…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonntag, den 25. November 2018
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Gedanken zur Groesze – In seinem Buch “Der Ursprung des Bewusstseins aus dem Zusammenbruch der bikameralen Psyche” stellte Julian Jaynes das menschliche Hirn als zwei Haelften dar, deren eine locker vor sich hin brabbelt, waehrend die andere das beobachtet und das Brauchbare herauspickt. Man kann das an sich selbst sehen, wenn es vor dem Wachwerden munter brabbelt, weil die eine Seite schon aktiv ist, aber die andere noch pennt und nicht aufpasst. Wir nennen das “Traeumen”, und wenn das Bewusstsein endlich aufwacht, wird das sofort unterdrueckt – geht aber unbeachtet weiter. Ich sag dann immer, mein Hirn ist selbsttaetig.
Das Buch war ein wichtiger Anstosz fuer mich – wir denken nicht, sondern “es denkt”, und wir fischen uns die Geschichten daraus, die passen, denn – so schreibt Wilhelm Schapp in seiner “Philosophie der Geschichten” – wir verstehen nur Geschichten, und die muessen passen. Passt etwas nicht, dann “kommt Neues in die Welt”.
Ein Beispiel dafuer habe ich schon mal erzaehlt, was so eine Sache ist. Wenn man ueber zwei Jahre fast taeglich zu einem Thema schreibt, dann stellt sich mitunter das Gefuehl ein, dass man alles schon mal geschrieben hat. Wer’s nicht glaubt: mein Blog seit der Wahl 2016 ist vollstaendig auf meiner Webseite “sites.google.com/site/gesichtsbuchheikoeckard” und stets aktuell. Man kann nachschlagen, ob das schon mal da war. Dieter Sokoll und Christoph Heinz Schwab stellen das, mit meiner Erlaubnis, dann taeglich in die “Philippinen Nachrichten”, bzw. auf die facebook-Seiten “Christoph’s Wissenswertes” und “Deutsch-Philippinischer Klub”.
Also, das Beispiel nochmal aufgewaermt: In den USA gab es einen Fall, bei dem Spionage via Computer aufgedeckt wurde, weil bei der Abrechnung der Rechenzeit 2,50 $ nicht zugeordnet werden konnten. Die Spur fuehrte zu einer Gruppe von Hackern in Deutschland, die fuer den KGB arbeiteten. Der Programmierer, der den Fehler aufdeckte, brachte dazu ein schoenes Bild. Er sagte, wenn du nach Hause kommst, und dein Haus liegt in Truemmern, dann sagst du dir “Hurrikan”, zuckst mit den Schultern, und dann baust du dein Haus wieder auf. Wenn du aber nach Hause kommst, und neben der Tuer ist in Huefthoehe ein 2,5 Zoll groszes, kreisrundes Loch, und nichts im Haus fehlt oder ist beschaedigt, dann beginnst du nachzudenken.
Ich wuerde sagen, “dann laeuft Denken an”, und das widerfuhr mir gestern, als ich bei “CNNPhil” den “Newsroom Weekend” sah. Nachdem Praesident Rodrigo Roa Duterte Truppen in Gebiete schickt, in denen sich kuerzlich Faelle von “lawless violence ~ gesetzlose Gewalt” haeuften – zum Beispiel das Sagay Massaker auf Negros – hatte “CNNPhil” nichts Besseres zu tun, als ein Skype-Interview mit “Joma” Sison zu bringen, in welchem der lang und breit hetzen konnte, dass das nur der erste Schritt zur Einfuehrung des Kriegsrechts landesweit in den Philippinen sei, was Duterte immer schon im Sinn gehabt habe. Nun ist, seit Duterte die Gespraeche mit den Kommunisten beendet hat, Sison eigentlich uninteressant. Warum zum Teufel widmet “CNNPhil” dieser Un-Person soviel Sendezeit?
Geschichten muessen passen, aber – wohin passt “CNNPhil” mit ihrer Liebe zu Sison?
Im “Daily Tribune” war gestern eine Kolumne, nach welcher die “todgeweihte Liberale Partei (LP) und die lokalen Kommunisten” sich in ihrer Abneigung gegen den verstorbenen Praesidenten Ferdinand Marcos einig sind, inklusive allem, was sich mit ihm in Verbindung bringen laesst – deshalb die Proteste der beiden, dass Imelda Marcos nicht verhaftet wird.
In der “Manila Times” war am Mittwoch die Kolumne von Rigoberto Tiglao, in der er darstellt, dass das Urteil des Sandiganbayan gegen Imelda Marcos, juristisch auf wackligen Fueszen steht, weil, so Tiglao, ihre Ueberweisung von Geldern auf Schweizer Konten nach damaligem Recht nicht verboten war. Ich hab da keine Ahnung, ich referier das nur, doch wenn das stimmt, gilt die Regel “nulla poena sine lege ~ keine Strafe ohne Gesetz”. Was heiszt: es ist uninteressant, ob das heute verboten ist. Man kann Dinge nicht nachtraeglich unter Strafe stellen – was galt damals? Imelda hat Einspruch eingelegt, und wir werden sehen, wie das ausgeht.
