…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonntag, den 06. Januar 2019
(zum Bild: Motor Vehicle User’s Charge )
Ueber das Road Board… – …gerieten Senat und Haus letztes Jahr in Streit, und Praesident Rodrigo Roa Duterte hatte das Gremium als “Milchkuh der Korruption” bezeichnet, das Gelder an Kongress-Mitglieder verteilte fuer Projekte, aus denen die ihre Kickbacks erhielten. Die Gelder kommen aus der MVUC (Motor Vehicle User’s Charge), was immer das auch sein mag, aber es geht um 45 Mrd Peso.
Bei dem Besuch mit seinem Kabinett in den von “Usman” betroffenen Gebieten in Bicol sagte Duterte am Freitag, er werde mit Senats-Praesident Tito Sotto und der Sprecherin des Hauses Gloria Macapagal-Arroyo sprechen, das Road Board abzuschaffen und die Gelder DPWH (Department of Public Works and Highways) fuer Flut-Kontroll-Masznahmen zur Verfuegung zu stellen. Er sagte: “Wir werden zusammenarbeiten, ueberzeugt den Kongress. Sie koennen da wirklich nichts machen. Ich will da echt keine Gelder reinstecken, stellt die sonstwo ein. Ich geb da keinen einzigen Centavo frei. Ich wuerde es nur bedauern. … Ich bin einverstanden, dass Bicol zuerst Flut-Kontroll-Projekte bekommt. Mit dem Geld, dazu verpflichte ich mich, werdet ihr die ersten sein. Wir nehmen uns das Geld einfach. Ich nehm das wirklich. Steckt das woanders rein, dass es einen Nutzen fuer das Volk bekommt.”
Die Schlagzeilen… – …melden heute, dass sich nun alle 6 Verdaechtigen im Mordfall Batocabe gestellt haben, dass ihre Aussagen zueinander passen und sie alle auf den Buergermeister von Daraga Carlwyn Baldo zeigen, der sie fuer die Tat nicht bezahlt habe. Fuer die Polizei ist der Fall damit abgehakt, und fuer mich auch. Es ist nun Sache des Anklaegers, daraus eine hieb- und stichfeste Anklage zu fertigen und vor Gericht zu gehen. Ich warte auf den Prozess.
Ansonsten gibt sich die “Manila Times” christlich- sonntaeglich. Der Leitartikel findet, dass Papst Franziskus Ansehen gewonnen hat mit seiner Kritik am Umgang des amerikanischen Klerus mit den Faellen von sexuellem Missbrauch in deren Reihen. In seiner Kolumne in der “Times” findet Marlen V. Ronquillo, dass die philippinische Kirche Statur gewonnen hat, nachdem sie an Praesident Benigno Aquino nichts zu kritisieren fand, dass das nun anders sei, da Bischof Pablo Virgilio David von Caloocan offen Auswuechse des Drogenkrieges kritisiert. Rigoberto Tiglao diskutiert in der “Times” die christliche Redewendung, dass man nicht vom Brot allein lebt, und Ricardo Saludo geht ebenda der Frage nach: “President Duterte vs God Almighty: Who’s winning?”
Da will ich mich nicht einmischen, sondern ganz alltaeglich bleiben.
Das unsichere Sein – Nach irgendeinem Artikel, den ich nicht wiederfinde, sagte Duterte dem Sinne nach: “Wenn ich den Mund aufmache, kommen Luegen raus.” Im TV bei “One News” sah ich gestern einen Teil eines Gespraechs zu Dutertes Geschichte von der “Vergewaltigung eines Hausmaedchens”, in dem eine Dame erzaehlte, dass Duterte immer so gewesen sei, auch in seiner Zeit als Buergermeister. Er rede ganz ungebremst vor sich hin, wenn das entsprechende Publikum lacht, sei alles in Ordnung. Doch merkt er, dass er zu weit gegangen ist, bricht er ab und entschuldigt sich, dass er das nicht haette sagen duerfen. Wir wissen, dass er im inneren Kreis des Kabinetts sich weiter als “Mayor” versteht und so angeredet wird.
