf die Kolumne nicht weiter eingehen, in der Tiglao sich dann ueber Selbstmord-Attentaeter auslaesst, auf die Jungfrauen im Paradies warten – was laut Tiglao ein Uebersetzungs-Fehler ist, es seien Rosinen, die dort fuer sie im Ueberfluss bereit gehalten werden – oder ueber die Kreuzzuege und so weiter. Die Religion hat dabei nun mal die Funktion, in Gottesherrschaften den Herrscher als “gottgewollt” oder “gesalbt” in seiner Position zu rechtfertigen, die eben nicht demokratisch zustande kam.

Das beiszt sich jedoch mit einer Einsicht, die der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seinen “Vorlesungen ueber die Philosophie der Geschichte” so beschrieben hat: “Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusztsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.” Das sollte nicht nur individuell verstanden werden, sondern auch im Rahmen des Staates, der sich zu Handlungsfaehigkeit entwickelt und so auch erhaelt.

Daran scheiterten alle Gelueste zur Weltherrschaft, auch die des IS (Islamic State), der – wie ein Leser der “Philippinen-Nachrichten” schreibt – “nur den Islam als Weltreligion akzeptiert, weshalb man alle anderen ausrotten will.” Die Staaten, die nicht unter der Fuchtel des IS sind, werden das “um’s Verrecken nicht zulassen”, und das ist in dem Fall wirklich woertlich zu verstehen.

Eben deshalb hat Praesident Rodrigo Roa Duterte gegen Abu Sayyaf den “all-out war” angeordnet, und die Kaempfe auf Jolo werden nun heisz, wo bei den Kaempfen mit Hatib Hajan Sawadjaa ein “high-value target” gefallen ist. Die Meldungen von “Bloomberg”, “Reuters” und “Agence France-Press” haben es heute in die “Straits Times” und die “South China Morning Post” gebracht – das ist von weltweitem Interesse.

Und wir sollten den aktuellen Fall nicht allein sehen. Dieselbe Gefahr droht hier auch durch die andere “Ersatz-Religion”, den Kommunismus. Gemeinsames Merkmal dabei ist – und dafuer brauch ich jetzt das Zitat von Weinberg, um “boese Dinge zu tun, brauchst du Religion” – und wie kriegt man die in Koepfe? Durch Schulen, wenn sie als gestandene Religion nicht durch die Familie vermittelt wird. Was die Koranschulen den Islamisten sind, wo sie sich unter dem Menschenrecht der Religions-Freiheit einschleichen koennen, ist Kommunisten hier zum Beispiel die “Salugpungan”, gegen die die IP (Indogenous People), die Lumad sich wehren, weil sie deren Kinder in ihren Schulen zu den Kommunisten locken wollen. Und folgerichtig wehrt Duterte sich gegen diese Tendenz und im Juni 2017, waehrend der Marawi-Krise forderte er daher, das ROTC (Reserve Officers’ Training Corps) fuer College-Studenten obligatorisch zu machen, um Disziplin und Liebe zum Vaterland in der Jugend zu wecken. Armee-Sprecher Padilla ergaenzte das mit Blick auf Marawi und sprach die Jugend direkt an: “Wenn ihr wirklich dem Land helfen wollt, geht zum ROTC, sodass ihr wirklich versteht, was laeuft, und um eure Liebe fuer euer Land zu entwickeln.” Das wird kommen, denn Mehrheits-Fuehrer Fredenil Castro sagte am Donnerstag, das Gesetz 8961 oder der “Reserve Officers Training Corps (ROTC) Act” wird fuer die zweite Lesung moeglichst noch vor der Wahlpause vorbereitet.



Denn das lehrt die Erfahrung, dass Kommunismus sich nur erhaelt, wenn er sich zum Nationalismus wandelt. Die Sowjetunion hat das nicht geschafft, sie ist in Nationen zerfallen. China schafft sich gerade einen neuen Nationalismus, indem sie Minderheiten in seinen Grenzen radikal niedermacht, um ein handlungsfaehiges Ganzes zu werden, dass auch als Weltmacht auftreten kann. Das gilt auch fuer den IS selbst, der ein Plaetzchen fuer sein Sultanat sucht, oder was das mal werden soll. Leider ist alles Land weltweit schon verteilt, und die Besitzer verteidigen es. Und deshalb ist das auch kein Religions-Krieg, sondern ein Krieg von Nationen gegen Fremde, die ihnen ihr Land stehlen wollen. Das Gute daran ist hierzulande, wie Verteidigungs-Minister Delfin Lorenzana das ausdrueckte, dass der Versuch des IS scheitert diesen Konflikt “auf die hoehere Ebene eines Religionskrieges bringen. Doch Katholiken, Christen und sogar Mainstream-Muslime schlucken den Koeder nicht.

Die Bedeutung der Nation ist in Europa unter die Raeder gekommen. Der Brexit koennte ein Anstosz sein, eben nicht “eine Struktur ueber ihren Staaten werden zu wollen, statt sich zu begnuegen, die Struktur dieser Staaten zu bilden.” Doch Angela Merkel scheint in einem politischen Endspurt ihrer Karriere gemeinsam mit Emmanuel Macron die Flucht nach vorn antreten zu wollen, wenn – wie Macron sagte – die beiden EU-Kernlaender “den Weg weisen” muessen. Da gilt das Heinrich Heine-Zitat: “Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

Man wird, nicht nur in Europa und nicht nur aus wahltaktischer Sicht, das Thema “Nationalismus” ueberdenken muessen. Praesident Duterte hat hier vorgelegt, wenn er betont, dass er auf den Erhalt der Nation geschworen hat, und er wehrt sich gegen jede Ideologie, sei sie kirchlich, menschenrechtlich oder geo-politisch, die ihm dabei in die Quere kommt. Er hat Hegel vermutlich nicht gelesen – wer liest den schon? – aber er handelt ganz in diesem Sinne: “Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusztsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.” Und diese Freiheit ist nur auf nationaler Ebene zu erreichen und zu erhalten – meine ich heute.



Gemaesz “Wikipedia”, “ManilaTimes”, “DailyTribune”, “StraitsTimes”, “SCMP”, “Spiegel” u.a.

 

Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.

Die Presseschau von Heiko Eckard wird mit seiner Einwilligung und Erlaubnis in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN & MAGAZIN veröffentlicht.

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