…aus der philippinischen Presse
PRESSESCHAU VON HEIKO ECKARD
Sonntag, den 18. November 2018
(zum Bild: Präsident Duterte zu seinen Kraft-Nickerchen)
Man hat die Wahl… – …was man berichten will, und so macht die “Manila Times” einen Leitartikel daraus und raet, man solle ohne “spin ~ Absicht” oder “PR consideration ~ Werbe-Ueberlegungen” von Gipfeltreffen berichten. Gelegenheit dazu gab es bei den Gipfeln in Singapur und Port Moresby, und hier beginnen die Probleme. Natuerlich beschaeftigt sich die nationale Presse jeweils mit ihrem Vertreter und hat damit bereits eine erste Wahl getroffen. Auch ich treffe eine Wahl, und da steht Praesident Rodrigo Roa Duterte an erster Stelle, weil er fuer mich der Muster-Filipino ist – versteh ich ihn, dann weisz ich, wie das Land tickt.
Nun hat Duterte ein paar Sitzungen ausgelassen – warum? Die einen bieten als Grund “power nap ~ Kraft-Nickerchen” wegen Schlafmangel an. Er selbst bemerkt zu dem von ihm ignorierten australischen “informal breakfast” in Singapur – “was werden sie servieren? Kaenguruh?” So einen Witz macht man in vertrauter Umgebung – das war dann spaeter vor der philippinischen Gemeinde in Port Moresby – wenn man dazu nichts sagen will. Warum sollte er auch etwas sagen – “why? what is wrong with my naps?” Wenn einem Fragen zu bloed werden, zieht man sie ins Laecherliche und ist sie los.
Das reicht Journalisten nicht. Sie bringen nicht nur Tatsachen, sondern auch Reaktionen auf dieselben. “Reaktionen” sind immer gut. Da kann man zitieren und so tun, als sei die Reaktion dann wieder eine Nachricht. Um nun “passende Reaktionen” zu bekommen, fragt man am besten die Opposition, zum Beispiel – ganz zufaellig gewaehlt – Senator Antonio Trillanes, und der sagt: “Es kann nur eins von zwei Dingen sein: er ist entweder ernsthaft krank, dass er sein Amt als Praesident nicht laenger ausueben kann; oder er ist schlicht und einfach zu faul und unverantwortlich. So oder so, das ist ein groszes Problem fuer unser Land.” Nun, ein “groszes Problem fuer unser Land” ist eine “echte Nachricht”, die man dem Leser nicht vorenthalten darf, das gibt eine Schlagzeile, die sich verkauft.
Genau – “verkaufen”, da sind wir schon bei “spin” und “PR consideration”. Warum kann es nur eins von zwei Dingen sein? Vielleicht ist die dritte Moeglichkeit eine Allergie auf Kaenguruh-Fleisch – hat man das geprueft, Reaktionen erfragt?
Die naechste Volte des Praesidenten war, dass die Verkuerzung seines Besuches in Port Moresby angekuendigt wurde, und – dann blieb er doch bis zum Ende. Angeblich hat ihn Auszen-Minister Teodoro Locsin zum Bleiben ueberredet und twittert dazu: “Das nachdem ich laut und noergelnd darauf bestand, dass er einen Tag bleibt. EIN TAG, betonte ich.” Duterte nahm aber nicht am Gala-Dinner teil, da schickte er Handels-Minister Ramon Lopez hin.
Soll man da nach Hintergruenden suchen? Laut Minister Lopez hatte Duterte seine Anliegen in einigen Veranstaltungen vorgetragen. Duterte setzt sich fuer MSMEs (Micro, Small and Medium Enterprises) ein, die besser gefoerdert und auf die Digitalisierung vorbereitet werden muessen. Ihm schwebe vor, dass groeszere Nationen sich wie ein groszer Bruder um kleinere kuemmern. Okay – sollte er das beim Gala-Dinner nochmal seiner Tisch-Nachbarin erzaehlen?
“Tisch-Nachbarin” sage ich hier mal ganz nassforsch und ohne sichere Quelle, er ist ja nicht hingegangen, weil Duterte auf den Gipfel-Fotos meist neben der Regierungs-Chefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi zu sehen war – die “Parias” der Menschenrechts-Szene nebeneinander. Ob das was zu bedeuten hat?
Doch warum ist Duterte nun laenger geblieben? Hat er sich ueberreden lassen, oder wollte er sich nur einen Spasz mit den Journalisten machen? Gut, ich lass das jetzt. Man kann sich eine Menge unnuetzer Gedanken machen, wenn sonst nichts los ist. Im Moment ist nichts los, und morgen kommt Chinas Praesident Xi Jinping zu Besuch.
Gemaesz “ManilaTimes”, “PhilStar”, “ABS-CBN” u.a.
Mein Name ist Heiko Eckard. Ich wurde 1946 in Werries – Deutschland – geboren, besuchte das Neusprachliche Gymnasium in Hamm, studierte Philosophie und Mathematik in Münster und arbeitete als Programmierer in München, Nürnberg und Fürth. Nach meiner Pensionierung ging ich 2011 mit meiner Frau Ofelia Villaflores Eckard in ihre Heimat, General Santos City – Philippinen. Auf dieser Seite beschreibe ich, was mir aus der philippinischen Presse ins Auge sticht.
Die Veröffentlichung in den PHILIPPINEN NACHRICHTEN erfolgt mit der Erlaubnis von Heiko Eckhard.