Daraus entnehme ich, dass er sich auch nicht mehr aendern wird, ganz egal wer ihm dazu raten will. So ist er nun mal. Punkt.
Fuer mich zeigt das aber noch etwas. Ich bin kein Psychologe, die dafuer sicher einen Fachausdruck haben, und so kann ich nur auf eigene Erfahrungen zurueckgreifen, was aber zu meinem Motto passt – der Philosoph beginnt bei sich selbst zuerst. Mein Lebenslauf brachte mich in Situationen, in denen ich mich nicht zu Hause fuehlte, und in denen ich dann nachzumachen versuchte, wie andere sich da verhielten. Das klappte nicht, wirkte hoelzern, man nahm Anstosz, und ich liesz das dann und zog mich zurueck. Ein Beispiel hab ich schon mal erzaehlt, ich wiederhol das einfach. Ich war ein recht guter Programmierer, und dann machte mein Chef mich zum Leiter einer Gruppe von Organisatoren. Das war eine Befoerderung, die mich freute, aber das war ueberhaupt nicht mein Ding, wie ich bald feststellte, und ich litt, bis ein neuer Chef ein Einsehen hatte und mich wieder als Programmierer einsetzte. Den frueheren Chef traf ich spaeter beim Jubilaeum eines Kollegen, sprach ihn darauf an und sagte, dass ich doch eine totale Fehlbesetzung war. “Da haben Sie Recht, Herr Eckard”, lachte der, “aber sonst haette ich nur noch schlechtere Loesungen gehabt.”
Auch ein Duterte kommt in Situationen, die er nicht will. So hat er sich auch nicht um das Amt des Praesidenten gerissen, er wurde ziemlich gedraengt. Und der Posten gefaellt ihm mitunter ueberhaupt nicht, aber – im Gegensatz zu mir – hat er keine Rueckfall-Position. Sein Abdanken hiesze Leni Robredo uebernimmt sein Amt, und das will er dem philippinischen Volk ersparen. Er haelt durch und modelt das Amt um, als sei er weiter der “Mayor”. Das beginnt bei seinen Reden, die er mit der Figur einleitet – “ich hab hier eine vorbereitete Rede, zwei Seiten, aber ich will mal…” – und dann ist er bei einem Thema, das ihm am Herzen liegt, das er loswerden muss, wozu er eine Reaktion haben will, und dann redet er so vor sich hin, erzaehlt auch mal einen vom Pferd, und zugleich laeuft er neben sich selbst her und beobachtet sich und das Publikum, “ob man noch beieinander ist”.
Ich will nicht sagen, dass er eine gespaltene Person ist, fuer so ein Urteil waere ich auch gar nicht kompetent, aber wir sehen nie den “wahren Duterte”. Aussagen, dass er in seinen Reden authentisch sei und deshalb beim Volk ankomme, halte ich fuer falsch, auch wenn ich das selbst vielleicht schon mal geschrieben habe. Doch er ist sich “seiner Person nicht sicher” und “probiert sich in seinen Reden aus”. Meist haut das hin oder es faellt nicht auf, denn er hat auch ein Auge darauf, dass er nicht “voellig das Thema verfehlt”. Ein paar Saetze dafuer hat er noch uebrig, und wenn er nur will, kann er sogar richtig staatsmaennisch sein. Doch auch das waere nicht der “wahre Duterte”, selbst wenn ihm da sogar mal die Opposition applaudieren wuerde.
Es ist wie in der Philosophie der Geschichten. Wir vestehen Duterte in dieser oder jener Geschichte, aber an ihn selbst kommen wir nie heran. Der Witz ist, dass es ihm da nicht besser geht. Er ist sich seiner nicht sicher und sucht nach sich selbst.
So ist er leicht zu kritisieren von jenen, die sich selbst noch nie in Frage gestellt haben, und wenn von denen einer meint, dass Duterte doch eine totale Fehlbesetzung sei, dann geb ich ihm Recht – aber sonst haette das philippinische Volk nur noch schlechtere Loesungen gehabt.
Gemaesz “PNA”, “ManilaTimes”, “ManilaBulletin”, “OneNews” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.