Zwei Tage zuvor hatte Rigoberto Tiglao auch in der “Times” geschrieben, dass man bitte die 89-jaehrige Groszmutter in Frieden lassen solle, sie habe auch Gutes getan. Und dann zaehlte er einige Hospitaeler auf, die Imelda hat bauen lassen, und bei denen “Cory” Aquino nach EDSA nichts Eiligeres zu tun hatte, als die Hospitaeler umzubenennen, damit der urspruengliche Name blosz nicht an die Stifterin erinnert. Mich erinnerte das nun wieder, dass “Cory” auf der anderen Seite sich nicht entbloedete, den damals einsitzenden “Joma” Sison zu entlassen – der war auch gegen Marcos, also musste er ja gut sein. Uebrigens hat der als “Opfer des Kriegsrechts unter Marcos” eine ueppige Entschaedigung bekommen, musste er selbst drueber lachen, aber – Opfer? Der Kerl wollte Marcos stuerzen, deshalb kam das Kriegsrecht, deshalb sasz er, und heute will er Duterte stuerzen und dichtet ihm das landesweite Kriegsrecht an, und deshalb bleibt er lieber in den Niederlanden, weil er hier sonst wieder im Knast saesze.
Wie Tiglao in einer frueheren Kolumne schrieb, ist Duterte der erste Praesident, der wirklich gegen die Kommunisten vorgeht. “Cory” Aquino hat sie aus dem Gefaengnis geholt, und ihr grandioser Sohn “Noynoy” hat sich einfach nicht darum gekuemmert.
Das alles grummelte so im Hinterkopf, oder war es auf der linken Seite? Egal, die Frage ist: wie passt das zusammen?
Der Anstosz kam in einem Interview der “BBC”, in der Doris Kearns Goodwin zu ihrem Buch “Leadership: In Turbulent Times” befragt wurde, in dem sie sich mit vier US-Praesidenten – Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt, Franklin Roosevelt und Lyndon Johnson – beschaeftigt und sich fragt, was deren “Groesze” ausmacht. Das Wichtigste sei, dass die “Stehvermoegen” und den “Mumm” hatten, an ihrer Sache festzuhalten. Merkmale, die Goodwin uebrigens bei Donald Trump nicht erkennen kann, aber – vor dem Fernseher, konnte ich das ganz klar bei dem hiesigen Praesidenten Rodrigo Roa Duterte ausmachen.
Er hat das Zeug zu einem groszen Praesidenten, und haelt an seiner Sache – gegen Drogen und Korruption – fest, auch wenn die ihm einen Antrag zur Amtsenthebung und eine Anzeige beim ICC (International Criminal Court) einbrachte. Aus der Amtsenthebung wurde nichts, weil die Regierung die Mehrheit im Haus hat. Das war aber auch gewollt, denn der Antrag wurde nur gestellt um zu scheitern, womit man einen Grund hatte zum ICC zu rennen. Der wird naemlich erst zustaendig, wenn im Land keine Gerechtigkeit – Suehne fuer die EJKs (Extra Judicial Killings) – zu erwarten ist. Das hatte zur Folge, dass Duterte die Roemischen Vertraege, Basis des ICC, gekuendigt hat. Er laesst sich nicht an’s Bein pissen, von Europaeern gleich gar nicht.
Doch die Opposition ist nun mal da, denn das ist die Kehrseite der “Groesze”: die Opposition definiert sich jeweils dadurch, dass sie gegen den Groszen ist, egal was er tut, egal mit wem man sich dazu gemein macht. So wie sich Liberale und Kommunisten gegen Marcos einig waren, so stehen sie nun gemeinsam gegen den naechsten Groszen, Praesident Duterte, und, einfallslos wie sie sind, werfen sie ihm dasselbe vor, was sie schon Marcos vorgeworfen haben: er sei ein Diktator. So kann man, obwohl sie ideologisch nichts gemein haben, eine Zusammenarbeit von Liberalen und Kommunisten verfolgen, die sich nicht zuletzt darin zeigt, dass “CNNPhil” dem Sison eine Menge Sendezeit zur Verfuegung stellt, um gegen Duterte vom Leder ziehen zu koennen.
Doch, gehen wir den betretenen Weg weiter, und fragen uns, wenn Trump keine “Groesze” besitzt – wer hat sie noch, auszer Duterte?
Xi Jinping haelt bei allem Widerstand des US-Praesidenten an seinem Plan der BRI (Belt & Road Initiative) und dem freien Welthandel fest und laesst sich auch durch Strafzoelle nicht von seiner Sache abbringen. Und er besitzt die Groesze, nach seinem Besuch dem philippinischen Praesidenten, seinem “personal friend” Rodrigo Roa Duterte, in einem Brief zu danken fuer die freundliche Aufnahme, und er stellt fest: “Ich bin auch tief beeindruckt von Deiner Einsicht in die chinesisch-philippinischen Beziehungen und die gegenwaertige internationale Lage, was wieder einmal beweist, dass China und die Philippinen Partner sind auf ihrem gemeinsamen Weg zu Frieden und Weiterentwicklung.”
Sige lang ~ weiter so!
Gemaesz “DailyTribune”, “ManilaTimes”, “BBC”, “PhilStar” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.